(Bonn) Die in Münster tagende Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wählte Reinhard Kardinal Marx, den Erzbischof von München-Freising erwartungsgemäß zu ihrem neuen Vorsitzenden. Kardinal Marx, dem Machtbewußtsein nachgesagt wird, ist damit tatsächlich der derzeit einflußreichste Kirchenvertreter Europas geworden. Die Amtszeit des DBK-Vorsitzenden beträgt sechs Jahre.
Die Erzbischöfe von München-Freising und Köln sind traditionell Anwärter auf den Vorsitz in der DBK. Ausnahmen, wie die Ernennungen von Karl Kardinal Lehmann (Mainz) und Robert Zollitsch (Freiburg) waren Ausdruck vielschichtiger interner Konflikte zwischen den Bischöfen, aber auch mit Rom. Der Erzbischofssitz von Köln ist derzeit vakant, weshalb die größte deutsche Diözese bei der Wahl keinen Einfluß geltend machen konnte.
Kardinal Marx ist bereits Vorsitzender der Europäischen Bischofskonferenzen (COMECE) und als Vertreter Europas Mitglied des von Papst Franziskus eingesetzten achtköpfigen Kardinalsrat zu seiner Beratung. Durch die Wahl zum DBK-Vorsitzenden ist Kardinal Marx endgültig zum einflußreichsten Kirchenvertreter Europas geworden.
Im Konflikt um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion stellte sich Kardinal Marx im vergangenen Herbst öffentlich gegen den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Müller hatte die Freiburger Handreiche zur Familienpastoral kritisiert und die kirchliche Lehre zum Ehesakrament in Erinnerung gerufen. Kardinal Marx wertete Müllers Stellungnahme als Versuch, „die Diskussion zu beenden“ und lehnte dies ab.
Erzbischof Marx wurde im vierten Wahlgang mit „hauchdünner Mehrheit“ (FAZ) gewählt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider