(Vatikan) Die letzten Ernennungen Papst Benedikts XVI., die pünktlich zum Jahresschluß 2012 am 31. Dezember erfolgten, betrafen zwei neue Richter am Appellationsgericht des Vatikanstaates. Der 1987 errichtete Gerichtshof ist Berufungsinstanz für Straf- und Zivilangelegenheiten.
Die neuen Richter sind Msgr. Egidio Turnaturi und Riccardo Turrini-Vita. Msgr. Turnaturi war bereits Richter an der Sacra Rota Romana und Mitglied der Disziplinarkommission des Vatikansstaates. In letzterer Funktion wurde ihm die interne Untersuchung der Vorwürfe von Mißwirtschaft anvertraut, die der damalige Sekretär des Governatorats der Vatikanstadt, Msgr. Carlo Maria Viganò, heute Apostolischer Nuntius in den USA, erhoben hatte. Vorwürfe und Ermittlungen waren öffentlich bekannt geworden durch den Dokumentenklau des damaligen Kammerdieners des Papstes, Paolo Gabriele.
Der zweite neue Richter ist Riccardo Turrini-Vita. Der 51jährige italienische Jurist war ab 1987 als Richter für Zivilangelegenheiten zunächst an einem Landgericht, dann am Oberlandesgericht in Rom tätig. Ab 1994 arbeitete er im Justizministerium, von 2002 bis 2010 als Leiter der Abteilung für den Strafvollzug. 2010 wurde er zum Generaldirektor der Personalabteilung des Justizministeriums. Er vertrat die italienische Regierung bereits im Europarat, in den für Straf- und Strafvollzugsfragen zuständigen UN-Gremien und beim Hochkommissariat für Menschenrechte. Am vergangenen 22. November hatte ihn Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen (Bild), als in Rom die Direktorenkonferenz der Strafvollzugsverwaltungen des Europarats tagte.
Turrini-Vita ist Magistral-Ritter des Malteserordens, Komtur des Gregoriusorden und Mitglied des Vorstandes der traditionsverbundenen Vereinigung Una Voce (Sektion Italien), worauf der Vatikanist Sandro Magister aufmerksam machte. Una Voce setzt sich weltweit für die Pflege und Verbreitung des tridentinischen Ritus ein. Turrini-Vita war in einer früheren Amtsperiode bereits Vorsitzender der italienischen Sektion.
Una Voce Italia gehörte zu den Promotoren der 1. Internationalen Wallfahrt der Tradition, die am 3. November 2012 ihren Abschluß mit einem Pontifikalen Hochamt in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus im Petersdom fand. Die Wallfahrt fand zum Dank für die Gewährung des Motu proprio Summorum Pontificum durch Papst Benedikt XVI. vor fünf Jahren statt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rorate Caeli