(Rom) Das häßliche Gesicht des Hasses wurde rund um den Tod und die Beisetzung Erich Priebkes sichtbar. Rache und Haß soweit zu treiben, dem Feind ein Grab zu verweigern, bedeutet nicht, die Opfer dieses Feindes zu ehren. Erst recht nicht hat es etwas mit Gerechtigkeit zu tun.
Die Bilder mit Fußtritten und Faustschlägen gegen den Sarg mit dem Leichnam Priebkes, der angespuckt wurde, sind einfach nur abstoßend. Sie zeigen die Fratze einer Welt ohne Erbarmen und Vergebung. Eine Welt ohne Christus und ohne Christentum. Daß dieses häßliche Gesicht rund um eine der wichtigsten christlichen Handlungen, einer Beerdigung auftauchte, scheint daher kein Zufall zu sein. Vor dem Aufmarsch rechtsextremer Gruppen, die die Beisetzung Priebkes vielleicht ausnützen könnten, wollte man „das Andenken der Opfer, die Angehörigen der Opfer“ und die antifaschistische Gesellschaft bewahren. Gekommen sind statt dessen gewalttätige Linksextremisten und der ewige Mob, der noch zu jeder Zeit nach der Kreuzigung verlangte.
„Moralisierende Hochform“ der Medien
Zahlreiche Journalisten liefen zu moralisierender Hochform auf, konnte doch noch einmal, bald 70 Jahre nach Kriegsende, der Nationalsozialismus besiegt werden. Zumindest in ihren Köpfen. Die Gelegenheiten sind rar geworden. Priebke mußte 100 Jahre alt werden, um der linken Schickeria noch einmal diesen besonderen Kick zu verschaffen.
Der Spiegel und der ORF empörten sich über die Piusbruderschaft, die sich bereit erklärte, für Priebke die Totenmesse zu lesen. Damit habe sich, so der österreichische Staatsfunk und das Hamburger Wochenmagazin, nur die ohnehin bekannte Affinität zwischen Piusbruderschaft und Rechtsextremismus bestätigt. Daß die Piusbruderschaft Priebke nur deshalb beisetzen mußte, weil der zuständige Pfarrer durch Weisung von oben (vom Papst als Bischof von Rom selbst?) seiner Pflicht nicht nachgekommen ist beziehungsweise nicht nachkommen durfte, wurde dabei einfach unterschlagen.
Bemerkenswert ist das Phänomen, daß der moralische Impetus mit zeitlicher Entfernung zu den Ereignissen und Generationenwechsel zu persönlich Unbetroffenen an Radikalität gewinnt. Als Kappler, der Kommandant der Geiselerschießungen von 1944 1978 starb, konnte er in aller Ruhe und öffentlich begraben werden. Nun, da ein Untergebener gestorben ist, ist das 2013 nicht mehr möglich. Die krakelenden und spuckenden Demonstranten und die Gewalttäter in Albano Laziale sind erst nach 1945 geboren. 2013 stilisierten Medien und irgendwelche politischen Rabauken sogar eine Beerdigung zum „Kampf gegen rechts“. Sophokles Antigone befaßte sich bereits 500 Jahre vor Christus mit der moralischen Frage, jemandem das Grab zu verweigern.
Zivilisierte Gesellschaft verweigert Totem Beisetzung: Wie konnte es dazu kommen?
Die Frage ist nicht, wie kann es eine katholische Beisetzung für jemanden wie Erich Priebke geben. Die Frage muß lauten: Wie konnte es geschehen, daß eine zivilisierte Gesellschaft, daß deren Behörden, Intellektuellen und Medien die Rechtmäßigkeit der Beisetzung eines Menschen in Frage stellen? Wahrlich keine Leistung, vielmehr pietätlos. Wie pietätvoll ist dagegen die katholische Kirche, die um die Dramatik im Augenblick des Todes weiß und diesen begleitet. Zumindest dann, wenn sie sich aus politischer Korrektheit nicht selbst daran hindert.
Eine österreichische katholische Internetseite verstieg sich wegen der Totenmesse für Priebke zum maßlosen Titel „Der Amoklauf der Piusbruderschaft“. So wie der Haß Grenzen haben sollte, sollten auch katholische Kniefälle Grenzen haben. Das Gegenteil eines Amoklaufes ist der Fall, wie die offfizielle Erklärung der Piusbruderschaft zeigt: „Ein Christ, der getauft wurde und der die Sakramente der Beichte und der Eucharistie empfangen hat, hat was auch immer seine Schuld und seine Sünden sein mögen, sofern er mit Gott und der Kirche versöhnt stirbt, ein Recht auf die Zelebration einer Heiligen Messe und die Beisetzung. Mit dieser Erklärung erneuern wir unsere Ablehnung jeglicher Form von Antisemitismus oder Rassenhaß, aber auch aller anderen Formen von Haß. Die katholische Religion ist die der Barmherzigkeit und der Vergebung.“
Wo Diözese versagt hat, haben die Piusbrüder ihre priesterliche Aufgabe erfüllt
Den Piusbrüdern gebührt Hochachtung, daß zumindest sie ihrer priesterlichen Pflicht nachgekommen sind und getan haben, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Die Piusbruderschaft wußte, daß sie ihre Bereitschaft nur neuer Kritik aussetzen würde. Es wäre sicher klüger und eigennütziger gewesen, darauf zu verzichten. Trotz der damit verbundenen Risiken, haben sie ihren priesterlichen Auftrag ohne Ansehen der Person erfüllt. Das ehrt sie und beschämt die Diözese Rom und deren Bischof.
Und uns allen sei ins Stammbuch geschrieben: Spuckt nicht auf einen Toten, denn das Rendevous mit dem Tod haben wir alle vor uns und es wäre besser, wenn jeder sich darum sorgen würde, wie er vor seinen Schöpfer tritt. Und jeder von uns hat zu hoffen, daß er dann einen Priester findet, der ihm die Beichte abnimmt, die letzte Ölung und die Heilige Kommunion spendet und ihn beerdigt. Denn das erschütternde an der Entscheidung des „Ordinarius“ der Diözese Rom ist, daß diese Sicherheit in Frage gestellt wird. Wenn heute Priebke aus Gründen der politischen Opportunität verweigert wird, was jedem Katholiken zusteht, dann könnte morgen anderen aus ganz anderen „Opportunitäten“ eine solche verweigert werden. Politische Korrektheit ist ein Fähnlein im Wind, das sich ständig dreht.
Die häßlichen Bilder des Hasses
Die Totenmesse am Priorat der Piusbruderschaft sollte ohne Medienöffentlichkeit stattfinden, aber öffentlich zugänglich sein. Der linke Bürgermeister der Stadt machte Ort und Uhrzeit jedoch bekannt und fand sich selbst vor dem Prioriat ein, um die Gegendemonstranten anzufeuern. Nachdem Demonstranten das Gelände zu stürmen versuchten, wurde der Zugang abgesperrt.
Das Video zeigt, wie ein linksextremer Mob den Priester Don Curzio Nitoglio angreift, der das Priorat der Piusbruderschaft betreten wollte. Die Demonstranten hielten ihn für den Zelebranten. Die abscheulichen Beledigungen, die ihm entgegengebrüllt wurden, können hier nicht wiedergegeben werden. Ein Dokument der sakrilegischen Schande. Zu den Bildern des Hasses gehören die in den Ardeatinischen Höhlen erschossenen Geiseln ebenso wie die 35 beim Attentat kommunistischer Partisanen getöteten deutschen Soldaten und italienischen Zivilisten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi (Screenshot)