Die „argentinische“ Lösung für die Piusbruderschaft


Piusbruderschaft
Das Generalkapitel der Piusbruderschaft beendete am 21. Juli seine Arbeit, nachdem eine neue Generalleitung gewählt worden war.

(Eco­ne) In Eco­ne im Wal­lis ende­te am ver­gan­ge­nen Sams­tag, dem 21. Juli das Gene­ral­ka­pi­tel der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X.  Dabei wur­de eine neue Gene­ral­lei­tung gewählt, wobei der „argen­ti­ni­sche“ Weg ein­ge­schla­gen wurde.

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Nach zwei Man­da­ten und 24 Amts­jah­ren, die Bischof Ber­nard Fel­lay an der Spit­ze der Bru­der­schaft stand, wur­de ein neu­er Gene­ral­obe­rer gewählt. Ins­ge­samt wur­de die gesam­te Gene­ral­lei­tung neu bestellt .

„Argentinische“ Führung

Dabei sorg­ten Stel­lung­nah­men kurz­zei­tig für etwas Ver­wir­rung. Am 11. Juli war bekannt­ge­ge­ben wor­den, daß P. Davi­de Pagli­a­ra­ni zum drit­ten Gene­ral­obe­ren der Bru­der­schaft gewählt wur­de. Der Ita­lie­ner Pagli­a­ra­ni ist 47 Jah­re alt und war 1996 von Bischof Fel­lay zum Prie­ster geweiht wor­den. Er war zunächst in Rimi­ni tätig, dann Distrikt­obe­rer von Ita­li­en und seit 2012 Rek­tor des Prie­ster­se­mi­nars Nue­stra Seno­ra Cor­re­den­to­ra in La Reja in Argen­ti­ni­en. Dort war er Nach­fol­ger von Bischof Wil­liam­son, nach­dem die­ser aus der Bru­der­schaft aus­ge­schlos­sen wor­den war.

Der neue Generalobere P. Davide Pagliarini
Der neue Gene­ral­obe­re P. Davi­de Pagliarani

Zur Bestä­ti­gung sei­ner Wahl leg­te P. Pagli­a­ra­ni das Glau­bens­be­kennt­nis und den Anti­mo­der­ni­sten­eid ab. In der Erklä­rung hieß es, daß die 41 Kapi­tu­la­re am 12. Juli die bei­den Gene­ral­as­si­sten­ten wäh­len wer­den, die eben­falls für 12 Jah­re im Amt blei­ben. In Wirk­lich­keit wur­den sie bereits am 11. Juli unmit­tel­bar nach der Wahl des Gene­ral­obe­ren gewählt.

Erster Assi­stent wur­de der aus Spa­ni­en stam­men­de Bischof Alfon­so de Galar­re­ta, zwei­ter Gene­ral­as­si­stent P. Chri­sti­an Boucha­court aus Frank­reich. Bei­de waren noch von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re zu Prie­stern geweiht wor­den. P. Boucha­court war seit 2014 Distrikt­obe­rer von Frankreich.

Beob­ach­ter spra­chen von einer „argen­ti­ni­schen“ Füh­rung, da sowohl der Gene­ral­obe­re als auch die bei­den Assi­sten­ten etli­che Jah­re in Latein­ame­ri­ka und kon­kret in Argen­ti­ni­en wirk­ten. 2011 half der dama­li­ge Erz­bi­schof Jor­ge Mario Berg­o­glio der Pius­bru­der­schaft, als es bezüg­lich der dor­ti­gen Nie­der­las­sung der Bru­der­schaft Pro­ble­me mit dem argen­ti­ni­schen Kul­tus­mi­ni­ste­ri­um gab. Berg­o­glio, heu­te Papst Fran­zis­kus, gab eine Garan­tie­er­klä­rung ab, mit der er gegen­über der argen­ti­ni­schen Regie­rung ver­si­cher­te, daß es sich bei der Pius­bru­der­schaft „um eine Kon­gre­ga­ti­on von Katho­li­ken auf dem Weg zur vol­len Ein­heit handelt.“

Es gibt daher Spe­ku­la­tio­nen, daß man in der Pius­bru­der­schaft davon aus­geht, daß Berg­o­glio als Papst nicht anders han­deln kön­ne als zu sei­ner Zeit als Erz­bi­schof, wes­halb über die per­sön­li­chen Kon­tak­te der „Argen­ti­ni­er“ in der Bru­der­schaft die Errei­chung der kano­ni­schen Aner­ken­nung wahr­schein­li­cher sein könn­te nach dem Mot­to: Was unter Berg­o­glio für Argen­ti­ni­en galt, muß unter Fran­zis­kus eigent­lich auch welt­weit gelten.

Zwei zusätzliche Generalassistenten?

