„Pius XII. war ein Heiliger“


„Papst Pius XII. war ein Heiliger. Seine Seligsprechung wurde durch Israel blockiert“, so Kardinal Saraiva Martins.
„Papst Pius XII. war ein Heiliger. Seine Seligsprechung wurde durch Israel blockiert“, so Kardinal Saraiva Martins.

(Rom) Isra­el übte Druck aus, um die Selig­spre­chung von Papst Pius XII. zu blockie­ren. Dies sag­te Kar­di­nal Josè Sarai­va Mar­tins, der frü­he­re Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se in der römi­schen Tages­zei­tung Il Mess­ag­ge­ro.

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Zehn Jah­re war der por­tu­gie­si­sche Kar­di­nal von 1998 bis 2008 für die Hei­lig- und Selig­spre­chungs­ver­fah­ren in der Kir­che zustän­dig. In sei­ner Amts­zeit wur­den 1320 Hei­li­ge und Seli­ge zu den Altä­ren erho­ben. Dar­un­ter befan­den sich 500 Mär­ty­rer, Bischö­fe, Prie­ster, Ordens­leu­te und Lai­en, die im Spa­ni­schen Bür­ger­krieg von Ange­hö­ri­gen der Volks­front ermor­det wur­den, die 2007 gemein­sam selig­ge­spro­chen wurden.

Kar­di­nal Sarai­va Mar­tins bedau­ert rück­blickend eine unter­blie­be­ne Selig­spre­chung, die bereits als sicher galt. Durch den Druck, den „Isra­el und die jüdi­sche Gemein­schaft“ aus­üb­ten, wur­de Papst Pius XII.  (1939–1958) nicht zu den Altä­ren erho­ben, so der Kar­di­nal. Der Druck habe zunächst das lau­fen­de Selig­spre­chungs­ver­fah­ren ver­lang­samt, bis es schließ­lich blockiert wur­de. Isra­el und die jüdi­sche Gemein­schaft hät­ten die Vor­stel­lung abge­lehnt, den Papst, der wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges regier­te, selig­zu­spre­chen. Sie beschul­dig­ten das Kir­chen­ober­haupt, den Holo­caust nicht öffent­lich ver­ur­teilt zu haben.

„Ich habe ver­sucht, zu tun, was mög­lich war, und bin zufrie­den, die Posi­tio von Papst Pacel­li bis zum Sta­di­um eines ehr­wür­di­gen Die­ner Got­tes gebracht zu haben.“

In sei­nem Gespräch mit Fran­ca Gian­sol­da­ti von der römi­schen Tages­zei­tung Il Mess­ag­ge­ro mach­te der Kar­di­nal deut­lich, daß er sich „end­lich“ die Selig­spre­chung von Pius XII. erhofft. „Dabei macht er kein Geheim­nis aus dem nega­ti­ven Pres­sing“, so die Zeitung.

„Als ich noch Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on war, kam eines Tages der israe­li­sche Bot­schaf­ter beim Hei­li­gen Stuhl und woll­te mich sehen und brach­te mir sei­ne Irri­ta­ti­on zum Aus­druck. Er bat mich, die Sache fallenzulassen.“

2016 hat­te der Kar­di­nal gesagt, daß Papst Fran­zis­kus Pius XII. „noch heu­te selig­ge­spre­chen könn­te“, es aber wegen jüdi­schen Wider­stan­des nicht tun werde.

Kei­ne Zwei­fel hat der Kar­di­nal, was den Ruf der Hei­lig­keit des Pap­stes betrifft:

„Ich habe sein Leben gründ­lich stu­diert. Er tat das Men­schen­mög­li­che, um den Juden und den Ver­folg­ten zu hel­fen. Der Vati­kan war voll und auch Castel Gan­dol­fo. Er öff­ne­te die Klö­ster. Hit­ler ver­ach­te­te ihn. Die Fra­ge ist in ihrem histo­ri­schen Kon­text zu sehen, und es sind die Akten zu stu­die­ren, was ich getan habe. Pius XII. war ein Heiliger.“

Der Kar­di­nal, der so vie­le Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren beglei­te­te hat­te, war von Papst Fran­zis­kus zur Vor­stel­lung sei­nes neu­en Apo­sto­li­schen Schrei­bens Gau­de­te et exsul­ta­te über den Ruf zur Hei­lig­keit am ver­gan­ge­nen Mon­tag ein­ge­la­den wor­den. Die­se Anwe­sen­heit war Anlaß für das Gespräch mit der Jour­na­li­stin Giansoldati.

Am Beginn des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. waren das kirch­li­che Ver­fah­ren soweit abge­schlos­sen. Nach star­kem Druck setz­te der Papst das Ver­fah­ren aus und ord­ne­te eine neu­er­li­che Akten­sich­tung an. Zugleich wur­de eine israe­lisch-vati­ka­ni­sche Histo­ri­ker­kom­mis­si­on ein­ge­setzt, die nach mehr­jäh­ri­ger Arbeit zu beträcht­li­chen Annä­he­run­gen führ­te. In der Holo­caust-Gedenk­stät­te Yad Vas­hem wur­de auf­grund des Akten­stu­di­ums der nega­ti­ve Text unter dem Bild des Pap­stes kor­ri­giert. Zu einer Wie­der­auf­nah­me des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens kam es aber bis­her nicht mehr.

Wei­ter­füh­ren­de Artikel:

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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3 Kommentare

  1. Dan­ke an Herrn Nar­di für die­sen Arti­kel. Pius XII der gro­ße Papst in mei­ner Jugend.
    Er wur­de von allen geach­tet. Auch wenn er aus poli­ti­schen Grün­den bis­her nicht Hei­lig gespro­chen wur­de, so bin ich doch davon über­zeugt, dass er in der Anschau­ung ist und unse­re Bit­ten vor Gott trägt.

  2. Man kann mit guten Grün­den befürch­ten, dass seit „dem Kon­zil“ sowie­so die „poli­ti­schen“ Hei­lig­spre­chun­gen über­wie­gen. Zumal man das dump­fe Gefühl nicht los wird, dass ein erheb­li­cher Teil der Wür­den­trä­ger in der Kon­zils­kir­che gar nicht mehr an über­na­tür­li­che Wir­kun­gen glaubt…Heilige sind besten­falls noch Beispiele…

  3. Auch ich wür­de eine bal­di­ge Selig­spre­chung begrü­ßen. Als ich 1995 zum ersten Mal mit einer Grup­pe aus unse­rem Bis­tum in Rom war, haben wir auch das Grab Pius XII. in den Grot­ten der Peters­kir­che besu­chen kön­nen. Bei mei­nen mehr­ma­li­gen Rom­fahr­ten danach war das lei­der nicht mehr mög­lich. War­um ist das so?

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