(New York) Auf ihrer Herbstvollversammlung wählten die Bischöfe der Vereinigten Staaten von Amerika den neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Gewählt wurde überraschend gegen alle Gepflogenheiten nicht der als „liberal“ geltende Bischof Kicanas von Tucson, sondern der streitbare Erzbischof von New York Timothy Dolan. Katholisches – das Magazin für Kultur und Kirche berichtete über die Hintergründe vor der Wahl.
„Eine beispiellose Wahl“, kommentierte der Vatikanist Paolo Rodari. Erst zum zweiten Mal in der Geschichte der amerikanischen Bischofskonferenz (1960 gab es bereits einmal eine solche Situation) wurde nicht der bisherige Stellvertreter zum neuen Vorsitzenden gewählt. Das wäre in diesem Fall Bischof Gerald F. Kicanas von Tucson gewesen. Msgr. Kicanas war vor kurzem zum Stellvertreter aufgerückt, damit schien sich eine klare Präferenz abzuzeichnen, die jedoch in den vergangenen Wochen auf erhebliche Kritik in konservativen Kirchenkreisen führte. Msgr. Kicanas wurde vorgeworfen, sich zwar sehr im sozialen Bereich zu engagieren, aber bei den „unverhandelbaren Prinzipien“, wie dem Schutz des Lebens, die Papst Benedikt XVI. der Welt immer wieder in Erinnerung ruft, „recht taub“ zu sein. Beobachter interpretierten die Favoritenrolle Msgr. Kicanas als Signal dafür, daß ein Teil der amerikanischen Bischöfe nach dem verlorengegangenen Kampf gegen die Abtreibungsausweitung im Rahmen der Gesundheitsreform von Präsident Obama eine Annäherung an das Weiße Haus wünschte. Doch dann kam alles anders und sein populärer Herausforderer, der streitbare Erzbischof von New York, Msgr. Timothy Dolan, machte überraschenderweise das Rennen.
Daß alles anders als geplant kam, zeigen auch die erstmals notwendig gewordenen drei Wahlgänge. Im ersten Wahlgang erreichte der Favorit, Bischof Kicanas nicht die erwartete absolute Mehrheit, sondern lediglich 104 von 241 Stimmen. Im dadurch notwendig gewordenen zweiten Wahlgang erreichte der New Yorker Erzbischof Dolan 118 Stimmen gegen 111, die für Msgr. Kicanas abgegeben wurden. Im dritten Wahlgang wurde Erzbischof Dolan mit 128 Stimmen zum neuen Vorsitzenden der amerikanischen Bischofskonferenz gekürt. Im Vatikan sei die Entscheidung mit Genugtuung zur Kenntnis genommen worden, berichtete Paolo Rodari.
Zum neuen Stellvertreter wählten die Bischöfe Erzbischof Joseph Kurtz von Louisville in Kentucky. Er erhielt 147 Stimmen, Erzbischof Charles Chaput von Denver 91.
Father Frank Pavone, Leiter von Priests for Life, zeigte sich über die Wahl sehr erfreut: „Die Bischöfe haben ein unmißverständliches Zeichen für die Verteidigung der ungeborenen Kinder gesetzt“.
(Giuseppe Nardi, Bild: Erzdiözese New York)