Lagarde als Chefin der Vatikanbank „wäre eine gute Idee“


Papst Franziskus mit Christine Lagarde
Papst Franziskus mit der „Herrin des Geldes“ Christine Lagarde, Generaldirektorin des Internationalen Währungsfonds (2016).

(Rom) Papst Fran­zis­kus beliebt immer wie­der zu scher­zen. Der­zeit fra­gen sich nicht nur die Vati­ka­ni­sten, ob es sich immer um einen Scherz han­delt, oder ob die Teil­nah­me von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin am dies­jäh­ri­gen Tref­fen der Bil­der­ber­ger erste Kon­se­quen­zen zeitigt.

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Am 8./9. Juni tag­ten die Bil­der­ber­ger in Turin. Erst­mals in der Geschich­te die­ser illu­stren Run­de der trans­at­lan­ti­schen Eli­ten aus Poli­tik, Wirt­schaft und Medi­en nahm auch ein Kar­di­nal­staats­se­kre­tär dar­an teil. Die Orga­ni­sa­to­ren des all­jähr­lich statt­fin­den­den Tref­fens hät­ten „sehr“ auf die­se Teil­nah­me gedrängt, die nicht ohne Rück­spra­che mit Papst Fran­zis­kus erfol­gen konnte.

Das erste The­ma auf der Tages­ord­nung war „Popu­lis­mus in Europa“.

In einem Inter­view mit der inter­na­tio­na­len Pres­se­agen­tur Reu­ters, das am 20. Juni redak­tio­nell bear­bei­tet ver­öf­fent­licht wur­de, kri­ti­sier­te Papst Fran­zis­kus den Popu­lis­mus und attackier­te beson­ders US-Prä­si­dent Donald Trump, des­sen Wahl­sieg als Initi­al­zün­dung einer vom links­li­be­ra­len Estab­lish­ment als uner­wünscht betrach­te­ten poli­ti­schen Ent­wick­lung gese­hen wird, die sich bei Wah­len in Euro­pa fort­setzt. Papst Fran­zis­kus mach­te nie ein Hehl dar­aus, Trump nicht im Wei­ßen Haus sehen zu wol­len. Glei­ches gilt für die Bil­der­ber­ger.

Im sel­ben Inter­view beton­te Fran­zis­kus, „mehr Frau­en“ in hohe und höch­ste Ämter im Vati­kan beru­fen zu wollen.

Dazu mel­de­te gestern der ita­lie­ni­sche Staats­funk auf Rai News:

„Papst Fran­zis­kus will eine stär­ke­re weib­li­che Prä­senz beim Hei­li­gen Stuhl. In den ver­gan­ge­nen Tagen sag­te er in einem Inter­view, daß ‚eine Frau als Dik­aste­ri­en­lei­te­rin mög­lich‘ sei. Heu­te füg­te er auf dem Flug nach Genf hin­zu, daß es für die Vatik­an­bank IOR eine gute Idee wäre, wenn der Vor­stand neu bestellt wird, die Ver­ant­wort­li­che des Inter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds Chri­sti­ne Lag­ar­de zu beru­fen. ‚Wir ste­hen in Ver­hand­lun­gen‘, sag­te er zu Jour­na­li­sten – lachend.“

Der Cor­rie­re del­la Sera titelte:

„Der Papst und die Aus­sa­ge zu den Frau­en im Vati­kan: ‚Wir ver­han­deln mit Chri­sti­ne Lagarde‘.“

Die füh­ren­de ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung füg­te hin­zu, Fran­zis­kus habe „den Jour­na­li­sten, die ihn umge­ben, scherz­haft geantwortet“.

Chri­sti­ne Lag­ar­de wur­de bereits zwei­mal von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen. Die erste Begeg­nung „über­rasch­te“, da Fran­zis­kus seit Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats „eine arme Kir­che der Armen“ postu­lier­te und in sei­nem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um behaup­te­te, „die­se Wirt­schaft tötet“. Am 10. Dezem­ber 2014 emp­fing er Lag­ar­de in Privataudienz.

Die zwei­te Begeg­nung am 18. Janu­ar 2016 war dann schon fast Rou­ti­ne und hat­te bereits offi­zi­el­le­ren Cha­rak­ter. Sie fand kurz vor Lag­ar­des Bestä­ti­gung an der Spit­ze des Welt­wäh­rungs­fonds statt, die im Febru­ar bekannt­ge­ge­ben wurde.

Knapp danach, am 1. März 2016, lob­te der Papst Lag­ar­de vor einer geschock­ten Grup­pe katho­li­scher Sozia­li­sten der fran­zö­si­schen Orga­ni­sa­ti­on Pois­sons roses als „eine intel­li­gen­te Frau, die betont, daß das Geld im Dienst der Mensch­heit ste­hen muß und nicht umgekehrt“.

Die „Her­rin des Gel­des“, wie die IWF-Gene­ral­di­rek­to­rin auch genannt wird, steht seit Juli 2011 an der Spit­ze des Welt­wäh­rungs­fonds vor. Seit­her ist sie regel­mä­ßi­ge Teil­neh­me­rin der zuletzt immer im Juni statt­fin­den­den Bilderberger-Treffen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

 

 

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1 Kommentar

  1. Als Freund des klas­si­schen eng­li­schen Kri­mis, möch­te ich nur einen Satz zitie­ren, der im Gerichts­saal immer dann gespro­chen wird, wenn der Fall ein­deu­tig ist:
    I rest my case, Mylord!

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