(Paris) Die Stiftung Jerome Lejeune schlägt Alarm: In Frankreich soll Abtreibung mit allen Folgen zu einem „Recht“ gemacht werden.
Die nach dem bekannten Genetiker und Lebensrechtler Jerome Lejeune benannte Stiftung analysierte die Anträge, die ab 20. Januar im französischen Parlament im Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Gleichstellunggesetzes zwischen Mann und Frau diskutiert werden.
Bereits am vergangenen 17. September hatte der französischen Senat für eine erweiterte Definition der „Straftat der Abtreibungsbehinderung“ gestimmt. Seither sind alle Schwangerenberatungsstellen, einschließlich der entsprechenden Internetseiten gezwungen, über die „Möglichkeit der Schwangerschaftsunterbrechung“ zu informieren. Der Nationalversammlung liegen noch weitergehende Anträge vor.
Darunter auch eine Änderung des geltenden Abtreibungsgesetzes mit dem Ziel, aus „einer Ausnahme ein Recht“ zu haben, so die Stiftung Jerome Lejeune. Die Tötung ungeborener Kinder werde damit nicht nur zu einem rechtmäßigen Akt wie zahlreiche andere auch, sondern zu einem Rechtsanspruch, dem sich zu widersetzen, zur Straftat wird.
Ein anderer Antrag zielt auf die Änderung der geltenden Bestimmungen für das öffentliche Gesundheitswesen. Wo es bisher heißt, daß „allen schwangeren Frauen, die aufgrund ihres Zustandes leiden“, die Abtreibung erlaubt ist, soll es künftig heißen: „allen schwangeren Frauen, die keine Schwangerschaft wollen“ ist die Abtreibung erlaubt.
„Reproduktive Gesundheit“
Ein weiterer Antrag fordert die Überschrift des zweiten Kapitels des Gesetzes über das öffentliche Gesundheitswesen zu ändern, weil er „veraltet und unangemessen“ sei. Die geltende Überschrift „Gesundheit der Familie, der Mutter und des Kindes“ soll ersetzt werden durch „Reproduktive Gesundheit, Frauenrechte und Schutz der Gesundheit des Kindes“. Der „Schutz“ für die „Gesundheit des Kindes“ gilt allerdings nur für jene Kinder, die nicht vorher durch Abtreibung getötet wurden.
Die Stiftung Jerome Lejeune beklagt das völlige Fehlen einer „öffentlichen Debatte angesichts so tiefgreifender Veränderungen des Abtreibungsgesetzes“ und fordert die verantwortlichen Politiker auf, die Abtreibung als das zu sehen, was sie ist, „ob es gefällt oder nicht“, nämlich „die Tötung eines menschlichen Wesens bevor es geboren wird“.
Auf Estrela folgt Hollande
Das Europäische Parlament lehnte am 10. Dezember den sogenannten Estrela-Bericht ab, der die Abtreibung als “Menschenrecht“ definieren wollte. Dafür springt nun in Frankreich die sozialistische Regierung von Francois Hollande ein. Vor allem die Ministerin für die Gleichberechtigung der Frau und gleichzeitig Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem tritt als radikale Abtreibungsbefürworterin auf (zur aus Marokko stammenden Ministerin Najat Vallaud-Balkacem siehe eigenen Bericht). Sie scheint den Kampf bereits gewonnen zu haben, „die Abtreibung ein bißchen mehr zu einem Recht wie alle anderen zu machen“.
Zuerst richtete sie eine offizielle Regierungsseite im Internet ein, um „für den Schwangerschaftsabbruch zu werben“, dann forderte sie vom Haut Conseil à l’égalité entre les femmes et les hommes ein Gutachten. Der Gleichstellungsrat war erst im Januar 2013 von Hollande als Beratungsgremium geschaffen und mit ideologisch nahestehenden Personen besetzt worden. Die Antwort des Haut Conseil lautete, daß das Recht auf Gewissensverweigerung für Ärzte und Gesundheitspersonal abzuschaffen sei und „die Abtreibung zu einem wirklichen Recht der Frau“ gemacht werden solle. Gesagt, getan. Die entsprechenden Anträge wurden bereits eingebracht und es scheint wenig wahrscheinlich, daß die sozialistische Parlamentsmehrheit ab 20. Januar gegen die Parteilinie entscheiden wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: DBoch