Staat sperrt Kirchen zu


Algerien
Algerien: In den vergangenen Monaten wurden vom Staat vier christliche Kirchen geschlossen.

(Algier) In Alge­ri­en ist der Islam Staats­re­li­gi­on. Das bedeu­tet erheb­li­che Pro­ble­me für die Chri­sten des Landes.

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Alge­ri­en ist im Ver­gleich zu euro­päi­schen Staa­ten mit 2,4 Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­tern ein flä­chen­mä­ßig gigan­ti­sches Land. Die rund 42 Mil­lio­nen Ein­woh­ner kon­zen­trie­ren sich aber fast zur Gän­ze (95 Pro­zent) im schma­len Küsten­strei­fen am Mit­tel­meer. Mehr als 60 Pro­zent der Ein­woh­ner gel­ten als Ara­ber, 30 Pro­zent als Ber­ber und knapp zehn Pro­zent sind Nach­kom­men von Tür­ken und Kur­den, die unter osma­ni­scher Herr­schaft (1519–1830) ins Land kamen. Die drei Grup­pen ver­mi­schen sich aber immer mehr. Die unter fran­zö­si­scher Herr­schaft ins Land gekom­me­ne euro­päi­sche Bevöl­ke­rung (1960: rund zehn Pro­zent) ist seit der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung von 1962 auf ein Mini­mum geschrumpft.

Ende der 80er/​Anfang der 90er Jah­re war die isla­mi­sti­sche Bewe­gung so stark gewor­den, daß ihr Wahl­sieg als sicher ange­nom­men wur­de. Dage­gen putsch­te das Mili­tär, setz­te demo­kra­ti­sche Ein­rich­tun­gen außer Kraft und ver­bot die isla­mi­sche Par­tei. Die Fol­ge war ein blu­ti­ger Bür­ger­krieg, der von der Mili­tär­dik­ta­tur nur unter Ein­satz mas­si­ver Gewalt für sich ent­schie­den wer­den konnte.

Christianisierung und Islamisierung

Die Chri­stia­ni­sie­rung Alge­ri­ens setz­te noch im ersten nach­christ­li­chen Jahr­hun­dert ein. vom vier­ten bis sieb­ten Jahr­hun­dert war das Chri­sten­tum vor­herr­schend, aber durch inne­re Strei­tig­kei­ten geschwächt. Das begün­stig­te den Erobe­rungs­zug des Islams (647–709). Das Chri­sten­tum über­leb­te noch etli­che Jahr­hun­der­te in der Gegend, da die Isla­mi­sie­rung schub­wei­se erfolg­te. Für das 12. Jahr­hun­dert sind christ­li­che Gemein­schaf­ten im Land belegt und im 14. Jahr­hun­dert gab es noch vier von einst natür­lich viel mehr Bis­tü­mern. Unter den Ber­bern gab es noch bis ins frü­he 15. Jahr­hun­dert Chri­sten, wenn­gleich nur mehr in klei­ner Zahl.

Die erste Neue­van­ge­li­sie­rung setz­te in beschei­de­nem Rah­men 1646 ein, als die Osma­nen dem Laz­z­ari­sten­or­den die Nie­der­las­sung erlaub­ten, aller­dings offi­zi­ell nur zur Betreu­ung der fran­zö­si­schen Gesandt­schaft im Land.

Der Wie­der­auf­bau einer kirch­li­chen Hier­ar­chie setz­te 1838 unter fran­zö­si­scher Herr­schaft mit der Errich­tung des Bis­tums Algier (heu­te Erz­bis­tum) ein. Seit den 1980er Jah­ren ent­stan­den neue, ein­hei­mi­sche Chri­sten­ge­mein­den, vor allem in der Kaby­lei, in der sich unter den Ber­bern das „alte“ Chri­sten­tum am läng­sten hal­ten konn­te. Das Erstar­ken des Islams unter den Ara­bern des Lan­des, führ­te unter den Kaby­len zu einer Kon­ver­si­ons­wel­le zum Christentum.

In den 90er Jah­ren erlit­ten meh­re­re Katho­li­ken des Lan­des, dar­un­ter der Bischof von Oran, Msgr. Pierre Cla­verie, und die Trap­pi­sten von Tibhi­ri­ne das Mar­ty­ri­um. Am ver­gan­ge­nen 26. Janu­ar erkann­te Papst Fran­zis­kus den Mär­ty­rer­tod der sie­ben Trap­pi­sten, des Bischofs von Oran und wei­te­rer elf Ordens­leu­te an und mach­te den Weg für ihre Selig­spre­chung frei.

Repression gegen Christen

Die NGO Open Doors warn­te jüngst vor einer zuneh­men­den Ein­schrän­kung der Reli­gi­ons­frei­heit in Alge­ri­en. Inner­halb von vier Mona­ten wur­den vom Staat vier Kir­chen geschlos­sen, eine in Azag­har, drei bei Oran.

Die Regie­rung ver­such­te die­se Vor­ge­hens­wei­se durch den Mini­ster für Reli­gi­ons­an­ge­le­gen­hei­ten, Moha­med Ais­sa, zu recht­fer­ti­gen. Der Mini­ster bestritt jede „dis­kri­mi­nie­ren­de“ Absicht gegen die Chri­sten des Lan­des. Er begrün­de­te die Schlie­ßun­gen mit „Sicher­heits­fra­gen“, da Bestim­mun­gen für Kult­stät­ten nicht ein­ge­hal­ten wor­den seien.

Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Open Doors hal­ten die­se Begrün­dung für unglaub­wür­dig. Sie spre­chen von einem Vor­wand, um ein Repres­si­on gegen die Chri­sten zu verschleiern.

Die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren erlas­se­nen Geset­ze benach­tei­li­gen die Chri­sten des Lan­des. Sie bedür­fen für immer mehr Din­ge staat­li­cher Geneh­mi­gun­gen, die immer schwe­rer zu erhal­ten sind. Der Staat behin­dert die Chri­sten. Die­se sind durch behörd­li­che Ver­wei­ge­run­gen gezwun­gen, von Pri­va­ten Grund­stücke zu pach­ten und bestehen­de Gebäu­de zu mie­ten. Auf die Pri­vat­per­so­nen wird von isla­mi­schen Krei­sen star­ker Druck aus­ge­übt, aus den Ver­trä­gen mit den Chri­sten wie­der auszusteigen.

Vor allem die alge­ri­schen Kon­ver­ti­ten sind isla­mi­schen Orga­ni­sa­tio­nen ein Dorn im Auge. Ihre Zahl wird auf min­de­stens 450.000 Men­schen geschätzt. Sie wer­den nicht sel­ten offen dis­kri­mi­niert und leben oft in Angst, von Mus­li­men der Blas­phe­mie bezich­tigt zu werden.

Text: Andre­as Becker
Bild: Cor­re­spon­den­za Romana

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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1 Kommentar

  1. Das ist nor­mal in isla­mi­schen Län­dern und an sich kein Skan­dal. Die Skan­da­le fin­den in kirch­li­chen Krei­sen in Euro­pa statt.

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