(Rom) In Montevideo bestätigte der Generalsekretär der Uruguayischen Bischofskonferenz die Enthüllungen des Vatikanisten Sandro Magister über den von Papst Franziskus erst vor einem Monat ernannten und mit Sondervollmachten ausgestatteten Prälaten der Vatikanbank IOR. Der vom Vatikanisten Sandro Magister enthüllte Homo-Skandal um den von Papst Franziskus geförderten Direktor des vatikanischen Gästehauses Msgr. Battista Ricca sorgt für Schlagzeilen (siehe eigenen Bericht). Die Geschichte ist ebenso brisant wie peinlich, sodaß viele Vatikanisten vorerst nicht recht wissen, wie damit umgehen. Einige versuchen den Bericht als „Intrige“ zur Verhinderung von Kurienreformen darzustellen (Vatican Insider, Kipa, KNA). Das klingt zwar gut, trifft die Sache aber keineswegs, da Zielsetzung und handelnde Personen einfach nicht zusammenpassen.Peinlich ist die Angelegenheit, weil Papst Franziskus eine Woche nicht reagierte, obwohl Magister ihn mit großer Zurückhaltung und Respekt auf die ihm vorliegenden Informationen vorab aufmerksam machte. Die solchermaßen gebotene Reaktionszeit wurde nicht genützt. Magister, ein seriös und präzise arbeitender Vatikanist versicherte, die Angaben mehrfach und von verschiedenen, unabhängigen Quellen belegt erhalten zu haben. Inzwischen beginnen uruguayische Medien seine Angaben zu bestätigen.
Es besteht weder Grund zur Annahme, daß Magister dem Papst schaden möchte noch, daß er unbewußt einer Desinformationskampagne aufgesessen ist und manipuliert wurde. Vielmehr schreibt Magister, daß Papst Franziskus von der Homo-Lobby im Vatikan hintergangen worden sei, die ihm die nötigen Informationen vorenthalten und ihn daher wissentlich im Zweifelsfall in die Falle tappen gelassen habe. Zweifel an dieser verständlichen und wohlwollenden Darstellung, es geht immerhin um das katholische Kirchenoberhaupt, scheinen jedoch angebracht.
Nach bisherigem Wissenstand scheint eine Mischung aus vorenthaltener Information, wohl durch eine Homo-Seilschaft im Vatikan, und eigenwilligen Entscheidungsformen des neuen Papstes unglücklich zusammengetroffen zu sein. Sie machte die Ernennung von Battista Ricca zum „Hausprälaten“ der Vatikanbank möglich. Er wurde am 15. Juni zum persönlichen Sonderbeauftragten des Papstes ernannt mit sämtlichen Vollmachten. Ein riskantes Unterfangen: zuviel Machtfülle für jemanden, der so leicht erpreßbar ist. Wann die Beziehung zu seinem Schweizer Geliebten P.H. (Magister veröffentlichte, wie in Italien üblich, den vollständigen Namen des Hauptmanns der Schweizer Armee) endete, ist noch nicht klar, dürfte aber einige Jahre zurückliegen. Ob damit eine kategorische Umkehr und eine Abkehr von einem homosexuellen Lebenswandel verbunden war, ist noch gänzlich unklar.
Giuliano Ferrara beanstandet in einem Leitartikel von Il Foglio, mit gutem Grund, daß der Espresso als Schlachtschiff der Homo-Propaganda, derzeit für ein Gesetz gegen Homo-Phobie sich wenig als Plattform eignet für eine Homo-Story im Vatikan. Eine Frage des Geschmacks. Linksliberale Medien halten sich „Feigenblätter“? Mag sein. Diese „Feigenblätter“ leisten aber immerhin gute Arbeit in unguter Umgebung. Wenn der Espresso Magisters Artikel veröffentlicht, dann sicher mit der Absicht der Kirche zu schaden. Da darf es sogar einmal indirekt gegen die Homosexuellen gehen. Das Forum ändert aber nichts daran, daß Sandro Magister Vatikanist eben dieses Blattes ist, so wie Matthias Matussek es für den Spiegel in Deutschland ist. Und es ändert nichts daran, daß eine Frage im Raum steht.
Inzwischen hat der Generalsekretär der Uruguayischen Bischofskonferenz (CEU), Msgr. Heriberto Bodeant den Bericht über Riccas „dunkle Vergangenheit“ in Montevideo bestätigt. Gegenüber dem Montevideo Portal sagte Msgr. Bodeant, daß Ricca „entweder sein Verhalten geändert hat, oder, leider, ohne sein Verhalten zu ändern nur vorsichtiger geworden ist, um nicht erneut einen Skandal zu verursachen“.
Der Generalsekretär bestätigte damit, daß Riccas Lebenswandel in seiner Zeit in Montevideo ein „Skandal“ war. Über die Zeit seit seiner Abberufung aus Uruguay 2001 könne er nichts sagen, so Msgr. Bodeant.
Der erste Schritt, so Msgr. Bodeant, sei bei einem „unangemessenen Verhalten“, daß die entsprechende Person vom Vorgesetzten aufgefordert wird, ihr Verhalten zu ändern. „Wenn das dennoch nicht geschieht, gibt es Mechanismen in der Kirche“, um auf diese Fehlverhalten zu reagieren. Ein „Doppelleben“ sei „untragbar“. Die betreffende Person sei vor die Alternative eines Entweder-Oder zu stellen. Im schwerwiegendsten Fall kann die Kirche die Entfernung aus dem Klerikerstand verhängen.
Was von diesen Mechanismen im Fall von Battista Ricca funktioniert oder nicht funktioniert hat, muß sich erst noch zeigen.
Der amtierende Apostolische Nuntius in Montevideo, Msgr. Anselmo Guido Pecorari sagte gegenüber der urugayischen Tageszeitung El Observador lediglich: „Die ganze Sache liegt in den Händen des Heiligen Vaters, der in seiner Weisheit weiß, wie zu handeln sei.“ Während Vatikansprecher Pater Lombardi gestern gegenüber der Presse kategorisch dementierte und Magisters Bericht als „unglaubwürdig“ bezeichnete, erklärte Nuntius Pecorari, daß der Vatikan „Ermittlungen eingeleitet“ habe.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Gioranelttismo“