(Tansania) „Wir werden Kirchen und Häuser niederbrennen. Bereitet euch für Ostern auf das Schlimmste vor“. Mit dieser islamistischen Kampfansage werden nicht die Christen Nigerias, Pakistans oder des Irak bedroht, sondern die Christen Tansanias. Das ostafrikanische Land am Indischen Ozean mit den Schneefeldern des Kilimanjaro und den Stränden von Sansibar, wird seit einigen Tagen von der islamistischen Gruppe Uamsho (Erwachen) in Atem gehalten. Die Islamisten verschicken Drohbotschaften per SMS an katholische Priester, in denen sie sich zur Ermordung des katholischen Priesters Evarist Mushi bekennen.
Pater Evarist Mushi als „Ungläubiger“ auf Sansibar hingerichtet
Am 17. Februar wurde Pater Evarist Mushi als „Ungläubiger“ auf der Insel Sansibar hingerichtet. Die Islamisten teilen in ihren SMS mit: „Wir danken unserer in Somalia ausgebildeten Jugend, die einen Ungläubigen getötet hat. Viele weitere werden sterben.“ Vor 7 Uhr morgens parkte der Priester das Auto vor seiner dem heiligen Josef geweihten Pfarrkirche, an der er die Sonntagsmesse zelebrieren wollte. In diesem Augenblick eröffneten Männer von einem Motorrad das Feuer. Zwei Tage später wurde, immer auf Sansibar, die in Bau befindliche protestantische Kirche in Brand gesteckt.
Es handelt sich nicht um Einzelfälle, wie die tansanische Regierung behauptet. Diese ist wegen der Gewaltausbrüche beunruhigt und versucht, die Ereignisse herunterzuspielen. Die Attentate schaden dem Fremdenverkehr, einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Laut offizieller Sprachregelung handle es sich um normale Kriminalfälle, die nichts mit Religion zu tun hätten.
Zu Weihnachten Priester durch Attentat lebensgefährlich verletzt
Zu Weihnachten schoß ein Kommando ebenfalls auf Motorrädern auf den katholischen Priester Pater Ambrose Mkenda, der schwerverletzt überlebte. Im Oktober des vergangenen Jahres gingen mehrere Kirchen in Flammen auf. Das Feuer war von aufgehetzten islamistischen Massen gelegt worden. Ausgangspunkt war die unbewiesene Behauptung, die sich in Windeseile verbreitete, daß ein christliches Kind einen Koran profaniert hätte.
Innerhalb weniger Stunden brannten allein in der Hauptstadt Dar es Salaam drei Kirchen und eine vierte wurde verwüstet. In vielen Moscheen des Landes wurde die Parole ausgegeben: „Die christlichen Kirchen werden zerstört, bis keine einzige mehr in Tansania steht.“ Bereits im Mai 2012 waren in Sansibar drei Kirchen von Hunderten von Moslems mit dem Ruf „Allah ist groß“ zerstört.
„Wir befinden uns im Visier der Islamisten“ – Bischof Shao über die Lage auf Sansibar
Der katholische Bischof von Sansibar, Msgr. Augustin Shao hat keine Zweifel: „Wir befinden uns im Visier der Islamisten“, wie er vor kurzem gegenüber Kirche in Not erklärte. Besonders kritisch ist die Lage auf der Insel Sansibar, die zu 99 Prozent von Moslems bewohnt wird. In ganz Tansania stellen die Moslems 30 Prozent der Bevölkerung. In Sansibar stand der Großteil der 25 Kirchen, die in den vergangenen Jahren zerstört wurden. Die Insel ist auch das Zentrum der islamistischen Uamsho-Bewegung, die für einen unabhängigen Staat Sansibar eintritt. Sie wird für einen Großteil der seit 2001, dem Jahr ihrer Gründung, verübten Terroranschläge in Tansania verantwortlich gemacht.
Die Islamisten stützen ihre Propaganda unter anderem darauf, von Staatspräsident Jakaya Kikwete hintergangen worden zu sein. Im Präsidentschaftswahlkampf 2010 habe er den Moslems versprochen, die Verfassung des ostafrikanischen Landes zu ändern und Teile der Sharia einzuführen. Die Situation spitzt sich immer mehr zu. Wurden zunächst nur in den Landgemeinden Kirchen angegriffen, während die Städte relativ sicher waren, werden die Attentate inzwischen mitten in der Hauptstadt ausgeführt. Auf Sansibar sind die Christen schwersten Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt. Viele christliche Familien wandern Richtung Festland ab, wo sie hoffen, sicherer leben zu können.
Text: NBQ/Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana