Bermuda-Klerus


Bermuda-Klerus: Suchbild zweimal mit Bischof.
Bermuda-Klerus: Suchbild zweimal mit Bischof.

(Rom) Von „Ber­mu­da-Kle­rus“ spricht die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no. Gemeint sind Prie­ster und sogar Bischö­fe, die bei öffent­li­chen Auf­trit­ten mit ihrer Klei­dung nicht ganz den Ton tref­fen. Anders gesagt: Sie klei­den sich nicht ihrem Stand und ihrer Wür­de entsprechend.

Bermuda-Klerus
Ber­mu­da-Kle­rus: rechts Bischof Andrea Miglia­v­ac­ca mit Don Arman­do Zappolini.
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Kon­kre­tes Bei­spiel sind auf Face­book ver­öf­fent­lich­te Fotos aus der Tos­ka­na. Im Bild sind Bischof Andrea Miglia­v­ac­ca von San Mini­a­to und der Prie­ster die­ses Bis­tums Arman­do Zappolini.

Darf man sich in die Klei­der­ord­nung ande­rer ein­mi­schen? Ist eine sol­che Ein­mi­schung gegen­über einem Prie­ster und Bischof nicht respekt­los? Man müs­se ja ver­ste­hen… Was sei schon dabei… So und ähn­li­che Ein­wän­de kann man gele­gent­lich hören. Respekt ver­langt das Amt und das Wei­he­sa­kra­ment aber auch und vor allem vom Kle­ri­ker selbst.

Don Zap­po­li­ni ist für Initia­ti­ven bekannt, die Medi­en­in­ter­es­se fin­den. Im ver­gan­ge­nen Jahr stell­te er die Räum­lich­kei­ten sei­ner Pfar­rei für Rama­dan-Fei­ern zur Ver­fü­gung. Vor den Par­la­ments­wah­len 2018 war er im „barm­her­zi­gen“ T‑Shirt mit einer Auf­schrift gegen Sil­vio Ber­lus­co­ni zu sehen: „Sil­vio, gib dir Feu­er“. Zu sei­nen Aktio­nen gehör­te zu Weih­nach­ten 2017 auch eine „anti­fa­schi­sti­sche Flücht­lings-Weih­nachts­krip­pe“. Zap­po­li­ni gab ein Buch mit dem Titel her­aus: „Ein Prie­ster gemäß Fran­zis­kus“. Gemeint ist, daß das Buch den Anspruch erhebt, den Prie­ster zu prä­sen­tie­ren, wie ihn Papst Fran­zis­kus will, und daß Don Zap­po­li­ni ein sol­cher Prie­ster sei.

Bischof Miglia­v­ac­ca scheint sich an den umtrie­bi­gen Prie­ster anzu­hän­gen. Gemein­sam nah­men sie an einer Tagung über einen ande­ren eigen­wil­li­gen Prie­ster, Don Andrea Gal­lo, teil.

Die jüng­ste Akti­on von Don Zap­po­li­ni, die offen­sicht­lich mit Ber­mu­da-Shorts zu tun hat, muß nicht näher erläu­tert wer­den. Denn eine „Begrün­dung“ fin­det sich immer.

Die Klei­dung der Kle­ri­ker ist jedoch kei­ne Fra­ge des per­sön­li­chen Geschmacks, son­dern von der Kir­che nor­ma­tiv fest­ge­legt. Im Amt­li­chen Direk­to­ri­um für den Dienst und das Leben der Prie­ster heißt es unter Nr. 66:

„Der Prie­ster muss vor allem durch sein Ver­hal­ten erkenn­bar sein, aber auch durch sei­ne Beklei­dung, so dass jedem Gläu­bi­gen und über­haupt jedem Men­schen sei­ne Iden­ti­tät und sei­ne Zuge­hö­rig­keit zu Gott und zur Kir­che unmit­tel­bar erkennt­lich ist.
Aus die­sem Grund muss der Kle­ri­ker gemäß den von der Bischofs­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­be­nen Nor­men und gemäß den legi­ti­men loka­len Gewohn­hei­ten eine schick­li­che kirch­li­che Klei­dung tra­gen. Dies bedeu­tet, dass die­se Beklei­dung, falls sie nicht die Sou­ta­ne ist, ver­schie­den von der Art der Klei­dung der Lai­en zu sein hat und kon­form der Wür­de und Sakra­li­tät des Amtes. Schnitt und Far­be müs­sen von der Bischofs­kon­fe­renz fest­ge­legt wer­den, immer in Har­mo­nie mit den Dis­po­si­tio­nen des all­ge­mei­nen Rechts.
Wegen ihrer Inko­hä­renz mit dem Geist sol­cher Dis­zi­plin kön­nen kon­trä­re Prak­ti­ken nicht als legi­ti­me Gewohn­hei­ten ange­se­hen wer­den, und so müs­sen sie von den zustän­di­gen Auto­ri­tä­ten abge­schafft wer­den. Abge­se­hen von ganz außer­ge­wöhn­li­chen Situa­tio­nen kann der Nicht­ge­brauch der kirch­li­chen Klei­dung sei­tens des Kle­ri­kers einen schwa­chen Sinn für die eige­ne Iden­ti­tät als ganz dem Dienst der Kir­che erge­be­ner Hir­te manifestieren“.

Die Bischofs­kon­fe­ren­zen haben die­se Bestim­mun­gen umzu­set­zen, was in Ita­li­en mit dem Beschluß Nr. 12 vom 23. Dezem­ber 1983 gesche­hen ist. Dar­in bekräf­tig­te die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz, daß „der Kle­rus in der Öffent­lich­keit den Talar (Sou­ta­ne) oder Römi­sches Kol­lar zu tra­gen hat“.

