50 Jahre Humanae vitae


Kasachstan
Kasachstans Bischöfe bekräftigen mit einem gemeinsamen Hirtenbrief Humanae vitae als eine zentrale Enzyklika von unveränderter Aktualität.

(Ast­a­na) Die Bischö­fe Kasach­stans haben zum 50. Jah­res­tag der Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae einen gemein­sa­men Hir­ten­brief ver­öf­fent­licht. Die Enzy­kli­ka bil­det seit einem hal­ben Jahr­hun­dert einen Kon­tra­punkt zum „Wen­de­jahr“ 1968. 

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Mit Hum­a­nae vitae  bekräf­tig­te Papst Paul VI. inmit­ten der Sexu­el­len Revo­lu­ti­on die immer­wäh­ren­de katho­li­sche Leh­re zur Wei­ter­ga­be des mensch­li­chen Lebens, zur Zeu­gung und Fortpflanzung.

Meh­re­re Bischö­fe Kasach­stans waren bereits am 31. Dezem­ber 2017 mit einem bemer­kens­wer­ten Bekennt­nis zu den unver­än­der­li­chen Wahr­hei­ten des Ehe­sa­kra­ments an die Öffent­lich­keit getre­ten. Wegen der unver­än­der­ten Bedeu­tung der Enzy­kli­ka von 1968, ver­öf­fent­lich­ten sie am 13. Mai einen Hir­ten­brief, um der Enzy­kli­ka zu geden­ken und Hum­a­nae vitae neu in Erin­ne­rung zu rufen und zu bekräf­ti­gen. Ein Schritt, der auch von der Sor­ge gelei­tet scheint, daß die Enzy­kli­ka in ihrem Gedenk­jahr rela­ti­viert wer­den könnte.

50 Jahre Humanae vitae von Paul VI. (1968)
50 Jah­re Hum­a­nae vitae von Paul VI. (1968)

Ent­spre­chen­de Gerüch­te kur­sie­ren seit eini­ger Zeit. Sie hän­gen mit den anhal­ten­den Wider­stän­den gegen Hum­a­nae vitae zusam­men, die sich bereits 1968 teils in offe­ner Ableh­nung arti­ku­lier­te, wie sie von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in der König­stei­ner Erklä­rung, von der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz in der Maria­tro­st­er Erklä­rung und von der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz in der Solo­thur­ner Erklä­rung for­mu­liert wur­de. Kei­ne der drei Erklä­run­gen, die einen Akt der offe­nen Auf­leh­nung dar­stell­ten, wur­de bis heu­te zurückgenommen.

Unklar ist auch die Tätig­keit einer von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­ten Kom­mis­si­on zur „Über­prü­fung“ von Hum­a­nae vitae.

Bei einem Tref­fen der in Kasach­stan wir­ken­den Prie­ster und Ordens­leu­te in Alma­ty gab es eine „ver­tief­te Dis­kus­si­on über die Ehe­vor­be­rei­tung“. Dabei kam der Vor­schlag auf, wie die Bischö­fe in ihrem Hir­ten­brief schrei­ben, den jun­gen Men­schen „die wich­tig­sten Wahr­hei­ten des kirch­li­chen Lehr­am­tes über die christ­li­che Ehe und die Hei­lig­keit des mensch­li­chen Lebens vom Augen­blick der Zeu­gung an“, zu vermitteln.

Die­se Auf­ga­be erfüllt nun der gemein­sa­me Hir­ten­brief der Kir­chen­obe­ren der zen­tral­asia­ti­schen Repu­blik. Zu den genann­ten Wahr­hei­ten zitie­ren sie die Wor­te Jesu:

„Denn mein Joch drückt nicht und mei­ne Last ist leicht“ (Mt 11,30).

Der Hir­ten­brief ver­sam­melt eben­so meh­re­re Zita­te aus der Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae (HV), wei­te­ren lehr­amt­li­chen Doku­men­ten und Aus­sa­gen ver­schie­de­ner Päpste:

„Indem die Kir­che die Men­schen zur Beob­ach­tung des von ihr in bestän­di­ger Leh­re aus­ge­leg­ten natür­li­chen Sit­ten­ge­set­zes anhält, lehrt sie nun, daß ‚jeder ehe­li­che Akt‘ von sich aus auf die Erzeu­gung mensch­li­chen Lebens hin­ge­ord­net blei­ben muß“ (HV, 11).

„Der direk­te Abbruch einer begon­ne­nen Zeu­gung, vor allem die direk­te Abtrei­bung – auch wenn zu Heil­zwecken vor­ge­nom­men -, sind kein recht­mä­ßi­ger Weg, die Zahl der Kin­der zu beschrän­ken, und daher abso­lut zu ver­wer­fen. Glei­cher­wei­se muß, wie das kirch­li­che Lehr­amt des öfte­ren dar­ge­tan hat, die direk­te, dau­ern­de oder zeit­lich begrenz­te Ste­ri­li­sie­rung des Man­nes oder der Frau ver­ur­teilt wer­den. Eben­so ist jede Hand­lung ver­werf­lich, die ent­we­der in Vor­aus­sicht oder wäh­rend des Voll­zugs des ehe­li­chen Aktes oder im Anschluß an ihn beim Ablauf sei­ner natür­li­chen Aus­wir­kun­gen dar­auf abstellt, die Fort­pflan­zung zu ver­hin­dern, sei es als Ziel, sei es als Mit­tel zum Ziel. Man darf, um die­se absicht­lich unfrucht­bar gemach­ten ehe­li­chen Akte zu recht­fer­ti­gen, nicht als Argu­ment gel­tend machen, man müs­se das Übel wäh­len, das als das weni­ger schwe­re erschei­ne; auch nicht, daß sol­che Akte eine gewis­se Ein­heit dar­stel­len mit frü­he­ren oder nach­fol­gen­den frucht­ba­ren Akten und des­halb an ihrer einen und glei­chen Gut­heit teil­ha­ben. Wenn es auch zuwei­len erlaubt ist, das klei­ne­re sitt­li­che Übel zu dul­den, um ein grö­ße­res zu ver­hin­dern oder um etwas sitt­lich Höher­wer­ti­ges zu för­dern, so ist es den­noch nie­mals erlaubt – auch aus noch so ern­sten Grün­den nicht -, Böses zu tun um eines guten Zweckes wil­len: das heißt etwas zu wol­len, was sei­ner Natur nach die sitt­li­che Ord­nung ver­letzt und des­halb als des Men­schen unwür­dig gel­ten muß; das gilt auch, wenn dies mit der Absicht geschieht, das Wohl des ein­zel­nen, der Fami­lie oder der mensch­li­chen Gesell­schaft zu schüt­zen oder zu för­dern. Völ­lig irrig ist des­halb die Mei­nung, ein absicht­lich unfrucht­bar gemach­ter und damit in sich unsitt­li­cher ehe­li­cher Akt kön­ne durch die frucht­ba­ren ehe­li­chen Akte des gesam­t­ehe­li­chen Lebens sei­ne Recht­fer­ti­gung erhal­ten“ (HV, 14).

„Vie­le den­ken, daß die christ­li­che Leh­re, obwohl wahr, nicht anwend­bar sei, zumin­dest in eini­gen Umstän­den. Wie die Tra­di­ti­on der Kir­che stets gelehrt hat, gebie­tet Gott nicht Unmög­li­ches, son­dern jedes Gebot bringt auch eine Gna­den­ga­be, die der mensch­li­chen Frei­heit hilft, es zu ein­zu­hal­ten. Es braucht jedoch des bestän­di­gen Gebets, der regel­mä­ßi­ge Emp­fang der Sakra­men­te und die Ein­übung der ehe­li­chen Ent­halt­sam­keit. […] Heu­te mehr noch als gestern beginnt der Mensch in sich das Bedürf­nis nach der Wahr­heit und dem wah­ren Grün­den sei­ner täg­li­chen Erfah­rung. Seid immer bereit, ohne Zwei­deu­tig­kei­ten die Wahr­heit über Gut und Böse des Men­schen und der Fami­lie zu sagen“ (Anspra­che von Johan­nes Paul II. an die Teil­neh­mer eines Stu­di­en­tref­fens zur ver­ant­wor­te­ten Fort­pflan­zung, 5. Juni 1987).

„Die­ses Doku­ment wur­de schnell zu einem Zei­chen des Wider­spruchs. Aus­ge­ar­bei­tet im Licht einer schwie­ri­gen Ent­schei­dung, ist es ein bedeut­sa­mer und muti­ger Schritt, um die Kon­ti­nui­tät der Leh­re und der Über­lie­fe­rung der Kir­che zu bekräf­ti­gen. Über die­sen oft miß­ver­stan­de­nen Text wur­de viel dis­ku­tiert, auch weil er in die Anfangs­zeit tief­grei­fen­der Pro­te­ste fiel, die das Leben gan­zer Gene­ra­tio­nen geprägt haben. Die­se Leh­re zeigt nicht nur ihre unver­än­der­te Wahr­heit auf, son­dern sie offen­bart auch die Weit­sicht, mit der man dem Pro­blem begeg­ne­te. Was gestern wahr gewe­sen ist, bleibt auch heu­te wahr. Die Wahr­heit, die in der Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae zum Aus­druck gebracht wird, ändert sich nicht. Im Gegen­teil, gera­de im Licht der neu­en wis­sen­schaft­li­chen Errun­gen­schaf­ten wird ihre Leh­re immer aktu­el­ler und for­dert dazu her­aus, über den ihr inne­woh­nen­den Wert nach­zu­den­ken“ (Bene­dikt XVI., Anspra­che an die Teil­neh­mer am inter­na­tio­na­len Kon­greß der Päpst­li­chen Late­ran­uni­ver­si­tät anläß­lich des 40. Jah­res­ta­ges der Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae, 10. Mai 2008).

Mit die­sen und wei­te­ren Zita­ten aus lehr­amt­li­chen Doku­men­ten und Anspra­chen der Päp­ste Paul VI., Johan­nes Paul II., Bene­dikt XVI. und Fran­zis­kus bekräf­tig­ten die Bischö­fe Kasach­stans die in Hum­a­nae vitae wie­der­ge­ge­be­ne Leh­re. Die Kern­aus­sa­ge lau­tet dabei:

„Die gesam­te Mensch­heits­ge­schich­te hat aus­rei­chend bewie­sen, daß der wirk­li­che Fort­schritt der Gesell­schaft zu einem gro­ßen Teil von kin­der­rei­chen Fami­li­en abhängt. Das gilt um so mehr für das Leben der Kirche.“

Zugleich ver­wei­sen sie auf Wor­te von Johan­nes Paul II. bei der Selig­spre­chung des Ehe­paa­res Lui­gi Bel­tra­me Quat­troc­chi und Maria Cor­si­ni am 21. Okto­ber 2001:

