Transhumanismus – der Traum vom „verbesserten“ Menschen


(Paris) Die Frei­mau­re­rei zeigt wei­ter­hin ein gestei­ger­tes Inter­es­se am Trans­hu­ma­nis­mus. Heu­te abend fin­det in Paris die Tagung „Trans­hu­ma­nis­mus: Ein ethi­scher Blick auf den erhöh­ten Men­schen“ (Le trans­hu­ma­nis­me en que­sti­on : un regard éthi­que sur l’homme aug­men­té) statt, die von drei Logen des Groß­ori­ents von Frank­reich orga­ni­siert wird.

Transhumanismus – das neue Gesicht der Eugenik

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Der Begriff Trans­hu­ma­nis­mus wur­de 1957 vom bri­ti­schen Inter­na­tio­na­li­sten Juli­an Hux­ley (1887–1975) geprägt, einem Vor­den­ker der Euge­nik und des Athe­is­mus. Hux­ley war 1946–1948 erster UNESCO-Gene­ral­se­kre­tär und maß­geb­lich an der Aus­ar­bei­tung der All­ge­mei­nen Erklä­rung der Men­schen­rech­te betei­ligt. Eben­so war er Grün­dungs­vor­sit­zen­der der athe­isti­schen Bri­tish Huma­nist Asso­cia­ti­on und Grün­dungs­mit­glied des World Wild­life Fund (WWF). Die ein­zel­nen Ele­men­te sind kei­ne zufäl­li­ge Anein­an­der­rei­hung. 1959, das war neun Jah­re vor der Grün­dung des Club ob Rome, wur­de Hux­ley wegen sei­ner demo­gra­phi­schen Stu­di­en zur Bevöl­ke­rungs­kon­trol­le von der Las­ker Foun­da­ti­on mit dem Las­ker Award aus­ge­zeich­net. In der Begrün­dung hieß es: Weil Hux­ley „wahr­schein­lich mehr Men­schen ein Ver­ständ­nis für die Wich­tig­keit des Bevöl­ke­rungs­pro­blems und die Not­wen­dig­keit der Aus­ein­an­der­set­zung damit ver­mit­telt hat, als irgend­ein ande­rer Mann sei­ner Zeit“. Sei­ne Figur erklärt bei­spiel­haft die neo-mal­thu­sia­ni­sche UNO-Agen­da im Gewand von Natur­schutz und Öko­lo­gie und das Stre­ben nach einer neu­en Weltordnung.

Transhumanismus
Trans­hu­ma­nis­mus

Juli­an Hux­ley war der Enkel von Tho­mas Hen­ry Hux­ley (1825–1895), der als „Bull­dog­ge Dar­wins“ des­sen Evo­lu­ti­ons­hy­po­the­se erst wirk­lich zur Gel­tung brach­te. Und er war der Bru­der von Aldous Hux­ley (1894–1963), dem Autor des als dys­to­pisch oder apo­ka­lyp­tisch ein­ge­stuf­ten Romans Schö­ne neue Welt (1932). Michel Hou­el­le­becq ver­tritt in sei­nem Roman Ele­men­tar­teil­chen (1998) unter Ver­weis auf Juli­an Hux­ley hin­ge­gen die Ansicht, der Roman skiz­zie­re ein künf­ti­ges Paradies.

Hin­ter dem Begriff Trans­hu­ma­nis­mus ver­birgt sich der eben­so alte wie illu­so­ri­sche Wunsch der Frei­mau­rer und ande­rer gno­sti­scher Krei­se nach einem (gehei­men) höhe­ren Wis­sen zur „Höher­ent­wick­lung“ des Men­schen. Trans­hu­ma­nis­mus meint kon­kret die Ent­wick­lung von bio­tech­no­lo­gi­schen Mög­lich­kei­ten zur Mensch­heits­ver­bes­se­rung. Ob Evo­lu­ti­ons­leh­re, Ras­sen­hy­gie­ne, künst­li­che Intel­li­genz oder Trans­hu­ma­nis­mus, gemein­sam ist die­sen und wei­te­ren Strö­mun­gen in ganz unter­schied­li­chem Maß und Zusam­men­hang ein Stre­ben, die mensch­li­che Natur zu „ver­bes­sern“ oder im Sin­ne einer „höhe­ren Zukunft“ zu über­win­den. Gemein­sam ist ihnen, das Wesen der mensch­li­chen Natur – also die Rea­li­tät – nicht wirk­lich zu akzep­tie­ren und vor allem das Erlö­sungs­an­ge­bot Jesu Chri­sti nicht anneh­men zu wollen.

