Amoris laetitia: Vatikan setzt polnische Bischöfe unter Druck


Amoris laetitia
Papst Franziskus mit den polnischen Bischöfen 2016 in Krakau.

(Rom/​Warschau) Der Vati­kan übt Druck auf die pol­ni­schen Bischö­fe aus, ihren Wider­stand gegen Amo­ris lae­ti­tia auf­zu­ge­ben – und erziel­te damit einen ersten Erfolg. Die Pol­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz ver­öf­fent­lich­te in die­sen Tagen neue Richt­li­ni­en zur Umset­zung des umstrit­te­nen päpst­li­chen Schrei­bens, obwohl es sol­che bereits gibt.

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Seit mehr als zwei Jah­ren spal­tet das nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia die Kir­che. Die Pol­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz stell­te sich gegen die von Papst Fran­zis­kus geför­der­te Inter­pre­ta­ti­on, mit der die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz oder die Bischö­fe Mal­tas fak­tisch Schei­dung und Zweit­ehe aner­kannt haben. Offi­zi­ell gilt die­se Aner­ken­nung zwar nur in „Aus­nah­me­fäl­len“, doch die Wirk­lich­keit rollt über bestimm­te Sophis­men hin­weg. Erst recht, wenn dies gewollt ist.

Amoris laetitia
Amo­ris lae­ti­tia spal­tet seit mehr als zwei Jah­ren die Kirche

Seit 2013 arbei­tet Fran­zis­kus, bera­ten von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, an einer „Über­win­dung“ des tie­fen Gra­bens, der sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten zwi­schen dem kirch­li­chem Anspruch und der „Lebens­wirk­lich­keit“ vie­ler Katho­li­ken auf­ge­tan hat. Gemeint ist, daß auch zahl­rei­che Katho­li­ken in Schei­dung und Zweit- oder sogar Dritte­he leben, weil sie mehr dem vor­herr­schen­den Zeit­geist und den Mög­lich­kei­ten der staat­li­chen Gesetz­ge­bung fol­gen als der Kir­che. Dadurch sind sie aller­dings laut kirch­li­cher Leh­re von den Sakra­men­ten aus­ge­schlos­sen. Da die betrof­fe­nen Gläu­bi­gen viel­fach ihre Situa­ti­on nicht mehr als Sün­de ver­ste­hen und auch gar nicht mehr als sol­che erken­nen wol­len, suchen pro­gres­si­ve Kir­chen­krei­se die Anpas­sung der Kir­che an den Zeitgeist.

Anders aus­ge­drückt: Wenn die Gläu­bi­gen nicht mehr im Ein­klang mit der Kir­che sind, müs­se sich die Kir­che in Ein­klang mit den Gläu­bi­gen brin­gen. Damit wer­den die Din­ge aller­dings auf den Kopf gestellt. Die Kir­che, Mut­ter und Lehr­mei­ste­rin der Gläu­bi­gen, wird zur Schü­le­rin degra­diert, und die Schü­ler, die ler­nen und sich füh­ren las­sen soll­ten, schwin­gen sich zu Leh­rern auf. Das ist die revo­lu­tio­nä­re Logik der 68er-Gene­ra­ti­on und aller Revolutionäre.

Die Fol­ge ist ein schwer­wie­gen­der Wider­spruch zur immer­wäh­ren­den Leh­re und Pra­xis der Kirche.

Um die­sen Wider­spruch nicht zu offen­sicht­lich wer­den zu las­sen, wur­den seit 2013 aller­lei dia­lek­ti­sche Kunst­grif­fe bemüht. Einer davon lau­tet, daß nicht die Leh­re, son­dern nur die Pra­xis geän­dert wer­de. Damit soll der offen­kun­dig irri­ge Ein­druck erzeugt wer­den, daß Pra­xis und Leh­re zwei von­ein­an­der getrenn­te und auto­no­me Berei­che sei­en. In Wirk­lich­keit, wie der gesun­de Haus­ver­stand nahe­legt, ist die Pra­xis die Umset­zung der Leh­re und daher ihre direk­te Folge.

Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal Kas­per wol­len aber gegen die Leh­re und Pra­xis der Kir­che eine Neue­rung durch­set­zen – zumin­dest in Aus­nah­me­fäl­len, wie sie beto­nen. Ob Aus­nah­me oder Regel ändert aber nichts dar­an, daß das Prin­zip der aus­nahms­lo­sen Gül­tig­keit ver­letzt wird. Damit kann aus den weni­gen Aus­nah­men von heu­te mor­gen schon eine neue Regel wer­den. Die Absicht wur­de bereits erwähnt: Durch Anpas­sung soll die Kir­che mit der Welt in Ein­klang gebracht wer­den. Um die abseh­ba­ren Wider­stän­de in der Kir­che mög­lichst gering zu hal­ten, wur­den dazu in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­schie­de­ne Ver­schleie­rungs­tak­ti­ken bemüht.

Die Dezentralisierung, die einen neuen Zentralismus meint

Kas­per hat­te es vor­weg­ge­nom­men, 2016 wur­de es offi­zi­el­le Linie: Jeder Bischof sol­le für sei­nen Juris­dik­ti­ons­be­reich selbst ent­schei­den. Die­se Beto­nung der Selbst­be­stim­mung und Eigen­ver­ant­wor­tung stellt aller­dings den kirch­li­chen Grund­satz in Fra­ge, daß es nur eine Leh­re gibt, die welt­weit die­sel­be ist und für alle gilt – logi­scher­wei­se auch in der Pra­xis. Die ein­heit­li­che Ebe­ne der Welt­kir­che wur­de durch die frak­tio­nier­te Ebe­ne der Orts­kir­chen ersetzt. Damit wur­de auch mit einer laten­ten anti-römi­schen Stim­mung koket­tiert. Nicht Rom ent­schei­de mehr, son­dern der Ortsbischof.

In Wirk­lich­keit ist nicht der Orts­bi­schof gemeint, son­dern die jewei­li­ge Bischofs­kon­fe­renz. Was auf Welt­ebe­ne nicht mehr gel­ten soll, näm­lich die Ein­heit­lich­keit, soll auf Lan­des­ebe­ne sehr wohl gel­ten. Doch der Rei­he nach, denn die for­ma­len Aspek­te sind nur von sekun­dä­rer Bedeu­tung. Das Ziel ist eine Ände­rung der Inhalte.

Den Auf­takt mach­te die frü­he­re Kir­chen­pro­vinz von Papst Fran­zis­kus: Bue­nos Aires. Fran­zis­kus ließ dort sei­nen Ein­fluß gel­ten, um die von ihm gewünsch­te Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris lae­ti­tia, in pasto­ra­len Richt­li­ni­en umzusetzen.

Um die­se Absicht zu ver­schlei­ern, führ­te der Vati­kan ein Drei­vier­tel­jahr einen unwür­di­gen Tanz auf, indem im Sep­tem­ber 2016 alles geleug­net wur­de, was sich im Juni 2017 als wahr her­aus­stell­te. Die­se Bestä­ti­gung ver­lief still­schwei­gend, sodaß die Öffent­lich­keit erst ein hal­bes Jahr spä­ter Kennt­nis davon erhielt, und das nur zufäl­lig durch einen auf­merk­sa­men Jour­na­li­sten. Fran­zis­kus stell­te die Welt vor voll­ende­te Tat­sa­chen. Die­ses Vor­ge­hen wur­de als Trick­se­rei und eines Pap­stes unwür­dig bezeichnet.

Das war aber erst der erste Schritt. Sobald die pasto­ra­len Richt­li­ni­en von Bue­nos Aires unter Dach und Fach waren, und die Kri­ti­ker von Amo­ris lae­ti­tia, dar­un­ter auch die Dubia-Kar­di­nä­le, über­rum­pelt waren, ging Rom zum zwei­ten Schritt über. Plötz­lich war nichts mehr mit Eigen­ver­ant­wor­tung und Selbst­be­stim­mung. Die übri­gen Bischö­fe Argen­ti­ni­ens ließ man nun wis­sen, daß Rom sich von ihnen Ein­heit bei der Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris lae­ti­tia wün­sche. Im Klar­text, die ande­ren Kir­chen­pro­vin­zen und Bischö­fe des Lan­des haben sich den Richt­li­ni­en von Bue­nos Aires anzupassen.

