Sowohl der Vatikan als auch die US-amerikanische Bischofskonferenz (USCCB) haben mit ihren Handlungen in Bezug auf die Verbreitung der jüngst erschienenen Enzyklika Lumen Fidei der vielbesprochenen Neuevangelisierung einen Bärendienst erwiesen. Der katholische Blogger, Autor und Redner Brandon Vogt hatte gleich nach der Veröffentlichung am vergangenen Freitag den Text der Enzyklika in verschiedene E‑Book-Formate konvertiert und zum Download angeboten. Wenig später erhielt er jedoch „eine Litanei von E‑Mails“ aus dem Vatikan und von der USCCB mit der Aufforderung, die E‑Books von seiner Internetseite zu löschen. In den E‑Mails wurde Vogt beschuldigt, „vom Papst gestohlen“ zu haben. Außerdem hieß es, er habe „sowohl bürgerliches als auch moralisches Gesetz“ verletzt.
Jeffrey Tucker, seit einigen Wochen Herausgeber von New Liturgical Movement, sprang Brandon Vogt zur Seite. In der Enzyklika selbst sei die Motivation für das Handeln des 27-Jährigen zu verorten. So heißt es dort: „Die Weitergabe des Glaubens, der für alle Menschen an allen Orten strahlt, verläuft auch über die Linie der Zeit, von Generation zu Generation. Da der Glaube aus einer Begegnung innerhalb der Geschichte hervorgeht und unseren Weg in der Zeit erleuchtet, muß er durch die Zeiten hindurch weitergegeben werden.“ Tucker kämpft bereits seit Jahren gegen urhebergesetzliche Hindernisse, die dem Glauben in den Weg gestellt werden. „Multinationale Durchsetzung von Urhebergesetzen ist eine juristische Erfindung des späten 19. Jahrhunderts. Sie dient dazu, das Licht der Wahrheit zu blockieren. Tausende, vielleicht Millionen, denen es möglich gewesen wäre, die Enzyklika auf ihren E‑Reader zu laden, sind nun nicht dazu imstande – zumindest nicht, bis sie von einem staatlich geschützten Monopolisten publiziert wird. Das ist eine sehr befremdliche Art der Verbreitung von Licht und Wahrheit.“
Brandon Vogt, dessen Wirken in der Vergangenheit übrigens auch von verschiedenen Bischöfen gewürdigt wurde, hatte die Enzyklika weder zum Kauf angeboten noch ihren Text verändert. In einem solchen Fall wäre ein Eingreifen von römischer Seite oder durch die USCCB zumindest verständlich gewesen. Stattdessen opferte der 27-Jährige seine eigene Zeit und Energie, um anderen Menschen die Enzyklika leichter zugänglich zu machen. „Aus meiner Sicht ist das tragisch und ungerecht“, erklärte Vogt, nachdem er die E‑Books entfernt hatte. „Sie haben mir befohlen, die Dokumente zu löschen – mit dem vollen Wissen, daß dies hunderte Menschen, welche die Enzyklika andernfalls nicht online oder in gedruckter Form studieren würden, daran hindert, sie zu lesen.“
Text: Martin Bürger