(Hamburg) Wie wörtlich die Wochenzeitung Die Zeit den selbstgesteckten Anspruch des „Qualitätsjournalismus“ nimmt, stellte Joel Bedetti jüngst deftig unter Beweis. Anders ausgedrückt: Der Zeit-Artikel Gloria-Komplott vom 16. Mai (Online-Version vom 20.5.) über die katholische Internetplattform Gloria.tv zeigt auf, wie großzügig in liberalen, tonangebenden Medien die Grenzen für die Hetze gegen Katholiken inzwischen gesteckt sind. Opfer der exzessiven Katholikenhatz werden akzentuiert katholische Persönlichkeiten, Gruppen oder wie im konkreten Fall Medien. Das ist kein Zufall. Sie darf „man“ jagen.
Prononciert katholische Kreise befinden sich nicht selten in einem kritischen Gehorsam gegenüber einer oft zu anpassungsbereiten kirchlichen Obrigkeit. Sie genießen deshalb dort nicht allzu viel Gegenliebe und werden vom katholischen Mainstream in der Regel schnell fallengelassen, sobald kirchenferne Kreise mit dem Schwingen des Gesinnungsknüppels beginnen. Diese Distanzierung erfolgt teils aber auch aus offener Antipathie gegen glaubenstreue katholische Kreise, die sich nicht auf belächeltes Frommsein beschränken, sondern kirchenpolitischen Anspruch erheben. Damit stehen sie einem einflußreichen, hauptamtlichen Mittelbau katholischer Funktionärskader gegenüber, der weit überproportional in progressiver Hand ist, oder, wie Joel Bedetti mit sympathisierendem Unterton meint, in der Hand eines „fortschrittlichen Katholizismus“.
Weit vorgeschobene Grenzen der „Zeit“-Katholikenhatz
Insofern sind Artikel wie Gloria-Komplott nicht nur ein genußvolles laizistisches Frönen, gegen die katholische Kirche frei von der Leber ziehen zu dürfen. Das Katholikenkloppen gilt zwar den explizit Genannten, meint aber die ganze Kirche. Dieser und vergleichbare Artikel dienen ebenso der Aufforderung an die katholische Obrigkeit, sich von „zu“ glaubenstreuen Gruppen zu trennen, aber auch der disziplinierenden Ermahnung des katholischen Mainstreams, was ihm ebenso blühen könnte, sollte er die katholische Seite zu deutlich hervorkehren. Katholisch dürfe man schon noch sein, aber mit dem Katholischsein solle man es nicht übertreiben. Die katholische Achse habe sich daher mit der allgemeinen gesellschaftlichen Achse zu verschieben oder, ja oder der Knüppel hüpft aus dem Sack. Dann droht einem Joel Bedetti.
Im Mittelpunkt des Zeit-Artikels steht Gloria.tv mit einer täglichen Nachrichtensendung. Nachdem sich im vergangenen März bereits Hendrik Vöhringer von Spiegel.tv an der katholischen Internetplattform abgearbeitet hatte, wollte es ihm nun der Journalistenneuling Joel Bedetti (29) nachtun. Der Zürcher Langzeitstudent der Geschichte und Ethnologie ist offensichtlich wie viele Standesgenossen bemüht, wenig Spuren über sich selbst zu hinterlassen, aber umso lieber ex cathedra von den Höhen moderner Unfehlbarkeitstempel des liberalen Journalismus über andere Sentenzen, teils vernichtender Art zu verkünden. Laut Eigendefinition hat sich Bedetti zum Ziel seines Journalistenberufs gesetzt, „tragische, komische, abgedrehte oder auch normale Menschen zu beobachten und nach den Antrieben für ihr Handeln und Denken zu suchen“. Seinem Ziel wurde er mit seinem Wechsel zum Hamburger Wochenblatt allerdings prompt und pünktlich untreu. Sein selbstdisqualifizierender Revolver-Artikel gegen Gloria.tv ist nicht die erste Druckerschwärze, mit der ein antikatholisch-demagogisches Pamphlet aus seiner Feder mit Zustimmung der Redaktionsleitung veröffentlicht wurde.
Dabei ist der Artikel journalistisch gesehen billiger Dilettantenabklatsch der Marke Anfänger und entsprechend schlecht recherchiert. Aber was tut das schon zur Sache: wenn Adressat und Tenor der Hetze stimmen, scheinen journalistische Mentoren und redaktionelle Vorgesetzte gerne ein Auge zuzudrücken. Da sich Bedettis Komplott-Gedanken in einer substanzlosen Aneinanderreihung verunglimpfender Sätze erschöpfen, lohnt sich jede Form der Erwiderung nicht.
Eine stichwortartige Kostprobe und gleichzeitige Zusammenfassung seiner „Beobachtungen“ und seines „Suchens“ nach den „Antrieben für das Handeln und Denken“ in der Länge von 1.500 Wörtern ist weit aufschlußreicher.
Bedettis antikatholischer Zungenschlag
radikal-klerikal
Fundamentalistengruppe
Parallelwelt
katholische Fundamentalisten
militante Abtreibungsgegner
katholischer Glaubensfuror
Gesinnungsgenossen
Unterschlupf gefunden
extremistischen Katholizismus propagiert
konservative Kirchenleute
Verbündete in den Himmel gehoben
Intensivchristen
harte Linie in Abtreibungsfragen
beweihräuchert
Verschwörungstheorien
hetzerisch
erste Adresse für fundamentalistische Katholiken
alternative Glaubensplattform
feste Bastion
digitale Kreuzritter
„Privatvikar“
diffamierten deutsche Bischöfe, welche Verhütungspillen befürworten
meldet er sich nun mit Videobotschaften
Aufenthalt unbekannt
Unterschlupf suchen
Hoffnungsträger der Fundamentalisten
gegen aufgeklärte Katholiken agitierte
Milieu, das nicht gerade mit intellektuellen Überfliegern reich gesegnet
selbst ernannte Lebensschützer
Prediger
Skandal kinderpornografischer Bilder und Filme
Hort erzkatholischer Kräfte
rechtsstaatliche Peripherie
Parallele Kirche
Macher entziehen sich der Justiz und der Kirche
typisches Produkt einer Parallelkirche
erzkonservative Katholiken
verteufeln
reaktionäre Version des Glaubens
Abtreibungen, Schwulenehen und Priesterinnen des Teufels
autoritäre Seelenhirten
stellen Amtskirche ein komplettes Angebot entgegen
kochen ihr eigenes Süppchen
ultrakonservative
gestrenger Gottesmann
Sammelbecken der Fundamentalisten
Reservoire junger Glaubensstreiter
für den Kirchenkrieg rekrutiert
selbst ernannten Lebensschutzorganisation
Kampf gegen Abtreibung radikalisiert
Aktivisten belagerten Kliniken mit Gebetsdemos
Patientinnen mit Bildern von abgetriebenen Föten verschrecken wollen
Zermürbungsstrategie
Bombendrohungen
anonyme Anrufe
Abtreibungsklinik mußte Wachpersonal anstellen
zum stundenlangen Singen und Beten gezwungen
von Kapelle aus Psychoterror angewandt
teilweise fragwürdige Methoden
katholische Fundamentalisten
katholische Glaubensfestung
auf Pfarrei und Bischof verzichten
In Bedettis krauser Wortraserei werden alle propagandistischen Hetzregister gezogen. Da werden ein katholischer Priester wie Don Reto Nay und Gloria.tv mit perfider Akribie verbal in die Nähe Al-Qaidas und islamistischer Dschihadisten gerückt: Bedettis ungeniert inszenierter Eindruck will glaubenstreue Katholiken als Äquivalent islamischer Fundamentalisten darstellen. Damit nicht genug: ist die Gleichung erst einmal aufgestellt, beginnt die Phantasie des eifernden Journalisten vollends mit ihm durchzubrennen. Sein Feindbild taucht ab wie islamische Fundamentalisten, mit unbekanntem Aufenthaltsort, irgendwo „Unterschlupf“ suchend und wendet sich nur mit Videobotschaften an die Welt. Außerhalb der „abgedrehten“ Welt Bedettis kann ein Vergleich Don Reto Nays mit Osama bin Laden nur verständnisloses Kopfschütteln auslösen. Bedetti, und wohl auch seine Vorgesetzten, spekulieren jedoch mit der hohen Wahrscheinlichkeit, daß von ihrer Leserschaft nur wenige mangels Wissens die Haltlosigkeit der Darstellung durchschauen.
Da darf sogar völlig zusammenhanglos, weil es sich „so schön“ als antikatholisches Klischee eignet, das Stichwort „kinderpornografische Bilder und Filme“ fallengelassen werden. Um alle Feindbilder Bedettis in seinen Schmuddeltopf rühren zu können, biegt er die Wahrheit nicht nur nach Belieben, aber mit eiskaltem ideologischem Blick zurecht, sondern erfindet sie sich zuweilen frech und frei von der Leber. Nach der Art eines billigen Enthüllungsjournalismus entwirft Bedetti seine Geographie eines katholisch-reaktionären Netzwerkes.
Wirklich interessant an der rüden Scharfmacherei ist eigentlich nur der Eindruck, den offenbar Papst Franziskus auf journalistische Eiferer vom Schlag Bedettis zu haben scheint. Wieviel davon vom Journalisten lediglich zweckmäßig für seine Kampagne geheuchelt ist, um einen weiteren Kontrast in Selbstchoreographie in Szene setzen zu können, läßt sich schwer feststellen.
Wer ist Feind in Bedettis antikatholischem Furor?
Gloria.tv
Human Life International (HLI), Österreich
Eva Doppelbauer, Gloria.tv
Julia Blaimschein
Weihbischof Andreas Laun, Salzburg
BZÖ-Europaparlamentsabgeordneter Ewald Stadler
Kreuz.net
Markus Doppelbauer, Erzdiözese Vaduz
Don Reto Nay, Diözese Chur
Doina Buzut, Gloria.tv
Jugend für das Leben Österreich
Internationales Theologisches Institut, Gaming
Bischof Kurt Krenn, Sankt Pölten
Erzbischof Wolfgang Haas, Vaduz
Pfarrer Gerhard Wagner, Windischgarsten
Katholische Hochschulgemeinde, Wien
Dietmar Fischer, HLI-Vorsiitzender
Leo XIII., Papst
Benedikt XVI., Papst
Johannes Paul II., Papst
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Gloria.tv/Die Zeit/persoenlich.com Screenhoots