In Frankreichs Atomreaktoren arbeiten 59 Dschihadisten


Dschihadisten: Die Anti-Terror-Einheit EMO-PT des französischen Innenministeriums identifizierte 59 radikale Muslime, die 2017 im Bereich Atomreaktoren, Nukleartechnik oder Nuklearforschung arbeiten oder gearbeitete haben. Die Politik schweigt sich dazu.
Die Anti-Terror-Einheit EMO-PT des französischen Innenministeriums identifizierte 59 radikale Muslime, die 2017 im Bereich Atomreaktoren, Nukleartechnik oder Nuklearforschung arbeiten oder gearbeitete haben. Die Politik schweigt sich dazu.

(Paris) Meh­re­re Dut­zend Dschi­ha­di­sten waren 2017 in Frank­reich in Atom­re­ak­to­ren beschäf­tigt. Dies geht aus einem hoch­bri­san­ten Bericht der fran­zö­si­schen Anti-Ter­ro­ris­mus-Stab­stel­le EMO-PT hervor.

Radikalisierung: Überprüfung des Nuklearsektors

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L‘ État major opé­ra­ti­on­nel de pré­ven­ti­on du ter­ro­ris­me (EMO-PT) wur­de 2015 als ope­ra­ti­ve Stabs­stel­le zur Ter­ro­ris­mus­prä­ven­ti­on geschaf­fen. 2017 führ­te die Stabs­stel­le eine Über­prü­fung des Per­so­nals von Kern­re­ak­to­ren und ande­ren Stel­len im Nukle­ar­be­reich durch. Die Über­prü­fung erfolg­te im Zuge von Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men gegen Mus­li­me, die sich radi­ka­li­sie­ren. Ein sol­ches Radi­ka­li­sie­rungs­phä­no­men wird in Frank­reich seit Jah­ren registriert.

Die EMO-PT leg­te im Abschluß­be­richt eine Liste von 59 iden­ti­fi­zier­ten Isla­mi­sten „mit unter­schied­li­chem Radi­ka­li­sie­rungs­grad“ vor, die im Nukle­ar­sek­tor tätig sind. Anlaß für die Über­prü­fung war ein spe­zi­el­les Phä­no­men, das die Ter­ror­ab­wehr­spe­zia­li­sten beschäf­tigt. Von den 20 isla­mi­schen Ter­ro­ri­sten, die 2017 in Frank­reich Ter­ror­an­schlä­ge ver­üb­ten, befan­den sich ledig­lich drei in einer irre­gu­lä­ren Situa­ti­on. Der weit­aus größ­te Teil der Ter­ro­ri­sten besaß eine regu­lä­re Auf­ent­halts- und Arbeits­er­laub­nis oder in mei­sten Fäl­len sogar die fran­zö­si­sche Staatsbürgerschaft.

Dschihadisten in Atomkraftwerken und im CERN identifiziert

Auf Dschi­ha­di­sten stieß die EMO-PT in rund 20 Atom­kraft­wer­ken der staat­lich kon­trol­lier­ten und bör­sen­no­tier­ten Elek­tri­zi­täts­ge­sell­schaft Élec­tri­ci­té de France (EDF). Die EDF ist der zweit­größ­te Strom­erzeu­ger der Welt. Fün­dig wur­de die Ter­ror­ab­wehr auch beim bör­sen­no­tier­ten Kon­zern Are­va, der im Bereich Nukle­ar­tech­nik tätig ist, und bei der Euro­päi­sche Orga­ni­sa­ti­on für Kern­for­schung CERN, deren Haupt­fi­nan­cier mit 20,52 Pro­zent die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ist. Nicht nur bun­des­deut­sche Sicher­heits­be­hör­den, son­dern auch jene Öster­reichs (2,22 Pro­zent) und der Schweiz (4,03 Pro­zent) haben daher Anlaß, sich für die Erkennt­nis­se der EMO-PT zu interessieren.

Die Prä­senz von Dschi­ha­di­sten wur­de auch am fran­zö­si­schen Insti­tut für Strah­len­schutz und nuklea­re Sicher­heit (IRSN) ent­deckt, das 2002 im Auf­trag meh­re­rer Mini­ste­ri­en (Ver­tei­di­gung, For­schung, Indu­strie, Gesund­heit und Umwelt) errich­tet wur­de. Zusam­men mit dem deut­schen Pen­dant, der Gesell­schaft für Anla­gen- und Reak­tor­si­cher­heit (GRS), betreibt das IRSN als RISKAUDIT auch eine Nie­der­las­sung in Kiew und Pro­jek­te in meh­re­ren isla­mi­schen Staa­ten dar­un­ter der Tür­kei, Indo­ne­si­en und Ägyp­ten, auch in der Volks­re­pu­blik Chi­na, der Mon­go­lei und Vietnam.

