[Update] Die „Reform der Kirche“ hat begonnen – Ein Pontifikat und viele Fragen


Vatikan Römische Kurie: Reform oder Umbau der Kirche durch Papst Franziskus?(Vati­kan) „Die Kuri­en­re­form hat bereits begon­nen“, mit die­sen Wor­ten umreißt der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster die ersten Ent­schei­dun­gen von Papst Fran­zis­kus. Viel­leicht mein­te Magi­ster mehr eine „Kir­chen­re­form“ als eine „Kuri­en­re­form“. Die Ent­schlos­sen­heit des Pap­stes zu „refor­mie­ren“ wird aus sei­nen ersten Ent­schei­dun­gen deut­lich, die unüber­seh­bar eine Dis­kon­ti­nui­tät zum Aus­druck brin­gen, ange­fan­gen von sei­ner Ent­schei­dung, nicht die päpst­li­che Woh­nung zu bezie­hen und einen völ­lig neu­en Papst­na­men zu wählen.

Wohnortfrage nicht nur „sympathisch“ oder „exaltiert“

Anzei­ge

Die Wahl des Wohn­or­tes mag vie­len je nach Posi­ti­on ledig­lich als sym­pa­thisch oder exal­tiert erscheinen.Doch Papst Fran­zis­kus woll­te damit sofort einen Bruch signa­li­sie­ren. Die blo­ße Geste, die viel Applaus fin­det, weil demü­ti­ge Gesten ande­rer immer ger­ne gese­hen wer­den, birgt den ent­schlos­se­nen Wil­len, der Kir­che sei­nen ganz eige­nen Regie­rungs­stil auf­zu­zwin­gen und sich nicht, von nie­man­den, in einen Regie­rungs­stil hin­ein­pres­sen zu las­sen. Durch das Woh­nen im Domus Sanc­tae Mart­hae ent­zieht sich der Papst phy­sisch den durch Jahr­hun­der­te ein­ge­üb­ten Gewohn­hei­ten der Römi­schen Kurie. Die gewohn­ten Abläu­fe kön­nen mit einem Schlag nicht mehr ein­ge­hal­ten wer­den. Der Papst behält das Heft des Han­delns in der Hand und zwar ganz allein.

Das bestä­tigt argen­ti­ni­sche Stim­men, die sofort das Bild eines demü­ti­gen Auf­tre­tens beschrie­ben, hin­ter dem sich jedoch ein eiser­ner Wil­len ver­birgt, der dele­giert, sich aber Ent­schei­dun­gen vor­be­hält. Und nicht zögert Ent­schei­dun­gen zu treffen.

Paradoxer Gegensatz zwischen zögerlichem „Panzerkardinal“ und demütiger Entschlossenheit

Damit tritt ein para­dox anmu­ten­der Gegen­satz zu sei­nem Vor­gän­ger auf. Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger eil­te der von bestimm­ten Tei­len der Kir­che und Medi­en sorg­sam auf­ge­bau­te Ruf vor­aus, ein „Pan­zer­kar­di­nal“ zu sein. Als Papst zeig­te er jedoch eine gewis­se Ent­schei­dungs­scheu, weil sei­nem Kir­chen­ver­ständ­nis nichts mehr ein Gräu­el war als ein Bruch. Er setz­te auf Kon­ti­nui­tät und hielt Kon­ti­nui­tät für ein essen­ti­el­les Merk­mal für ein gedeih­li­ches kirch­li­ches Leben. Er such­te gedul­dig zu über­zeu­gen und wenn die Wider­stän­de zu groß waren, ver­schob er Ent­schei­dun­gen auf einen spä­te­ren Zeit­punkt, in der Hoff­nung, daß die­ser dann gün­sti­ger sein werde.

Bei Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio scheint der gegen­tei­li­ge Ein­druck vor­zu­herr­schen: ein demü­ti­ger Bru­der, der kein Macht­mensch sein kann, der nicht über ande­re hin­weg ent­schei­det. Die schlich­te Stren­ge Bene­dikts XVI. und die demü­ti­ge Locker­heit von Fran­zis­kus sind äußer­li­che Ein­drücke, die wenig über den Cha­rak­ter die­ser bei­den Päp­ste und ihren Regie­rungs­stil aussagen.

Papst Franziskus hält Heft des Handelns fest in der Hand

Fran­zis­kus zwingt die ver­schie­de­nen Büros der Römi­schen Kurie bereits aus prak­ti­schen Grün­den, den Papier­auf­wand zu redu­zie­ren, sich kür­zer zu fas­sen und dem Papst vor­zu­le­gen­den Doku­men­te auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren. Es ist ein offe­nes Geheim­nis, daß Bene­dikt XVI., der ein Duld­er war, von man­chen Dik­aste­ri­en und Amts­stel­len gera­de­zu unter Papier begra­ben wur­de. Wer erin­nert sich nicht an den Anflug einer sanf­ten Auf­leh­nung, als ihm das 400-Sei­ten star­ke Pro­gramm sei­nes Deutsch­land-Besuchs vor­ge­legt wurde.

Der neue Regie­rungs­stil von Fran­zis­kus wirft zahl­rei­che Fra­gen auf, wie er es kon­kret und vor allem inhalt­lich mit spe­zi­fi­schen Fra­gen bei der Lei­tung der Welt­kir­che hält. Es ist bekannt, daß der Argen­ti­ni­er sich bevor­zugt als Bischof von Rom bezeich­net und offen­sicht­lich vor­hat, struk­tu­rel­le Refor­men in Rich­tung Kol­le­gia­li­tät umzu­set­zen. Zumin­dest wur­de eine ent­spre­chen­de Stu­die in Auf­trag gege­ben. Mit der Kol­le­gia­li­tät kon­tra­stiert aber sein ent­schlos­se­nes Han­deln als allein­ent­schei­den­der Papst. Es besteht kein Zwei­fel, daß Fran­zis­kus sei­ne Ent­schei­dun­gen allei­ne trifft und dabei nicht zögert.

