(Rio de Janeiro) „Auch in Rio befaßt sich der Papst mit der Kurienreform“, titelt der Vatikanit Andrea Tornielli einen Beitrag. Gemeint sind damit Aussagen des honduranischen Kardinals Oscar Rodriguez Maradiaga gegenüber der spanischen Tageszeitung La Razon. Der Kardinal wurde von Papst Franziskus in den achtköpfigen Kardinalsrat berufen, der das Kirchenoberhaupt bei der Reform der Römischen Kurie und der Kirchenleitung beraten soll. Kardinal Maradiaga vertritt darin Mittelamerika. Der Kardinal sprach gegenüber La Razon von der Meinung „der Bischöfe“. Es darf angenommen werden, daß es sich auch um die Meinung des Kardinals handelte.Welche Stichworte aber hinterbrachte der Kardinal dem Papst? Die Themen klingen nach altervertrauten Chiffren in einer Art ständigem Spannungsfeld zwischen residierenden Bischöfen und Rom. Das Gespräch mit der spanischen Tageszeitung gibt vor allem wieder, was Kardinal Maradiaga denkt und dem Papst mitteilte. Der Papst scheint sich nicht weiter dazu geäußert zu haben.
Den vergangenen Dienstag, einem Ruhetag zwischen dem Anreisetag und dem Besuch des Marienwallfahrtsortes Aparecida habe, so der Kardinal, der Papst auch genützt, um sich mit der Kurienreform zu befassen. Kardinal Maradiaga wurde am Dienstag Nachmittag von Papst Franziskus in seiner Residenz in Sumaré empfangen. Der Papst habe ihm vorgeschlagen, daß die acht Kardinäle ein „instrumentum laboris“ über die Kurienreform vorbereiten sollten, in dem alle Vorschläge systematisch zusammengefaßt werden sollten, die von den Bischöfen aus den verschiedenen Kontinenten eingehen. Auf diese Weise solle die Arbeit der Beratergruppe gewinnbringender gestaltet und leichter zu handhaben sein.
„Die Absicht ist es, daß die Ideen von unten kommen“, so Maradiaga. „Unter den Bischöfe herrscht große Begeisterung, es gibt einen großen Wunsch, die Kollegialität zu stärken“. Ein „Instrumentum laboris“ mit den geordneten Vorschlägen werde dem Papst dabei helfen, seine Entscheidungen zu treffen, so der honuranische Purpurträger.
„Es gibt einen großen Wunsch, daß der Papst besser informiert ist, daß sich nicht wiederhole, was mit Benedikt XVI. und dem Fall Vatileaks geschehen ist. Die Informationen müssen ungefiltert ihr Ziel erreichen“, sagte Kardinal Maradiaga. Der Kardinal sprach sich für eine Verkleinerung des Staatssekretariats aus und die Notwendigkeit, Parallestrukturen zu vermeiden. Eine Beispiel für solche Überschneidungen sieht der Kardinal im Päpstlichen Rat für die Neuevangelierung und die Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Kardinal Maradiaga nahm auch zur Vatikanbank IOR Stellung: „Es wäre eine gute Idee, sie in eine Ethische Bank zu verwandeln. Jeder Staat hat das Recht eine Sozialbank zu haben, warum nicht auch der Vatikan.“ Der Kardinal fügte hinzu: Vor dem Konklave „haben wir die Frage gestellt und man sagte uns, daß das IOR keine Bank ist, sondern eine Stiftung. Warum handelt sie dann aber wie eine Bank?“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons