Kardinal Eijk tadelt Papst und deutsche Bischöfe


Kardinal Eijk
Kardinal Eijk tadelt Papst Franziskus und deutsche Bischöfe. „Keine Mehrheit kann eine Glaubenswahrheit ändern“.

(Amster­dam) Der Erz­bi­schof von Utrecht, Wil­lem Jaco­bus Kar­di­nal Eijk, reagier­te mit deut­li­chen Wor­ten auf die Ver­su­che der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, die Inter­kom­mu­ni­on einzuführen:

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„Nein zur Kom­mu­ni­on für die Pro­te­stan­ten, auch wenn sie mit einem Katho­li­ken ver­hei­ra­tet sind. Die Pra­xis der katho­li­schen Kir­che grün­det auf ihrem Glau­ben, und der kön­ne weder durch die Mehr­heit noch durch Ein­stim­mig­keit abge­än­dert wer­den. Ich sehe, daß Bischö­fe und vor allem der Nach­fol­ger des Petrus es dar­an feh­len las­sen, das Glau­bens­gut zu bewah­ren und getreu und in Ein­heit wei­ter­zu­ge­ben, und ich den­ke an die End­prü­fung, durch die die Kir­che hin­durch muß“.

Kardinal Marx mit EKD-Präses
Kar­di­nal Marx mit EKD-Präses

Mit die­sen Wor­ten reagier­te der nie­der­län­di­sche Kar­di­nal auf die Ant­wort, die Papst Fran­zis­kus ver­gan­ge­ne Woche den deut­schen Bischö­fen gab. Die­se hat­te er nach Rom ein­ge­la­den, nach­dem eine Min­der­heit unter Füh­rung von Kar­di­nal Woel­ki Dubia (Zwei­fel) zur Mehr­heits­po­si­ti­on unter der Füh­rung von Kar­di­nal Marx ange­mel­det hat­te. Kar­di­nal Marx und wei­te­re 46 Bischö­fe hat­ten sich im Febru­ar für die Inter­kom­mu­ni­on mit Ein­schrän­kun­gen aus­ge­spro­chen. Die Ein­schrän­kun­gen sind in der Pra­xis aber das Papier nicht wert, auf dem sie ver­merkt sind.

Fran­zis­kus hat­te der Mehr­heit und der Min­der­heit durch die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on mit­tei­len las­sen, die Fra­ge in der Bischofs­kon­fe­renz erneut und solan­ge zu dis­ku­tie­ren, bis ein ein­hel­li­ger Beschluß zustan­de kommt. Auf die­se Anwei­sung repli­zier­te Kar­di­nal Eijk mit sei­nem Hin­weis, daß die Glau­bens­wahr­heit durch eine Bischofs­kon­fe­renz auch nicht durch ein­stim­mi­ge Beschlüs­se geän­dert wer­den könne.

Antwort des Papstes an deutsche Bischöfe „völlig unverständlich“

Die Ant­wort des Pap­stes, so der Kar­di­nal, sei „völ­lig unver­ständ­lich“. Die kirch­li­che Leh­re und Pra­xis sei­en in der Fra­ge ein­deu­tig. Der Codex Iuris Cano­ni­ci for­mu­lie­re ganz klar:

„Wenn Todes­ge­fahr besteht oder wenn nach dem Urteil des Diö­ze­san­bi­schofs bzw. der Bischofs­kon­fe­renz eine ande­re schwe­re Not­la­ge dazu drängt, spen­den katho­li­sche Spen­der die­se Sakra­men­te erlaubt auch den übri­gen nicht in der vol­len Gemein­schaft mit der katho­li­schen Kir­che ste­hen­den Chri­sten, die einen Spen­der der eige­nen Gemein­schaft nicht auf­su­chen kön­nen und von sich aus dar­um bit­ten, sofern sie bezüg­lich die­ser Sakra­men­te den katho­li­schen Glau­ben bekun­den und in rech­ter Wei­se dis­po­niert sind“ (Can. 844,4).

Die Inter­kom­mu­ni­on, so Kar­di­nal Eijk, sei nur – zumin­dest theo­re­tisch – mit den ortho­do­xen Chri­sten mög­lich, weil die Ost­kir­che, obwohl nicht in Ein­heit mit Rom, ech­te Sakra­men­te, die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on, das Prie­ster­tum und die Eucha­ri­stie bewahrt haben (Can. 844,3).

