„Auf das Konzil folgten keine Sonnenstrahlen, sondern Wolken“


Bischof Athanasius Schneider
Bischof Athanasius Schneider und die „große Verwirrung“ in der Kirche.

(Rom) Am 27. Juni ver­öf­fent­lich­te die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Giorn­a­le ein Inter­view mit dem ruß­land­deut­schen Bischof Atha­na­si­us Schnei­der. Schnei­der, der Weih­bi­schof von Ast­a­na in Kasach­stan ist, bezeich­ne­te dar­in die Euro­päi­sche Uni­on als „eine Art neue Sowjet­uni­on“ mit einer „unver­wech­sel­bar frei­mau­re­ri­schen Ideo­lo­gie“. Die Mas­sen­ein­wan­de­rung nann­te er einen „seit lan­ger Zeit von den inter­na­tio­na­len Mäch­ten vor­be­rei­te­ten Plan, um die christ­li­che und natio­na­le Iden­ti­tät der euro­päi­schen Völ­ker aus­zu­tau­schen“. Dazu, so Bischof Schnei­der, wer­den auch die Struk­tu­ren der Kir­che und das Gebot der Näch­sten­lie­be miß­braucht (sie­he Atha­na­si­us Schnei­der). In dem Inter­view nahm er auch zu inner­kirch­li­chen Fra­gen Stellung.

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Il Giorn­a­le: Exzel­lenz, herrscht in der heu­ti­gen Kir­che eine Ver­wir­rung über die Glaubenslehre?

Bischof Schnei­der: Bereits vor 40 Jah­ren stell­te Papst Paul VI. mit Rea­li­täts­sinn fol­gen­de Situa­ti­on im Leben der Kir­che fest: „Man dach­te, daß nach dem Kon­zil ein Son­nen­tag für die Geschich­te der Kir­che kom­men wür­de. Gekom­men ist statt­des­sen ein Wol­ken­tag, ein Tag des Sturms, der Fin­ster­nis, der Suche und der Unsi­cher­heit. Durch irgend­ei­nen Spalt ist der Rauch Satans in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen“. Die­se Situa­ti­on hat sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten so ver­schlech­tert, daß sie den gro­ßen Kar­di­nal Car­lo Caf­farra weni­ge Mona­te vor sei­nem Tod zur Fest­stel­lung ver­an­laß­te: „Nur ein Blin­der kann leug­nen, daß in der Kir­che die größ­te Ver­wir­rung herrscht“.

Il Giorn­a­le: Eines der meist­dis­ku­tier­ten The­men ist die soge­nann­te „Inter­kom­mu­ni­on“. Der Papst sag­te, „kei­nen Schritt zurück“ gemacht zu haben, wäh­rend [Glau­bens­prä­fekt] Lada­ria von einem „noch nicht rei­fen Text“ sprach. Was ist wirk­lich Sache?

Bischof Schnei­der: Wir müs­sen das Pro­blem von sei­nen Wur­zeln her betrach­ten. Das eigent­li­che Ergeb­nis der eucha­ri­sti­schen Gemein­schaft ist die voll­kom­me­ne Ein­heit aller Glie­der der Kir­che. Daher ist der Emp­fang der Eucha­ri­stie durch einen pro­te­stan­ti­schen oder ortho­do­xen Chri­sten – selbst in soge­nann­ten Not­fäl­len – letzt­lich eine Lüge, da ein sol­cher zur Eucha­ri­stie zuge­las­se­ner Nicht-Katho­lik wei­ter­hin bewußt die Inte­gri­tät der katho­li­schen Wahr­hei­ten und der hier­ar­chi­schen Gemein­schaft ablehnt. Dar­in erkennt man auch den theo­lo­gisch wider­sprüch­li­chen Grund­satz von Canon 844 des Codex des Kir­chen­rech­tes, der von der „Inter­kom­mu­ni­on“ in Not­fäl­len spricht. Die Vor­schlä­ge der deut­schen Bischö­fe zur „Inter­kom­mu­ni­on“ sind ledig­lich eine logi­sche Fol­ge des genann­ten Canons. Und das wider­spricht der bestän­di­gen Pra­xis der Kir­che in ihren zwei­tau­send Jahren.

Il Giorn­a­le: Wur­de die Fra­ge der „Dubia“ geklärt?

Bischof Schnei­der: Die­se Fra­ge wur­de offen­sicht­lich nicht geklärt. Die Wirk­lich­keit ist unbe­streit­bar fol­gen­de: Kirch­li­che Auto­ri­tä­ten ver­schie­de­ner Ebe­nen haben, wenn auch in Aus­nah­me­fäl­len, ihr Zustim­mung zur Schei­dung gege­ben. Sie haben das aber durch die Zulas­sung von Per­so­nen zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on getan, die absicht­lich und stän­dig in modo uxorio mit einer Per­son zusam­men­le­ben, die nicht ihr recht­mä­ßi­ger Ehe­gat­te ist. Kei­ne kirch­li­che Auto­ri­tät besitzt jedoch die Voll­macht – nicht ein­mal impli­zit oder in einem Aus­nah­me­fall –, vom Sech­sten Gebot Got­tes und der Unauf­lös­lich­keit der Ehe zu dispensieren.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Life­Si­teNews (Screen­shot)

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