(Bamberg) Stefan Hartmann (59), katholischer Priester und Pfarrer von Oberhaid in Oberfranken (Erzbistum Bamberg) will vom Zölibat „befreit“ werden. Gestern veröffentlichte er auf seiner Facebook-Seite einen Brief, den er an Papst Franziskus geschickt hat.
„Voreiliges“ Zölibatsversprechen gegeben
Darin teilt der Pfarrer dem katholischen Kirchenoberhaupt mit, daß er 1981 sein Versprechen zu Ehelosigkeit „voreilig“ gegeben habe. Der Zölibat entspreche nicht seiner „Konstitution“. Nach „längerer Prüfung“ seines Gewissens und in Anbetracht seiner „persönlichen Situation“ sowie „im Bewußtsein“ seiner „Schwäche“ und seiner „Fehler“, stelle er den Antrag zur Entbindung vom Zölibat unter Beibehaltung seines Priestertums. Im vergangenen Januar hatte Hartmann ganz auf der „Höhe der Zeit“ mittels Fernsehen ganz Deutschland bekanntgegeben, eine Tochter zu haben. 1982 wurde er zum Priester geweiht.
Verhältnis mit Gemeindereferentin
Dann habe er eine Beziehung mit seiner Gemeindereferentin angefangen. Von „Liebe“ spricht er nie, wie selbst einer Zeit-Redakteurin (Christ&Welt) auffiel.
Obligatorisch bekam er „viel Lob für seine Ehrlichkeit, aus der Gemeinde und von der Facebook-Community“, wußte Die Zeit zu berichten und stellt ehrlich und unehrlich auf den Kopf. Hartmann gehört zur Sorte der Hardliner. Aus seinem Handeln zieht er nicht die nötigen Konsequenzen und läßt sich laisieren. Zum Beispiel, um sich um seine Tochter zu kümmern. Andere laisierte Priester wurden zu externen Kirchengegner. Hartmann will gleich drinnenbleiben und die Kirche nach seiner Schwäche umbauen. Der Applaus der Medien ist ihm gewiß.
Nonsense „freiwilliger“ Zölibat
Der Pfarrer bricht das Zölibatsversprechen, führt ein Doppelleben, zieht nicht die angemessenen Konsequenzen, sondern will uneinsichtig nicht nur eine Sonderregelung für sich, sondern gleich die ganze kirchliche Ordnung seiner „Schwäche“ anpassen. Denn der Zölibat ist für Hartmann nur ein „Anachronismus“, der abgeschafft gehört. Er spricht großzügig davon, den Zölibat nicht abschaffen zu wollen, sondern von der Einführung eines „freiwilligen“ Zölibats, was freilich ziemlicher nonsense ist. Damit würde für Priester die Ehe zu einem Standard erhoben, dem sich der entzieht, der eben zölibatär leben möchte. Doch zur Ehe wird bekanntlich von der Katholischen Kirche niemand gezwungen. Gott habe die Liebe geschenkt, „nicht den Zölibat“ bringen Zölibatsgegner ihren Angriff auf die Verfassung der Kirche auf einen ziemlich primitiven Nenner. Daß Jesus ausgerechnet die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen als besonderen Akt der Liebe fordert, wird tunlichst unterschlagen.
Jesus fügte hinzu, weil er die Menschen kannte, auch die des 21. Jahrhunderts: „Wer es fassen kann, der fasse es.“ Heute drängeln sich alle möglichen Leute in der Zölibatsdebatte vor, die davon gar nicht betroffen sind. Würden sie schweigen, wäre bereits viel an Diskussionsqualität gewonnen. Das Priestertum und das Ordensleben sind freiwillige Akte, die nur jene setzen sollen, die berufen sind. Und zu dieser Berufung gehören Ehelosigkeit und Keuschheit. Alles andere wäre eine Form des Betrugs, an sich selbst, an Gott und an den Menschen.
Die betroffene Erzdiözese Bamberg schweigt. Sie sieht keinen Handlungsbedarf, denn Pfarrer Hartmann habe ja nur einmal vor 24 Jahren einen Seitensprung gemacht. Hartmann selbst weiß es wohl besser, wenn er den Papst heute, aufgrund seiner „Schwäche“ und seiner „Konstitution“ um Entbindung vom Keuschheitsversprechen bittet. Charakterstärke sieht anders aus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: BR (Screenshot)