Liebe Brüder und Schwestern!
Die hl. Katharina von Siena, über die ich heute spreche, gehört zweifellos zu den größten Frauengestalten des Mittelalters, nicht zuletzt wegen ihres Einsatzes für die Rückkehr der Päpste von Avignon nach Rom. Katharina wurde 1347 als 24. Kind einer Wollfärberfamilie in Siena geboren und starb dort als Dominikanerterziarin im Alter von nur 33 Jahren mitten in ihrem verzehrenden Dienst als Wohltäterin, vor allem für die Kranken, als Ratgeberin und Missionarin. Katharina war eine mystische Frau, das heißt sie war durch Gottes Gnade dem göttlichen Geheimnis selbst lebendig begegnet. In einer ihrer Visionen hat sie gesehen, wie Christus ihr das Herz nimmt und ihr das Seinige gibt – ein Austausch der Herzen –, so daß ihr Herz Christi Herz ist, sie mit ihm denkt, fühlt, handelt und lebt. Das Wort des hl. Paulus „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2, 20) ist bei ihr konkrete Wirklichkeit geworden. Dieser Herzenstausch, bei dem uns das Herz mit Christus eint, sollte etwas sein, was auch uns fasziniert und wohin wir zu kommen versuchen. Mit dem Herzen Jesu inwendig, also das Herz des Herrn in sich tragend, ist Katharina zu den Menschen aufgebrochen, um ihnen zu helfen, Frieden zu stiften und Sünder zu Christus zu führen. Von ihrer geistlichen Mutterschaft wollen auch wir uns anrühren lassen, um heute der Welt mit unseren Taten etwas von der Liebe Gottes sichtbar zu machen.
Ganz herzlich grüße ich die Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache. Vertrauen wir uns Gottes guter Hand an, denn er hört nicht auf, seinem Volk Heilige zu schenken, die die Menschen zur Umkehr und zu geistlicher Erneuerung führen. Der Herr segne euch alle und schenke euch einen schönen, fruchtbaren Aufenthalt in Rom.