Doch auch damit nicht genug.

Das Nein der polnischen Bichöfe

Die Pol­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz wur­de zum Wort­füh­rer einer Gegen­po­si­ti­on zu den päpst­li­chen Neue­run­gen. Die Bischö­fe zwi­schen Ost­see und Bes­ki­den mach­ten es sich nicht leicht. Für Bischö­fe ist es grund­sätz­lich ein Pro­blem, sogar ein gro­ßes Pro­blem, sich gegen den erkenn­ba­ren Wil­len des Pap­stes zu stel­len. Am Ende obsieg­te aber der Stand­punkt, daß die Treue zur immer­wäh­ren­den kirch­li­chen Leh­re wich­ti­ger sei, als die Über­ein­stim­mung mit den Lau­nen des gera­de regie­ren­den Pap­stes. Kri­ti­ker von Amo­ris lae­ti­tia hat­ten wie­der­holt betont, daß auch kein Papst die Voll­macht habe, die Unauf­lös­lich­keit der sakra­men­ta­le Ehe zu ändern. In Rom war man gar nicht begei­stert darüber.

Anfang der ersten Richtlinien von Oktober 2017
Anfang der ersten Richt­li­ni­en von Okto­ber 2017

Obwohl es auch inner­halb der pol­ni­schen Bischö­fe unter­schied­li­che Mei­nun­gen und Rück­sicht­nah­men gab, einig­te sich die Bischofs­kon­fe­renz schließ­lich auf eine Linie, die besag­te, daß Amo­ris lae­ti­tia nur mit den Instru­men­ten der Kir­che, also im Licht der Kon­ti­nui­tät und der kirch­li­chen Tra­di­ti­on gele­sen wer­den kön­ne. Damit kön­ne nur umge­setzt wer­den, was mit der Über­lie­fe­rung über­ein­stimmt. Ein kla­res Nein zur Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschiedene.

Den Neue­run­gen Kas­pers wur­de damit die Tür gewie­sen. Die Fol­ge war das abseh­ba­re Para­dox, daß in zwei benach­bar­ten Län­dern die­sel­be Kir­che ganz unter­schied­li­che Posi­tio­nen ein­nimmt. In Deutsch­land dür­fen wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne zu den Sakra­men­ten, in Polen nicht. Offi­zi­ell dür­fen sie es auch in Deutsch­land nur in „Aus­nah­me­fäl­len“, doch jeder weiß, in pri­mis ihr Erfin­der Kas­per, daß die „Aus­nah­me“ in Wirk­lich­keit einen Damm­bruch bedeu­tet. Genau der wur­de auch ange­strebt, allen ver­schlei­ern­den Leug­nun­gen zum Trotz.

Fran­zis­kus beton­te mehr­fach, „nur“ Pro­zes­se ansto­ßen zu wol­len. Der „Pro­zeß“ ist ein pro­gres­si­ves Instru­ment, denn er geht von einer Eigen­dy­na­mik aus. Wer „nur“ einen Pro­zeß ansto­ßen will, rech­net mit wei­ter­ge­hen­den Fol­gen durch die Macht des Fak­ti­schen und einen Domi­no­ef­fekt.

Roms Druck auf Polens Bischöfe

Wo die­ser nicht schnell genug ein­tritt, wird etwas nach­ge­hol­fen. So wie Argen­ti­ni­en auf Lan­des­ebe­ne im Sin­ne der Neue­rung ver­ein­heit­licht wur­de, so soll letzt­lich die Welt ver­ein­heit­licht wer­den. Ein Jahr nach­dem die pol­ni­schen Bischö­fe ihre Ver­tei­di­gung der kirch­li­chen Leh­re gegen die Kas­per-Fran­zis­kus-Inter­pre­ta­ti­on for­mu­liert haben, wur­de bekannt, daß Rom mas­si­ven Druck auf die pol­ni­schen Bischö­fe aus­üb­te, damit auch sie sich der päpst­li­chen Linie anpassen.