In die­sem Sinn gilt Trans­hu­ma­nis­mus auch als neue­ste Stu­fe der Eugenik.

Die veranstaltenden Logen und die freimaurerischen Referenten

Die drei aus­tra­gen­den Logen sind La Tra­di­ti­on maçon­ni­que (Die frei­mau­re­ri­sche Tra­di­ti­on), Les Char­pen­tiers du Futur (Die Zim­me­rer der Zukunft) und Les Frè­res du Sol­sti­ce (Die Brü­der der Sonnenwende).

Transhumanismus
Trans­hu­ma­nis­mus

Die Refe­ren­ten sind der Phi­lo­soph Jean-Lou­is Bisch­off, Direk­tor der For­schungs­in­sti­tuts der Fédé­ra­ti­on Euro­pé­en­ne des Éco­les (Fede); der Arzt Jean-Bap­ti­ste Del­mas, Grün­dungs­vor­sit­zen­der von SOS-Méde­cin Frank­reich; der frü­he­re Groß­mei­ster des Groß­ori­ents von Frank­reich Chri­sto­phe Habas, Lei­ter für Neu­ro­ima­ging des Cent­re Natio­nal d’Ophtalmologie von Quin­ze-Ving­ts sowie der Bio­lo­ge Romain Pio­van. Nicht nur Groß­mei­ster Habas, auch alle ande­ren Refe­ren­ten sind Freimaurer.

Obwohl die Namen einem grö­ße­ren Publi­kum unbe­kannt schei­nen, hat­ten sie mit die­sem bereits mehr Kon­takt als die mei­sten den­ken – und auch Einfluß.

Bisch­off ist nicht nur im aka­de­mi­schen Lehr­be­trieb tätig, son­dern auch im Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Unter­hal­tungs­be­reich durch die Pro­duk­ti­on von Musik-Events und Film-Festi­vals. Vor allem war er bereits in der Aus­ar­bei­tung von Sen­si­bi­li­sie­rungs­kam­pa­gnen des Unter­richts­mi­ni­ste­ri­ums und Wer­be­kam­pa­gnen des natio­na­len Glücks­spiel-Mono­po­li­sten tätig.

Del­mas ist der Grün­der von SOS-Méde­cin Frank­reich, einem 24-Stunden-Hauspflegedienst.

Habas, der in Frank­reich bereits zahl­rei­che uni­ver­si­tä­re und fach­ärzt­li­che Funk­tio­nen und Ämter aus­üb­te, arbei­tet mit der Stan­ford Uni­ver­si­ty in den USA und dem bel­gi­schen Eras­mus-Kran­ken­haus zusammen.

Pio­van ist Direk­tor der Inter­es­sen­grup­pe Grü­ne Bio­tech­no­lo­gie, einer Schnitt­stel­le von pri­va­tem und öffent­li­chem Sek­tor mit dem Auf­trag, neue Tech­no­lo­gien zu ent­wickeln, um Frank­reich im Pri­mär- und Sekun­där­be­reich wett­be­werbs­fä­hig zu halten.

Cor­ri­spon­den­za Roma­na schrieb dazu:

„Unter­richt, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Gesund­heits­we­sen, Uni­ver­si­tät, Bio­tech­no­lo­gie: Die Sek­to­ren, in denen die Refe­ren­ten der Frei­mau­rer­ta­gung bestens ver­netzt sind, sind vita­le Adern der fran­zö­si­schen Gesell­schaft, über die sehr leicht gefähr­li­che Ideo­lo­gien wie jene des Trans­hu­ma­nis­mus, die den Mäch­ti­gen unse­rer Tage so viel bedeu­tet, ver­brei­tet wer­den können.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: hiram​.be (Screen­shot)

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