Dies deu­tet dar­auf hin, daß er die sei­nem Pon­ti­fi­kat ver­gönn­ten Jah­re für Ände­run­gen zu nüt­zen gedenkt, die in die Zukunft hin­ein­wir­ken und sei­ne Nach­fol­ger bedin­gen sollen.

Erste Bischofsernennungen im völligen Alleingang

Ein kon­kre­tes Bei­spiel: Sei­ne erste Per­so­nal­ent­schei­dung, die Ernen­nung sei­nes Nach­fol­gers als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires und Pri­mas von Argen­ti­ni­en ging garan­tiert nicht über den Tisch der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on. Das übli­che Pro­ze­de­re von Erhe­bun­gen vor Ort durch den Nun­ti­us, durch brei­te Kon­sul­ta­tio­nen in Argen­ti­ni­en unter Bischö­fen, Kle­rus und Lai­en, durch eine Über­prü­fung durch das zustän­di­ge Dik­aste­ri­um und schließ­lich das Unter­brei­ten von Vor­schlä­gen wur­de mit Sicher­heit nicht ein­ge­hal­ten. Die Letzt­ent­schei­dung steht immer dem Papst zu. Davon hat Fran­zis­kus Gebrauch gemacht. Er kann­te die Situa­ti­on, kürz­te das gesam­te Prü­fungs­ver­fah­ren ab und ernann­te sofort den, den er dort haben wollte.

Glei­ches wird auch von der zwei­ten Per­so­nal­ent­schei­dung gesagt, der Ernen­nung von Gin­ta­ras Grusas zum neu­en Erz­bi­schof von Wil­na in Litau­en. Er tritt die Nach­fol­ge von Audrys Kar­di­nal Backis an. Der Kar­di­nal, hat­te Grusas als sei­nen Nach­fol­ger vor­ge­schla­gen. Auch die­se Ent­schei­dung traf der neue Papst im Allein­gang an der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on vor­bei, deren Prä­fekt der Kana­di­er Marc Kar­di­nal Ouel­let ist, der selbst als Papa­bi­le galt. Bei­de Ernen­nun­gen betref­fen poten­ti­el­le künf­ti­ge Kardinäle.

Schluß­fol­ge­run­gen sind ver­früht. Es wird jeden­falls span­nend, sobald Papst Fran­zis­kus zum ersten außer­or­dent­li­chen Kon­si­sto­ri­um ein­la­den und damit neue Kar­di­nä­le ernen­nen wird. Wen wird er ernen­nen? Und wird er sich an die Ober­gren­ze von höch­stens 120 Papst­wäh­lern hal­ten, die seit einem hal­ben Jahr­hun­dert gilt? Wird er die Orts­kir­chen der Kurie bevor­zu­gen? Wird er auf Per­so­nen ach­ten oder auf tra­di­tio­nell mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­de­ne Erz­bi­schofs­sit­ze? Wird sich das Gewicht im Kar­di­nals­kol­le­gi­um aus Ita­li­en und Euro­pa in die Schwel­len­län­der und die Drit­te Welt verlagern?

Eine wei­te­re Ver­än­de­rung betrifft die Glaubenskongregation.

Wird Glaubenskongregation an Bedeutung verlieren?

Mit Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger zunächst als Prä­fekt, dann als Papst spiel­te die Kon­gre­ga­ti­on eine gro­ße Rol­le bei der Lei­tung der Kir­che, man den­ke nur an die Doku­men­te zu den nicht-ver­han­del­ba­ren Wer­ten wie die Instruk­tio­nen Donum vitae von 1987 und Digni­tas per­so­nae von 2008, oder die Lehr­mä­ßi­gen Noten über die Katho­li­ken in der Poli­tik von 2002 und gegen die staat­li­che Lega­li­sie­rung homo­se­xu­el­ler Bezie­hun­gen von 2003. Glei­ches galt auch für die Ein­grif­fe und Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men gegen häre­ti­sche The­sen, die von Theo­lo­gen ver­brei­tet wur­den, dar­un­ter meh­re­re Jesui­ten: Antho­ny de Mel­lo 1998, Jac­ques Dupuis 2001, Roger Haight 2004 und Jon Sobri­no 2006. Nicht zuletzt sind noch die umfang­rei­chen kir­chen­recht­li­chen Zustän­dig­kei­ten zu nen­nen, die den Orts­bi­schö­fen ent­zo­gen und der Kon­gre­ga­ti­on über­tra­gen wur­den, um gegen soge­nann­te Delic­ta gra­vio­ra vor­zu­ge­hen, dar­un­ter vor allem gegen Pädo­phi­lie mit den stren­gen 2001 beschlos­se­nen Bestim­mun­gen, die 2010 noch ein­mal ver­schärft wurden.

Wel­che Rol­le wird die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on jedoch unter Papst Fran­zis­kus spie­len, frag­te sich jüngst San­dro Magi­ster. Papst Fran­zis­kus ver­fügt über die nor­ma­le phi­lo­so­phi­sche und theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung eines Prie­sters. Er ver­fügt aber weder über eine theo­lo­gi­sche Spe­zia­li­sie­rung noch über ein Dok­to­rat. Fach­aus­bil­dung und Pro­mo­ti­on gal­ten bereits vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil als Vor­aus­set­zung für eine Bischofsernennung.

