Sanchez Sorondo und die Sozial(istische)Lehre der Kirche


Marcelo Sanchez Sorondo, der wichtigste Politikberater von Papst Franziskus, sieht die Soziallehre der Kirche heute „am besten“ in der kommunistischen Volksrepublik China verwirklicht.
Marcelo Sanchez Sorondo, der wichtigste Politikberater von Papst Franziskus, sieht die Soziallehre der Kirche heute „am besten“ in der kommunistischen Volksrepublik China verwirklicht.

(Rom) „Sor­on­do und die Sozial(istische)lehre der Kir­che“ titel­te gestern die katho­li­sche Inter­net­zei­tung La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (NBQ). Gemeint ist der poli­ti­sche Arm von Papst Fran­zis­kus, Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, und sei­ne eigen­wil­li­ge Aus­le­gung der Wirk­lich­keit. Der Lands­mann des Pap­stes, der selbst der argen­ti­ni­schen Ober­schicht ent­stammt, knüpft für Fran­zis­kus die poli­ti­schen Kon­tak­te, die kate­go­risch und aus­schließ­lich links der Mit­te lie­gen. Sie rei­chen von UN-Glo­ba­li­sten bis zur extre­men Lin­ken. Poli­tik wur­de ihm bereits in die Wie­ge gelegt.

Soziallehre der Kirche heute „am besten“ in Rotchina verwirklicht

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„In die­sem Moment sind jene, die die Sozi­al­leh­re der Kir­che am besten ver­wirk­li­chen, die Chinesen.“

Mit die­ser Aus­sa­ge, die auf­hor­chen läßt, begann Msgr. Sanchez Sor­on­do ein am 2. Febru­ar von Vati­can Insi­der (spa­ni­sche Aus­ga­be) ver­öf­fent­lich­tes Inter­view zu Chi­na. Die Aus­sa­ge läßt auch des­halb Auf­hor­chen, weil Ende Janu­ar ein päpst­li­ches Dop­pel­spiel auf­ge­deckt wur­de, was die Bezie­hung des Hei­li­gen Stuhls zum kom­mu­ni­sti­schen Regime in Peking betrifft. Auf­ge­deckt hat­te es kein Gerin­ge­rer als Kar­di­nal Joseph Zen, die graue Emi­nenz der rom­treu­en, katho­li­schen Unter­grund­kir­che in der Volks­re­pu­blik China.

„Allein die­ser Satz soll­te genü­gen, um Msgr. Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sofort als Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten zu ent­las­sen. Er ist nicht nur eine Belei­di­gung des gesun­den Men­schen­ver­stan­des, son­dern auch eine explo­si­ve Mischung aus abgrund­tie­fer Igno­ranz (was die Sozi­al­leh­re der Kir­che und die Situa­ti­on in der Volks­re­pu­blik Chi­na betrifft), ideo­lo­gi­scher Abhän­gig­keit und Ver­ach­tung der chi­ne­si­schen Chri­sten, die unter dem Regime zu lei­den haben“, so Ric­car­do Cascio­li, der Chef­re­dak­teur der NBQ.

Volksrepublik China das neue „Wunderland“

Der eng­ste Polit­be­ra­ter von Papst Fran­zis­kus sei auf „erbar­mungs­wür­di­ge Wei­se völ­lig unge­eig­net“ für die vati­ka­ni­schen Ämter, die er beklei­det und die Rol­le, die er im Vati­kan spielt, so Cascioli.

„Auf die Ein­gangs­be­haup­tung folgt näm­lich eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Dumm­hei­ten, mit denen Sanchez Sor­on­do die Volks­re­pu­blik Chi­na als eine Art Para­dies auf Erden schil­dert, so wie sich frü­her die Kom­mu­ni­sten im Westen die Sowjet­uni­on unter Sta­lin aus­mal­ten. ‚Respekt für die Umwelt, Arbeit für alle als Prio­ri­tät, kei­ne Slums, kei­ne Dro­gen und so wei­ter in die­sem Delirium.“

Sanchez Sorondo mit Papst Franziskus
Sanchez Sor­on­do mit Papst Franziskus

Asia­News wider­leg­te mit zwei aus­führ­li­chen Arti­kel Sanchez Sor­on­dos „Wun­der­land“.

Der Zweck der Schön­fär­be­rei ist offen­sicht­lich: Papst Fran­zis­kus will eine Eini­gung mit der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas (KPCh) und ist dafür bereit, einen hohen Preis zu bezah­len. Einen zu hohen Preis, wie Kar­di­nal Zen uner­müd­lich warnt. Den Preis, so der muti­ge Kar­di­nal, müs­sen näm­lich die chi­ne­si­schen Katho­li­ken bezah­len, nicht die Her­ren im Vatikan.

Als ein Vati­kan­ver­tre­ter Anfang Febru­ar die päpst­li­che Chi­na-Poli­tik mit den Wor­ten recht­fer­tig­te, die Kir­che blei­be zwar auch danach in einen Käfig gesperrt, aber der Käfig sei grö­ßer, kon­ter­te Kar­di­nal Zen:

„Das Pro­blem ist nicht der Käfig, son­dern wer im Käfig sitzt.“

Es wird „ziemlich sicher erneut keine Konsequenzen geben“

Sanchez Sorondo (Mitte), Ban Ki-moon und Papst Franziskus
Sanchez Sor­on­do (Mit­te), Ban Ki-moon und Papst Franziskus

Der Kar­di­nal setz­te durch sei­ne Ent­hül­lun­gen dem vati­ka­ni­schen Dop­pel­spiel zu Chi­na ein Ende. Mit der Wahr­heit schei­nen es aller­dings meh­re­re im der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat nicht so ernst zu neh­men. Sanchez Sor­on­do zitier­te zur Recht­fer­ti­gung sei­nes Chi­na-Idylls den Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Ste­fa­no Zama­gni, der ihm per­sön­lich „ver­si­chert“ habe, daß die Volks­re­pu­blik Chi­na ein Wun­der­land sei. NBQ kon­tak­tier­te Zama­gni, der „aus allen Wol­ken fiel“. Im Zusam­men­hang mit dem kom­mu­ni­sti­schen Chi­na von „Gemein­wohl“ zu spre­chen, sei „ein­fach lächer­lich“, so der Wis­sen­schaft­ler. Dafür genü­ge nicht die blo­ße Stei­ge­rung des Bruttoinlandsproduktes.

Wer­den die „skan­da­lö­sen“ (Cascio­li) und „lächer­li­chen“ (Zama­gni) Aus­sa­gen des päpst­li­chen Poli­tik­be­ra­ters Fol­gen haben? Sol­che waren bereits im Zusam­men­hang mit ande­ren, nicht min­der kri­ti­sier­ten und abwe­gi­gen Aus­sa­gen und Aktio­nen von Sanchez Sor­on­do gefor­dert wor­den. Dazu Der NBQ-Chefredakteur:

„Wir sind lei­der ziem­lich sicher, daß erneut nichts gesche­hen wird.“

Das hat zwei Grün­de. Erstens hält Papst Fran­zis­kus eisern an Freu­den und Mit­ar­bei­tern fest, die an sei­ner Sei­te ste­hen. Zwei­tens betreibt Sanchez Sor­on­do ja kei­ne Privatpolitik.

Es geht um die Angleichung der Kirche an das Denken der Welt

Im Vati­kan von Papst Fran­zis­kus wird Rot­chi­na ins­ge­samt unver­hält­nis­mä­ßig opti­mi­stisch gese­hen. War­nun­gen wer­den in den Wind geschla­gen. Sanchez Sor­on­do hat­te vor einem hal­ben Jahr den Vati­kan offi­zi­ell in Chi­na bei einer Tagung über Organ­trans­plan­ta­tio­nen ver­tre­ten, und dabei das kom­mu­ni­sti­sche Regime als „Modell“ gegen eine fal­sche Glo­ba­li­sie­rung gerühmt. Sei­ne Aus­sa­gen geben aber nicht nur sei­ne per­sön­li­che Mei­nung wie­der. Sie sind Aus­druck der päpst­li­chen Chi­na-Poli­tik. Dahin­ter steht eine Welt­sicht des Pap­stes, die im kom­mu­ni­sti­schen Chi­na einen zen­tra­len Ver­bün­de­ten gegen die USA zu fin­den glaubt.

Sanchez Sor­on­do hat zudem die bei­den von ihm gelei­te­ten Päpst­li­chen Aka­de­mien zur Ein­falls­pfor­te für die Abtrei­bungs-, Über­be­völ­ke­rungs‑, Kli­ma- und Eutha­na­sie­lob­by in den Vati­kan und in die katho­li­sche Kir­che gemacht.

„Genau dar­um geht: die Anglei­chung der katho­li­schen Kir­che an das Den­ken der Welt. Und dar­in ist Sor­on­do nur eine Schach­fi­gur“, so Cascioli.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: NBQ

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3 Kommentare

  1. Kar­di­nal Zen zeigt sich immer wider als ein Vor­bild im Ein­tre­ten für den römisch-katho­li­schen Glau­ben, nicht für den argen­ti­nisch-katho­li­schen Glau­ben. Mit Mut, ohne Angst und Lie­be zur Wahr­heit. Es dürf­te kaum einen geben, der die kom­mu­ni­sti­schen Ver­hält­nis­se in Chi­na bes­ser kennt als er. Man kann ihm nur von Her­zen Erfolg wünschen.

  2. Ich kann mich noch erin­nern, als Sán­chez Sor­on­do Febru­ar 2009 in der römi­schen Kir­che San Sal­va­to­re in Lau­ro eini­gen Alum­nen des Insti­tut du Bon-Pasteur die Ton­sur erteil­te. Er war da sei­ner­zeit bei eini­gen der damals eupho­ri­schen Tra­di­tio­na­li­sten-Blogs ein gern beschrie­be­ner Kuria­ler. Er ist eben ein Prä­lat, der anschei­nend ein sehr gutes Sen­so­ri­um für den jewei­li­gen Zeit­geist hat. Qua­si ein römi­scher „Vicar of Bray“. Dies trifft gewiß auf vie­le römi­sche Prä­la­ten seit dem Wech­sel am Stuh­le Petris zu, aber bei der schil­lern­den Per­sön­lich­keit Sán­chez Sor­on­dos ist das über­haupt sehr anschau­lich zu beob­ach­ten, gera­de weil er ein hoch­in­tel­li­gen­ter und sehr kul­ti­vier­ter Mann ist.

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