Auf Luthermania folgt Marxmania


Karl Marx
Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz. Was ist Relativismus, wenn nicht, daß alle Ideologien, Meinungen und Religionen gleichgültig und wie in Spiel und Spaß vermengbar sind?

Von Giu­sep­pe Nardi

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Auf die Luther­ma­nie folgt naht­los die Marx­ma­nie. Wie­der­um scheint sich das Estab­lish­ment mit sei­nen media­len Fuß­trup­pen einig zu sein. Ein­hel­lig ertö­nen Schal­mei­en. Und wie schon bei Mar­tin Luther wirkt das Sze­na­rio für einen außen­ste­hen­den Beob­ach­ter ziem­lich irre­al: Nun wird sogar Karl Marx gefeiert.

Höch­ste katho­li­sche Kir­chen­ver­tre­ter fin­den Luther – der immer­hin und mit schwer­wie­gen­den Fol­gen ein Spal­ter der Kir­che und des deut­schen Vol­kes war  – „bom­ba­stisch“, sodaß man sich fragt, was eigent­lich Katho­li­ken und Pro­te­stan­ten trennt, ja mehr noch, was sie je getrennt haben mag.

Christ­de­mo­kra­ten und Bür­ger­li­che rüh­men Karl Marx als einen ganz Gro­ßen, sodaß man sich fragt, war­um sie nicht alle Sozia­li­sten sind, ja mehr noch, wie sie sich je einer ande­ren Par­tei­ung anschlie­ßen konnten.

Kardinal Marx
Kar­di­nal Marx

Mar­tin Luthers Sta­tue wur­de im Luther­jahr in den Vati­kan gebracht. Luther hät­te sich wahr­schein­lich eher in Wit­ten­berg in ein Bier­faß gestürzt, als der „Hure Baby­lon“ auf ein sol­che Wei­se so nahe zu kom­men. Karl Marx wird gera­de in Trier ein Denk­mal gesetzt und zwar ganz im alten Sowjet­stil. Zu den Füh­rern aus Poli­tik, Kul­tur, Gesell­schaft und Reli­gi­on, die kräf­tig Applaus zol­len, gehört erneut der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Der bom­ba­sti­sche Kar­di­nal Rein­hard Marx, einer der mäch­tig­sten Kir­chen­ver­tre­ter unse­rer Zeit, jeden­falls einer der reich­sten, fin­det Mar­tin Luther und Karl Marx bom­ba­stisch. Es scheint, als wäre man unter sich.

Karl Marx war sei­ner Abstam­mung nach Jude und wegen der Kon­ver­si­on sei­ner Eltern Pro­te­stant. In Wirk­lich­keit war er weder Jude noch Christ, und schon gar kein from­mer Mann. Er war viel­mehr das genaue Gegen­teil: ein Got­tes­leug­ner. Der Tod war für ihn nur ein „nutz­lo­ser, inhalts­lo­ser, dazu teu­rer Lebens­gang“. Reli­gi­on sah er nur als Pro­dukt der Gesell­schaft, der sie als Herr­schafts­in­stru­ment dient. „Reli­gi­on ist Opi­um des Vol­kes“, tön­te er und setz­te der Reli­gi­on gene­rell, pri­mär aber dem Chri­sten­tum, den Mate­ria­lis­mus ent­ge­gen. Wenn Kar­di­nal Marx[1]2008 war Rein­hard Marx noch Bischof von Trier und noch nicht Kar­di­nal. also Karl Marx pre­digt, wie der Tages­spie­gel bereits 2008 titel­te, war es damals ein Eti­ket­ten­schwin­del und ist es auch heu­te noch.

Auch der Prä­si­dent der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on, der luxem­bur­gi­sche Christ­de­mo­krat Jean Clau­de Jun­cker, wird mor­gen, 5. Mai, nach Trier pil­gern, wo er Ehren­bür­ger ist, um des 200. Geburts­ta­ges von Karl Marx zu geden­ken. Bei die­ser Gele­gen­heit wird er vor dem neu­en Marx-Denk­mal eine Rede hal­ten, um den Grün­der des Kom­mu­nis­mus zu ehren. Das Denk­mal wur­de von der Volks­re­pu­blik Chi­na,  dem größ­ten kom­mu­ni­sti­schen Welt­reich und über­haupt der bevöl­ke­rungs­mä­ßig größ­ten Dik­ta­tur aller Zei­ten gestiftet.

EU-Kommissionspräsident Juncker
EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­dent Juncker

Beglei­tet wird Jun­cker von der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Mini­ster­prä­si­den­tin von Rhein­land-Pfalz, Malu Drey­er. Jun­cker und Drey­er gehö­ren zwar unter­schied­li­chen Par­tei­en ein, was heu­te nur mehr eine mar­gi­na­le Rol­le zu spie­len scheint, doch erheb­li­cher soll­te sein, daß bei­de katho­lisch sind. Doch selbst das scheint kein schüt­zen­der Damm mehr zu sein.

Der Histo­ri­ker Karl­heinz Weiß­mann, selbst evan­ge­li­scher Theo­lo­ge, wur­de zu sei­ner eige­nen Ver­wun­de­rung in den 90er Jah­ren von einem evan­ge­li­schen Bil­dungs­haus zu einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung ein­ge­la­den, in der er allein gegen sie­ben Dis­ku­tan­ten stand. Zur Begrün­dung auf die Fra­ge, ob das denn fair sei, mein­te die Ver­an­stal­te­rin sinn­ge­mäß: In der evan­ge­li­schen Kir­che sind wir alle links. Inzwi­schen scheint das, folgt man den Spu­ren von Marx, in Deutsch­land auch für die katho­li­sche Kir­che zu gel­ten, jeden­falls den hoch­amt­li­chen Teil davon.

Die Ankün­di­gung die­ser Marx­ma­nia des deut­schen und euro­päi­schen Estab­lish­ments löste eini­ge empör­te Reak­tio­nen aus. Bezeich­nen­der­wei­se kommt eine der mar­kan­te­sten Stel­lung­nah­men weder aus Deutsch­land noch aus dem EU-Raum, son­dern aus den USA. Sie stammt von Mari­on Smith von der Vic­tims of Com­mu­nism Memo­ri­al Foun­da­ti­on in Washing­ton. Smith ver­öf­fent­lich­te einen gehar­nisch­ten Brief von US-Kon­greß­ab­ge­ord­ne­ten an Jun­cker, in dem an die immense Zahl von Opfern erin­nert wird, die der Kom­mu­nis­mus und all jene Ismen auf dem Gewis­sen haben, die sich in ihrem Töten auf Marx beru­fen haben.

„Die Leh­ren von Karl Marx, real ange­wandt, haben die schlimm­sten Lei­den in der Geschich­te der Mensch­heit ver­ur­sacht. Die mar­xi­sti­schen Staa­ten wie die Sowjet­uni­on und das kom­mu­ni­sti­sche Chi­na sind direkt für mehr als hun­dert Mil­lio­nen Todes­op­fer ver­ant­wort­lich, die das Ergeb­nis ihres wahn­wit­zi­gen Wil­lens sind, die uto­pi­schen Ideen von Marx umzusetzen.“

Wie vie­le Men­schen im Namen von Karl Marx ermor­det wur­den, und wie vie­le Chri­sten aus Haß gegen den Glau­ben und gegen die Kir­che, scheint man ein­fach unter den Tisch keh­ren zu wol­len. Einer der ersten Mär­ty­rer des roten Ter­rors war 1871 der dama­li­ge Erz­bi­schof von Paris.

Sind poli­ti­sche Ideo­lo­gien und reli­giö­se Über­zeu­gun­gen nur ein Spiel? Ein gro­ßer Spaß, bei dem nichts wirk­lich ernst genom­men wird und wer­den soll? Lebt die Füh­rungs­schicht tat­säch­lich in einer post­fak­ti­schen Glas­ku­gel, in der sie sich Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart nach Belie­ben kon­stru­iert? Nimmt man Aus­sa­gen und Gesten von Ver­tre­tern wie Kar­di­nal Marx und EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­dent Jun­cker zum Maß­stab, scheint dem so.

Mit der Pil­ger­schaft Jun­ckers zu den Karl-Marx-Fei­er­lich­kei­ten braucht sich die EU zumin­dest nicht mehr wun­dern, wenn Par­al­le­len zu einem ver­bli­che­nen Groß­reich in Ost­eu­ro­pa gezo­gen wer­den, das vor einem Vier­tel­jahr­hun­dert unter­ge­gan­gen ist. Die EU-Spit­zen­ver­tre­ter lie­fern selbst die Steil­vor­la­ge dazu.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Corrispondenza Romana

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1 2008 war Rein­hard Marx noch Bischof von Trier und noch nicht Kardinal.
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2 Kommentare

  1. Das Bestür­zen­de an der Marx­ma­nie ist auch, daß gera­de nach dem Unter­gang der Sowjet­uni­on und der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tu­ren Mit­tel-Ost­eu­ro­pas Marx bei uns, im sog. Westen, so rich­tig popu­lär wur­de bzw. gemacht wur­de. Und wer die Wahr­heit über Marx und die Ver­bre­chen an Gott und den Men­schen sagt wird gna­den­los aus­ge­buht, wie letz­ten Sams­tag in Trier gesche­hen, und als „Nazi“ dif­fa­miert. Schon lan­ge aber hat im öffent­li­chen Dis­kurs die Ver­nu­unft einen schwe­ren Stand. Die Men­schen sind gie­rig nach Sün­de, und der Satan kann sehr zufrie­den sein.

    Auch in der Kir­che wur­de der Maxis­mus nun offe­ner pro­pa­giert als das bis 1989/​90 der Fall gewe­sen ist. Die For­de­run­gen nach Auf­he­bung des Zöli­bats, des Prie­ster­tums der Frau und auch der kirch­li­chen Aner­ken­nung der staat­li­chen Ehe­schei­dung rück­ten in den 1990er Jah­ren ver­mehrt in den Fokus der Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Papst Johan­nes Paul II. hat­te all die­sen Wün­schen eine kla­re Absa­ge erteilt, aber mit Papst Fran­zis­kus wer­den sie jetzt all­mäh­lich realisiert.

  2. Unse­re aller­se­lig­ste himm­li­sche Miut­ter Maria hat uns genau das in Fati­ma vor­aus gesagt. Russ­land wur­de nie ihrem Unbe­fleck­tem Her­zen geweiht. Des­halb fiel die Mau­er Rich­tung Westen und die Irr­leh­ren des Kom­mu­nis­mus ver­brei­ten sich über Westeuropa.

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