Amazonassynode „nicht einberufen, um Gleiches zu wiederholen“


Amazonassynode
Amazonassynode wurde, so Kardinal Hummes, nicht einberufen, um das Gleiche zu wiederholen, was die Kirche bereits sagt, sondern um „neue Wege“ zu gehen, worunter er auch verheiratete Priester nannte.

(Bra­si­lia) In Dub­lin fin­det das erste Welt­fa­mi­li­en­tref­fen statt, bei dem homo­phi­le Kir­chen­krei­se die Homo­se­xua­li­tät salon­fä­hig und damit aus der Fami­lie „Fami­li­en“ machen wol­len. In Rom steht die Jugend­syn­ode bevor, des­sen Vor­be­rei­tungs­pa­pier eine ein­sei­ti­ge Beto­nung der Sexua­li­tät zur Grund­la­ge hat, bei der die Homo­se­xua­li­tät prä­sen­ta­bel gemacht wer­den soll. Unter­des­sen gehen in Bra­si­li­en die Vor­be­rei­tun­gen für die Ama­zo­nas­syn­ode 2019 wei­ter. Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, der Vor­sit­zen­de von REPAM, der Orga­ni­sa­ti­on, die vom Vati­kan offi­zi­ell mit der Vor­be­rei­tung der Syn­ode beauf­tragt ist, sag­te zwar nicht, wohin die Rei­se gehen soll, aber soviel, daß sie in eine ande­re Rich­tung gehen soll als bisher:

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„Die Ama­zo­nas­syn­ode wur­de nicht ein­be­ru­fen, um zu wie­der­ho­len, was die Kir­che bereits sagt, son­dern um vorwärtszugehen“.

Kampffeld Weihesakrament

Im Dezem­ber 2015, als die Wun­den noch ganz frisch waren, die von der zwei­ten Fami­li­en­syn­ode geschla­gen wor­den waren und die Kir­che mit Ban­gen auf das nach­syn­oda­le Schrei­ben war­te­te, mach­te der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster als erster auf das näch­ste Kampf­feld auf­merk­sam. In Bra­si­li­en, so Magi­ster, wer­de mit Dul­dung von Papst Fran­zis­kus in einer soge­nann­ten „Ama­zo­nas-Werk­statt“ ein neu­es Prie­ster­tum vor­be­rei­tet, deren Kern­an­lie­gen, die Abschaf­fung des Zöli­bats und die Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Prie­ster ist.

Kardinal Hummes am Montag
Kar­di­nal Hum­mes am Montag

Seit­her häu­fen sich die Indi­zi­en, daß unter Papst Fran­zis­kus nach dem Ehe‑, Altar- und Buß­sa­kra­ment auch Hand an das Wei­he­sa­kra­ment gelegt wer­den soll. Die Begrün­dung dazu lau­tet: Prie­ster­man­gel im Ama­zo­nas-Urwald. In Wirk­lich­keit steht die For­de­rung nach der Zöli­bats­ab­schaf­fung seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil auf der Tages­ord­nung pro­gres­si­ver Kir­chen­krei­se. Sie sind in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren mit die­ser For­de­rung aber erfolg­los geblie­ben. Unter Papst Fran­zis­kus wird von teils hoch­be­tag­ten Kle­ri­kern ein erneu­ter Ver­such unternommen.

Beleg dafür sind die bei­den Haupt­ver­ant­wort­li­chen, die von Papst Fran­zis­kus mit der Vor­be­rei­tung der Ama­zo­nas­syn­ode beauf­tragt wur­den: Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes und der eme­ri­tier­te, öster­rei­chi­sche Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler. Kräut­ler ist Chef von REPAM-Bra­si­li­en, Hum­mes des REPAM-Dach­ver­ban­des. Bei­de sind expo­nier­te Ver­tre­ter des pro­gres­si­ven Flü­gels der Kir­che und haben sich in der Ver­gan­gen­heit, auch der jüng­sten, mehr­fach für die Auf­he­bung des Zöli­bats für Prie­ster und die Zulas­sung von Prie­ste­rin­nen aus­ge­spro­chen. Auch letz­te­rer Punkt soll auf der Ama­zo­nas­syn­ode dis­ku­tiert wer­den. Kryp­tisch ist im Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment von „neu­en Ämtern“ für Frau­en die Rede.

Wie bei der Fami­li­en­syn­ode das Ziel, den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen und ande­ren Per­so­nen in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen, den Zugang zur Kom­mu­ni­on und damit die kirch­li­che Aner­ken­nung zu ver­schaf­fen, ver­schwie­gen wur­de, so wird im Vor­feld der Ama­zo­nas­syn­ode kein Wort über Zöli­bats­ab­schaf­fung und Frau­en­prie­ster­tum ver­lo­ren. Offi­zi­ell zumin­dest nicht. Es fehlt par­al­lel aber nicht an pri­va­ten Wort­mel­dun­gen von Kir­chen­ver­tre­tern, die mehr oder weni­ger deut­lich in die­se Rich­tung weisen.

Kardinal Hummes bei Treffen der Basisgemeinschaften

Die Comu­ni­d­a­des Ecle­si­ais de Base do Bra­sil (CEBs) ver­öf­fent­lich­ten am Diens­tag einen Bericht über ein Ama­zo­nas-Tref­fen, an dem Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes teil­nahm und über die Syn­oden­vor­be­rei­tun­gen berich­te­te. Die CEBs sind das Netz­werk soge­nann­ten kirch­li­cher Basis­ge­mein­schaf­ten in Bra­si­li­en. Vom 20.–23. August fin­det in Marom­ba de Mana­os das III. Tref­fen der katho­li­schen Kir­che in der Ama­zo­nia Legal statt. Als Ama­zo­nia Legal wer­den die neun bra­si­lia­ni­schen Staa­ten bezeich­net, die Anteil am Ama­zo­nas-Urwald haben. Das Gebiet umfaßt mehr als fünf Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­ter und zählt rund 24 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen 250.000–300.000 Indi­os sind, die im Mit­tel­punkt der Ama­zo­nas­syn­ode ste­hen sollen.

An dem Kir­chen­tref­fen, das als „Teil des syn­oda­len Pro­zes­ses“ gese­hen wird, neh­men laut CEBs-Bericht „55 Bischö­fe der bra­si­lia­ni­schen Ama­zo­nas-Regi­on in Ver­tre­tung von 56 Diö­ze­sen und Prä­la­tu­ren teil“.

Die Eröff­nungs­re­de am Mon­tag hielt Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, ein per­sön­li­cher Freund und Ver­trau­ter von Papst Fran­zis­kus. Der Kar­di­nal ist Haupt­mo­tor der Ama­zo­nas­syn­ode. Er habe dem regie­ren­den Papst, wie die­ser selbst erzähl­te, im Kon­kla­ve nahe­ge­legt, sich Fran­zis­kus zu nennen.

Es sei­en seit den bei­den ersten Tref­fen „gro­ße Din­ge für unse­ren gemein­sa­men Weg gesche­hen“, so Hum­mes am Mon­tag. Es sei wich­tig, so der Kar­di­nal, daß die Arbeit „mit Mut und Lei­den­schaft“ vor­an­ge­tra­gen werde.

„Vorschläge der Basis“ vertreten – Welcher Basis?

Zufriedener Kardinal Hummes beim III. Kirchentreffen des Amazonas
Zufrie­de­ner Kar­di­nal Hum­mes beim III. Kir­chen­tref­fen des Amazonas

Bischof Eds­on Dami­an von Sao Gabri­el da Cachoei­ra ent­hüll­te in sei­nen Wort­mel­dung, daß die „mei­sten unse­rer Diö­ze­sen“ kei­ne Vor­be­rei­tungs­tref­fen zur Syn­ode durch­ge­führt haben, um die „Vor­schlä­ge der Gemein­den und auch der indi­ge­nen Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen“ zu dis­ku­tie­ren. Die Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster und Mar­co Tosat­ti wie­sen schon Ende 2015 und im Früh­jahr 2016 dar­auf hin, daß es für die Ama­zo­nas­syn­ode bereits vor­ge­fer­tig­te Ergeb­nis­se gebe. Die Ein­be­ru­fung einer Ama­zo­nas­syn­ode wur­de vom Vati­kan offi­zi­ell erst im Herbst 2017 bestätigt.

Erstaun­li­cher­wei­se beton­te Bischof Dami­an, daß „wir Bischö­fe zu die­ser Syn­ode gehen müs­sen, um zu ver­tre­ten, was von der Basis kommt, vor allem von den indi­ge­nen Völkern“.

