Päpstlicher Sondergesandter mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden


Fall Barros: Der Päpstliche Sondergesandte Charles Scicluna mußte einem chirurgischen Eingriff unterzogen werden.
Fall Barros: Der Päpstliche Sondergesandte Charles Scicluna mußte einem chirurgischen Eingriff unterzogen werden.

(Sant­ia­go de Chi­le) Erz­bi­schof Charles Sci­clu­na, der Päpst­li­che Son­der­ge­sand­te im Fall Bar­ros, muß­te in ein Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert und einem chir­ur­gi­schen Ein­griff unter­zo­gen werden.

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Der Erz­bi­schof war von Papst Fran­zis­kus zum Son­der­ge­sand­ten ernannt wor­den, um die Kri­ti­ker der Ernen­nung von Msgr. Juan Bar­ros Madrid zum Bischof von Osor­no in Chi­le anzu­hö­ren. Die Ernen­nung erfolg­te Ende Janu­ar, nach­dem die Kri­tik an päpst­li­chen Äuße­run­gen in der Sache immer lau­ter wurde.

Msgr. Sci­clu­na, der Erz­bi­schof von Mal­ta, woll­te die Befra­gun­gen zunächst via Sky­pe durch­füh­ren, gab dann aber bekannt, daß er per­sön­lich mit den Betrof­fe­nen, teils Opfer von sexu­el­lem Miß­brauch durch den sus­pen­dier­ten Prie­ster Fer­nan­do Kara­di­ma, teils Ange­hö­ri­ge des Bis­tums Osor­no, spre­chen werde.

Am 17. Febru­ar traf er sich dazu in New York mit dem Haupt­kri­ti­ker, Juan Car­los Cruz, einem heu­te in den USA leben­den Jour­na­li­sten, der zu den Opfern gehört. Er hat­te die Ermitt­lun­gen in Gang gebracht, nach­dem inter­na­tio­na­le Medi­en sei­ne Aus­sa­gen ver­öf­fent­lich­ten, daß Papst Fran­zis­kus in der Sache nicht die Wahr­heit gesagt hatte.

Fran­zis­kus hat­te im Rah­men sei­nes Chi­le-Besu­ches auf Kri­tik geant­wor­tet, er wer­de der Erste sein, der reagie­re, wenn ihm „Offen­sicht­li­ches“ vor­ge­legt wer­den. Bis­her habe sich aber nie­mand an ihn gewandt. Dar­auf­hin leg­te Cruz meh­re­re Schrei­ben vor, in denen er 2014/​2015 sei­ne Vor­wür­fe detail­liert zu Papier gebracht und an ver­schie­de­ne Stel­len geschickt hat­te. Ein Schrei­ben hat­te er direkt an den Papst gerich­tet, und dafür eine Ein­gangs­be­stä­ti­gung der Nun­tia­tur erhal­ten. Ein ande­res Schrei­ben ging an die Mit­glie­der der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on, wo man die Sache so ernst nahm, daß meh­re­re Mit­glie­der nach Rom flo­gen, um die Unter­la­gen per­sön­lich dem Vor­sit­zen­den, Kar­di­nal Sean O’Malley, vor­zu­le­gen mit der Bit­te, sie drin­gend dem Papst zu über­ge­ben. Der Kar­di­nal bestä­tig­te kurz dar­auf die Unter­la­gen aus­ge­hän­digt zu haben.

O’Malley war es auch, der im Janu­ar sich mit unge­wöhn­li­cher deut­li­cher Kri­tik an Papst Fran­zis­kus zu Wort mel­de­te. Sei­ne gewich­ti­ge Stim­me mach­te die inter­na­tio­na­len Medi­en auf die Sache auf­merk­sam und zwang Papst Fran­zis­kus zu einem Stra­te­gie­wech­sel. Hat­te er bis Ende Janu­ar jede Kri­tik abge­schmet­tert, als Intri­ge und Ver­leum­dung abge­tan, ernann­te er nun Msgr. Sci­clu­na zum Son­der­ge­sand­ten. Sci­clu­na erhielt den Auf­trag, jene anzu­hö­ren, die sich Fran­zis­kus seit drei Jah­ren gewei­gert hat­te, anzuhören.