Am 20. Juli gab es dann noch eine Über­ra­schung, als zum Abschluß des Gene­ral­ka­pi­tels bekannt­ge­ge­ben wur­de, daß noch zwei wei­te­re Gene­ral­as­si­sten­ten des neu­en Gene­ral­obe­ren gewählt wur­den, näm­lich Bischof Ber­nard Fel­lay, der bis­he­ri­ge Gene­ral­obe­re, und P. Franz Schmid­ber­ger, der erste Gene­ral­obe­re, der noch unter Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re die Bru­der­schaft gelei­tet hatte.

P. Schmid­ber­ger war, nach­dem er das Amt des Gene­ral­obe­ren an Bischof Fel­lay über­ge­ben hat­te, Distrikt­obe­rer für Deutsch­land und ist heu­te Rek­tor des Prie­ster­se­mi­nars der Bru­der­schaft im baye­ri­schen Zaitzkofen.

Die Füh­rungs­spit­ze der Bru­der­schaft schien, so der Ein­druck, eine Erwei­te­rung und eine nach­träg­li­che Ergän­zung erfah­ren zu haben.

Zwei „zusätzliche Generalassistenten“?
Zwei „zusätz­li­che Generalassistenten“?

Der eng­li­sche und der fran­zö­si­sche Twit­ter­dienst der Bru­der­schaft hat­ten die über­ra­schen­de Wahl der bei­den „zusätz­li­chen Gene­ral­as­si­sten­ten“ bekannt­ge­ge­ben. Am sel­ben Tag erfolg­te noch eine offi­zi­el­le Mit­tei­lung durch das Gene­ral­haus der Bru­der­schaft. Dar­in stand nichts mehr von „zusätz­li­chen“ Gene­ral­as­si­sten­ten, son­dern von der Wahl von „zwei Gene­ral­rä­ten“, die zusam­men mit dem Gene­ral­obe­ren und den bei­den Assi­sten­ten den Gene­ral­rat bilden.

Offen­bar hat­te es sich bei Twit­ter­mit­tei­lun­gen ledig­lich um Schreib­feh­ler gehan­delt. Die Sta­tu­ten sehen neben den bei­den Gene­ral­as­si­sten­ten noch zwei Gene­ral­rä­te vor. Tat­sa­che ist, daß dem fünf­köp­fi­gen Gene­ral­rat, der in den kom­men­den 12 Jah­ren die Bru­der­schaft lei­ten wird, zwei der drei Bischö­fe und die bei­den bis­he­ri­gen Gene­ral­obe­ren ange­hö­ren. Tat­sa­che scheint auch, daß die „argen­ti­ni­sche“ Füh­rung eine tak­ti­sche Wei­chen­stel­lung ist, um das Ziel der kano­ni­sche Aner­ken­nung, sofern die Vor­aus­set­zun­gen stim­men, unter Papst Fran­zis­kus zu erreichen.

Im Mai 2017 schien die­se Aner­ken­nung zum Grei­fen nahe, schei­ter­te schließ­lich aber – wie bereits 2012 – an inner­kirch­li­chen Wider­stän­den. Bei­de Mal zer­streu­te sich die Mög­lich­keit nach der Voll­ver­samm­lung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Mit­te Mai. Der damals noch amtie­ren­de Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler ist bekannt­lich kein Freund der Pius­bru­der­schaft. Die Hal­tung sei­nes Nach­fol­gers Kar­di­nal Lada­ria zur Fra­ge ist nicht näher bekannt. Der Jesu­it scheint dürf­te jedoch vor­be­halt­lo­ser den Wün­schen von Papst Fran­zis­kus fol­gen, oder sich die­sen zumin­dest nicht aktiv widersetzen.

Erklärung der Piusbruderschaft zum Abschluß des Generalkapitels

Am Sams­tag, dem 21. Juli folg­te noch die Ver­öf­fent­li­chung einer län­ge­ren, offi­zi­el­len Erklä­rung durch die Pius­bru­der­schaft zum Abschluß des Generalkapitels.

Zum Abschluß ihres Gene­ral­ka­pi­tels erin­nert die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. an die Bedeu­tung und Aktua­li­tät der Erklä­rung ihres Grün­ders Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re vom 21. Novem­ber 1974. Nach mehr als 50 Jah­ren der «Selbst­zer­stö­rung der Kir­che» erweist sich die­se wei­ter­hin als genau zutref­fend. Daher macht die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. sie sich in ihrer Gesamt­heit zu eigen.

«Wir hän­gen mit gan­zem Her­zen und mit gan­zer See­le am katho­li­schen Rom, der Hüte­rin des katho­li­schen Glau­bens und der für die Erhal­tung die­ses Glau­bens not­wen­di­gen Tra­di­tio­nen, am Ewi­gen Rom, der Leh­re­rin der Weis­heit und Wahr­heit. (…) Kei­ne Auto­ri­tät, selbst nicht die höch­ste in der Hier­ar­chie, kann uns zwin­gen, unse­ren Glau­ben, so wie er vom Lehr­amt der Kir­che seit 20 Jahr­hun­der­ten klar for­mu­liert und ver­kün­det wur­de, auf­zu­ge­ben oder zu schmä­lern. (…) Daher hal­ten wir an allem fest, was von der Kir­che aller Zei­ten und vor dem moder­ni­sti­schen Ein­fluss des Kon­zils geglaubt und im Glau­ben und in den Sit­ten prak­ti­ziert wur­de: im Got­tes­dienst, im Kate­chis­mus­un­ter­richt, in der Prie­ster­aus­bil­dung, in den kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen und in allem, was in den Büchern kodi­fi­ziert wur­de. So war­ten wir dar­auf, dass das wah­re Licht der Tra­di­ti­on die Fin­ster­nis zer­streue, wel­che den Him­mel des Ewi­gen Roms verdunkelt.»