Kar­di­nal Hum­mes sprach davon, den „Schrei der Men­schen des Ama­zo­nas zu hören, die in die­sem histo­ri­schen Moment stär­ker bedroht sind, als je zuvor.“ Papst Fran­zis­kus habe, so der REPAM-Vor­sit­zen­de, 2017 im perua­ni­schen Puer­to Mal­do­na­do gesagt,

daß „der Ama­zo­nas der Prüf­stand für die Kir­che, um ihren Weg zu über­prü­fen. In die­sem histo­ri­schen Wen­de­punkt für den Ama­zo­nas ist die Kir­che geru­fen, den Weg zu weisen.“

„Teile des Konzil verwirklichen, die nicht umgesetzt wurden“

Die Ama­zo­nas­syn­ode, so der Kar­di­nal, ste­he „im Kon­text von Evan­ge­lii gau­di­um, von Lau­da­to si, von Miser­i­cor­diae vul­tus, von Apa­re­ci­da und des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“. Die ersten drei Tex­te sind Doku­men­te von Papst Fran­zis­kus. Apa­re­ci­da meint das Tref­fen der latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe von 2007, des­sen Schluß­do­ku­ment Jor­ge Mario Berg­o­glio maß­geb­lich mitgestaltete.

Laut Hum­mes gehe es bei der Ama­zo­nas­syn­ode dar­um, „Aspek­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils umzu­set­zen, die bis­her nicht umge­setzt wur­den“. Dazu zitier­te er erneut Papst Fran­zis­kus: „Die Kir­che darf kei­ne Angst vor Neu­em haben“. Dar­auf folg­te die Kern­aus­sa­ge des REPAM-Vor­sit­zen­den zur bevor­ste­hen­den Synode:

„Die Syn­ode wur­de nicht ein­be­ru­fen, um zu wie­der­ho­len, was die Kir­che bereits sagt, son­dern um vorwärtszugehen“.

Es gehe dar­um, so der Kar­di­nal, eine Kir­che mit „Ama­zo­nas­wur­zeln“ zu schaf­fen, mit einem „auto­chtho­nen und indi­ge­nen Kle­rus“ für eine „indi­ge­ne Kir­che“. Der Zugang zur Eucha­ri­stie soll „ver­bes­sert und häu­fi­ger“ mög­lich gemacht wer­den. Vor allem habe Papst Fran­zis­kus, so der CEBs-Bericht, der Kar­di­nal Hum­mes zitiert „die Frei­heit der Dis­kus­si­on über Ämter“ gewährt, „ein­schließ­lich der Wei­he von ver­hei­ra­te­ten Män­nern ange­sichts des extre­men Bedarfs in der Regi­on“. Das sei aber „nicht das ein­zi­ge The­ma der Syn­ode“. Das offen­sicht­lich wich­tig­ste The­ma ist es aller­dings schon. Im Vor­feld hat­te Kar­di­nal Hum­mes dem Vor­schlag eine rupi­ge Absa­ge erteilt, Prie­ster von Mis­si­ons­or­den in das Land zu rufen. „Nein“, das wol­le Papst Fran­zis­kus nicht, denn das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil habe fest­ge­legt, daß jedes Land sich selbst mis­sio­nie­ren solle.

Am Mon­tag mein­te der Kar­di­nal nun:

„Der Hei­li­ge Geist öff­net uns neue Hori­zon­te, damit die Kir­che bes­ser die­nen kann, indem sie uns an die Mis­sio­na­re und Mis­sio­na­rin­nen der Ver­gan­gen­heit erin­nert, deren Bei­spiel uns ermu­ti­gen soll“.

Die­se „Mis­sio­na­re der Ver­gan­gen­heit“ sind von Kar­di­nal Hum­mes aber heu­te nicht mehr erwünscht. Sol­che und ähn­li­che Aus­sa­gen geben den Mut­ma­ßun­gen und Befürch­tun­gen Nah­rung, daß es in Wirk­lich­keit um ganz ande­re Zie­le geht, näm­lich Hand an das Wei­he­sa­kra­ment zu legen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CEBs (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Ich habe ver­se­hent­lich einen unkor­ri­gier­ten Text abgesandt.Thema Ama­zo­nas­syn­ode. Ich bit­te dies freund­lich zu entschuldigen .

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