(London) Islamophilie und Islamophobie lassen sich immer schwerer auseinanderhalten. Das scheint auch für den britischen Staatsfunk BBC zu gelten. In Deutschland etwa werden Bürger, die unter der Bezeichnung Pegida friedlich von ihrem grundgesetzlich verankerten Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch machen, als „islamophob“ beschimpft.
Die Gemeinsamkeit von Islamophilie und Archontaphobie
Die Betitelung ist noch eine der harmlosesten, die einigen Politikern, Medienvertretern und Kulturschaffenden zum Thema über die Lippen kommt. Bei den Verfechtern von demokratischer Gesinnung, couragiertem Engagement und politischer Erziehung zum mündigen Bürger ist es mit den eigenen Zielen zuweilen nicht allzuweit her, jedenfalls sobald die Bürger unten es wagen, etwas anderes zu sagen, als jenen oben gerade paßt. Und wagt ein katholischer Pfarrer, über Pegida zu reden, ohne gleich Mülltonnen linker Moralinsauce darüber auszuschütten, wird ihm vom zuständigen Bischof ein Predigtverbot erteilt. Warum tut ein Bischof so etwas? Es kann weder Islamophilie noch Islamophobie sein. Was dann? Sollte es sich etwa um eine Form von Archontaphobie, einer Angst vor den Herrschenden handeln? Bei dem Stichwort kommen einem die vielen von oben verordneten islam-verstehenden Aktionen in den Sinn. Eine Wechselwirkung zwischen den Archontaphoben und den Islamophilen scheint auf der Hand zu liegen. Das Beispiel des Bischofs ist nur eines von vielen.
An islamophilen Regungen durch Medien, Staat und den meist staatlich alimentierten und medial geförderten Teil der Kulturschaffenden fehlt es hingegen ja nicht. Sie alle präsentieren sich als „Islamversteher“ und werben offiziell um „Respekt“. Wobei unübersehbar ist, daß es dabei gar nicht so sehr um den Islam geht, sondern um einen innerpolitischen Kampf um Deutungshoheit und Themenführerschaft.
Vorauseilende Unterwürfigkeit eine Form der Islamophobie
Was aber heißt Islamophobie eigentlich? Wörtlich bedeutet es Angst vor dem Islam. Pegida warnt vor einer Islamisierung. Das scheint doch etwas anderes zu sein. Islamophob erscheint vielmehr der vorauseilende Kniefall vor dem Islam, wie er vielfältig vorexerziert wird, etwa wenn in Kindergärten christliches Brauchtum und christliche Feste still entsorgt werden; wenn aus den Mensen Schweinefleisch und aus Kinder- und Schulbücher gleich das ganze Schwein gestrichen wird; wenn über die Auswirkungen der Islamisierung nicht geredet wird und nicht geredet werden darf; wenn die Islamisierung selbst geleugnet wird, obwohl sie jede Statistik Jahr für Jahr schwarz auf weiß bestätigt. Das alles und noch viel mehr natürlich aus reinem „Respekt“. Islamisierung bedeutet zunächst einmal, daß der Islam in einem Land objektiv zunimmt. Das ist zwar ein unleugbares Factum und dennoch finden sich zuhauf professionelle Zeitgenossen, die empört und eifernd Widerspruch anmelden. Hinzu kommt der von den Professionellen aufgewiegelte Ottonormalverbraucher von nebenan.
BBC Arabic: Begriff Terroristen „zu überladen“
Einen solchen Fall echter Islamophobie gab es jüngst in Großbritannien. Dort meinte der Chefredakteur von BBC Arabic Tarik Kafala, der Begriff Terroristen sei „zu überladen“. Die Attentäter auf die Redaktion des linksradikalen Satireblattes Charlie Hebdo solle man daher nicht „Terroristen“ nennen, sondern besser sagen: „zwei Männer, die zwölf Menschen bei einem Angriff auf eine Wochenzeitung getötet haben“.
Der Begriff „Terroristen“ soll im Zusammenhang mit dem blutigen Attentat von Paris nicht gebraucht werden. Das meint nicht irgendwer, sondern ein Chefredakteur des britischen Staatsfunks BBC. BBC Arabic ist der größte Zweig der BBC nach dem englischsprachigen Programm. Rund 36 Millionen Zuseher und Zuhörer soll das arabische Fernseh‑, Radio- und Internetprogramm der BBC jede Woche im Nahen Osten haben.
In einem vor drei Tagen von der Tageszeitung The Independent veröffentlichten Interview erklärte der BBC-Chefredakteur: „Wir versuchen es zu vermeiden, irgendeinen Menschen oder irgendeine Aktion als terroristisch zu bezeichnen.“ Der britische Journalist libanesischer Herkunft ist von seiner Sache wirklich überzeugt: „Terrorismus ist ein so aufgeladenes Wort. Die Vereinten Nationen haben sich mehr als ein Jahrzehnt angestrengt, diesen Begriff zu definieren und es ist ihnen nicht gelungen. Es ist sehr schwer. Wir wissen, was politische Gewalt ist, wir wissen, was Mord ist, Bombardierungen und Schießereien. Und wir beschreiben sie. Das ist alles viel aussagekräftiger, glauben wir, als ein Wort wie Terrorist, das den Menschen zu überladen erscheinen würde.“
BBC Leitlinien: „Bombenleger“ statt „Terrorist“
The Independent schrieb dazu, daß die Worte von Kafala viele Leser erstaunen könnten, daß sie aber im Großen und Ganzen den internen Leitlinien der gesamten BBC entsprechen. In den Leitlinien wird zwar gesagt, daß das Wort „Terroristen“ nicht verboten sei, aber der Nicht-Gebrauch „empfohlen“ wird. Im Handbuch für den perfekten BBC-Sprecher wird ausdrücklich empfohlen, das Wort „Terrorist“ etwa durch „Bombenleger“, „Aggressor“, „Bandit“, „Entführer“ oder „Militanter“ zu ersetzen. Wo genau verläuft hier die Grenze zwischen Islamophilie und echter Islamophobie, jener Angst vor dem Islam die zu vorauseilender Unterwürfigkeit führt?
Text: Andreas Becker
Bild: Tempi