Im deut­schen Sprach­raum haben die Bischofs­kon­fe­ren­zen, jeden­falls jene der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und Öster­reichs, die römi­sche Anwei­sung – trotz ihrer ver­bind­li­chen Gül­tig­keit – locke­rer aus­ge­legt. Der Kle­rus habe Römer­kra­gen oder Ora­to­ria­ner­kra­gen zu tra­gen, kön­ne aber „in begrün­de­ten Fäl­len“ (Öster­reich) bzw. „in begrün­de­ten Aus­nah­me­fäl­len“ (Deutsch­land) dunk­len Anzug mit einem Kreuz am Kra­gen­auf­schlag tra­gen. Vom Talar als ver­bind­li­che Prie­ster­klei­dung ist außer­halb der Lit­ur­gie kei­ne Rede. Wie es in Wirk­lich­keit aus­sieht, muß an die­ser Stel­le nicht näher aus­ge­führt wer­den. Die Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz scheint kei­ne eige­nen Bestim­mun­gen erlas­sen zu haben, wes­halb ohne­hin die römi­sche Vor­ga­be Gel­tung hätte.

Ber­mu­da-Shorts schei­nen in kei­nen Bestim­mun­gen auf. Weder ein Bischof noch ein Prie­ster sind in der Öffent­lich­keit Pri­vat­per­so­nen. Die „Ber­mu­da-Kle­ri­ker“ kön­nen für ihren „unan­ge­mes­se­nen Auf­tritt kei­ne nach­voll­zieh­ba­re, ‚pasto­ra­le‘ Not­si­tua­ti­on gel­tend machen“, so Mes­sa in Lati­no.

Sie­he dazu auch:

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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8 Kommentare

  1. Die im Arti­kel bezeich­ne­te Num­mer, unter der das Doku­ment „DIREKTORIUM FÜR DIENST UND LEBEN DER PRIESTER“ zitiert wird, ist nicht kor­rekt. Es wur­de eine ver­al­te­te Ver­si­on zitiert. Die rich­ti­ge Num­mer lau­tet „61“!

  2. Wenn man sich stän­dig die­ser Welt anpasst, mei­nen die­se Prie­ster, dann sind wir auf den rich­ti­gen Weg.
    Trau­rig und beschä­mend, sol­che Klei­der sind eines Prie­sters nicht würdig!!

  3. Ja, was nicht alles in Ver­ord­nungs­tex­ten so steht, nicht wahr? Bedau­er­li­cher­wei­se völ­lig belang­los, solan­ge die mit der Durch­set­zung betrau­ten Stel­len bei ihnen gemel­de­ten Ver­stö­ßen ledig­lich kom­pli­zen­haft zwin­kern und mit den Schul­tern zucken. Waren in der Kir­chen­ge­schich­te auch Regel­werk und geleb­te Real­tität noch nie völ­lig deckungs­gleich, so schei­nen wir in Zei­ten zu leben, in denen Dog­men und Kir­chen­recht zwar unver­än­dert in Kraft blei­ben, aber schmun­zelnd zur Sei­te gelegt wer­den. Die Lebens­wirk­lich­keit wird viel­mehr aus dem Steh­greif nach dif­fu­sen „Barmherzigkeits“-Gedanken und sog. „pasto­ra­len“ Erfor­der­nis­sen geformt.

  4. Und wer etwas weg­nimmt von den pro­phe­ti­schen Wor­ten die­ses Buches, dem wird Gott sei­nen Anteil am Baum des Lebens und an der hei­li­gen Stadt weg­neh­men, von denen in die­sem Buch geschrie­ben steht. off 22,19

    • Ein­fach so eine Bibel­stel­le in den Raum wer­fen ist etwas sehr ein­fach. Da kann man ja so ziem­lich alles aus dem Zusam­men­hang rei­ssen. Was woll­ten Sie uns damit sagen?

  5. Auch wenn hier­mit vom The­ma Klei­dung abge­gan­gen wird, so ist stellt sich doch die Fra­ge, wie ver­bind­lich die For­mu­lie­run­gen des Kate­chis­mus für den ein­zel­nen noch sind. Es ist doch so, dass die Geist­li­chen vor Ort ein­fach nur „da sein wol­len“, ohne anzu­ecken. Wenn man sie fragt, wei­chen sie aus, spie­len Psy­cho­lo­ge. Vie­le Geist­li­che möch­ten den bun­des­deut­schen Durch­schnitts­ka­tho­li­ken nicht mit Lehr­vor­ga­ben ver­grau­len. Die­je­ni­gen, für die der Kate­chis­mus noch maß­ge­bend ist, haben kei­ne Lob­by, sind in der öffent­li­chen Mei­nung, aber auch oft im eige­nen sozia­len Umfeld, stets in der Defen­si­ve, müs­sen sich ver­tei­di­gen, wer­den belä­chelt. Die­se Schief­la­ge ist zutiefst unge­recht. Wer denkt an das vie­le stil­le Leid, das damit bei den Recht­gläu­bi­gen ver­ur­sacht wird, an die Nöte der Eltern, die Ver­un­si­che­rung der Her­an­wach­sen­den oder der­je­ni­gen, die es gar wagen, ein­mal die Wahr­heit aus­zu­spre­chen? Wer über­nimmt die Ver­ant­wor­tung dafür, dass vie­le der skiz­zier­ten Per­so­nen sich mit Ver­bit­te­rung und Zwei­feln her­um­schla­gen? Es sind schlim­me Zeiten.

  6. Able­gen der Prie­ster­klei­dung ist wie das Ablegen/​Abhängen der Kreuze.
    Ein Prie­ster soll­te kennt­lich und ansprech­bar sein. Er ver­tritt als Apostel(Vertreter) Jesus Christus.

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