Kardinal Burke: „Es fehlt an einer starken Führung in Rom“


Kardinal Raymond Burke
Kardinal Raymond Burke über schwache Kirchenführer, die Lage der Kirche in Irland und Deutschland und die Gefahren für die Kirche.

(War­schau) Irland stimm­ten am ver­gan­ge­nen 25. Mai bei einer Volks­ab­stim­mung mit deut­li­cher Mehr­heit für die Strei­chung des Ver­fas­sungs­zu­sat­zes, der das Leben der unge­bo­re­nen Kin­der schütz­te. Damit wur­de der Weg für die Regie­rung frei­ge­macht, die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der zu lega­li­sie­ren, was bereits weni­ge Tage nach dem Refe­ren­dum gesche­hen ist. Dazu nahm Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke in einem pol­ni­schen Wochen­zei­tung Stel­lung und warnt, zu sehen, was in Irland schief­ge­lau­fen ist, aber auch den Zustand der Kir­che in Deutschland.

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Inner­halb weni­ger Jah­re ging Irland, vor kur­zem noch eine katho­li­sche Basti­on in Euro­pa, vor der „Agen­da der Glo­ba­li­sten in die Knie“ (Chie­sa e post­con­ci­lio) und lega­li­sier­te im Okto­ber 2015 die „Homo-Ehe“ und nun die Mas­sen­tö­tung unge­bo­re­ner Kin­der. Papst Johan­nes Paul II. sag­te 1996 über die Abtreibung:

„Eine Nati­on, die ihre Kin­der tötet, hat kei­ne Zukunft“.

Obwohl sich die­se pro­phe­ti­schen Wor­te in allen west­li­chen Staa­ten längst bewahr­hei­ten, wird der Zusam­men­hang von den Ver­ant­wor­tungs­trä­gern nicht erkannt, nicht von den Poli­ti­kern, nicht von den Mei­nungs­ma­chern, nicht von der soge­nann­ten „Zivil­ge­sell­schaft“.

„Wur­de auch Zeit“, titel­te die Ham­bur­ger Wochen­zei­tung Die Zeit zum Volks­ab­stim­mungs­aus­gang in Irland. Die Pro-Abtrei­bungs-Agen­da sprüht mit kaum mehr zu über­bie­ten­der Ein­sei­tig­keit aus allen „Leit­me­di­en“.  Eve­lyn Fin­ger begann ihren Zeit-Arti­kel mit dem erhel­len­den Satz:

„Die katho­li­sche Kir­che tut immer noch so, als sei Abtrei­bung für die, die abtrei­ben wol­len, eine erfreu­li­che Sache.“

Wel­che Erleich­te­rung muß sich da doch breit­ma­chen, wenn man dank Eve­lyn Fin­ger nun weiß, daß es zwar Mas­sen­tö­tun­gen gibt von einem Aus­maß, wie sie die Welt­ge­schich­te noch nie gese­hen hat, die­se aber immer­hin kei­nen Spaß machen. Die erklär­ten Abtrei­bungs­lob­by­isten oder ihre will­fäh­ri­gen Hand­lan­ger tun hin­ge­gen immer noch so, als gäbe es kein unge­bo­re­nes Kind. Es geht für sie nur um eine „Sache“. Eine Frau zu freund­lich anzu­schau­en, ist #MeToo und straf­be­wehrt, Mei­nun­gen sind straf­be­wehrt, die Tötung eines gebo­re­nen Men­schen wird mit bis zu lebens­läng­li­cher Haft bestraft. Daß die Tötung eine „erfreu­li­che Sache“ sei, wird aber selbst in Gerichts­ur­tei­len gegen Kapi­tal­ver­bre­chen nur extremst sel­ten zu fin­den sein. Glas nach 21 Uhr in einen Glas­con­tai­ner zu wer­fen, wird schwer geahn­det, bei rot über eine men­schen­lee­re Kreu­zung zu fah­ren natür­lich eben­so. Das Fah­ren von Die­sel­fahr­zeu­gen wird neu­er­dings sogar mit Fahr­ver­bo­ten bestraft. Über die Mas­sen­tö­tun­gen ver­gan­ge­ner Tage wird sehr viel gere­det, über die Mas­sen­tö­tun­gen von heu­te dafür um so weni­ger. Falls doch, dann nur im Jubel­ton, wie der­zeit im Zuge der 68er-Lob­hu­de­lei und den „Errun­gen­schaf­ten“ die­ses „Revo­lu­ti­ons­jah­res“.

Eine Nati­on, die ihre Kin­der tötet, hat eben kei­ne Zukunft.

Kardinal Burke zu Irland: „Wer für das Leben gekämpft hat, ist ohne Unterstützung aus Rom geblieben“

In der jüng­sten Aus­ga­be der pol­ni­schen Wochen­zei­tung Sie­ci nahm Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke zur iri­schen Volks­ab­stim­mung Stellung:

„Wer in Irland im Vor­feld zur Volks­ab­stim­mung über den Schutz des unge­bo­re­nen Lebens und zuvor bereits beim Refe­ren­dum zur soge­nann­ten ‚Homo-Ehe‘ gekämpft hat, hat nicht die Unter­stüt­zung Roms erhal­ten, und selbst die Bischö­fe haben die mora­li­schen Wer­te zu schwach verteidigt“.

Was in Irland gesche­hen ist, mache eine „alar­mie­ren­de“ Situa­ti­on in der Kir­che sicht­bar, so der US-ame­ri­ka­ni­sche Pur­pur­trä­ger. Es sei ein Pro­blem, daß selbst die Anfüh­rer in der katho­li­schen Kir­che, die Leh­ren der Kir­che in Zwei­fel ziehen.

„Dar­über gibt es kei­nen Zwei­fel: Die Lage in der Kir­che ist besorg­nis­er­re­gend. Das ist vor allem so, weil die grund­le­gen­den Wahr­hei­ten des Glau­bens unter­gra­ben und in Fra­ge gestellt werden.“

Und wei­ter:

„Ich wie­der­ho­le: Das ist sehr besorg­nis­er­re­gend. Der­zeit fehlt es zudem an einer star­ken Füh­rung durch Rom, die sol­che Fra­gen klä­ren und Unsi­cher­hei­ten besei­ti­gen könn­te und sollte.“

„Nur im Privaten kann die Kirche in der modernen Welt nicht überleben“

Kar­di­nal Bur­ke warn­te, den katho­li­schen Glau­ben aus dem öffent­li­chen Raum ver­drän­gen und auf den pri­va­ten Bereich zu Hau­se und in den Kir­chen beschrän­ken zu lassen.

„Die Men­schen müs­sen erken­nen, daß ihr Leben in Chri­stus bedeu­tet, daß sie auch im öffent­li­chen Raum in Chri­stus han­deln müs­sen, also auch in der Poli­tik, in der Erzie­hung, im Gesund­heits­we­sen und im Geschäftsleben.“

„Wenn unse­re Reli­gio­si­tät nur pri­va­ter Natur ist, nur mit dem ver­bun­den ist, was wir zu Hau­se und in der Kir­che tun, hat sie kei­ne Zukunft und kann in der moder­nen Welt nicht überleben.“

„Soweit ich weiß, hat die Regie­rung in Polen einen intel­li­gen­ten Zugang zur Tra­di­ti­on und zum Glau­ben. Die gene­rel­le Rich­tung der Zivi­li­sa­ti­on ist aber sehr gefähr­lich. Die Staa­ten drin­gen in immer neue Berei­che des Lebens und der Wirk­lich­keit ein. Sie mischen sich in das mensch­li­che Leben ein und säku­la­ri­sie­ren es. Das endet dann wie in Irland.“

„Es genügt den Zustand der Kirche in Deutschland zu sehen“

Die­se Säku­la­ri­sie­rung, so Kar­di­nal Bur­ke, füh­re dazu, daß die mora­li­schen Fun­da­men­te auf­ge­ge­ben wer­den, die nicht nur katho­lisch sind, son­dern als Natur­recht All­ge­mein­gül­tig­keit haben.

„Die Lage in West­eu­ro­pa ist sehr ernst. Es genügt den der­zei­ti­gen Zustand der Kir­che in Deutsch­land zu sehen.“

Der schwer­wie­gend­ste Grund alar­miert zu sein, sei der, daß die Kir­che in Deutsch­land auf­ge­hört habe, die Wahr­heit über die Ehe und die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on zu verteidigen.

„Die Kir­che selbst beginnt sich zu ver­welt­li­chen. Die Kir­che geht in die Welt und deren Kul­tur hin­aus, ohne eine star­ke, christ­li­che Bot­schaft mitzubringen.“

Die Polen müß­ten sich bewußt sein, ihre katho­li­sche Tra­di­ti­on zu ver­tei­di­gen und zu beschüt­zen, um nicht zu enden, wie Irland, das einst eines der katho­lisch­sten Län­der der Welt war und heu­te eines der säku­la­ri­sier­ten ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

 

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