(Rom) Die Kardinäle Walter Kasper und Francesco Coccopalmerio sind sich sicher: Bei der Bischofsynode 2015 über die Familie werde ein „breiter Konsens“ gefunden.
Die beiden Kardinäle nahmen gestern an einer Veranstaltung mit dem Titel: „Mit Papst Franziskus auf dem synodalen Weg über die Familie. Ein Prüfstein für das Reform-Pontifikat“. Eine Veranstaltung, bei der die „Reformer“ unter sich waren. Für den deutschen Kardinal ist Papst Franziskus ein „intelligenter Konservativer“. Eingeladen hatte das Coenaculum Freunde von Franziskus (Cenacolo Amici di Francesco), das erstmals an die Öffentlichkeit trat. Das Treffen fand im katholischen Zentrum Ökumenisches Rußland (Centro Russia Ecumenica) in Rom statt.
Die ordentliche Bischofssynode über die Familie, die im Oktober 2015 nach der außerordentlichen Synode vom vergangenen Oktober stattfinden wird, werde einen breiten Konsens „zu allen Punkten“ bringen. Davon ist der deutsche Kardinal Walter Kasper überzeugt, das Sprachrohr der Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion. Gleicher Ansicht ist auch der italienische Kardinal Francesco Coccopalmerio, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. Der Bewunderer des verstorbenen Kardinals Carlo Maria Martini und der deutsche Theologe kennen sich gut. Coccopalmerio ist seit 2007 Mitglied des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen.
Papst Franziskus ein „intelligenter Konservativer“ – Das Evangelium ein „Prozeß“
Bei der Tagung zogen beide Kardinäle auch persönliche Bilanz über die Synode, an der beide teilnahmen. Kardinal Coccopalmerio von Amts wegen, Kardinal Kasper auf persönliche Ernennung durch Papst Franziskus.
„Wie kann man Papst Franziskus beschreiben?“ fragte Kardinal Kasper in seiner Rede. „Ich würde sagen, daß die eines intelligenten Konservativen eine gute Beschreibung für ihn ist. Konservative waren übrigens auch Paul VI. und Johannes XXIII., aber intelligent, weil er weiß, daß das Evangelium nicht wie ein kostbarer Gegenstand hinter einer Glasvitrine eines Museums ist, sondern von Generation zu Generation weitergegeben werden muß, es ist ein Prozeß.“
Benedikt XVI. und seine „weniger intelligenten Anhänger“
Kardinal Kasper nützte die Gelegenheit vor gleichgesinntem Publikum gegen seine Gegenspielern einen Seitenhieb auszuteilen. Benedikt XVI., so der deutsche Theologe, sei schon auch „offen gewesen“, jedenfalls „etwas mehr als seine etwas weniger intelligenten Anhänger“.
Kasper zeigte sich sehr zufrieden über die wirklich „freie“ Diskussion bei der Synode. „Das ist nicht zum Nachteil der Kirche, die keine totalitäre Institution ist. Ich bin mir sicher, daß wir am Ende einen breiten Konsens haben werden“. Worin dieser „breite Konsens“ bestehen werde, sagte der Kardinal, selbst Partei in der Frage, zwischen Zeilen deutlich.
Im Kreis der „Freunde von Franziskus“ wurde auch die „große Rede“ von Papst Franziskus an die marxistisch orientieren „Volksbewegungen“ besprochen, die „ganz außergewöhnliche Wege öffne“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL