„Papst Franziskus bricht mit den Traditionen wann immer er will, weil…“


Papst Franziskus mit P. Thomas Rosica
Papst Franziskus mit P. Thomas Rosica: Der Papst als bindungsloser, tyrannischer Sektenführer?

(Rom) Die Sache ereig­ne­te sich bereits im Hoch­som­mer. Im Zusam­men­hang mit den jüng­sten Ereig­nis­sen in der katho­li­schen Kir­che erscheint es jedoch not­wen­dig, dar­an zu erin­nern. Am 31. Juli tätig­te ein enger Ver­trau­ter von Papst Fran­zis­kus eine eben­so erstaun­li­che wie „ent­setz­li­che“, vor allem aber aus­sa­ge­kräf­ti­ge Äuße­rung zum Amts­ver­ständ­nis des amtie­ren­den Pap­stes. Die US-Sei­te Rora­te Cae­li sprach von einer „schwer ver­dau­li­chen“ Aussage.

„… frei von ungeordneten Bindungen ist“

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Am 31. Juli ver­öf­fent­lich­te die Pres­se­agen­tur Zenit einen Auf­satz von P. Tho­mas Rosi­ca. Der US-ame­ri­ka­ni­sche Prie­ster gehört der 1822 in Frank­reich gegrün­de­ten Kon­gre­ga­ti­on des hei­li­gen Basi­li­us an, auch als Basi­li­us-Väter bekannt, und ist ein kirch­li­cher Medi­en­ex­per­te. Als sol­cher wirkt er seit eini­gen Jah­ren in Rom als stell­ver­tre­ten­der Vati­kan­spre­cher mit beson­de­rer Zustän­dig­keit für die anglo­pho­nen Medi­en. Rosi­ca gehört zu den eng­sten Ver­trau­ten von Fran­zis­kus aus der eng­lisch­spra­chi­gen Welt.

Der Titel von Rosi­cas Auf­satz lau­tet: „Die Igna­tia­ni­schen Qua­li­tä­ten des Petrus­dien­stes von Papst Fran­zis­kus“. Anlaß war der Gedenk­tag des hei­li­gen Igna­ti­us von Loyo­la, des Grün­ders des Jesui­ten­or­dens, dem Papst Fran­zis­kus angehört.

Die­ser Auf­satz ent­hielt fol­gen­de Passage:

„Papst Fran­zis­kus bricht mit den katho­li­schen Tra­di­tio­nen wann immer er will, weil er ‚frei von unge­ord­ne­ten Bin­dun­gen‘ ist. Unse­re Kir­che ist tat­säch­lich in eine neue Pha­se ein­ge­tre­ten: Mit der Wahl die­ses ersten jesui­ti­schen Pap­stes wird sie offen von einem Indi­vi­du­um regiert, anstatt nur von der Auto­ri­tät der Schrift allein oder sogar durch ihre eige­nen Dik­ta­te der Tra­di­ti­on plus Schrift.“

Der Papst als bindungsloser Führer mit „tyrannischem Einfluß“?

Der Diktator-Papst
Der Dik­ta­tor-Papst

Rora­te Cae­li warf Rosi­ca vor, von einer „neu­en Pha­se“ eines „nach­christ­li­chen, mes­sia­ni­schen Füh­rers“ zu spre­chen, „einer Art katho­li­schen ‚Rever­end Moon‘. Zudem von einem „ent­setz­li­chen Ein­ge­ständ­nis“, daß die­ser neue, bin­dungs­lo­se Füh­rer einen „tyran­ni­schen Ein­fluß“ auf die Kir­che habe, da er von jeder objek­ti­ven Rück­bin­dung an Schrift und Tra­di­ti­on los­ge­löst sei und über rück­sichts­los dar­über hin­aus­ge­hen könne.

Mit sei­ner Aus­sa­ge, wenn auch mit ande­rer Absicht, bestä­tig­te P. Rosi­ca den Autor des unter dem Pseud­onym Mar­can­to­nio Colon­na erschie­ne­nen Buches, das Fran­zis­kus ein „Dik­ta­tor-Papst“ sei.

Nichts von Papst-Tyran­nen oder der­glei­chen wur­de aber je von der Kir­che gelehrt oder von den Päp­sten bean­sprucht. Ganz im Gegen­teil. Das Erste Vati­ka­ni­sche Kon­zil lehrt in der Dog­ma­ti­schen Kon­gre­ga­ti­on Pastor aeter­nus über das Dog­ma der Unfehl­bar­keit des Pap­stes etwas ande­res. Dort heißt es:

„Petri Nach­fol­gern wur­de der Hei­li­ge Geist nicht dazu ver­hei­ßen, daß sie aus sei­ner Ein­ge­bung her­aus neue Leh­ren ver­kün­den. Ihre Auf­ga­be ist viel­mehr, die von den Apo­steln über­lie­fer­te Offen­ba­rung oder das anver­trau­te Glau­bens­gut unter dem Bei­stand des Hei­li­gen Gei­stes gewis­sen­haft zu hüten und getreu aus­zu­le­gen“ (Pastor aeter­nus, 17).

