US-Oberinnenkonferenz unter kommissarischer Verwaltung – „Ernste doktrinelle Probleme“, mit Glaubenslehre „unvereinbare“ Standpunkte


(Vatikan/​New York) Der Vati­kan hat eine grund­le­gen­de Reform des Dach­ver­ban­des der Ordens­obe­rin­nen der Frau­en­or­den in den USA ein­ge­lei­tet. Dazu wur­de die Lea­der­ship Con­fe­rence of Women Reli­gious (LCWR) unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt, wie dies auch bei den Legio­nä­ren Chri­sti der Fall ist. Der Papst ernann­te Erz­bi­schof Peter Sar­tain von Seat­tle zu sei­nem Dele­ga­ten und kom­mis­sa­ri­schen Lei­ter der LCWR bis zum Abschluß der Erneuerung.

Situation der LCWR „schwerwiegend“, „besorgniserregend“ und zum Teil „skandalös“

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Anlaß der dra­sti­schen Maß­nah­me sind eine Rei­he von Posi­tio­nen der LCWR, die mit der katho­li­schen Glau­bens­leh­re „unver­ein­bar“ sind. Die Situa­ti­on der LCWR wird in dem vati­ka­ni­schen Doku­ment als „schwer­wie­gend“, „wirk­lich besorg­nis­er­re­gend“ und zum Teil sogar als „skan­da­lös“ beschrieben.

„Ernste doktrinelle Probleme“ – Papst Benedikt XVI. ordnet Gegenmaßnahmen an

Kar­di­nal Leva­da spricht von „ern­sten dok­tri­nel­len Pro­ble­men“. Das ist das Ergeb­nis einer 2008 von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein­ge­lei­te­ten Unter­su­chung der LWCR, nach­dem sich Ein­ga­ben im Vati­kan häuf­ten, daß vom Dach­ver­band Posi­tio­nen ver­tre­ten wer­den, an deren Recht­gläu­big­keit es berech­tig­te Zwei­fel gab. Das Ergeb­nis der Unter­su­chung liegt nun vor und gibt den Befürch­tun­gen recht. Um das Ein­drin­gen und die Aus­brei­tung von Irr­leh­ren zu unter­bin­den, griff die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on mit Bil­li­gung von Papst Bene­dikt XVI. nun ein.

LCWR-Standpunkte  „außerhalb der katholischen Lehre“

Kon­kret geht es um „inak­zep­ta­ble“ Stand­punk­te, die bei den jähr­li­chen Voll­ver­samm­lun­gen der LCWR auf­ge­tre­ten sind, wie zum Bei­spiel die Frau­en­or­di­na­ti­on, die Homo­se­xu­el­len-Seel­sor­ge oder „Posi­tio­nen eines radi­ka­len Femi­nis­mus“ die mit der Leh­re der Kir­che „unver­ein­bar“ sind. In der LCWR gebe es eine Ten­denz, so Kar­di­nal Leva­da „zur mensch­li­chen Sexua­li­tät Posi­tio­nen zu ergrei­fen, die nicht in Über­ein­stim­mung mit der Leh­re der Kir­che ste­hen“. „Die Ange­le­gen­heit wird ernst, wenn die Lei­tungs­grup­pe nicht eine tüch­ti­ge und vor­bild­haf­te Füh­rung für ihre Gemein­schaf­ten dar­stellt, son­dern sich außer­halb der katho­li­schen Leh­re stellt“, so der Kardinal.

In einem Schrei­ben teil­te Kar­di­nal Leva­da der LWCR das Unter­su­chungs­er­geb­nis und die Ent­schei­dun­gen des Vati­kans mit. Dar­in übte er schar­fe Kri­tik an eini­gen Posi­tio­nen des Dach­ver­ban­des. Das Unter­su­chungs­er­geb­nis wird nicht öffent­lich bekanntgemacht.

„Ein Mann am Altar für bestimmte amerikanische Ordensfrau eine Störung“ – Förderung des Lesbiertums durch LCWR

„Wer denkt, daß ein guter Katho­lik das Hei­li­ge Meß­op­fer zum Mit­tel­punkt sei­nes Glau­bens­le­bens macht und daß jene, die ein Ordens­le­ben gewählt haben, dies beson­ders eif­rig und fei­er­lich tun, der kennt nicht bestimm­te ame­ri­ka­ni­sche Ordens­frau­en“, schrieb der bekann­te Sozio­lo­ge Mas­si­mo Intro­vi­gne. Die­se wür­den sich ernst­haft die Fra­ge stel­len, ob es „ange­mes­sen sei oder nicht, daß die Eucha­ri­stie das Zen­trum ihrer fei­er­li­chen gemein­schaft­li­chen Zele­bra­tio­nen sei“, so der ehe­ma­li­gen OSZE-Reprä­sen­tant gegen die Dis­kri­mi­nie­rung und Ver­fol­gung von Chri­sten. Die Not­wen­dig­keit eines Prie­sters bei einer Meß­fei­er „gilt für sie als dis­ku­ta­bel. Mit ande­ren Wor­ten: Die Anwe­sen­heit eines Man­nes, der die Mes­se zele­briert, ist für die­se Schwe­stern eine Stö­rung“, so Intro­vi­gne. Die vom Vati­kan gewähl­te For­mu­lie­rung für die Kri­tik an den abwei­chen­den Posi­tio­nen zur katho­li­schen Sexu­al­leh­re nennt Intro­vi­gne einen „Euphe­mis­mus“, ange­sichts der homo­phi­len, im kon­kre­ten Fall les­bi­schen Posi­tio­nen der LCWR.

„Demokratischer Dialog“ der LCWR schließt a priori Anerkennung der kirchlichen Lehre aus

Die Fra­ge, ob ein Prie­ster zuge­las­sen wer­den soll, um in den Klö­stern die Hei­li­ge Mes­se zu fei­ern, scheint kein iso­lier­ter Fall zu sein, da sich das „Systems Thin­king Hand­book“ der LCWR damit befaßt. Dabei han­delt es sich um ein „Hand­bruch zur dok­tri­nel­len Aus­bil­dung der Obe­rin­nen“. Laut Hand­buch soll­te eine demo­kra­ti­sche Dis­kus­si­on, Kon­vent für Kon­vent durch­ge­führt wer­den, der a prio­ri als Zweck des „Dia­logs“ die „Aner­ken­nung der kirch­li­chen Leh­re“ aus­schließt. Es gehe viel­mehr dar­um, nicht nur der „west­li­chen Men­ta­li­tät“ Raum zu geben, so das Hand­buch, son­dern auch dem „orga­ni­schen Men­ta­li­täts­mo­dell“, das typisch für die öst­li­chen Reli­gio­nen ist und das dort hin­füh­re, wo das Herz hin­ge­he. Die „orga­ni­sche Men­ta­li­tät“ wäre prä­zi­ser mit „Rela­ti­vis­mus“ zu benen­nen, so Introvigne.

Vie­le ame­ri­ka­ni­sche Ordens­frau­en lei­sten wert­vol­le kari­ta­ti­ve Arbeit. Das reicht aber nicht, um Ordens­frau­en von ande­ren huma­ni­tä­ren Orga­ni­sa­tio­nen zu unterscheiden.

Vatikan-Dokument verwirft LCWR-Argumention zur Gerhorsamsfrage

In LCRW-Krei­sen wur­de auf eine Wei­se  argu­men­tiert, die jener in Tei­len des Tra­di­tio­na­lis­mus ähnelt. Man sei nur ver­pflich­tet, die unfehl­ba­ren Tei­le des kirch­li­chen Lehr­amts und die mit beson­de­rer Auto­ri­tät ver­kün­det wur­den, anzu­er­ken­nen. Das Doku­ment der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ver­wirft die­se Posi­ti­on und erklärt, daß die Unter­su­chung erge­ben hat, daß sehr wohl Tei­le der Glau­bens­leh­re geleug­net wer­den, die die­ser Kate­go­rie ange­hö­ren  (Tri­ni­tät, Gott­heit Jesu Chri­sti, Frau­en­prie­ster­tum). Ordens­frau­en, die ein Gehor­sams­ge­lüb­de abge­legt haben, haben sich auch an das ordent­li­che Lehr­amt der Kir­che zu hal­ten, so Kar­di­nal Levada.

LCWR-Versammlung 2007: „Viele Schwestern gehen über die Kirche und Jesus Christus hinaus“ – Jesus nur ein Meister unter vielen

Auf der LCRW-Jah­res­ver­samm­lung 2007 erklär­te eine der Haupt­red­ne­rin­nen, die Domi­ni­ka­ne­rin und Theo­lo­gin Lau­rie Brink, daß „vie­le Schwe­stern inzwi­schen ent­schie­den“ hät­ten, „über die Kir­che hin­aus­zu­ge­hen“ und auch „über Jesus hin­aus“. Die­ser Rela­ti­vis­mus, der Jesus zu einem „Mei­ster“ unter ande­ren und zu einem „Geist des Hei­li­gen“ redu­ziert, wie er „in der gan­zen Schöp­fung vor­han­den“ sei, ließ im Vati­kan end­gül­tig die Alarm­glocken schrillen.

LCWR gibt sich nach Entscheidung des Vatikans „überrascht“

Den im 1956 gegrün­de­ten LCWR-Dach­ver­band zusam­men­ge­schlos­se­nen Obe­rin­nen unter­ste­hen der­zeit rund 57.000 Ordens­frau­en.  Geschäfts­füh­re­rin der LCWR ist der­zeit Schwe­ster Janet Mock CSJ mit Sitz in Mary­land. 1971 erhielt der Dach­ver­band sei­nen heu­ti­gen Namen. In den katho­li­schen USA wur­de immer wie­der kri­ti­siert, daß die LCWR-Füh­rung durch das Feh­len jedes Ordens­klei­des auf­fällt. Die LCWR gab sich in einer ersten Stel­lung­nah­me „über­rascht“.

Untersuchung leitete Bischof Leonard Blair von Toledo (Ohio)

Ziel der Unter­su­chung, so der Hei­li­ge Stuhl von Anfang an, sei es, die „Ekkle­sio­lo­gie und die Glau­bens­leh­re zu stär­ken“. Sie wur­de von Msgr. Leo­nard Blair, dem Bischof von Tole­do in Ohio gelei­tet, der alle Jah­res­ver­samm­lun­gen, Erklä­run­gen und Doku­men­te der LCWR einer gründ­li­chen Über­prü­fung unterzog.

Päpstlicher Delegat führt grundlegende Erneuerung durch

Der päpst­li­che Dele­gat, Bischof Sar­tain hat die Auf­ga­be, gemein­sam mit zwei wei­te­ren Bischö­fen eine grund­le­gen­de Erneue­rung des Dach­ver­ban­des durch­zu­füh­ren, zu über­wa­chen und Letzt­ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Fest steht bereits, daß das LCWR-Hand­buch „Systems Thin­king Hand­book“ aus dem Ver­kehr gezo­gen und über­ar­bei­tet wird. Die gesam­te Aus- und Wei­ter­bil­dung wird in Ein­klang mit dem Kate­chis­mus der katho­li­schen Kir­che gebracht. Red­ner und Tex­te der Jah­res­ver­samm­lun­gen müs­sen vom Dele­ga­ten vor­her gen­emigt wer­den. Das lit­ur­gi­sche Leben wird über­prüft und erneu­ert. Zen­tra­le Vor­ga­be ist es, laut dem Vati­kan-Doku­ment, Sor­ge zu tra­gen, daß die „Eucha­ri­stie und das Stun­den­ge­bet eine zen­tra­le Stel­lung“ haben.

Fünf Jahre könnten nicht reichen, angerichteten Schaden wiedergutzumachen

Das Man­dat des päpst­li­chen Del­ga­ten dau­ert fünf Jah­re. Dann wird der Bischof der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Bericht über den Stand der Din­ge erstat­ten, die gemein­sam mit der Ordens­kon­gre­ga­ti­on und der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, die wei­te­re Vor­gangs­wei­se dem Papst vor­schla­gen wird. Eine Ver­län­ge­rung ist mög­lich. „Die ange­rich­te­ten Schä­den sind so groß, daß die­se Zeit nicht rei­chen könn­te“, so der Sozio­lo­ge Mas­si­mo Introvigne.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Bus­so­la Quotidiana/​Ciguena de la Torre

 

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1 Kommentar

  1. Na, dann kann man ja erwar­ten, dass in vier, fünf Jah­ren auch die mei­sten deutsch­spra­chi­gen Diö­ze­sen unter „kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung“ gestellt werden…

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