Papst verbringt Wochenende mit Karadima-Opfern


Fall Barros
Fall Barros: Die drei Karadima-Opfer, mit denen Papst Franziskus das Wochenende verbringt.

(Lon­don) Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke hat­te es am 25. April ange­kün­digt: Es folgt der näch­ste Schritt im Fall Bar­ros. Papst Fran­zis­kus trifft sich zum ersten Mal mit Opfern von Fer­nan­do Kara­di­ma, die Bischof Juan Bar­ros Madrid beschul­di­gen, den ver­ur­tei­len Ex-Prie­ster Kara­di­ma gedeckt zu haben.

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Die Begeg­nung erfolgt mit drei „emble­ma­ti­schen“ Ver­tre­tern der Opfer. Der Vati­kan hofft auf ein „Kli­ma des Ver­trau­ens und der Hei­lung der Lei­den“. Papst Fran­zis­kus will sich das gan­ze Wochen­en­de Zeit dafür nehmen.

Das Kir­chen­ober­haupt trifft sich mit jedem ein­zeln. Die erste Begeg­nung fand bereits gestern abend mit José Andrés Mur­il­lo statt. Heu­te vor­mit­tag folgt die Zusam­men­kunft mit Juan Car­los Cruz. Cruz, heu­te Jour­na­list in den USA, brach­te den Fall Bar­ros ins Rol­len. Bevor Bar­ros durch Fran­zis­kus zum Bischof von Osor­no ernannt wur­de, hat­te Cruz eine Denk­schrift vor­ge­legt, mit der er davor warn­te. Als Fran­zis­kus Ende Janu­ar auf dem Rück­flug von Latein­ame­ri­ka nach Rom, sag­te, daß sich in der Sache nie jemand an ihn gewandt habe und er sofort reagie­re wür­de, wenn man ihm kon­kre­te Bele­ge vor­legt, platz­te Cruz der Kra­gen. Er ver­öf­fent­lich­te eine genaue Chro­no­lo­gie der von ihm ver­faß­ten Denk­schrif­ten und an wen sie gerich­tet waren. Anhand der Rekon­struk­ti­on konn­te er behaup­ten, daß Papst Fran­zis­kus seit dem Früh­jahr 2015 infor­miert gewe­sen sein muß. Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley, der Erz­bi­schof von Bos­ton und Vor­sit­zen­de der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on, stell­te sich Ende Janu­ar an die Sei­te der Miß­brauchs­op­fer. Er hat­te die Denk­schrif­ten eben­falls erhal­ten und sei­ner­zeit – laut eige­ner Ver­si­che­rung – per­sön­lich dem Papst überreicht.

Den Abschluß macht James Hamil­ton am Sonn­tag. Er ist das drit­te Opfer, mit dem sich Fran­zis­kus trifft.

In sei­ner Erklä­rung vom 25. April gebrauch­te der Vati­kan erst­mals den Begriff „Opfer“. Im Zusam­men­hang mit der Ernen­nung des Päpst­li­chen Son­der­ge­sand­ten Charles Sci­clu­na, die rund zehn Tage nach der Rück­kehr von Fran­zis­kus von sei­nem Besuch in Chi­le und Peru, erfolg­te, war der Begriff noch ver­mie­den wor­den. Es ließ lapi­dar, Erz­bi­schof Sci­clu­na habe den Auf­trag „jene anzu­hö­ren, die mei­nen, in der Sache etwas zu sagen zu haben“.

Als Sci­clu­na Ende März sei­nen Bericht von 2.300 Sei­ten vor­leg­te, in dem die Aus­sa­gen von 64 Zeu­gen ent­hal­ten sind, sprach Fran­zis­kus von „Schmerz und Schan­de“. Eine Ent­schei­dung im Fall Bar­ros traf Fran­zis­kus nicht. Viel­mehr bemüht er sich seit­her um ver­trau­ens­bil­den­de Maß­nah­men. Den chi­le­ni­schen Bischö­fe schrieb er einen Brief und lud sie nach Rom ein. Das Tref­fen wird vor­aus­sicht­lich in der drit­ten Mai-Woche statt­fin­den. Die­se berie­fen ver­gan­ge­ne Woche zum Schrei­ben eine Kle­rus­ver­samm­lung ein. Kar­di­nal Ezza­ti, der Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le, for­der­te im Anschluß den Rück­tritt von Bischof Barros.

Ver­gan­ge­ne Woche emp­fing Fran­zis­kus auch am Don­ners­tag Kar­di­nal O’Malley und am Sams­tag alle Mit­glie­der der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on.

An die­sem Wochen­en­de fol­gen an drei Tagen die Begeg­nun­gen mit jeweils einem Kara­di­ma-Opfer. Die­se sehen sich als „Ver­tre­ter aller Opfer, die so viel gelit­ten haben“, wie Cruz beton­te. Für Mon­tag ist abschlie­ßend eine gemein­sa­me Begeg­nung aller drei mit dem Papst vorgesehen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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