„Ist es in Illinois leichter, umgebracht zu werden, als heiraten zu dürfen?“ – Der Fall John Morris


Der Fall John Morris(New York) Ein Mann ver­spricht einer Frau, sie zu hei­ra­ten. Dann fällt er in ein Wach­ko­ma. Sie möch­te ihn den­noch hei­ra­ten, auch jetzt und in sei­nem Zustand. Doch die Rich­ter ver­bie­ten es.

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Colet­te Purif­oy und John Mor­ris leben seit 30 Jah­ren zusam­men, im sel­ben Haus und mit gemein­sa­men Kin­dern. Das Paar aus dem US-Bun­des­staat Illi­nois hat­te sich ent­schlos­sen, doch end­lich zu hei­ra­ten. Doch dann fiel John 2009 nach einem chir­ur­gi­schen Rou­ti­ne­ein­griff, der zu einem Gehirn­scha­den führ­te, in ein Wach­ko­ma. Sei­ne Lebens­ge­fähr­tin hofft auf sein Erwa­chen. Nach eini­gen Jah­ren möch­te sie ihn nun doch hei­ra­ten, auch in die­sem Zustand. Das sei ihr gemein­sa­mer Wunsch gewe­sen und eine Form, ihm noch näher zu sein.

Fehlender Ehewille

Doch die Sache ist nicht so ein­fach. Da John nicht sagen kann „Ich will“, feh­le der Ehe­wil­le. Colet­te muß­te vor Gericht zie­hen, um ihren John hei­ra­ten zu kön­nen. Nach einem län­ge­ren Hin und Her ent­schied ein Rich­ter Anfang Okto­ber, daß eine Ehe­schlie­ßung nicht mög­lich ist, obwohl im Gerichts­ver­fah­ren, wie der Rich­ter selbst aner­kann­te, der Nach­weis erbracht wer­den konn­te, daß tat­säch­lich ein gemein­sa­mer Ehe­wunsch bestan­den hatte.

Den Willen von John respektieren

Die Frau ist nicht imstan­de, die Bezie­hung zu John auf eine offi­zi­el­le und recht­lich aner­kann­te Grund­la­ge zu stel­len. Sie hat­ten zwar schon seit Jahr­zehn­ten wie Mann und Frau zusam­men­ge­lebt, aber nie gehei­ra­tet. Nun befin­det sich John im Wach­ko­ma und Colet­te hat recht­lich gese­hen kei­ner­lei ver­wandt­schaft­li­che Bin­dung zu ihm. Nach dem Nein des Gerichts könn­te nur mehr der Ober­ste Gerichts­hof Colet­tes Ehe­wunsch genehmigen.

In Illinois ist es leider getötet zu werden als zu heiraten

Der Rechts­an­walt der Frau kün­dig­te Beru­fung an. In sei­ner Argu­men­ta­ti­on ver­weist er auf die Eutha­na­sie. Im Staat Illi­nois wür­den Wach­ko­ma­pa­ti­en­ten eutha­na­siert, obwohl sie kei­ne Zustim­mung ertei­len kön­nen, wie es das Gesetz ver­langt. Oder aber es wird eine Pati­en­ten­ver­fü­gung gel­ten gelas­sen, die irgend­wann zu einem frü­he­ren Zeit­punkt aus­ge­füllt wur­de. Hier hei­ße es, der Wil­le des Pati­en­ten müs­se „respek­tiert“ wer­den. Im Fall von John Mor­ris hat das Gericht den vor dem Unglück vor­han­de­nen Ehe­wunsch fest­ge­stellt. Respek­tiert wer­de er aber nicht. „Es kann doch nicht sein, daß es in Illi­nois leich­ter ist, umge­bracht zu wer­den, als hei­ra­ten zu dür­fen?“, frag­te der Rechts­an­walt von Colet­te Purif­oy auf einer Pressekonferenz.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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