Frauendiakonat, Laienpredigt, verheiratete Priester


Zölibat
Frauendiakonat und Zölibatsaufhebung

(Rom) Die katho­li­sche und die angli­ka­ni­sche Kir­che haben eine gemein­sa­me öku­me­ni­sche Erklä­rung unter­zeich­net. Ist sie das Vor­spiel zur Ein­füh­rung von Frau­en­dia­ko­nat und ver­hei­ra­te­ten Prie­stern? Ein wei­te­rer Schritt gegen den Zöli­bat durch die Hintertür?

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Um genau zu sein, wur­de die Erklä­rung nicht von der katho­li­schen Kir­che unter­zeich­net, son­dern von einer Grup­pe katho­li­scher Prie­ster und Theo­lo­gen, dar­un­ter auch zwei Bischö­fe. Die öku­me­ni­sche Erklä­rung wur­de jedoch auf der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls ver­öf­fent­licht, und ihr damit zumin­dest ein gefühl­ter offi­zi­el­ler Cha­rak­ter verliehen.

Wer spricht im Namen der katholischen Kirche?

Die Erklä­rung ist des­halb bri­sant, weil in ihr das Frau­en­dia­ko­nat, wie es die Angli­ka­ner ken­nen, auch für die katho­li­sche Kir­che als „Mög­lich­keit“ genannt wird.

Von Diakoninnen über Priesterinnen zu Bischöfinnen - der Weg ist vorgezeichnet
Von Dia­ko­nin­nen über Prie­ste­rin­nen zu Bischöfinnen

Ein Frau­en­dia­ko­nat gab es in der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Kir­chen­ge­schich­te aller­dings nie. Sie wäre eine Neu­erfin­dung unse­rer Zeit. Die frü­he Kir­che kann­te nur Dia­ko­nis­sen, die aber kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment hat­ten, also kei­ne weib­li­che Dia­ko­ne waren, son­dern Auf­ga­ben über­nah­men, die damals aus Schick­lich­keits­grün­den Män­nern nicht mög­lich waren (z.B. Haus­be­su­che bei Frau­en, Unter­tau­chen von Frau­en bei der Taufe).

Zudem nennt die Erklä­rung auch ver­hei­ra­te­te Prie­ster als „Mög­lich­keit“. Dafür müß­te ein wei­te­rer Bruch der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Tra­di­ti­on voll­zo­gen und die Tren­nung von Prie­ster­tum und Zöli­bat erfol­gen. Daß sol­che Plä­ne tat­säch­lich bestehen, zei­gen die Vor­be­rei­tun­gen zur Ama­zo­nas­syn­ode.

Das Öku­me­ne-Papier nennt sich „Wal­king Tog­e­ther on the Way: Lear­ning to Be the Church—Local, Regio­nal, Uni­ver­sal“ und wur­de von der Drit­ten Angli­ka­nisch – Römisch-Katho­li­schen Inter­na­tio­na­len Kom­mis­si­on ange­nom­men. Hin­ter die­ser Kom­mis­si­on, die über kei­ner­lei Lehr­be­fug­nis oder Juris­dik­ti­on ver­fügt, ver­birgt sich eine von meh­re­ren „öku­me­ni­schen Dia­log­grup­pen“, die zwi­schen Rom und ver­schie­de­nen, christ­li­chen Deno­mi­na­tio­nen existieren.

Frauendiakonat, Laienpredigt, verheiratete Priester

Para­graph 102 der Erklä­rung erwähnt ein „gegen­sei­ti­ges Ler­nen“, was die Ämter betrifft. Die Kom­mis­si­on stellt dar­in fest, daß eini­ge Ämter der Angli­ka­ner in der katho­li­schen Kir­che nicht denk­bar sind. Denk­bar sei­en aber:

  • Frau­en­dia­ko­nat
  • Prie­ster­wei­he von viri pro­ba­ti und
  • Lai­en­pre­digt.

