Nachtarbeit für Eltern mit unter dreijährigen Kindern verbieten! – Antwort auf Bischof Overbecks Einsatz für Nachtkrippen


photocase8qmznya154188781von Maria Steuer

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Da kann man nur sagen „Schu­ster bleib bei dei­nem Lei­sten“. Bischof Over­beck dreht sein Fähn­chen im Wind, mög­lichst nie­man­dem auf die Füße tre­ten, weder den Poli­ti­kern, noch den Arbeit­ge­bern und erst recht nicht den Eltern. Er hat sei­ne Sache gut gelernt – nur einem oder bes­ser Mil­lio­nen tritt er auf die Füße und das gewal­tig – so daß es rich­tig weh tut: den Kin­dern oder bes­ser Kleinst­kin­dern. Aber die kön­nen sich ja auch nicht weh­ren oder ihm ihre Mei­nung sagen oder gar auf die Stra­ße gehen, um laut­stark zu for­dern, alle Krip­pen mög­lichst zu schließen.

In der Aus­bil­dung als Prie­ster ist Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie von Kin­dern wahr­schein­lich kein The­ma, wie sonst kann man sol­chen Unsinn reden. Wie macht es Sinn, schwie­ri­gen Fami­li­en die Kin­der tags­über zu ent­frem­den, wie soll die schon schwie­ri­ge Bezie­hung dann am Abend noch funk­tio­nie­ren? Die Wis­sen­schaft bestä­tigt es: Kin­dern aus schwie­ri­gen Ver­hält­nis­sen geht es in der Kita noch schlech­ter. Das Eltern­haus ist durch Kita nicht kor­ri­gier­bar. Das ein­zi­ge was hilft, ist Unter­stüt­zung der Eltern, Hil­fe für die Eltern. Dort wäre das Geld sinn­vol­ler aus­ge­ge­ben als in der Finan­zie­rung einer schäd­li­chen Gruppenbetreuung.

Eben­so die gera­de­zu ver­rück­te Idee der Über­nacht-Kita: ohne Kom­men­tar. Bischof Over­beck soll­te sich ein­set­zen, Nacht­ar­beit für Eltern mit unter drei­jäh­ri­gen Kin­dern zu ver­bie­ten! Wenn ihm das zu viel „aus dem Fen­ster leh­nen“ ist, dann lie­ber ein Netz­werk auf­bau­en mit Frei­wil­li­gen, älte­ren Gemein­de­mit­glie­dern mit „Über­nacht-zu Hau­se-gut betreut“ Motto.

Und noch bes­ser, er näh­me ein paar Nach­hil­fe­stun­de über das, was Kleinst­kin­der brau­chen: das Gefühl, erwünscht und gewollt zu sein, Freu­de aus­zu­lö­sen, ein­zig­ar­tig zu sein! Und nicht als Stör­fak­tor weg­or­ga­ni­siert zu wer­den. Sie sind ange­wie­sen auf anwe­sen­de Eltern, auf Nest­wär­me und Zuwen­dung, auf Lie­be und Zeit, Zeit Urver­trau­en auf­zu­bau­en. Sie haben ein Recht auf Berück­sich­tung ihrer selbst und ihres ele­men­ta­ren Ver­lan­gens nach bedin­gungs­lo­ser Lie­be. Jeder ein­zel­ne von uns Erwach­se­nen hat die Ver­ant­wor­tung, sich dafür weit aus dem Fen­ster zu leh­nen und, wich­tig für den Bischof: Kin­der mit einem guten Fun­da­ment an Urver­trau­en wer­den im Alter häu­fi­ger gläu­big als früh in ihren Grund­mau­ern ver­un­si­cher­te Menschen.

Maria Steu­er ist Mut­ter, Kin­der­ärz­tin, Fami­li­en­the­ra­peu­tin und Grün­de­rin des Fami­li­en­netz­wer­kes.
Bild: Photocase/​ Jen­ne­ma­rie

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9 Kommentare

  1. Zu sin­gen nach der Melo­die des Deutschlandliedes:

    Zeit­geist, Zeit­geist über alles,
    über alles in der Welt.

