Agatha Christie gegen Martin Luther


Martin Luther und Agatha Christie
Martin Luther und Agatha Christie

(Lon­don) Luther hat­te kein Erbar­men mit der Hei­li­gen Mes­se. Er zer­riß sie. Er hat­te eben­so­we­nig Erbar­men mit dem Papst­tum. Er ver­senk­te es. Gera­de durch die Zer­le­gung des lit­ur­gi­schen Ritus führ­te der Häre­si­arch aus Eis­le­ben sei­nen gna­den­lo­sen Krieg gegen die Kir­che. Ein Dra­ma, aus dem erst das Kon­zil von Tri­ent und der hei­li­ge Pius V., der den Römi­schen Ritus auf die gan­ze latei­ni­sche Kir­che aus­dehn­te, einen Weg zur Wie­der­auf­rich­tung der Kir­che wie­sen, wobei der Papst die Mög­lich­keit bei­be­hielt, auch ande­re bereits exi­stie­ren­de Riten zu gebrau­chen, sofern sie min­de­stens 200 Jah­re alt und daher sicher frei von pro­te­stan­ti­schen Infil­tra­tio­nen waren.

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Gian­fran­co Ama­to zeich­net in sei­nem Buch Der Indult von Aga­tha Chri­stie. Wie die triden­ti­ni­sche Mes­se in Eng­land geret­tet wur­de.[1]L’in­dul­to di Aga­tha Chri­stie. Come si è sal­vata la Mes­sa triden­ti­na in Ing­hil­ter­ra, Fede & Cul­tu­ra, 220 Sei­ten Schritt für Schritt nach, wie es mög­lich wur­de, trotz der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form von 1969, den nie abge­schaff­ten Vetus Ordo in Eng­land zu erhalten.

Auf der bri­ti­schen Insel wur­de die Mes­se des Hei­li­gen Pius V. dank des Indults vom 30. Okto­ber 1971 nie aus­ge­löscht. Gewährt wur­de der Indult von Papst Paul VI. nach einem an ihn gerich­te­ten Appeal to pre­ser­ve Mass sent to Vati­can, der am 6. Juli 1971 in der Times ver­öf­fent­licht wur­de. Unter­zeich­net war der Appell von 57 Per­sön­lich­kei­ten des eng­li­schen Kul­tur­le­bens, dar­un­ter die berühm­te Schrift­stel­le­rin Aga­tha Chri­stie. Nach ihr wird seit­her sowohl der Appell als auch der Indult benannt. Unter den Unter­zeich­nern befan­den sich nicht nur bekann­te Katho­li­ken wie Gra­ham Gree­ne, son­dern auch Kir­chen­fer­ne und Angli­ka­ner, wie eben Aga­tha Chri­stie, die berühm­te Roman­fi­gu­ren wie Her­cule Poi­rot und Miss Mar­ple erfand, oder die Bischö­fe Robert Cecil Mor­ti­mer und John Richard Hum­pidge Moor­man, der die Dele­ga­ti­on der angli­ka­ni­schen Kon­zils­be­ob­ach­ter ange­führt hatte.

Groß­ar­tig ist der von den eng­li­schen Intel­lek­tu­el­len in die­sen wun­der­ba­ren Appell ein­ge­füg­te Vergleich:

Nun ist es aber eine Tat­sa­che, daß die Basi­li­ken und die Kathe­dra­len von den christ­li­chen Völ­kern erbaut wur­den , um dort einen Ritus zu fei­ern, der noch vor eini­gen Mona­ten eine Tra­di­ti­on von uni­ver­sa­ler Leben­dig­keit war. Es han­delt sich um die römisch-katho­li­sche Mes­se (…) Ohne hier die reli­giö­se und geist­li­che Erfah­rung von Mil­lio­nen von Men­schen wäh­rend 2000 Jah­ren in Betracht zie­hen zu wol­len, die­ser Ritus hat gelebt und lebt mit sei­nen herr­li­chen latei­ni­schen Tex­ten in einer Men­ge unend­lich kost­ba­rer Wer­ke wei­ter: Wer­ke, nicht nur von Mysti­kern und Theo­lo­gen, son­dern auch von Dich­tern, Phi­lo­so­phen, Musi­kern, Malern und Bild­hau­ern, und zwar von den größ­ten aller Län­der und Zei­ten. Er gehört daher mit gutem Recht der Welt­kul­tur, nicht weni­ger als der Kir­che und den Gläubigen.

Luther hin­ge­gen schrieb:

Wenn wir über die Mes­se tri­um­phie­ren, so den­ke ich, dann tri­um­phie­ren wir über das gan­ze Papst­tum. Denn auf der Mes­se wie auf einem Fel­sen ist das gesam­te Papst­tum mit sei­nen Klö­stern, sei­nen Bis­tü­mern, sei­nen Kol­le­gi­en, sei­nen Altä­ren, sei­nen Prie­stern, sei­nen Leh­ren errich­tet und stützt sich auf sie mit sei­nem gan­zen Leib. Und die­se gan­zen Sachen müs­sen mit der sakri­le­gi­schen und ver­ab­scheu­ungs­wür­di­gen Mes­se zusammenbrechen.

In Eng­land war auch gera­de die Hei­li­ge Mes­se Aus­gangs­punkt für die Demon­ta­ge der katho­li­schen Kir­che, wie der seli­ge John Hen­ry New­man erkannt hat­te. Je mehr man sich in die­se sug­ge­sti­ven und akri­bisch beleg­ten Sei­ten des Buches ver­tieft, die aktu­el­ler sind denn je, desto mehr Fra­gen tre­ten auf, gera­de auch wegen der trau­ri­gen Ereig­nis­se um die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta. War­um gewähr­te der Mon­ti­ni-Papst den Indult für Eng­land? War es die Art der For­de­rung, die den Papst mil­de stimm­te? War es viel­leicht die Wert­schät­zung, die er für eini­ge Unter­zeich­ner heg­te? Oder war es die diplo­ma­ti­sche Geschick­lich­keit von Kar­di­nal Heen­an, der in schwie­ri­gen Momen­ten dem Papst sei­ne Loya­li­tät und Treue bewies? Viel­leicht, weil vie­le der Unter­zeich­ner jener „moder­nen Welt“ ange­hör­ten, mit der der Papst so hart­näckig ins Gespräch kom­men woll­te? Oder tat er es im Namen jener 40 Mär­ty­rer, die in Eng­land und Wales wegen ihrer Anhäng­lich­keit zur Alten Mes­se ermor­det und von Paul VI. am 25. Okto­ber 1970 hei­lig­ge­spro­chen wor­den waren?

Text: Cri­sti­na Sic­car­di, Cor­ri­spon­den­za Romana
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bil­der: Wikicommons

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1 L’in­dul­to di Aga­tha Chri­stie. Come si è sal­vata la Mes­sa triden­ti­na in Ing­hil­ter­ra, Fede & Cul­tu­ra, 220 Seiten 
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