Alle drei Punk­te wer­den von den gel­ten­den Bestim­mun­gen in der Kir­che jedoch aus­ge­schlos­sen. Wie die katho­li­schen Ver­tre­ter in der öku­me­ni­schen Kom­mis­si­on zu ihrer Mei­nung kom­men, ist schlei­er­haft. Die Angli­ka­ni­sche Kir­che ent­stand 1531, als Eng­lands König Hein­rich VIII. die katho­li­sche Kir­che sei­nes Lan­des zum Bruch mit Rom zwang. Er selbst ernann­te sich damals zum Ober­haupt der Kir­che. Die­se Stel­lung hat heu­te Köni­gin Eli­sa­beth II. inne. Im Lau­fe der Zeit kamen zum Schis­ma noch häre­ti­sche Aspek­te dazu. Die katho­li­sche Kir­che erkennt daher die Gül­tig­keit der angli­ka­ni­schen Wei­hen nicht an.

Anglikanische Priesterinnen werden von Papst Franziskus empfangen
Angli­ka­ni­sche Prie­ste­rin­nen wer­den von Papst Fran­zis­kus empfangen

Die Fra­ge der Frau­en­or­di­na­ti­on trat in der Angli­ka­ni­schen Gemein­schaft erst nach 1968 auf. Vor­rei­ter waren die libe­ra­len Gemein­schaf­ten in den USA, Kana­da und Neu­see­land. Eine ein­heit­li­che Linie gibt es seit­her nicht mehr. Die welt­weit 38 angli­ka­ni­schen Pro­vin­zen zer­fal­len in vier mit­ein­an­der unver­ein­ba­re Posi­tio­nen. Acht Pro­vin­zen leh­nen nach wie vor jede Frau­en­or­di­na­ti­on ab. Ande­re las­sen Dia­ko­nin­nen zu, wie­der ande­re auch Prie­ste­rin­nen und noch ande­re sogar Bischöfinnen.

Wel­che Befug­nis und wel­ches Recht haben aber irgend­wel­che katho­li­schen Ver­tre­ter im Namen ihrer Kir­che zu behaup­ten, obwohl die­se das genaue Gegen­teil vertritt?

Das Doku­ment zeigt, daß auch in der katho­li­schen Kir­che Kräf­te am Werk sind, die gegen die Tra­di­ti­on in Leh­re und Ord­nung eine neue Leh­re und eine neue Ord­nung durch­set­zen wol­len – und dies der­zeit offen­sicht­lich mit römi­scher Unter­stüt­zung. Ihr Vor­ge­hen in Mei­nungs­bil­dung und Ent­schei­dungs­fin­dung ist völ­lig intrans­pa­rent und gera­de­zu ver­stoh­len. Hin­ter einer Blend­fas­sa­de wer­den ver­schwie­ge­ne Zie­le ver­folgt, wie die näher­rücken­de Ama­zo­nas­syn­ode unter Beweis stellt, und die Fami­li­en­syn­oden bereits unter Beweis gestellt haben.

Irgend­wer unter­zeich­net unter Aus­schluß jeder Öffent­lich­keit ein Doku­ment, der Hei­li­ge Stuhl ver­öf­fent­licht es still­schwei­gend auf sei­ner Inter­net­sei­te, schweigt aber zur gan­zen Sache.

Kardinal Kaspers Ermahnung der Anglikaner 2008

Viel Was­ser ist den Tiber, den Rhein und die Them­se hin­un­ter­ge­flos­sen, seit Kar­di­nal Wal­ter Kas­per bei der Lam­beth-Kon­fe­renz 2008 allen angli­ka­ni­schen Bischö­fen der Welt fol­gen­de Wor­te sag­te. Damals regier­te noch Bene­dikt XVI. in Rom.