Die Pro­te­stan­ten hin­ge­gen tei­len weder den Glau­ben an das Prie­ster­tum noch den Glau­ben an die Eucha­ri­stie. Das gel­te auch für die Luthe­ra­ner, also den Groß­teil der deut­schen Pro­te­stan­ten. Es gebe schwer­wie­gen­de Unter­schie­de, die sie vom katho­li­schen Ver­ständ­nis von Eucha­ri­stie und Trans­sub­stan­tia­ti­on tren­nen, wes­halb es nicht mög­lich sei, den Luthe­ra­nern die Kom­mu­ni­on zu gewähren.

Papst Franziskus mit Kardinal Marx
Papst Fran­zis­kus mit Kar­di­nal Marx

Kar­di­nal Eijk wider­sprach der Mehr­heit der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz auch bezüg­lich der „Ein­schrän­kun­gen“ für die von ihnen gewoll­te neue Pra­xis. Die Hand­rei­chung der DBK behaup­te, daß die neue Pra­xis nur für klei­ne Grup­pen von Pro­te­stan­ten vor­ge­se­hen sei, für jene, die mit einem katho­li­schen Ehe­gat­ten ver­hei­ra­tet sind. Die Wirk­lich­keit aber zei­ge, daß sol­che „klei­nen Grup­pen“ im Lau­fe der Zeit „immer grö­ßer wer­den“, so der Kar­di­nal. Wenn Pro­te­stan­ten ande­re Pro­te­stan­ten die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen sehen, wür­den sie sich auf­ge­for­dert und ein­ge­la­den füh­len, es die­sen gleich­zu­tun. Am Ende wür­den alle Pro­te­stan­ten die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen wol­len. Damit spiel­te der Kar­di­nal auf die unrea­li­sti­sche Annah­me der DBK-Mehr­heit an, man kön­ne einem Teil der Pro­te­stan­ten die Kom­mu­ni­on gewäh­ren, einem ande­ren Teil aber wei­ter­hin ver­wei­gern. Mit wel­cher sub­stan­ti­el­len und objek­tiv stich­hal­ti­gen Begründung?

Der Erz­bi­schof von Utrecht hält die päpst­li­che Auf­for­de­rung, solan­ge zu dis­ku­tie­ren, bis man Ein­stim­mig­keit erreicht, für „völ­lig unver­ständ­lich“. Er stell­te daher die Fra­ge, ob es neue Pra­xis wer­den sol­le, Glau­bens­wahr­hei­ten durch Mehr­heits­be­schlüs­se abzu­än­dern? Selbst wenn unter den Bischö­fen Ein­stim­mig­keit herr­sche, sei es damit weder mög­lich die Glau­bens­leh­re noch die sich dar­aus erge­ben­de Pra­xis zu ändern.

Weder die Mehr­heit einer Bischofs­kon­fe­renz noch deren Ein­stim­mig­keit kön­ne eine neue Glau­bens­wahr­heit schaffen.

Papst läßt es an Bewahrung des Glaubens missen

Von Papst Fran­zis­kus hät­te er sich die Bekräf­ti­gung der in die­sem Punkt ein­deu­ti­gen Glau­bens­leh­re erwar­tet, wie sie das Kir­chen­recht und vom Kate­chis­mus deut­lich wie­der­ge­ge­ben. Die Ant­wort von Fran­zis­kus auf die Fra­gen der sie­ben deut­schen Bischö­fe zur Inter­kom­mu­ni­on sei ent­täu­schend ausgefallen.

Papst Fran­zis­kus hät­te nicht nur den deut­schen Bischö­fen mit einer kla­ren Bekräf­ti­gung der katho­li­schen Leh­re ant­wor­ten müs­sen, son­dern am 15. Novem­ber 2015 auch der deut­schen Luthe­ra­ne­rin Anke De Ber­nar­di­nis, als die­se ihn in der luthe­ri­schen Chri­stus­kir­che in Rom gefragt hat­te, ob und wann sie mit ihrem katho­li­schen Mann die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen könne.