Die Infor­ma­ti­on stammt aus erster Hand, dem päpst­li­chen Haus­va­ti­ka­ni­sten Andrea Tor­ni­el­li. Ein Zei­chen, daß man sich in Rom auch in Sachen Polen schon ziem­lich sicher fühlt. Kaum beach­tet, titel­te Tor­ni­el­li am ver­gan­ge­nen 10. Juni:

„Amo­ris lae­ti­tia, die pol­ni­schen Bischö­fe suchen die Über­ein­stim­mung mit Franziskus“.

Osservatore Romano freut sich: Neue polnische Richtlinien
Osser­va­to­re Roma­no freut sich: Neue pol­ni­sche Richtlinien

Am sel­ben Tag war von der Pol­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz das Doku­ment „Pasto­ra­le Richt­li­ni­en im Licht des Apo­sto­li­schen Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia“ ver­öf­fent­licht wor­den. Damit stan­den eini­ge Fra­ge im Raum: War­um noch ein zwei­tes Richt­li­ni­en­do­ku­ment? Rei­chen die Richt­li­ni­en von Okto­ber 2017 nicht aus?

Die Beto­nung Tor­ni­el­lis lüf­tet das Geheim­nis. Er ver­weist auf eine klei­ne Stel­le in der Erklä­rung der Pres­se­stel­le der Bischofs­kon­fe­renz, die mit dem Doku­ment der Öffent­lich­keit über­ge­ben wur­de. Das neue Doku­ment der pol­ni­schen Bischö­fe „behan­delt nicht“ die Fra­ge der Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschiedene.

In ihren Richt­li­ni­en vom Okto­ber 2017 hat­ten Polens Bischö­fe Amo­ris lae­ti­tia und die Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen im Licht von Fami­lia­ris con­sor­tio von Papst Johan­nes Paul II. inter­pre­tiert. Fami­lia­ris con­sor­tio schließt eine Zulas­sung zu den Sakra­men­ten aus und ver­langt als Zulas­sungs­vor­aus­set­zung, daß die Betrof­fe­nen, die sch durch das Fort­be­stehen einer gül­ti­gen sakra­men­ta­len Ehe im Stand des Ehe­bruchs befin­den, wie Bru­der und Schwe­ster zusammenleben.

Genau die­se Les­art soll durch Amo­ris lae­ti­tia über­wun­den wer­den. Dazu wur­de 2014 und 2015 die Dop­pel­syn­ode über die Fami­lie durch­ge­führt. Eine ande­re Not­wen­dig­keit gab es dafür nicht.

Polens Bischöfe sollen ihren Widerstand aufgeben

Gestern folg­ten wei­te­re Bestä­ti­gun­gen, daß Rom „Druck auf die pol­ni­schen Bischö­fe aus­übt, um ihre Posi­ti­on zu Amo­ris lae­ti­tia abzu­schwä­chen“. Die neu­en, zwei­ten Richt­li­ni­en die­nen die­sem Zweck. Die pol­ni­schen Bischö­fe haben ihre Posi­ti­on zu den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die bis vor kur­zem in der Kir­che all­ge­mein noch Ehe­bre­cher genannt wur­den, zwar nicht revi­diert. Sie haben sie aber unsicht­bar gemacht. Ein offen­sicht­li­cher Etap­pen­sieg Roms.

Seit der Ver­öf­fent­li­chung der ersten Richt­li­ni­en vor acht Mona­ten konn­te kei­ne Rede mehr davon sein, daß Rom die Inter­pre­ta­ti­on von Amo­ris lae­ti­tia der Ver­ant­wor­tung der ein­zel­nen Bischö­fe über­läßt. Öffent­lich wur­de das nicht gesagt. Hin­ter den Kulis­sen, soweit bis­her rekon­stru­ier­bar, setz­te aber schon bald die Aus­übung von Druck ein.

Das Ziel?