Am 5. April emp­fing der neue Papst Kuri­en­erz­bi­schof Ger­hard Lud­wig Mül­ler in Audi­enz. Der ehe­ma­li­ge Bischof von Regens­burg war im Som­mer 2012 von Bene­dikt XVI. zum Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ernannt wor­den. Über den Inhalt der Bespre­chung wur­de wenig bekannt. Die Kon­gre­ga­ti­on erließ im Anschluß nur eine knap­pe Pres­se­er­klä­rung, in der her­vor­ge­ho­ben wur­de, daß gegen sexu­el­len Kin­des­miß­brauch durch Kle­ri­ker die kom­pro­miß­lo­se Linie von Bene­dikt XVI. fort­ge­setzt werde.

Nach Audienz von Erzbischof Müller wurde wenig über weitere Arbeit bekannt

Die Erklä­rung soll zumin­dest in die­sem Punkt jeden Ver­dacht der Dis­kon­ti­nui­tät zer­streu­en, und das in einem Pon­ti­fi­kat, das durch den Wil­len des Amts­in­ha­bers gera­de auf Dis­kon­ti­nui­tät aus­ge­rich­tet scheint. Das mag welt­li­che Medi­en zufrie­den­stel­len, ist aber eini­ger­ma­ßen nichts­sa­gend, ange­sichts der zen­tra­len Fra­gen, mit wel­chen die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on befaßt ist. Wie geht es mit den „nicht-ver­han­del­ba­ren Wer­ten“ wei­ter? Wie mit dem gras­sie­ren­den Übel häre­ti­scher Leh­ren an katho­li­schen Fakul­tä­ten? Wie mit den Miß­stän­den bei der Aus­bil­dung von Prie­ster, Theo­lo­gen, stän­di­gen Dia­ko­nen, Pasto­ral­as­si­sten­ten? Wird die Kon­gre­ga­ti­on auch wei­ter­hin eine prä­ven­ti­ve Über­prü­fung der Tex­te von Papst Fran­zis­kus durch­füh­ren, wie dies bei den bis­he­ri­gen Päp­sten der Fall war? Oder geht der Papst durch die per­sön­li­che Bera­tung von Kuri­en­erz­bi­schof Lada­ria einen ande­ren Weg? Kommt es für die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on tat­säch­lich zu einem rele­van­ten Bedeu­tungs­ab­bau, wie eini­ge Signa­le des neu­en Pon­ti­fi­kats anzu­deu­ten scheinen?

Was wird aus liturgischer Erneuerung Benedikts XVI., dem Alten Ritus und dem pro multis?

Bene­dikt XVI. hat­te ein beson­de­res lit­ur­gi­sches Gespür. Sei­ne anti­pro­gres­si­ver Wider­stand, den er in sei­ner Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät for­mu­lier­te, bestand nicht zuletzt auch dar­in, das Ver­ständ­nis für die Bedeu­tung, die Zen­tra­li­tät und die Sakra­li­tät der Lit­ur­gie zu stär­ken. Er befrei­te den „Alten Ritus“ aus der Qua­ran­tä­ne, in die er von den Bil­der­stür­mern ver­bannt wor­den war. Sei­ner Über­zeu­gung fol­gend, wonach jede Form von Bruch für die Kir­che eine schwer­wie­gen­de Erschüt­te­rung bedeu­tet, konn­te der Bruch vor­wärts nicht mit einem Bruch rück­wärts beant­wor­tet wer­den, son­dern nur mit einem schritt­wei­sen Über­win­den des­sel­ben. Die­sem Ver­ständ­nis ist auch der bedau­er­li­che Umstand geschul­det, daß er wegen anhal­ten­den Wider­stän­den den Zeit­punkt noch nicht für gekom­men sah, als Papst öffent­lich im „Alten Ritus“ zu zelebrieren.

Mit dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum setz­te er jedoch einen Mei­len­stein in der jün­ge­ren Kir­chen­ge­schich­te. Der Schritt, der vor­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie wie­der Aner­ken­nung und Wür­de zurück­zu­ge­ben, löste star­ken Wider­spruch aus. Glei­ches gilt für die Über­ar­bei­tung der lan­des­sprach­li­chen Meß­bü­cher, um sie in eine dem latei­ni­schen Ori­gi­nal ent­spre­chen­de­re Form zu brin­gen. Dazu gehört vor allem die kor­rek­te Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te pro mul­tis mit dem theo­lo­gisch angemesseneren„für vie­le“ statt dem bis­her gebrauch­ten „für alle“. Nach hef­ti­ger Oppo­si­ti­on folg­ten schließ­lich auch deut­scher und ita­lie­ni­scher Epi­sko­pat. Was wird nun mit die­sem müh­se­lig errun­ge­nen Durch­bruch Bene­dikts XVI.?

Als Papst Fran­zis­kus am 17. März, dem ersten Sonn­tag sei­nes Pon­ti­fi­kats einen uner­war­te­ten Besuch in einer römi­schen Stadt­pfar­rei absol­vier­te, zele­brier­te er das Hoch­ge­bet in ita­lie­ni­scher Spra­che mit dem „für alle“. Bene­dikts XVI. sprach den Kanon immer auf Latein und damit immer das pro mul­tis.

Neuer Sekretär der Ordenskongregation: Wie geht es mit rebellischen US-Nonnen weiter?

Wie wird Papst Fran­zis­kus, der erste Ordens­mann auf dem Papst­thron seit mehr als 150 Jah­ren mit dem Brand­herd der rebel­li­schen US-Ordens­frau­en umge­hen? Sei­ne erste Ernen­nung an der Römi­schen Kurie betraf am 6. April die Beru­fung des Gene­ral­mi­ni­sters der Fran­zis­ka­ner, des Spa­ni­ers José Rodri­guez Car­bal­lo zum neu­en Sekre­tär der Ordenskongregation.

Car­bal­lo über­nimmt die seit Okto­ber 2012 unbe­setz­te Stel­le des Ame­ri­ka­ners Joseph Wil­liam Tobin, dem ehe­ma­li­gen Gene­ral­obe­ren der Redempto­ri­sten. Tobin war nach nur zwei Jah­ren durch Ernen­nung zum Erz­bi­schof von India­na­po­lis (USA) aus Rom weg­be­för­dert wor­den, weil er gegen­über den Rebel­lin­nen einen zu wei­chen Kurs fuhr.