Pius X.: „Die Traditionen und Gesetze der Kirche erkenne ich unverbrüchlich an“

Der hei­li­ge Papst Pius X. schreibt in sei­ner Enzy­kli­ka Pas­cen­di Domi­ni­ci gre­gis über die Modernisten:

„Sie bemü­hen sich, Kraft und Wesen der Tra­di­ti­on hin­ter­li­stigst zu zer­stö­ren, um ihr jedes Gewicht zu neh­men. Den­noch steht für die Katho­li­ken uner­schüt­ter­lich die Auto­ri­tät der zwei­ten Nicä­ni­schen Syn­ode fest: Sie ver­damm­te, ‚die es wagen… nach Art ver­bre­che­ri­scher Häre­ti­ker die kirch­li­chen Über­lie­fe­run­gen zu ver­ach­ten und belie­bi­ge Neu­hei­ten aus­zu­den­ken… oder die hin­ter­li­stig dar­auf sin­nen, aus den aner­kann­ten kirch­li­chen Über­lie­fe­run­gen etwas her­aus­zu­bre­chen‘. Es steht fer­ner das Bekennt­nis der vier­ten Syn­ode von Kon­stan­ti­no­pel fest: ‚Wir beken­nen also, die der hei­li­gen katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che von den berühm­ten hei­li­gen Apo­steln, den öku­me­ni­schen und loka­len Kon­zi­li­en oder auch von jedem gott­be­auf­trag­ten Kir­chen­va­ter und Kir­chen­leh­rer über­lie­fer­ten Regeln hal­ten und schüt­zen zu wol­len‘. Daher haben die römi­schen Päp­ste Pius IV. und Pius IX. auch in das Glau­bens­be­kennt­nis die­sen Zusatz ein­fü­gen las­sen: ‚Die apo­sto­li­schen und kirch­li­chen Tra­di­tio­nen und die übri­gen Gepflo­gen­hei­ten und Geset­ze der Kir­che erken­ne ich unver­brüch­lich an und hal­te sie fest‘“ (Pas­cen­di Domi­ni­ci gre­gis, 42).

Die verschwundene Passage

Im eng­lisch­spra­chi­gen Raum löste die Aus­sa­ge des stell­ver­tre­ten­den Vati­kan­spre­chers hef­ti­ge Kon­tro­ver­sen aus. Ihm wur­de vor­ge­wor­fen, den Papst als „Sek­ten­füh­rer“ zu sehen, und die katho­li­sche Kir­che als ihm unter­wor­fe­ne „Sek­te“.

Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke tadel­te den Papst-Ver­trau­ten öffentlich:

„Jesus Chri­stus ist das Haupt des mysti­schen Lei­bes der Kir­che und kommt durch die Schrift und die Tra­di­ti­on der Kir­che zu uns. Wir lie­ben die Schrift. Wir lie­ben die Wahr­heit, wie sie vom Lehr­amt der Kir­che gelehrt wird, weil wir Jesus Chri­stus lie­ben, denn Er spricht auf die­se Wei­se zu uns.“

Über das Petrus­amt zu spre­chen, wie es Rosi­ca tat, hei­ße, so der Kar­di­nal, dem Papst­tum „gro­ßen Scha­den“ zuzufügen.

Wegen der anhal­ten­den Kri­tik wur­de am 14. August der bean­stan­de­te Absatz aus dem Rosi­ca-Auf­satz gelöscht. Der Auf­satz kann wei­ter­hin bei Zenit auf­ge­ru­fen wer­den. Die „ent­setz­li­che“ Stel­le fin­det sich nicht mehr.

Der Vor­fall ent­hüll­te aller­dings, wie min­de­stens einer der eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus denkt.

„Förderer“ der Homosexualität

Weni­ge Tage bevor Rosi­ca sei­ne skur­ri­len The­sen ver­öf­fent­lich­te, sorg­te er in einem ande­ren Fall für Ärger­nis und Auf­re­gung. Joseph Sciam­bra, ein ehe­ma­li­ge Homo-Por­no­star, der zum Glau­ben zurück­fand, schlug Alarm, weil Rosi­ca an der Pfarr­kir­che Unse­rer Lie­ben Frau von Lour­des in der kana­di­schen Haupt­stadt Toron­to, die von Jesui­ten betreut wird, eine Mes­se für eine „LGBT-Grup­pe“ feierte.

Bereits 2015 hat­te Rosi­ca in einer Pre­digt gefor­dert, daß „die Spra­che des Kate­chis­mus zur Homo­se­xua­li­tät geän­dert wer­den muß“. Hin­ter sol­chen Wor­ten ver­birgt sich häu­fig die For­de­rung nach einer Ände­rung der kirch­li­chen Leh­re und Pra­xis zur Homosexualität.

Sciam­bra warf Rosi­ca vor, die Homo­se­xua­li­tät „zu fördern“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Rora­te Caeli

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2 Kommentare

  1. Es dürf­te mitt­ler­wei­le jedem klar sein, was von dem sog. „Fran­zis­kus“ zu hal­ten ist. Der Hl. Fran­zis­kus von Assi­si war demü­tig und ver­warf kein Iota des Gesetzes …

  2. Genau, das Vati­ka­num lehrt, daß es kei­ne neu­en Leh­ren geben darf. Das Vati­ka­num gilt aber für die katho­li­sche Kirche.
    In der „Kir­che des neu­en Advent“ sieht es anders aus. Da darf es neue Leh­ren geben. Ja es muß sogar. Sonst könn­te der ein­fa­che Katho­lik ja noch den­ken, daß die­se „Kir­che“ doch die eini­ge, hei­li­ge, katho­li­sche und apo­sto­li­sche ist.

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