Franziskus soll Ächtung der Todesstrafe zurücknehmen


Todesstrafe
Todesstrafe: Intellektuelle appellieren an Kardinäle, Papst Franziskus von seiner Ächtung der Todesstrafe abzubringen.

(Rom) 75 katho­li­sche Intel­lek­tu­el­le haben sich mit einem Appell an die Kar­di­nä­le der hei­li­gen Kir­che gewandt, damit sie Papst Fran­zis­kus ersu­chen, sei­ne Ände­rung des Kate­chis­mus in Sachen Todes­stra­fe zurückzunehmen.

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Eine Grup­pe von 75 Kle­ri­kern und Reli­gi­ons­ge­lehr­ten haben ein gemein­sa­mes Doku­ment ver­öf­fent­licht, mit dem sie den Schritt von Papst Fran­zis­kus kri­ti­sie­ren, mit dem er die Todes­stra­fe für „unzu­läs­sig“ erklär­te. Die Mehr­heit der Unter­zeich­ner sind US-Ame­ri­ka­nern. In den USA hal­ten die mei­sten Staa­ten an der Todes­stra­fe fest, wäh­rend sie bei­spiels­wei­se in Euro­pa fast zu Gän­ze abge­schafft wurde.

Grund für die­se Aus­ein­an­der­ent­wick­lung war der Aus­gang des Zwei­ten Welt­krie­ges. Die alli­ier­ten Besat­zungs­mäch­te haben die Todes­stra­fe in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und in Öster­reich ver­bo­ten. Ähn­lich geschah es auch in Ita­li­en. Zuvor hat­te bereits die Schweiz sich für die Abschaf­fung der Kapi­tal­stra­fe ent­schie­den. Seit den 60er Jah­ren folg­ten schritt­wei­se auch die ande­ren euro­päi­schen Staaten.

Die katho­li­sche Kir­che selbst sprach in den west­li­chen Staa­ten außer­halb der USA seit Jahr­zehn­ten kaum oder gar nicht mehr über die Todes­stra­fe, wes­halb selbst die Katho­li­ken kaum mehr die katho­li­sche Leh­re dazu kennen.

Am Hoch­fest Mariä Him­mel­fahrt ver­öf­fent­lich­te die katho­li­sche US-Publi­ka­ti­on First Things den Appell, der eine Reak­ti­on auf die Ent­schei­dung von Papst Fran­zis­kus dar­stellt, den Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che zu ändern. Bis­her lehr­te die Kir­che, daß bei beson­ders schwer­wie­gen­den Ver­bre­chen und unter bestimm­ten Bedin­gun­gen die Todes­stra­fe ver­hängt wer­den konnte.

Am 2. August gab der Vati­kan die Ent­schei­dung des Pap­stes bekannt, die Todes­stra­fe zu äch­ten. Er erklär­te sie für unver­ein­bar mit der katho­li­schen Leh­re. Die „Wür­de des Men­schen“ erlau­be kei­ne Todes­stra­fe, so Fran­zis­kus, auch dann nicht, wenn der Täter beson­ders schwer­wie­gen­de Ver­bre­chen began­gen haben sollte.

Die Ent­schei­dung ern­te­te viel Applaus von Men­schen­rechts­krei­sen. Katho­li­sche Krei­se übten hin­ge­gen Kri­tik. Die bekla­gen, daß die päpst­li­che Ent­schei­dung das man­geln­de Ver­ständ­nis vie­ler Men­schen von Schuld und Unschuld noch ver­stär­ke. Zahl­rei­che Men­schen wüß­ten nicht mehr zwi­schen einem unschul­di­gen und einem schul­di­gen Men­schen zu unter­schei­den. Unschul­di­ge unge­bo­re­ne Kin­dern wer­den zu Mil­lio­nen getö­tet, allein in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wur­den 2017 laut offi­zi­el­ler Sta­ti­stik 101.200 Kin­der ange­trie­ben, ohne daß es einen Auf­schrei gibt. Ganz im Gegen­teil. Im Ver­gleich dazu machen die Hin­rich­tun­gen im west­li­chen Kul­tur­kreis eine ver­schwin­dend klei­ne Zahl aus, 2017 waren es exakt 23, und betref­fen Schwerst­ver­bre­cher. Selbst dann wer­den alle recht­li­chen Mög­lich­kei­ten gebo­ten, auch in den USA, gegen das Urteil Rechts­mit­tel ein­zu­le­gen, wes­halb zwi­schen Urteil und Voll­streckung oft Jahr­zehn­te vergehen.

Die katho­li­schen Intel­lek­tu­el­len wei­sen mit ihrem Doku­ment dar­auf hin, daß schon bis­her von kei­nem Katho­li­ken ver­langt wur­de, die Todes­stra­fe zu unter­stüt­zen. Nicht ein­mal alle Unter­zeich­ner des Appells sei­en für die Exe­ku­ti­on von Todes­stra­fen, da es dies­be­züg­lich eini­ge Beden­ken gebe. Sie beto­nen jedoch, daß die Ent­schei­dung von Papst Fran­zis­kus im Wider­spruch zur Bibel und zur zwei­tau­send­jäh­ri­gen Tra­di­ti­on der Kir­che ste­he. Was in der Bibel steht und 2000 Jah­re von der Kir­che gelehrt wur­de, kön­ne nicht in sich schlecht oder falsch sein. Genau das aber behaup­tet Papst Fran­zis­kus mit sei­ner Ent­schei­dung von Anfang August, mit der er erklär­te, daß die Todes­stra­fe immer und unter allen Umstän­den schlecht sei.

Die Kar­di­nä­le wer­den daher ersucht, auf Fran­zis­kus ein­zu­wir­ken, damit er sei­ne Ent­schei­dung zurücknimmt.

Sie­he zum The­ma auch:

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: First Things

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3 Kommentare

  1. Jesus Chri­stus selbst hat die Ange­mes­sen­heit der Todes­stra­fe für Kin­der­schän­der im Grund­satz befür­wor­tet: Lukas 17,2 par.

  2. Mein Dank an die 75 katho­li­schen Intellektuellen.

    Es muss immer wie­der ver­sucht wer­den. Ich fürch­te aller­dings, dass die­ser Apell nichts wei­ter als der näch­ste Punkt auf der Liste sein wird, die mit den Dubia anfängt; Die­se Liste, die von Papst Fran­zis­kus bewusst nicht wahr­ge­nom­men, nicht beant­wor­tet wird.

  3. Fran­zis­kus – eine Ent­schei­dung zurücknehmen?
    Ich glau­be nicht, dass er eine ein­mal getrof­fe­ne und offi­zi­el­le Ent­schei­dung jemals zurück­neh­men wird.
    Dazu ist er m.E. zu wenig selbstkritisch.

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