Die Wahl dürf­te nicht auf Car­bal­lo gefal­len sein, weil er fran­zis­ka­ni­scher Gene­ral­mi­ni­ster ist, son­dern weil er 2012 zum Vor­sit­zen­den der Uni­on der Gene­ral­obe­ren der Ordens­ge­mein­schaf­ten gewählt wur­de, eines kol­le­gia­len Organs ohne direk­te Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se. Car­bal­lo ist damit gewis­ser­ma­ßen der höch­ste Spre­cher der katho­li­schen Orden.

Papst Fran­zis­kus folg­te damit nicht der noch unter Bene­dikt XVI. getrof­fe­nen Vor­ent­schei­dung, wonach ein ame­ri­ka­ni­scher Domi­ni­ka­ner zum neu­en Sekre­tär der Ordens­kon­gre­ga­ti­on ernannt wer­den sollte.

Und nicht zuletzt: Wie geht es mit der Piusbruderschaft weiter?

Unter Bene­dikt XVI. wur­den die Gesprä­che zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Prie­ster­bru­der­schaft St. Piux X. nicht abge­schlos­sen.  Papst Fran­zis­kus hat bis­her das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil nur ein­mal erwähnt und zwar am 20. März bei der Begeg­nung mit den Reli­gi­ons­ver­tre­tern. Der Unter­schied zu den vor­her­ge­hen­den Pon­ti­fi­ka­ten seit Paul VI. ist offen­sicht­lich. Die Fra­ge der Her­me­neu­tik des Kon­zils scheint ihn nicht beson­ders zu berüh­ren. Trotz wider­sprüch­li­cher Stim­men, scheint er in sei­ner Erz­diö­ze­se und im Gegen­satz zu zahl­rei­chen euro­päi­schen Bischö­fen rela­tiv tole­rant gegen­über den „Tra­di­tio­na­li­sten“ gewe­sen zu sein.

Wird Blockade des Heiligsprechungsverfahrens von Oscar Arnulfo Romero aufgehoben?

Wei­te­re Fra­gen betref­fen die wei­te­ren Ernen­nun­gen an der Römi­schen Kurie. Wird sich die Zahl der kuria­len Doku­men­te und vor allem ihr Umfang ver­rin­gern? Die ersten Hei­lig- und Selig­spre­chun­gen waren bereits am Tag sei­ner Rück­tritts­an­kün­di­gung von Bene­dikt XVI. bekannt­ge­ge­ben wor­den. Sie betref­fen neben eini­gen Ordens­grün­de­rin­nen vor allem Mär­ty­rer, die Opfer des Islam, des Kom­mu­nis­mus und des Natio­nal­so­zia­lis­mus wur­den. Papst Fran­zis­kus hat sie ohne Ände­run­gen ange­nom­men. Wie wird es mit den Hei­lig- und Selig­spre­chun­gen wei­ter­ge­hen? Pro­gres­si­ve Krei­se drän­gen schon lan­ge, das Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren von Oscar Arnul­fo Rome­ro, des Erz­bi­schofs von San Sal­va­dor zu Ende zu füh­ren. Ein Ver­fah­ren, das nicht nur ein­fach lie­gen­ge­blie­ben ist, son­dern von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter Kar­di­nal Ratz­in­ger, dann auch als Papst Bene­dikt XVI. blockiert wurde.

Ein Pon­ti­fi­kat mit vie­len Fra­gen. „Die Ant­wor­ten wer­den mit der Zeit kom­men. Und es wird nicht an Über­ra­schun­gen feh­len. Dar­auf könn­te man wet­ten“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

[Update] Papst Bene­dikt XVI. sprach bei sei­nem Deutsch­land­be­such die Wand­lungs­wor­te bei den Hei­li­gen Mes­sen in Ber­lin und Erfurt auf Latein, in Frei­burg aller­dings Deutsch und das pro mul­tis als „für alle“, wie es in der deut­schen Über­set­zung des Mis­sa­le noch vor­ge­se­hen ist (dem lit­ur­gi­schen Ver­ständ­nis Bene­dikts XVI. hät­te es wider­spro­chen, in einer Lan­des­spra­che nicht nach dem gel­ten­den Mis­sa­le zu zele­brie­ren, wenn er auch auf deren Ände­rung dräng­te). Ich dan­ke dem Hin­weis auf­merk­sa­mer Leser. Tat­säch­lich ergab eine Durch­sicht mei­ner Noti­zen zu Frei­burg an der betref­fen­den Stel­le drei Ruf­zei­chen. War­um in Frei­burg der Kanon deutsch gespro­chen wur­de, konn­te ich nicht klä­ren. Über­haupt bot die Etap­pe in Frei­burg (Jugend­vi­gil und Meß­fei­er mit Kohor­ten von Kom­mu­ni­on­hel­fe­rin­nen) aus­rei­chend Grund zum Stau­nen, aller­dings vor allem über die Gast­ge­ber, die dem Papst Ele­men­te ihres Kir­chen­ver­ständ­nis­ses gera­de­zu auf­zwin­gen woll­ten. Dazu scheint auch das deutsch gespro­che­ne Hoch­ge­bet gehört zu haben. Nur ein hal­bes Jahr spä­ter ver­öf­fent­lich­te Bene­dikt XVI. am 14. April 2012 sein Schrei­ben zur kor­rek­ten Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te (dazu auch „Ein­griff Bene­dikt XVI. zu Wand­lungs­wor­ten been­det lan­ge Kon­tro­ver­se“). Der Papst wand­te sich mit die­sem Schrei­ben an die Welt­kir­che, bedien­te sich dabei der deut­schen Spra­che und rich­te­te es kon­kret an die deut­schen Bischö­fe. Eine kla­re Bot­schaft. Es kann kein Zwei­fel dar­an bestehen, daß Bene­dikt XVI. die Über­tra­gung des pro mul­tis in die Lan­des­spra­chen als „für vie­le“ woll­te und dafür jah­re­lan­ge, gedul­di­ge, wahr­schein­lich zu gedul­di­ge Über­zeu­gungs­ar­beit gelei­stet hat. Das Schrei­ben vom 14. April 2012 ist Aus­druck die­ser Über­zeu­gungs­ar­beit und der Wider­stän­de, die sich ihm dabei entgegensetzten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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42 Kommentare

  1. „Als Papst Fran­zis­kus am 17. März, dem ersten Sonn­tag sei­nes Pon­ti­fi­kats einen uner­war­te­ten Besuch in einer römi­schen Stadt­pfar­rei absol­vier­te, zele­brier­te er das Hoch­ge­bet in ita­lie­ni­scher Spra­che mit dem „für alle“. Bene­dikts XVI. sprach den Kanon immer auf Latein und damit immer das pro multis.“

    Falsch.

    Papst Bene­dikt zele­brier­te des öfte­ren auf Ita­lie­nisch mit „per tut­ti“, und z. B. in Frei­burg beim Abschluss­got­tes­dienst sei­ner letz­ten Deutsch­land­rei­se auch auf Deutsch mit „für alle“.

  2. Das erwar­te ich mir von einem Papst und ent­sprä­che der tra­di­tio­nel­len Papst­rol­le: Der Papst behält das Heft des Han­delns in der Hand und zwar ganz allein.Das bestä­tigt argen­ti­ni­sche Stim­men, die sofort das Bild eines demü­ti­gen Auf­tre­tens beschrie­ben, hin­ter dem sich jedoch ein eiser­ner Wil­len ver­birgt, der dele­giert, sich aber Ent­schei­dun­gen vor­be­hält. Und nicht zögert Ent­schei­dun­gen zu treffen.

      • Und Sie ent­schei­den, wel­che Ent­schei­dun­gen des Pap­stes rich­tig sind? Gegen Voten des Pap­stes gibt es kei­ne Appel­la­ti­on – oder sind Sie etwa Konziliarist?

    • Aber doch nicht, in dem er die Dienst­we­ge nicht ein­hält und sei­ne eige­nen Dik­aste­ri­en über­geht. Im welt­li­chen Bereich wür­de man einen Staats­mann, der so vor­geht, zurecht DIKTATOR nennen!!

      • Der Papst ist aber kein welt­li­cher Herr­scher und nur Gott ver­ant­wort­lich. Vor 1500 hat es kei­ne Dik­aste­ri­en gegeben.
        Und Bene­dikt XVI. hat ja auch nicht beim pro-mul­tis auf die ein­stim­mi­gen Ein­wen­dun­gen der deut­schen Bischö­fe gehört. War­um soll­te für Papst Fran­zis­kus nicht recht sein, was für Papst Bene­dikt bil­lig war?

        • Hören wir zu Ihren aben­teu­er­li­chen Aus­füh­run­gen ein­mal der Stim­me des Pap­stes, nein, ich mei­ne, wie auch Sie an der tief­grün­di­gen theo­lo­gi­schen Spra­che leicht bemer­ken wer­den, natür­lich nicht Franziskus:
          „Nach dem II. Vati­ca­num ent­stand der Ein­druck, der Papst kön­ne eigent­lich alles in Sachen Lit­ur­gie, vor allem wenn er im Auf­trag eines öku­me­ni­schen Kon­zils hand­le … Tat­säch­lich hat aber das I. Vati­ca­num den Papst kei­nes­wegs als abso­lu­ten Mon­ar­chen defi­niert, son­dern ganz im Gegen­teil als Garan­ten des Gehor­sams gegen­über dem ergan­ge­nen Wort: Sei­ne Voll­macht ist an die Über­lie­fe­rung des Glau­bens gebunden (…)
          Die Voll­macht des Pap­stes ist nicht unbe­schränkt; sie steht im Dienst der hei­li­gen Über­lie­fe­rung. Noch weni­ger kann eine sich in Belie­big­keit ver­keh­ren­de all­ge­mei­ne »Frei­heit« des Machens mit dem Wesen von Glau­be und Lit­ur­gie ver­ein­bart werden.“
          http://​www​.sum​morum​-pon​ti​fi​cum​.de/

          • Mit Ver­laub, Sie zwei­feln an der ple­na pote­stas des Pap­stes, die weder von den Ent­schei­dun­gen der Vor­gän­ger noch der mög­li­cher Nach­fol­ger ein­ge­schränkt wird. Wenn ein Papst den Satz: „Weiß ist Schwarz“ als glau­bens­ver­bind­lich vor­legt, haben Sie und ich die­sen Satz mit reli­giö­sem Gehor­sam zu glau­ben. Dage­gen gibt es kei­ne Appel­la­ti­on. Und im Übri­gen hat der von Ihnen zitier­te Bene­dikt XVI. nie einen Zwei­fel dar­an gelas­sen, dass das Mess­buch Paul VI. im Gan­zen wie im Ein­zel­nen völ­lig recht­gläu­big ist. Paul VI. konn­te und woll­te DIESE Reform umset­zen, ob Sie Ihnen oder mir gefällt, tut nichts. Wir haben zu gehorchen.
            Im Übri­gen bin ich erstaunt, dass Sie Papst Bene­dikt gegen Papst Fran­zis­kus (dem Bene­dikt bedin­gungs­lo­sen Gehor­sam ver­spro­chen hat!) gegen­ein­an­der aus­spie­len wol­len. Wir soll­ten uns alle an Bene­dikt und des­sen Gehor­sam orientieren.

          • Vin­cen­ti­us, machen Sie sich bit­te nicht lächer­lich, wenn Sie pro­vo­zie­ren. Mehr muss man dazu, glau­be ich, nicht mehr sagen..

          • Inwie­fern pro­vo­zie­re ich denn? Oder füh­len Sie sich pro­vo­ziert? Der Papst hat die ple­na pote­stas. Da kann und v.a. will ich nichts ändern. Sie hof­fent­lich auch nicht!

    • Und 2 und 2 sind 5, oder wie? Wenn Kar­di­nal Leh­mann Hähn­chen essen möch­te und Rind bekommt, was dann?

      Übri­gens ist die Behaup­tung in dem Arti­kel, dass die deut­schen Bischö­fe gefolgt sei­en, unwahr!

      Besu­chen sie doch mal eine Novus Ordo-Messe…

      • Das ver­su­che ich zu ver­mei­den, denn NOM ist zwar gül­tig aber nicht mehr Katho­lisch und zum Ver­plem­pern mei­ner Zeit kann ich Ande­res tun.
        Es gibt nur eine Mes­se und das ist die Tridentinische.
        Alles ande­re ist Men­schen­werk und damit irgend­wann dem Zer­fall anheim gegeben.
        M.Lebfevre ist ein gro­ßer Held des katho­li­schen Glaubens !

        • Wie kann die Mes­se nach dem Mess­buch Paul VI. gül­tig sein, aber nicht katho­lisch? Wenn sie gül­tig ist, ver­mit­telt sie doch alle Gna­den, die die Kir­che als ver­mit­tel­te garan­tiert? Wor­an machen Sie die Gül­tig­keit fest?

  3. Das Pro­blem der Kir­che heu­te ist nicht so sehr, wo jemand wohnt usw.. Egal, wie man ein­zel­ne Neue­run­gen hier prak­tisch bewer­tet – soll­te sich die Kir­che nicht immer wie­der auf die Ein­fach­heit des Beginns zurückbesinnen?

    Der eigent­li­che „Bruch“, der hier lei­der immer ver­schwie­gen wird, wur­de aber von Berg­o­gli­os Vor­gän­gern vollzogen!

    Woi­ty­la hat als Joh.Paul II. in Assi­si zu heid­ni­schen Kul­ten ein­ge­la­den, den Koran geküsst, Allah als den­sel­ben (und damit wah­ren Gott?) hin­ge­stellt. Er hat schon in der Antritts-Enzy­kli­ka „Redemptor homi­nis“ behaup­tet, dass „festen Über­zeu­gun­gen der Anhän­ger der nicht-christ­li­chen Reli­gio­nen „vom Geist der Wahr­heit her­vor­ge­hen“ und dass „jeder Mensch, ohne Aus­nah­me, schon erlöst“ sei (kein Glau­be und kei­ne Tau­fe mehr not­wen­dig?), dass die nach­christ­li­chen tal­mu­di­schen Juden unse­re „älte­ren Brü­der im Glau­ben“ sei­en usw.

    Bene­dikt XVI. hat dies durch Selig­spre­chung gutgeheißen.
    Hier gilt es doch, Ant­wor­ten zu lie­fern und den Bruch mit der Tra­di­ti­on der Kir­che zu über­win­den! Viel­leicht ist es sogar ein Vor­teil, wenn jemand eher mit dem ein­fa­chen Glau­ben sei­ner „Oma“ und weni­ger im Ver­trau­en auf sei­ne (moder­ni­sti­sche?) theo­lo­gi­sche Bil­dung den Fra­gen der heu­ti­gen Zeit stellt? Wenn­gleich auch hier die Gefahr besteht, dass man zu wenig geschult wich­ti­ge Din­ge übersieht…

    • „soll­te sich die Kir­che nicht immer wie­der auf die Ein­fach­heit des Beginns zurückbesinnen?“

      Eben nicht. Denn die­ser aus der Lit­ur­gie­be­we­gung stam­men­de und seit dem Kon­zil wie ein Glau­bens­dog­ma ver­kün­de­te Ata­vis­mus ist ja der Denk­feh­ler schlecht­hin. Man kann kei­nen Orga­nis­mus bis auf den Stamm zurecht­stut­zen und sich der ein­fäl­ti­gen Hoff­nung hin­ge­ben, dadurch noch ein­mal neu Anfan­gen zu kön­nen. Die Gei­stes­ge­schich­te einer 1000jährigen Orga­ni­sa­ti­on negie­ren zu wol­len, stellt im Grun­de eine Belei­di­gung Got­tes dar, weil sie sie gan­ze Tei­le der theo­lo­gi­schen und lit­ur­gi­schen Gei­stes­ge­schich­te als feh­ler­haft inter­pre­tiert, so als sei der Geist Got­tes nur in den Anfän­gen zu fin­den. Einen leben­di­gen Orga­nis­mus auf sei­ne Anfän­ge redu­zie­ren oder rück­füh­ren zu wol­len, ist eine Unmög­lich­keit an sich. In die­ser grund­fal­schen Auf­fas­sung wur­zelt ja gera­de die Theo­lo­gie des Bruchs, die der Kir­che nach und nach ihre Iden­ti­tät raubt und sie nach geta­ner Arbeit als Rui­ne zurücklässt.

      • Herz­li­chen Dank für Ihre Ausführungen!
        Mir schwant schon seit län­ge­rem, daß der gan­ze Refor­mis­mus (seit dem aus­lau­fen­den Mit­tel­al­ter) und ins­be­son­de­re die (post)moderne Recy­cle-Öko­lo­gie ein Irr­ge­dan­ke und Irr­weg ist.
        Wir wer­den Neu­es und Auf­bau­en­des erle­ben – und es wird ganz sicher nicht als Ver­län­ge­rung die­ser fal­schen Ideo­lo­gie sprossen.