Die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. ver­folgt wei­ter­hin ihr Haupt­ziel, näm­lich das Prie­ster­tum, wie Unser Herr Jesus Chri­stus es gewollt hat. Sie rich­tet es stets aus auf das hei­li­ge Mess­op­fer, das sein Daseins­grund ist. Sie nährt sich dabei vom Gedan­ken ihres Patrons, des hl. Pius X.: « Wir bekräf­ti­gen nach­drück­lich, dass wir inmit­ten der mensch­li­chen Gesell­schaft und mit der Hil­fe Got­tes nichts ande­res sein wol­len und sein wer­den als Die­ner Got­tes, der uns mit sei­ner Auto­ri­tät beklei­det hat. Sei­ne Inter­es­sen sind unse­re Inter­es­sen. Das ist unser uner­schüt­ter­li­cher Vor­satz: unse­re Kräf­te und unser Leben in den Dienst die­ser Inter­es­sen zu stel­len. Wenn man uns daher nach der Devi­se befragt, die den gan­zen Grund unse­rer See­le aus­drückt, so kön­nen wir nie­mals eine ande­re ange­ben als die­se: Alles in Chri­stus erneu­ern.» (Enzy­kli­ka «E supre­mi apo­sto­la­tus», 4. Okto­ber 1903.

Indem die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. aus dem­sel­ben Glau­ben und der­sel­ben Hoff­nung schöpft, die die­sem hei­li­gen Papst zu eigen waren, for­dert sie durch ihre Pre­digt und ihre Wer­ke für Unsern Herrn Jesus Chri­stus die Fül­le die Herr­schaft über alle Men­schen und alle Natio­nen ein, sodass sei­ne Rech­te und sei­ne Auto­ri­tät von allen mit Ver­eh­rung aner­kannt wer­den. Des­halb setzt sie ihr Wir­ken für den Tri­umph des Christ-Königs fort und lädt alle See­len guten Wil­lens dazu ein, sich ihr in die­sem begei­stern­den über­na­tür­li­chen Unter­neh­men anzuschließen.

Schmerz­haf­tes und Unbe­fleck­tes Herz Mari­ens, bit­te für uns, die wir zu Dir unse­re Zuflucht nehmen.

Ecô­ne, 21. Juli 2018

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: FSSPX/​Twitter (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Die Spe­ku­la­tio­nen hin­sicht­lich der „argen­ti­ni­schen Lösung“ ver­mö­gen nicht ohne wei­te­res zu über­zeu­gen – höf­lich aus­ge­drückt. Das rei­ne Neben­ein­an­der­stel­len des pasto­ra­len Wir­kens der neu­en Füh­rung in Argen­ti­ni­en und der dama­li­gen Ent­schei­dung von Erz­bi­schof Jor­ge Mario Berg­o­glio bzgl. der Bru­der­schaft scheint mir als Fun­da­ment einer seriö­sen Pro­gno­se doch recht brü­chig zu sein. Es mag durch­aus per­sön­li­che Kon­tak­te gege­ben haben, die Ver­trau­en schu­fen, aber inwie­weit dies im welt­kirch­li­chen Kon­text jetzt rele­vant wer­den mag, soll­te man viel­leicht doch bes­ser ruhig abwar­ten. Die Schluß­fol­ge­rung, „daß Berg­o­glio als Papst nicht anders han­deln kön­ne als zu sei­ner Zeit als Erz­bi­schof“ hängt erkenn­bar in der Luft, das Mot­to: „Was unter Berg­o­glio für Argen­ti­ni­en galt, muß unter Fran­zis­kus eigent­lich auch welt­weit gel­ten“ klingt gefähr­lich nach einer Milch­mäd­chen-Rech­nung. Inwie­fern man bei der sog. „argen­ti­ni­schen Füh­rung“ als tak­ti­scher Wei­chen­stel­lung gar von einer „Tat­sa­che“ spre­chen kann, ist zumin­dest frag­lich. Das Hin­zu­zie­hen erfah­re­ner Vor­gän­ger im Lei­tungs­amt in die Füh­rung der FSSPX scheint mir sehr klug, da deren Exper­ti­se so dem amtie­ren­den Gene­ral­obe­ren zugu­te kommt. Wei­te­re Schuß­fol­ge­run­gen schei­nen mir aber deut­lich verfrüht.

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