Ein sol­cher Kom­mu­nion­emp­fang durch Pro­te­stan­ten, ob mit einem katho­li­schen Ehe­part­ner oder nicht, sei unmög­lich, und daher ein sol­cher Wunsch „inak­zep­ta­bel“. Anstatt dies der Fra­ge­stel­le­rin klar zu sagen und ihr das War­um zu erklä­ren, habe der Papst den irri­gen Ein­druck erweckt, als kön­ne die Frau wegen ihrer Tau­fe die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen, wenn ihr sub­jek­ti­ves Gewis­sen es ihr erlaube.

Der Ver­zicht auf Klar­heit schaf­fe aber „noch grö­ße­re Ver­wir­rung“, so Kar­di­nal Eijk zum Ver­hal­ten von Papst Fran­zis­kus. Das gel­te auch für jene Kir­chen­ver­tre­ter, die sich für eine Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät und die Seg­nung von Homo-Paa­ren aus­spre­chen. Auch die­se Anspie­lung galt erneut Kar­di­nal Marx, aber auch Kar­di­nal Jozef De Kesel von Mecheln-Brüssel.

Kar­di­nal Marx steht bei Fran­zis­kus wei­ter­hin in hohen Gna­den, wie die kom­men­tar­lo­se Wie­der­ga­be der inak­zep­ta­blen Lob­hu­de­lei für Karl Marx in der Sonn­tags­aus­ga­be des Osser­va­to­re Roma­no unter Beweis stell­te. Die römi­sche Auf­merk­sam­keit für das Marx­sche Lob für den Mar­xis­mus läßt anneh­men, daß der deut­sche Kar­di­nal mit Blick nach San­ta Mar­ta auch ein gewis­ses Kal­kül in sei­ne Wor­te hineinlegte.

Das Mysterium der Bosheit

Da es Bischö­fe und sogar der Papst an Bewah­rung und treu­er Wei­ter­ga­be des Glau­bens feh­len las­sen, müs­se er, Kar­di­nal Eijk, an den Absatz 675 im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che den­ken, in dem vom „Myste­ri­um der Bos­heit“ die Rede ist.

„Vor dem Kom­men Chri­sti muß die Kir­che eine letz­te Prü­fung durch­ma­chen, die den Glau­ben vie­ler erschüt­tern wird [Vgl. Lk 21,12;Joh 15,19 ‑20]. Die Ver­fol­gung, die ihre Pil­ger­schaft auf Erden beglei­tet 8, wird das ‚Myste­ri­um der Bos­heit‘ ent­hül­len: Ein reli­giö­ser Lügen­wahn bringt den Men­schen um den Preis ihres Abfalls von der Wahr­heit eine Schein­lö­sung ihrer Pro­ble­me. Der schlimm­ste reli­giö­se Betrug ist der des Anti­christ, das heißt eines fal­schen Mes­sia­nis­mus, wor­in der Mensch sich selbst ver­herr­licht, statt Gott und sei­nen im Fleisch gekom­me­nen Mes­si­as [Vgl. 2 Thess 2,4–12; 1 Thess 5,2–3; 2Joh 7; 1 Joh 2,18.22].“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NBQ

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8 Kommentare

  1. Mit tie­fem Dank an s.E. Kar­di­nal Eijk. Er hat die Pro­ble­ma­tik auf den Punkt gebracht. Absatz 675 im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che sagt alles. Das ist heute.

  2. Gott vergelt´s Herr Kar­di­nal Eijk!

    Mei­ne Groß­el­tern (gebo­ren 1900) haben noch vor einer Misch­ehe gewarnt.
    Sei­tens der Prie­ster habe ich (gebo­ren 1950) kei­ne War­nung gehört.

    Wenn ein evan­ge­li­scher Ehe­part­ner sich so sehr nach der Aller­hei­lig­sten Eucha­ri­stie in der Hei­li­gen Mes­se sehnt, dann muss er auch die Prie­ster­wei­he als not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung sehen, dann kann er auch nicht mehr evan­ge­lisch blei­ben wol­len, denn nor­ma­les Brot und nor­ma­len Wein im evan­ge­li­schen Abend­mahls­got­tes­dienst wird er wohl nicht mehr emp­fan­gen wol­len. Macht er aber kei­nen Unter­schied, dann kann er den Herrn nicht von nor­ma­lem Brot unter­schei­den und darf allein des­halb die Aller­hei­lig­ste Eucha­ri­stie nicht emp­fan­gen. Die Bedin­gung für die Früh­kom­mu­ni­on der Kin­der ist, dass sie den Leib des Herrn von Brot unter­schei­den können.