      • Hm, das Triden­ti­num woll­te eine Lit­ur­gie­re­form ad normam patrum – also in Rück­be­sin­nung auf die Ein­fach­heit des Beginns. Des­we­gen hat das Mess­buch von Pius V. bis auf vier alle bis dahin im Mis­sa­le Roma­num ent­hal­te­nen Sequen­zen getilgt. Der Ein­fach­heit wegen. Ich hof­fe, Sie wol­len sich nicht gegen den Buch­sta­ben und den Geist der Kon­zils­vä­ter des Triden­ti­nums stellen!

          • Mir ist neu, dass das Mis­sa­le Paul Vi. ein Baum­fre­vel war. Eher eine grund­le­gen­de und not­wen­di­ge Dün­gung. Von deren Not­wen­dig­keit gin­gen weit über 2000 Bischö­fe inklu­si­ve des Pap­stes aus.

          • Eher wäre das Mess­buch Pius V. ein Baum­fre­vel. Gut 2000 Sequen­zen – immer­hin orga­nisch in den Ordo Mis­sae hin­ein­ge­wach­sen – wur­den kate­go­risch herausgeschnitten…

          • Umge­dreht wird ein stim­mi­ges Bild dar­aus: das Triden­ti­num befrei­te von Wild­wuchs, ohne die alt­ehr­wür­di­gen lit­ur­gi­schen Tra­di­tio­nen her­aus­zu­rei­ssen, die Lit­ur­gie­re­form des II. Vat. zeriss die gesam­te lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on in der Luft und setz­te – unter Beru­fung auf angeb­li­che Rück­kehr zu den Ursprün­gen – ein pro­te­stan­tisch kom­pa­ti­bles Kunst­pro­dukt an des­sen Stel­le. Nun, die Früch­te haben gezeigt, wo in rech­ter Wei­se mit dem Hei­li­gen Geist gedüngt wur­de und wo nicht, carissima!

          • Aber das stimmt doch vor­ne und hin­ten nicht. Das ist halt ihre Mei­nung, aber im Grun­de kön­nen Sie das ja nicht argu­men­ta­tiv unterfüttern.

  4. „Der Schritt, der vor­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie wie­der Aner­ken­nung und Wür­de zurückzugeben“

    Vor­kon­zi­li­ar??? So ein Quatsch!

    Die Mes­se des Kon­zils ist die Mes­se, die die FSSPX heu­te noch fei­ert. Der NOM wur­de erst 1969/​1970 ein­ge­führt, in einem revo­lu­tio­nä­ren Tau­mel, der durch das Kon­zil nicht gedeckt ist.

    • Nein, aber von Paul VI. wur­de die refor­mier­te Mes­se dekre­tiert. Er konn­te das, durf­te das und woll­te das.

      • Er hät­te es eben nicht gedurft, weil er damit die lit­ur­gi­sche Ent­wick­lung negier­te und etwas voll­stän­dig Neu­es schuf. Das aber darf nicht ein­mal der Papst, der qua Amt vor allem Hüter der Über­lie­fe­rung ist.

        • Natur­lich durf­te er und Bene­dikt XVI. hat das auch bestä­tigt. Im Übri­gen ist das Mess­buch Paul VI. nur mar­gi­nal refor­miert (eine Lesung mehr, die Für­bit­ten wie­der auf­ge­nom­men, die Pre­digt wie­der Bestand­teil des Mess­op­fers, ein paar Prä­fa­tio­nen und Hoch­ge­be­te mehr, auf mehr als 1000 Sei­ten wenig – und vor allem kei­ne inhalt­li­chen Ände­run­gen an der stets gleich­blei­ben­den Fides).

          • Sie erwar­ten doch nicht, dass ich mich lächer­lich mache, indem ich auf Ihre hane­bü­che­ne Rabu­li­stik auch noch ein­ge­he. Den Foren­clown müs­sen Sie schon allein abge­ben, da über­las­se ich Ihnen dann auch gern das let­ze Wort auf die­ser Büh­ne, clarissima!

          • Nun, ich muss mich nicht im Ton ver­grei­fen, wenn ich Argu­men­te brin­ge und ver­lan­ge. Aber ich ver­traue auf den Ver­stand ande­rer Forums­teil­neh­mer. Die mer­ken näm­lich sehr wohl wo vali­de Argu­men­te sind und sich jemand um eben­sol­che drückt.

          • Nun cla­ris­si­ma, und ich ver­traue dar­auf, dass die Leser die­ses Forums Ihre aben­teu­er­li­chen Behaup­tun­gen (der NOM stel­le nur eine mar­gi­na­le Reform dar) und den Zweck, den Sie damit ver­fol­gen, auch ohne mein Zutun erken­nen. Übri­gens hat die­ses Forum Kom­men­tar­funk­ti­on. Es ist mir daher zuwi­der die­ses Medi­um für Pri­vat­diss­ku­sio­nen unter Fori­sten zu miss­brau­chen, des­halb wer­de ich es mir erlau­ben, ihre theo­lo­gi­schen Tra­ve­stien zukünf­tig unkom­men­tiert zu lassen.

          • Nun, wenn Sie mei­nen, dann wer­den Sie nicht mehr ant­wor­ten. Ich kann das nicht nach­voll­zie­hen. Um das von Paul VI. abge­schaff­te und von Bene­dikt XVI. wie­der zuge­las­se­ne Mess­buch mit dem refor­mier­ten Mess­buch zu ver­glei­chen braucht man in der Tat nur einen alten und einen neu­en Schott. Ich wür­de Ihnen auch raten, mal die Palm­sonn­tags­lit­ur­gie vor 1950 anzu­se­hen, da wür­den Sie Bau­klöt­ze stau­nen, was Pius XII. alles geän­dert hat. Im Übri­gen wer­de ich auf Ihre mei­ne Per­son ange­hen­de Äuße­run­gen nicht ein­ge­hen, das müs­sen Sie selbst vor Gott, Gewis­sen und in der Hei­li­gen Beich­te ausmachen.

