(Wien) Zuletzt war es ziemlich still um sie geworden. Der Schein trog. Nun ist die bereits vor zwölf Jahren exkommunizierte Österreicherin Christine Mayr-Lumetzberger, selbsternannte „Priesterin“ und – wenn schon denn schon – „Bischöfin“ wieder in die Medien geraten. Den Skandal enthüllte der britische Daily Telegraph, der auch einen dunklen Schatten auf den österreichischen Episkopat und das älteste Benediktinerkloster Österreichs wirft.
Wie der Daily Telegraph berichtet, soll Mayr-Lumetzberger, obwohl exkommunziert, regelmäßig alle vierzehn Tage an liturgischen Zeremonien im Benediktinerstift Kremsmünster in Oberöersterreich, Diözese Linz teilnehmen. Die Bischöfe, weder der Ortsbischof noch die Bischofskonferenz, haben bisher keinerlei Maßnahmen dagegen ergriffen. Die Ordenskongregation in Rom weiß nichts von den Spektakeln?
Mayr-Lumetzberger „zelebriert“ alle zwei Wochen im Stift Kremsmünster?
Der Skandal vollzieht sich in Österreich und der Ortsbischof, wie es scheint, hat nichts dazu zu sagen? Die Nachricht mußte über England bekanntwerden, um genau zu sein, durch den Daily Telegraph. Ein Journalist der britischen Zeitung suchte Mayr-Lumetzberger auf, die ihm entsprechende Fotos zeigte, wie sie Seite an Seite mit katholischen Priestern in Österreichs Kirchen „Gottesdienste“ zelebriert und Sakramente spendet. Oder ein Bild, das sie (in priesterlichem Gewand?) neben einem Benediktiner aus Kremsmünster zeigt. Anlaß war die Begräbnis für einen anderen Mönch des Klosters. Alles nur haltlose Angeberei?
Die Klosteroberen, der seit 2007 amtierende Abt Ambros Ebhart und der seit 2013 amtierende Prior Pater Maximilian Bergmayr gaben sich überrascht nach dem Erscheinen des Daily Telegraph und erklären, nichts von alledem zu wissen.
2009 hatte Abt Ebhart erklären lassen, daß Mayr-Lumetzberger auf Wunsch der Familie einer aus der Kirche ausgetretenen Verstorbenen, an deren Begräbnis teilgenommen habe, aber weder „konzelebriert“ noch die Kommunion erhalten hab. Das war 2009. Und nun?
Das Versagen von Bischöfen und Priestern
2002 ließ sich Mayr-Lumetzberger mit sechs anderen Katholikinnen zu „Priesterinnen“ weihen. Ein Akt des feministischen Ungehorsams, mit dem sie der Kirche ihren Willen aufzwingen wollten. Damit verfielen alle Beteiligten der Exkommunikation, Mayr-Lumetzberger offiziell seit dem 22. August 2002. Im Daily Telegraph verwirrt sich Mayr-Lumetzberger mit der Aussage: „Seit ich Kind war, fühle ich mich von Gott zum Priestertum berufen und ich wollte Priester werden, bevor ich sterbe. Das wäre unmöglich gewesen, wenn ich gewartet hätte, daß die männlichen Priester das entscheiden.“ Die selbsternannte „Bischöfin“ gehörte in jüngeren Jahren für einige Zeit einem Benediktinerinnenorden an.
Erst einmal zur Priesterin „geweiht“, wollte Mayr-Lumetzberger jedoch mehr und ließ sich auch zur Bischöfin „weihen“. Zumindest behauptet sie das. Wie zweifelhaft Mayr-Lumetzberger ihre eigene „Weihe“ halten muß, geht aus der Aussage hervor, sie habe sich gleich von „mehr als einem Bischof“ weihen lassen. Ihre kryptische Anspielung ist so formuliert, daß man herauslesen könnte, es hätten sie nicht nur irgendwelche obskure, selbsternannte „Bischöfe“ außerhalb der apostolischen Sukzession geweiht, sondern geheim auch richtige Bischöfe der Katholischen Kirche. „Es war deren Idee, nicht meine“. Namen dieser angeblichen Bischöfe nennt sie aber keine. Angeblich um diese vor Sanktionen durch Rom zu schützen.
Der Linzer Kirchensumpf und die „Frau Bischöfin“
Nur am Rande sei erwähnt, daß die Diözese Linz angeblich ihre „Ausbildung“ zum Priestertum finanziert haben soll. Die „Priesterinnenweihe“ Mayr-Lumetzbergers fand während der Amtszeit des heutigen Alt-Bischofs Maximilian Aichern von Linz statt, der 2002 scharfe Kritik an der „Weihe“ übte. Die Bischöfe Küng (damals Feldkirch) und Laun (Salzburg) sprachen von einem „Verbrechen“.
Christine Mayr-Lumetzberger hingegen erklärte dem Daily Telegraph, daß die „meisten katholischen Priester in Österreich sehr freundlich“ zu ihr seien und sie als „Frau Bischöfin“ ansprechen würden. Größenwahn?
Fotos von „Bischöfin“ Mayr-Lumetzberger in liturgischen Gewändern
Dem britischen Journalisten legte sie zahlreiche Fotos vor, die sie in liturgischen Bischofsgewändern zeigen wie sie Taufen spendet, Ehen schließt und Begräbnisse zelebriert und das alles in katholischen Kirchen verstreut über ganz Österreich. So wie ihre „Weihen“ ungültig sind, sind laut Kirchenrecht auch sämtliche Handlungen von ihr ungültig. Ihre „Zelebrationen“ sind damit bestenfalls bedeutungslose Schauspiel und Selbstdarstellung. Wenn sie Gültigkeit vorgaukeln, handelt es sich sogar um Betrug.
In den vergangenen zehn Jahren habe Mayr-Lumetzberger alle zwei Wochen im liturgischen Gewand am Altar des ältesten Benediktinerklosters Österreichs gestanden, wie sie dem Journalisten erzählte. In Kremsmünster habe sie zelebriert und konzelebriert. Und Abt und Bischof schauten weg?
Wird Ordenskongregation eingreifen?
Der Daily Telegraph hat den Skandal enthüllt. Ein Eingreifen der Ordenskongregation in Sachen Kremsmünster wird erwartet. Kardinalpräfekt Braz de Aviz, der knallhart gegen den kirchentreuen Orden der Franziskaner der Immakulata vorgeht, kann kaum wegschauen, sollten sich die Behauptungen bestätigen, wenn ein Kloster wie Kremsmünster in solch skandalösem Ausmaß die Sakramente, vom Weihesakrament über das heiligste Altarsakrament mit Füßen tritt und erschütternden Betrug am gläubigen Volk übt.
Gleiches gilt bezüglich anderer Beteiligter, Priester und Orden, die Mayr-Lumetzberger Kirchen zur Verfügung stellten, um das Ehe- und Taufsakrament nachzuäffen und andere „Sakramentenspendungen“, die wertlos, da ungültig sind.
Wird Rom auch klären, welche Verantwortung die Bischöfe trifft, die einem Scheinfrieden huldigend, in ihren Diözesen und Pfarreien kaum faßbare liturgische Skandale und von der kirchlichen Lehre abweichende Haltung dulden, so daß sich das Erscheinungsbild der Kirche immer mehr in eine heillose Verwirrung verstrickt?
Text: Martha Weinzl
Bild: Virtuelle Diözese/Daily Telegraph (Screenshot)/La Stampa