Die Pol­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz soll­te dazu gebracht wer­den, ein neu­es Doku­ment zur Umset­zung von Amo­ris lae­ti­tia zu ver­fas­sen, das sich deut­lich von jenem unter­schei­det, das im ver­gan­ge­nen Herbst ver­brei­tet wur­de, und das Papst Fran­zis­kus und sei­nem Umfeld gar nicht gefiel.

Seit­her sind acht Mona­te ver­gan­gen, die nach außen sehr still wirk­ten. Der Schein trog. Das kräf­ti­ge Nein der pol­ni­schen Bischö­fe gegen die Kom­mu­ni­on für Ehe­bre­cher wur­de von Rom mit immer hef­ti­ge­rer „Über­zeu­gungs­ar­beit“ quit­tiert. Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, jüngst durch sei­ne Teil­nah­me an der dies­jäh­ri­gen Bil­der­ber­ger-Kon­fe­renz auf­ge­fal­len, habe per­sön­lich an der Weich­sel interveniert.

Die Drohungen des Kardinalstaatssekretärs

Il Fat­to Quo­ti­dia­no (FQ) gibt unter Beru­fung auf Quel­len in Kra­kau und War­schau die Deut­lich­keit der Bot­schaf­ten wie­der. Paro­lin habe dem­nach pol­ni­schen Bischö­fen fol­gen­de Sug­ge­stiv­fra­gen gestellt:

„Wollt Ihr wirk­lich die Ein­heit mit dem Papst bre­chen? Ist Euch das bewußt?“

Den Rest habe der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us, Msgr. Sal­va­to­re Pen­n­ac­chio, erle­digt, der vom Staats­se­kre­ta­ri­at ange­wie­sen wur­de, eine „kon­ti­nu­ier­li­che Über­zeu­gungs­ar­beit“ zu leisten.

Kardinalstaatssekretär Parolin in Polen
Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin in Polen

Auch bestimm­te Ernen­nun­gen von pol­ni­schen Bischö­fen für pre­sti­ge­träch­ti­ge Auf­ga­ben sei­en als Teil die­ser „Über­zeu­gungs­ar­beit“ zu ver­ste­hen, so etwa die Ernen­nung von Erz­bi­schof Hen­ryk Hoser von War­schau zum Päpst­li­chen Son­der­ge­sand­ten für Med­jug­or­je und die Kar­di­nals­er­he­bung von Erz­bi­schof Kon­rad Krajewski.

In den ver­gan­ge­nen Mona­ten soll sich die Lage mehr­fach so zuge­spitzt haben, sodaß ein Bruch tat­säch­lich mög­lich schien. Nicht weni­ge pol­ni­sche Bischö­fe empör­te von Anfang an die Vor­ge­hens­wei­se Roms zugun­sten von Schei­dung und Zweit­ehe. Letzt­lich sieg­te aber der Wunsch nach Ein­heit. Beob­ach­ter sagen, daß gera­de bei glau­bens­treu­en Katho­li­ken, Bischö­fen, Prie­stern wie Gläu­bi­gen, die Bereit­schaft zum Gehor­sam ein Wesens­merk­mal ist. Ein Fak­tor, mit dem pro­gres­si­ve Krei­se spe­ku­lie­ren – meist erfolg­reich. Die neu­en Richt­li­ni­en wur­den mit der stets ange­streb­ten Ein­hel­lig­keit beschlos­sen, aller­dings „mit gro­ßen Bauch­schmer­zen“, so FQ.

Dar­über sind erheb­li­che Tei­le des pol­ni­schen Kle­rus alles ande­re als begei­stert, eben­so­we­nig Radio Mari­ja und die Tages­zei­tung Nasz Dzi­en­nik. Polen ver­fügt über eine star­ke, unab­hän­gi­ge, katho­li­sche Medien.