  5. „Vor­kon­zi­li­ar??? So ein Quatsch! “

    Die Mes­se aller Zei­ten, die heu­te gemäß Sum­morum pon­ti­fi­cum zele­briert wird ist sehr wohl VOR­kon­zi­li­ar!, denn sie wur­de 1962 promulgiert

    Die kon­zi­lia­re Mes­se wur­de bereits 1965 „mode­rat“ refor­miert, erst 1969/​70 ist dann die noch wei­ter­ge­hen­de desa­strö­se Defor­ma­ti­on erfolgt

    „Das vom hei­li­gen Pius V. pro­mul­gier­te und vom seli­gen Johan­nes XXIII. neu her­aus­ge­ge-bene Römi­sche Mess­buch hat hin­ge­gen als außer­or­dent­li­che Aus­drucks­form der­sel­ben „Lex oran­di“ der Kir­che zu gelten;
    (…)
    Dem­ge­mäß ist es erlaubt, das Mess­op­fer nach der vom seli­gen Johan­nes XXIII. pro­mul­gier­ten und nie­mals abge­schaff­ten Edi-tio typi­ca des Römi­schen Mess­buchs als außer­or­dent­li­che Form der Lit­ur­gie der Kir­che zu feiern.“

    http://​www​.dbk​-shop​.de/​m​e​d​i​a​/​f​i​l​e​s​_​p​u​b​l​i​c​/​h​g​v​w​m​j​u​x​e​/​D​B​K​_​2​1​7​8​.​pdf

    • Wenn Sie das Mess­buch Pius V. neben das von Johan­nes XXIII. (1962) und das von Johan­nes XXIII. neben das von Paul VI hal­ten, wer­den Sie fest­stel­len, dass die Ände­run­gen zwi­schen Pius und Johan­nes viel grö­ßer sind als zwi­schen Johan­nes und Paul. Das setzt aber vor­aus, dass man Latein kann…

      • Das ist doch ein Mär­chen – Sie haben sicher Bele­ge dafür? Jeder gra­du­el­len Ände­rung, die Sie nen­nen könn­ten, kann man 10 sub­stan­ti­el­le auf der ande­ren Sei­te gegen­über­stel­len. Eine Aus­nah­me bil­den natür­lich Kar­wo­che und Osternacht.

        • Zwi­schen 1570 und 1962 wur­den etli­che Tei­le im Vor­hof und beim Abschluss der Mes­se ein­ge­fügt, die 1970 wie­der ent­fie­len. Die Für­bit­ten kamen nach 1500 Jah­ren wie­der in die Mes­se, eben­so war die Pre­digt wie­der Bestand­teil der Mes­se. Dazu kam eine zwei­te Lesung am Sonn­tag. Wahr­lich: Sub­stan­zi­el­le Veränderungen 😉
          An den Ora­tio­nen und Hoch­ge­be­ten hat man wenig bis gar nicht gerührt. In Sum­ma: Kei­ne Märchen!

  6. Die­ser Arti­kel wirft Bene­dikt ein zu zöger­li­ches Han­deln vor. Ich gebe zu beden­ken, dass er sich einer Fron­de von Kuri­en­mit­ar­bei­tern gegen­über­sah, die sei­ne Refor­men nicht woll­ten und ihm, wo es nur ging, Knüp­pel zwi­schen die Bei­ne war­fen. Sogar eng­ste Mit­ar­bei­ter, ange­stif­tet von Dun­kel­män­nern, übten haar­sträu­ben­den Ver­rat. Wohl nur ein Bruch­teil davon kam an die Öffent­lich­keit. Wäre Bene­dikt so vor­ge­gan­gen wie es sich ein Berg­o­glio her­aus­nimmt, er wäre einer voll­stän­di­gen Palast­re­vol­te zum Opfer gefal­len. Dass es Berg­o­glio bei sei­nen selbst­herr­li­chen, auto­kra­ti­schen Regie­rungs­stil nicht so ergeht, zeigt, in welch hohem Maße er im Auf­trag und in Über­ein­stim­mung mit den mäch­ti­gen Män­nern an der Kurie handelt.

  7. Gera­de die­se Sei­te entdeckt.
    Schön, dass es noch Katho­li­ken gibt, die den Mut haben, das ein oder ande­re an
    Papst Fran­zis­kus kri­tisch zu hin­ter­fra­gen. Auf ande­ren Sei­ten ist so etwas tabu.

    • Solan­ge man dem Papst auch gehorcht, ist kri­ti­sches Hin­ter­fra­gen nie etwas Böses. Manch­mal – im Fal­le der bischöf­li­chen Remon­stra­ti­on – kann es sogar mora­li­sche Pflicht sein. Des Pap­stes end­gül­ti­ge Ent­schei­de in Glau­bens- und Sit­ten­fra­gen sind zwar nicht refor­mier­bar und er hat die ple­na pote­stas, aber das heißt nicht, dass er in Fra­gen der Orts­kir­chen auch auto­ma­tisch bes­ser Bescheid wüss­te. Der Hei­li­ge Geist inspi­riert ihn nicht, er bewahrt ihn nur vor Irr­tü­mern in den Ange­le­gen­hei­ten, die den christ­li­chen Glau­ben im Mit­tel­punkt und nicht nur peri­pher berüh­ren. Der Blick auf die Ver­ur­tei­lun­gen des 19. Jahr­hun­derts (Gas­la­ter­nen, Eisen­bahn, Pres­se- und Reli­gi­ons­frei­heit) ist da ganz heilsam.

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