Nach der fast vier­stün­di­gen Anhö­rung in den USA flog Sci­clu­na am Mon­tag wei­ter nach Sant­ia­go de Chi­le. Gestern setz­te er in der dor­ti­gen Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur sei­ne Anhö­run­gen fort. Gehört wur­den James Hamil­ton, den sein Rechts­an­walt Juan Pablo Her­mos­il­la beglei­te­te, und José Andrés Murillo.

Für heu­te war die Anhö­rung von Gläu­bi­gen des Bis­tums Osor­no geplant. Dazu kam es aber vor­erst nicht in der geplan­ten Form, weil der Erz­bi­schof wegen ern­ster gesd­und­heit­li­cher Beschwer­den in die Cli­ni­ca UC San Car­los de Apo­quin­do ein­ge­lie­fert wur­de. Im Kran­ken­haus muß­te er einem chir­ur­gi­schen Ein­griff unter­zo­gen werden.

Laut der Tages­zei­tung La Ter­cera äußer­te ein Spre­cher der Chi­le­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz die Hoff­nung, daß Sci­clu­na „am Don­ners­tag oder Frei­tag“ aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen wer­den kön­ne. Die Bischofs­kon­fe­renz hat­te zuvor mit­ge­teilt, daß der Erz­bi­schof sich bereits seit eini­gen Tagen unwohl gefühlt habe. Gestern abend habe man sich dann ent­schlos­sen, ihn ins Kran­ken­haus zu bringen.

Um die Befra­gun­gen nicht zu behin­dern, wur­den die­se in Sci­clu­nas Abwe­sen­heit vom spa­ni­schen Prie­ster Jor­di Ber­tom­eu fort­ge­setzt, der bis­her als Notar anwe­send war. Für die­se Auf­ga­be ernann­te er pro­vi­so­risch eine Vertretung.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Ter­cera (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Was für ein Gemurkse.
    Nach­dem die Lügen des Pap­stes und die per­si­stie­ren­de Vertuschung/​Verdrängung von sexu­el­lem Miß­brauch durch das Epi­sko­pat und vati­ka­ni­schen Behör­den auf­ge­flo­gen sind und breit öffent­lich bekannt wur­den, wird hals­über­kopf eine ver­zwei­fel­te Ret­tungs­ak­ti­on gestar­tet, die dann in einem Kran­ken­haus auf der Chir­ur­gie landet.
    Sur­rea­li­stisch verrückt.

  2. Erz­bi­schof Charles Sci­clu­na hat­te in der Diö­ze­se Mal­ta – damals noch Weih­bi­schof – gemein­sam mit der Nach­bar­diö­ze­se Gozo als erstes „Oh Sci­clu­na – Thats Amo­ris“ den Kom­mu­nion­emp­fang an Amo­ris Lae­ti­tia aus­ge­rich­tet. Sicher­lich guten Gewis­sens in treu­em Ver­trau­en auf den Papst.

    Exkurs: Der Lei­ter katho­li­scher Exer­zi­ti­en ant­wor­te­te auf die Fra­ge, ob eso­te­ri­sche Prak­ti­ken dem scha­den, der sie mit einem rei­nen Gewis­sen betrei­be, wie folgt: Wenn Sie eine Ker­ze anzün­den und den Fin­ger in die Flam­me hal­ten, wer­den sie sich bren­nen. Wenn sie nicht dar­an glau­ben, dass sie sich bren­nen und den Fin­ger hin­ein hal­ten, was passiert?

    Gott ist barm­her­zig und lang­mü­tig. Aber es gibt ein zu spät. Jeder Katho­lik, insb. jeder Ver­ant­wor­tungs­trä­ger muss sich jetzt ent­schei­den. Möge der Erz­bi­schof (und alle Christ­gläu­bi­gen) sorg­fäl­tig abwä­gen, wem er zu gefal­len sucht, Gott oder dem Papst.

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