  3. Wie gut, daß Kar­di­nal Eijk aus einem so durch„reformierten“ und moder­ni­sti­schen Land wie den Nie­der­lan­den spricht. Das ist nicht Polen und ist nicht Afri­ka. Das kön­nen die Geg­ner nicht in Abre­de stel­len. Die Schel­te mit der Rück­stän­dig­keit zieht hier nicht.
    Soll­ten die star­ken Kar­di­nä­le und Bischö­fe nicht eiligst den Vati­kan dem Unbe­fleck­ten Her­zen Mari­ens wei­hen? Denn dort hat sich vor allem der Anti-Christ ein­ge­ni­stet. Luthe­ris­mus, Mar­xis­mus, Moham­me­da­nis­mus, Libe­ra­lis­mus: es gibt kei­ne Irr­leh­re, die nicht das Wohl­wol­len von Papst Fran­zis­kus und sei­ner Getreu­en genießt.

  4. Ex quo con­se­qui­tur, ut schis­ma iam sit! Nece­s­se est eli­gant Summum Pon­ti­fi­cum Car­di­na­les Sanc­ti Romai Eccle­si­ea! Sedes Roma­na Vacet!

  5. Nach der zeit­gei­sti­gen Auf­fas­sung der Ehe ist es ohne­hin erwünscht, wenn die Frau nicht zu sehr liebt, einen sehr gro­ßen auto­no­men Bereich für sich bewahrt, allein mit Freun­din­nen auf Urlaub fährt, eine ange­streb­te beruf­li­che Tätig­keit nicht mit ihrem Mann bespricht, son­dern ihn höch­stens davon in Kennt­nis setzt, im Restau­rant sel­ber für sich bezahlt, usw…So erschließt sich für mich nicht, war­um dann Madame nicht am Sonn­tag in ihre evan­ge­li­sche Kir­che gehen und dort kom­mu­ni­zie­ren kann. Der angeb­lich so wich­ti­ge gemein­sa­me Kom­mu­nion­emp­fang der Ehe­gat­ten ist offen­sicht­lich nur ein Vor­wand, um eine wei­te­re Attacke gegen die Hei­li­ge Mut­ter Kir­che zu führen!

  6. Ich mei­ne, es ist ein Feh­ler, die­se Sache zu the­ma­ti­sie­ren. Ja, der Lit­urg darf sich wei­gern, die Kom­mu­ni­on zu spen­den, wenn der Emp­fän­ger unwür­dig ist, ein öffent­li­cher Sün­der, Ungläu­bi­ger, Herä­ti­ker oder Schis­ma­ti­ker ist. Es gibt kei­ne comu­nio in sacris: akri­bisch muss er die Kom­mu­ni­on ver­wei­gern. Noch dazu kommt die Fra­ge, war­um Pro­te­stan­ten zur Kom­mu­ni­on wol­len, wenn es sie nach ihrer Irr­leh­re nicht mal gibt. Aber selbst Papst Bene­dikt schien mal die Kom­mu­ni­on Pro­te­stan­ten zu spen­den, so zu sagen kat oiko­no­mia. Wenn das Pro­blem allein wäre, dass Pro­te­stan­ten unwür­dig zum Emp­fang sind, dann muss ich fra­gen, ob alle Kri­ti­ker hier wür­dig sein und war­um sie vor der Kom­mu­ni­on beten: „non sum dig­nus ut …“.

    • Ich mein­te, Papst Bene­dikt spen­de­te Roger Schütz die Kom­mu­ni­on, ich weiß nicht, ob ande­ren Pro­te­stan­ten. Ich will aber Papst Bene­dikt nicht be(/ver)urteilen.

  7. Allein schon das gezeig­te Foto mit den bei­den Bischö­fen und den gekün­stelt getra­ge­nen glei­chen Schal spricht Bände.

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