  2. Ehr­lich, ich bin ziem­lich geschockt!
    Wie kann ein Bischof eine Kita-Öff­nung selbst noch nachts befürworten?
    Ist Franz-Josef Over­beck nicht fähig, sich in die Gefühls­welt eines Kin­des zu versetzen?
    Die For­de­run­gen der Wirt­schaft nach unum­schränk­ten Zugriff von Arbei­tern und Ange­stell­ten zu jeder Tages-und Nacht­zeit schei­nen ihm wich­ti­ger zu sein als das Recht der Kin­der auf die Anwe­sen­heit sei­ner Eltern, auch und beson­ders nachts!
    Ich ken­ne nicht die Kind­heit Bischof Over­becks. Doch ich gehe davon aus, dass, wenn der klei­ne Franz-Josef nachts in sei­nem Bett­chen schlief, viel­leicht hin und wie­der auf­wach­te oder er krank war, sei­ne Mut­ter, sein Vater, sei­ne Oma oder eine ande­re ver­trau­te Betreu­ungs­per­son sich lie­be­voll um ihn küm­mer­te und dem klei­nen Kind Nähe und Gebor­gen­heit vermittelte.
    Klei­ne und gro­ße Kin­der brau­chen Lie­be, Geduld, auch Kon­se­quenz und sehr viel Zeit, damit sie lebens­stark und zuver­sicht­lich werden.
    Sie brau­chen ganz sicher nicht das Gefühl, ihren Eltern eine Last zu sein und sie des­halb nach Belie­ben irgend­wo in einer Nacht-Kita abliefern.
    Bischof Franz-Josef soll­te weni­ger sein Inter­es­se für die Belan­ge von Wirt­schaft und Indu­strie bekun­den, son­dern sein Mit­ge­fühl für Kin­der und Eltern unter Beweis stellen.
    Man darf nicht alle und alles den Wirt­schafts­in­ter­es­sen unterordnen.
    Bischof Over­beck soll­te das als Christ wissen!

  3. Mir erscheint die­ser Arti­kel hier als pole­mi­sche Stim­mungs­ma­che gegen die Per­son und damit weit unter­halb des Niveaus, das die­se katho­li­sche Nach­rich­ten­sei­te sonst hat. Wer hier näher an der Rea­li­tät ist, sei hin­ge­stellt. Zita­te aus dem Inter­view der Sei­te des Bis­tums Essen:

    „Päd­ago­gen sagen, dass es für die Ent­wick­lung der Kin­der gut ist, wenn es in ihren ersten Jah­ren eine star­ke Bin­dung an Vater und Mut­ter gibt. Dem schlie­ße ich mich an. Und in vie­len Fami­li­en ist das auch möglich.“
    „Ein Blick in unser Bis­tum zeigt, dass man­che Kin­der allei­ne gelas­sen wer­den, weil ihre Väter und Müt­ter nachts arbei­ten müs­sen. Da braucht es doch Orte, wo Kin­der einen ver­läss­li­chen Ansprech­part­ner haben – gera­de dann, wenn ein Allein­er­zie­hen­der über­for­dert ist oder die sozia­len Bezie­hun­gen schwie­rig sind.“

    • Ich sehe Ihre Äuße­rung als sehr bedenk­lich an. Sie ver­harm­lost, das was der Bischof wirk­lich sag­te und mein­te. Es ist typisch – sich „sei­ne Rosi­nen“ raus­zu­su­chen und das Gan­ze „war nicht so gemeint“ dar­zu­stel­len. Ist doch ein guter Bischof. Natür­lich hat er gesagt „Päd­ago­gen sagen,…“ (Aus mei­ner Sicht nur des­halb, um Leu­te wie Sie zu beru­hi­gen – Ich grei­fe doch kei­ne Fami­li­en an, nicht als Bischof). Aber im Inter­view sag­te er etwas ganz wesent­li­ches, was sei­ne wirk­li­che Auf­fas­sung von Fami­lie ist: „Sicher gibt es in bestimm­ten Berei­chen einen Arbeits­kräf­te­man­gel, der durch den Krip­pen­aus­bau gemin­dert wer­den soll. Aber auf der ande­ren Sei­te gilt es, eine poli­ti­sche Ant­wort auf die neu­en Her­aus­for­de­run­gen für Fami­li­en zu geben. Vie­le Frau­en wol­len eben bei­des, Mut­ter sein und einem Beruf nach­ge­hen. Das ver­ste­he ich.“ Ich den­ke Linus Schnei­der und Maria Steu­er haben sehr gut erkannt, was er wirk­lich sag­te und mein­te. Ihnen ist zu danken.

  4. Der Anse­hens­ver­lust der deut­schen Bischö­fe unter gläu­bi­gen Katho­li­ken ist inzwi­schen nur noch dra­ma­tisch zu nen­nen. Doch das macht ihnen nichts. Denn durch das unse­li­ge Kir­chen­steu­er­sy­stem wird die deut­sche Kir­che von fast 90 % Tauf­schein­ka­tho­li­ken finan­ziert, mehr oder weni­ger Ungläu­bi­gen, die noch bestimm­te Ritua­le für bestimm­te Lebens­ab­schnit­te brau­chen. Die­se 90 oder 88 % gilt es bei Lau­ne zu hal­ten, unbedingt.
    Doch die­sen Unsinn der „Nacht-Krip­pen“ wür­den die mei­sten von ihnen auch nicht mit­tra­gen wol­len, das ist sicher. Das scha­det Bischof Over­beck aber auch nicht, weil die Tauf­schein­ka­tho­li­ken das gar nicht mitbekommen.
    Der Vor­schlag ist so unsin­nig, er wird im Archiv ver­schwin­den. Dass ein röm.-kath. Bischof allen Ern­stes so etwas Kin­der- und damit Men­schen­feindlches vor­schlägt, ist gera­de­zu ein Ärger­nis. Auch wenn die­ses Mal das Ärger­nis im Archiv verstaubt.

    • „Der Anse­hens­ver­lust der deut­schen Bischö­fe unter gläu­bi­gen Katho­li­ken ist inzwi­schen nur noch dra­ma­tisch zu nen­nen. Doch das macht ihnen nichts.“
      Sie wer­den vom Staat bezahlt und sie soll­ten sich ver­be­am­ten las­sen. Eigent­lich soll­ten sie vor Chri­stus ste­hen und ihm die­nen. Aber um das zu errei­chen müß­ten sie eins sein vor Chri­stus. Und das ist ihr Problem.
      Per Mari­am ad Christum.

  5. @Besucher
    Nacht­ar­beit ver­bie­ten, müss­te die For­de­rung lau­ten. Und wo das nicht geht, wie in Kran­ken­häu­sern oder Pfle­ge­hei­men, kann sehr wohl Rück­sicht genom­men wer­den auf Müt­ter mit klei­nen Kin­dern. Die wer­den dann nicht zum Nacht­dienst ein­ge­teilt, das ist ohne wei­te­res möglich.
    Sind aber erst mal Nacht­krip­pen da, fällt die­se Rück­sicht­nah­me weg. Das wäre das Gefähr­li­che an dem Vor­schlag des Bischofs, wür­de er ernstgenommen.
    Doch was sage ich: Viel­leicht wird er ja ernst­ge­nom­men. In einer Gesell­schaft, die dar­an arbei­tet, die Fami­li­en­struk­tu­ren auf­zu­lö­sen, ist das mög­lich. War­um ein katho­li­scher Bischof dabei die Vor­rei­ter­rol­le spie­len will, erschließt sich mir nicht.

  6. Ich fin­de die­sen Arti­kel unglaub­lich. Da wird auch auf die­ser Platt­form häu­fig beklagt, dass kirch­li­che Stim­men nur Aus­schnitts­wei­se wahr­ge­nom­men wer­den und dann tut die Autorin genau das. Man soll­te zumin­dest das Inter­view ein­mal gele­sen haben. Over­beck schreibt, es gibt Situa­tio­nen, wo Eltern ihre Kin­der nachts allei­ne las­sen, weil sie arbei­ten gehen (müs­sen). Und dann sei es bes­ser, ein sol­ches Kind wäre in einer Nacht-Kita betreut. Von Unter-Drei­jäh­ri­gen war da nicht die Rede. Jetzt kann man lan­ge „Nacht­ar­beit“ ver­bie­ten. Aber, dass sol­che Situa­tio­nen mög­lich sind und dass man da nicht leicht hel­fen kann, dar­an kann alle Ver­bie­te- und Gebie­te­rei nichts ändern. Hier geht es um Aus­nah­men. Er spricht von „Schutz­räu­men für beson­ders gefähr­de­te Kin­der“. Ich kann in dem Inter­view nichts „Unka­tho­li­sches“ und nichts „Unpäd­ago­gi­sches“ ent­decken. Die Autorin soll­te ihren Arti­kel zurück­zie­hen und über­ar­bei­ten. Sie wird weder der Per­son des Bischofs noch sei­nen Aus­sa­gen gerecht.

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