„Bezüg­lich der Wei­he von Frau­en zu Prie­stern und Bischö­fen hat die katho­li­sche Kir­che ihre Leh­re vom Beginn unse­res Dia­lo­ges an klar dar­ge­legt, und das nicht nur intern, son­dern auch in den Noten­wech­sel wischen Papst Paul VI. und Papst Johan­nes Paul II. und den auf­ein­an­der­fol­gen­den Erz­bi­schö­fen von Can­ter­bu­ry. In sei­nem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Ordi­na­tio sacer­do­ta­lis vom 22. Mai 1994 nahm Papst Johan­nes Paul II. Bezug auf das Schrei­ben von Papst Paul VI. an Erz­bi­schof Cog­gan vom 23. Novem­ber 1975 und bekräf­tig­te die katho­li­sche Posi­ti­on wie folgt: ‚Die Prie­ster­wei­he […] wur­de in der katho­li­schen Kir­che von Anfang an aus­schließ­lich den Män­nern vor­be­hal­ten‘, und ‚die­se Tra­di­ti­on wur­de auch von den Ost­kir­chen getreu bewahrt‘. Er schloß: ‚Ich erklä­re, daß die Kir­che in kei­ner Wei­se die Befug­nis hat, den Frau­en die Prie­ster­wei­he zu ver­lei­hen, und daß die­se Ent­schei­dung auf defi­ni­ti­ve Wei­se von allen Gläu­bi­gen der Kir­che zu beach­ten ist‘. Die­se Erklä­rung zeigt mit Klar­heit, daß es sich nicht nur um eine dis­zi­pli­nä­re Posi­ti­on han­delt, son­dern um den Aus­druck unse­rer Treue zu Jesus Chri­stus. Die katho­li­sche Kir­che ist an den Wil­len Jesu Chri­sti gebun­den und betrach­tet sich nicht als frei, eine neue Tra­di­ti­on ein­zu­füh­ren, die jener der Kir­che aller Zei­ten fremd ist. Wie ich bereits 2006 vor der Kam­mer der Bischö­fe der Kir­che von Eng­land gesagt habe, bedeu­tet die Ent­schei­dung, Frau­en zu wei­hen, für uns, daß wir uns von der gemein­sa­men Posi­ti­on aller Kir­chen des ersten Jahr­tau­sends ent­fer­nen, also nicht nur jener der katho­li­schen Kir­che, son­dern auch jener der ori­en­ta­li­schen und ortho­do­xen Kir­chen. Uns scheint, daß die Angli­ka­ni­sche Gemein­schaft sich sehr den pro­te­stan­ti­schen Kir­chen des 16. Jahr­hun­derts annä­hert und eine Posi­ti­on ein­nimmt, die die­se Kir­chen erst in der zwei­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts ein­ge­nom­men haben.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​MiL/​Youtube/​Rome Reports (Screen­shot)

 

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3 Kommentare

  1. Egal, was auch in Rom pas­siert oder beschlos­sen wer­den mag:
    Ich blei­be katholisch!

  2. Die bekannt „hybri­de“ Vor­ge­hens­wei­se: man fer­tigt eine unver­bind­li­che Dis­kus­si­ons­grund­la­ge, die aber auf „Vati­can News“, dem offi­zi­el­len Nach­rich­ten­por­tal des Vati­kans, ver­öf­fent­licht wird. Vor­ge­legt vom austra­li­schen Geist­li­chen und Theo­lo­ge Ormond Rush „im Namen des Päpst­li­chen Rates zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten“. Rush beton­te: „gebe (es) vie­le Par­al­le­len zwi­schen den Mög­lich­kei­ten des rezep­ti­ven Ler­nens für die katho­li­sche Kir­che, die in dem Kom­mis­si­ons­do­ku­ment vor­ge­schla­gen wür­den, und der Visi­on, die Papst Fran­zis­kus für die Erneue­rung und Reform der Kir­che gemäß des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils habe.“ (https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2018–07/vatikan-oekumene-anglikaner-kommission-katholisch.html). Alles etwas offi­zi­ös, dop­pel­bö­dig, kei­ner kon­kret ver­ant­wort­lich, alles leicht abstreit­bar oder mit ande­ren Wor­ten: hybri­de Krieg­füh­rung (mehr auf https://​kirch​fahr​ter​.word​press​.com/​2​0​1​7​/​0​5​/​0​1​/​h​y​b​r​i​d​e​-​k​o​m​m​u​n​i​k​a​t​i​o​n​s​m​u​s​t​e​r​-​i​m​-​k​i​r​c​h​l​i​c​h​e​n​-​r​a​um/; pri­va­ter Blog, anklicken, um Zugriff bitten)

  3. Genau die gezeig­ten Bil­der sind es, die uns erspart blei­ben mögen, auch in Zei­ten des Priestermangels.

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