Erzbischof Skworc für neuen Text verantwortlich

Das umstrit­te­ne ach­te Kapi­tel von Amo­ris lae­ti­tia wur­de in den neu­en Richt­li­ni­en der pol­ni­schen Bischö­fe aus­ge­klam­mert. Nicht weni­ge Bischö­fe sind sich des Wider­spruchs bewußt. Man wol­le aber „kein Öl ins Feu­er gie­ßen“. Die Befür­wor­ter der römi­schen „Emp­feh­lun­gen“ hin­ge­gen sagen, daß das zwei­te Doku­ment die „weni­ger barm­her­zi­gen“ Stel­len des ersten Doku­ments besei­tigt habe.

Erzbischof Skworc von Kattowitz
Erz­bi­schof Skworc von Kattowitz

Redak­ti­ons­lei­ter des neu­en Doku­ments war Wik­tor Skworc, der Erz­bi­schof von Kat­to­witz, der von Papst Fran­zis­kus sehr geschätzt wird.

Skworc, der enge Kon­tak­te mit dem deut­schen Epi­sko­pat pflegt, war zuletzt durch die Ent­las­sung des Chef­re­dak­teurs sei­ner diö­ze­sa­nen Kir­chen­zei­tung Gość Nied­ziel­ny auf­ge­fal­len. Offi­zi­ell wur­den kei­ne Grün­de für die Ent­las­sung genannt. Inof­fi­zi­ell stör­te Skworc die „zu tra­di­tio­na­li­sti­sche“ Hal­tung sei­nes Chef­re­dak­teurs Marek Gan­c­ar­c­zyk, der seit 2003 die Zei­tung gelei­tet hatte.

Polens Bischö­fe sind damit nicht auf den Kas­per-Fran­zis­kus-Kurs ein­ge­schwenkt. Sie haben aber ihren sicht­ba­ren Wider­stand auf­ge­ge­ben. Vor allem scheint Fran­zis­kus genau zu wis­sen, auf wen er sich vor Ort stützt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider/Episkopat.pl (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Die pol­ni­schen Bischö­fe wer­den jetzt unter Druck gesetzt und sol­len AL im Sin­ne des Pap­stes inter­pre­tie­ren. Papst Fran­si­kus ändert die Leh­re de Kir­che und ver­langt, dass die pol­ni­schen Bischö­fe zu stim­men. So ein­fach ist das. Papst Fran­si­kus soll erklä­ren, das er die Leh­re ändern will und das offi­zi­ell. Aber das traut sich nicht und des­halb die­se merk­wür­di­gen Aktio­nen. Die Fami­li­en­syn­ode wur­de ein­be­ru­fen um das Ehe­sa­kra­ment zur Debat­te zu stel­len. Papst Fran­si­kus wird das Zöli­bat abschaf­fen, Frau­en wer­den zunächst Dia­ko­nin wer­den kön­nen und dann wer­den Sie auch zu „Prie­stern“ geweiht. Die katho­li­sche Kir­che wird zu einer x- belie­bi­gen Frei­kir­che. Die sakra­men­ta­le Ver­eh­rung ist die­sem Papst nicht so sehr wich­tig, das hat er immer wie­der sicht­bar zu Aus­druck gebracht. Wer als Bischof sich wei­gert an Fron­leich­nam an der Pro­zes­si­on zu Ehren Chri­sti teil­zu­neh­men, ist kein Bischof mehr. 

  2. Die­se Nach­gie­big­keit der pol­ni­schen Bischö­fe (gegen­über dem mitt­ler­wei­le häre­tisch gewor­de­nen Rom) wird lang­fri­stig auch das Ende der pol­ni­schen Nati­on einläuten.
    Auch die­se Nati­on kann man im gewünsch­ten Sin­ne kom­plett ver­än­dern. Man braucht dazu nur Zeit. Zuge­ge­ben, mehr Zeit als in Deutschland.

    Ich bin nach dem Lesen die­ses Arti­kels von den pol­ni­schen Bischö­fen sehr ent­täuscht. Hät­te sich die­ser Kri­mi (um nichts ande­res han­delt es sich hier) so in Deutsch­land abge­spielt, wäre ich schon lan­ge nicht mehr enttäuscht.
    Denn vom deut­schen Epi­sko­pat erwar­te ich sowie­so kei­nen Wider­stand mehr.

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