„Wir haben einen wun­der­ba­ren Beweis dafür, daß der gemein­sa­me Weg zur Hei­lig­keit als Ehe­paar mög­lich und schön ist; und er ist außer­or­dent­lich frucht­bar und ent­schei­dend für das Wohl der Fami­lie, der Kir­che und der Gesell­schaft. Dies bewegt uns dazu, den Herrn zu bit­ten, daß immer mehr Ehe­paa­re imstan­de sind, durch die Hei­lig­keit ihres Lebens das »tie­fe Geheim­nis« der ehe­li­chen Lie­be auf­schei­nen zu las­sen, das in der Schöp­fung sei­nen Ursprung hat und in der Ein­heit Chri­sti mit der Kir­che sei­ne Voll­endung fin­det (vgl. Eph 5,22–33).
Wie jeder Weg der Hei­li­gung, so ist auch der euri­ge, lie­be Ehe­leu­te, nicht leicht. Das Ehe-und Fami­li­en­le­ben kennt auch Momen­te der Ver­ir­rung. Ich den­ke beson­ders an die­je­ni­gen, die das Dra­ma der Tren­nung erle­ben; ich den­ke an die­je­ni­gen, die eine Krank­heit ertra­gen müs­sen, und an jene, die unter dem früh­zei­ti­gen Able­ben des Ehe­part­ners lei­den. Auch in die­sen Situa­tio­nen kann man ein deut­li­ches Zeug­nis der Treue in der Lie­be geben, das mit der Läu­te­rung im durch­lit­te­nen Schmerz noch bedeut­sa­mer gewor­den ist.
Lie­be Ehe­leu­te, laßt euch nie von der Hoff­nungs­lo­sig­keit über­wäl­ti­gen: Die Gna­de des Sakra­ments stützt und hilft euch, die Arme stän­dig zum Him­mel zu erhe­ben wie Mose, von dem die Erste Lesung berich­tet (vgl. Ex 17,11–12). Die Kir­che ist euch nahe und hilft euch mit ihrem Gebet, vor allem in schwie­ri­gen Momen­ten. Ich bit­te zugleich alle Fami­li­en, ihrer­seits die Arme der Kir­che zu stüt­zen, damit sie nie in ihrer Sen­dung der Für­bit­te, des Tro­stes, der Lei­tung und Ermu­ti­gung nachläßt“.

Eben­so die Stel­le aus dem nach­syn­oda­len Schrei­ben Fami­lia­ris con­sor­tio von 1981:

„Die Zukunft der Mensch­heit geht über die Familie!
Möge die Jung­frau Maria, wie sie Mut­ter der Kir­che ist, so auch die Mut­ter der „Haus­kir­che“ sein! Möge dank ihrer müt­ter­li­chen Hil­fe jede christ­li­che Fami­lie wahr­haft eine „Kir­che im klei­nen“ wer­den, in der sich das Geheim­nis der Kir­che wider­spie­gelt und gelebt wird! Sie, die Magd des Herrn, sei das Bei­spiel für eine demü­ti­ge und hoch­her­zi­ge Annah­me von Got­tes Wil­len; sie, die Schmerz­haf­te Mut­ter zu Füßen des Kreu­zes, lin­de­re die Schmer­zen aller, die an den Schwie­rig­kei­ten ihrer Fami­li­en lei­den, und trock­ne ihre Trä­nen“ (Johan­nes Paul II., Fami­lia­ris con­sor­tio, 86).

Der Hir­ten­brief ist unter­zeich­net von den Ober­hir­ten Kasachstans:

  • + Jose Luis Mum­bie­la Sier­ra, Bischof des Bis­tums der Aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit zu Alma-Ata und Vor­sit­zen­der der Bischofs­kon­fe­renz von Kasachstan
  • + Tomash Peta, Erz­bi­schof des Erz­bis­tum der Aller­hei­lig­sten Jung­frau Maria zu Astana
  • + Ade­lio Dell’Oro, Bischof von Karaganda
  • + Atha­na­si­us Schnei­der, Weih­bi­schof des Erz­bis­tum der Aller­hei­lig­sten Jung­frau Maria zu Astana
  • Sac. Dari­usz Buras, Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor von Atyrau
  • Pro­to­pres­by­ter Wasy­l­ij Med­wit, Dele­gat der Kon­gre­ga­ti­on für die Ost­kir­chen für die grie­chisch-katho­li­schen Gläu­bi­gen von Kasach­stan und Zentralasien.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Corproject (Screen­shot)

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