Publik wur­de das bri­san­te EMO-PT-Dos­sier durch einen Jour­na­li­sten von Media­part. Aus dem Doku­ment der Anti-Ter­ror-Stabs­stel­le geht her­vor, daß von den 59 Isla­mi­sten min­de­stens 15 Zugang zu „sen­si­blen Ein­rich­tun­gen“ haben. Wei­te­re zehn Per­so­nen sind als Aka­de­mi­ker im Bereich der For­schung tätig.

Dossier herunterspielen und politische Programme fortsetzen

Eine der EMO-PT-Über­prü­fung ver­gleich­ba­re Erhe­bung für die Berei­che Atom­re­ak­to­ren, Nukle­ar­tech­nik und Nukle­ar­for­schung wur­de für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land oder die Schweiz bis­her nicht bekannt.

Die Behör­den ver­su­chen die Ent­hül­lun­gen her­un­ter­zu­spie­len und schei­nen inter­es­siert, daß die Sache auf klei­ner Flam­me gekocht wird. Von einem rea­len Risi­ko will an der Staats­spit­ze nie­mand spre­chen. Aus die­sem Grund ist auch nicht bekannt, ob und wel­che Maß­nah­men gegen die iden­ti­fi­zier­ten Isla­mi­sten ergrif­fen wurden.

Bekannt ist hin­ge­gen, daß die kon­kret zur Abwehr der isla­mi­schen Ter­ror­ge­fahr errich­te­te „ope­ra­ti­ve Stel­le“ EMO-PT, laut Anga­ben des fran­zö­si­schen Innen­mi­ni­sters, mit der bereits 1984 geschaf­fe­nen Koor­di­nie­rungs­stel­le zur Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung Unité de coor­di­na­ti­on de la lut­te anti­ter­ro­ri­ste (UCLAT) zusam­men­ge­legt wer­den soll.

Neu­er UCLAT-Chef, und damit ober­ster, fran­zö­si­scher Ter­ror­be­kämp­fer, ist seit 12. Febru­ar Amin Bou­tagha­ne. Der hoch­ran­gi­ge Poli­zei­of­fi­zier ist selbst ara­bi­scher Abstam­mung und Mus­lim. Bou­tagha­ne gilt als Vor­zei­ge­bei­spiel für die Inte­gra­ti­ons­pro­gram­me der fran­zö­si­schen Regie­run­gen. Er ist nicht nur Poli­zei­of­fi­zier, son­dern hat auch ein poli­ti­sches Man­dat inne als Mit­glied des Inte­gra­ti­ons­ra­tes der Regierung.

Gera­de in Frank­reich aber haben die Inte­gra­ti­ons­pro­gram­me, die von der Poli­tik am Schreib­tisch und mit ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen geschrie­ben wur­den, in der Wirk­lich­keit auf brei­ter Front versagt.

Text: Andre­as Becker
Bild: Wikicommons

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2 Kommentare

  1. Frank­reich ist ein abschrecken­des Bei­spiel wohin Rechts­po­si­ti­vis­mus und Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus schließ­lich hin­füh­ren müs­sen. Es hat als erstes damit begon­nen und wird als erstes auch dar­an ver­dient zugrun­de­ge­hen. Die­ser Bericht kann über­haupt nicht über­ra­schen. Und das ist auch mit­nich­ten eine Sache von „rechts“ und „links“. Da bei­de poli­ti­schen Lager Frank­reichs voll­kom­men die­ser Ideo­lo­gie anhän­gen, wel­che als „Wer­te der Repu­blik“ Tag für Tag beschwo­re wer­den. Auch der „rechts­extre­me“ Front Natio­nal ist ideo­lo­gisch ganz den Staats­prin­zi­pi­en Frank­reichs ver­haf­tet und typisch revo­lu­tio­när, bevor­mun­dend und lai­zi­stisch. Im End­ef­fekt nicht weni­ger sozia­li­stisch als sei­ne poli­ti­schen Mitbewerber.
    Die Tra­gik ist, daß Deutsch­land dem üblen Napo­le­on­chik Macron mit flie­gen­den Fah­nen nach­folgt anstatt die Bezie­hun­gen zu den Mit­tel­ost­eu­ro­pä­ern zu vertiefen.

  2. „Neu­er UCLAT-Chef, und damit ober­ster, fran­zö­si­scher Ter­ror­be­kämp­fer, ist seit 12. Febru­ar Amin Bou­tagha­ne. Der hoch­ran­gi­ge Poli­zei­of­fi­zier ist selbst ara­bi­scher Abstam­mung und Muslim.“
    Ein Moham­me­da­ner als Dschi­ha­di­sten-Bekämp­fer ist wie ein Fuchs, der einen Hüh­ner­stall beschüt­zen soll. War­um nur wol­len so vie­le das Wesen des Moham­me­da­nis­mus seit ca. 200 Jah­ren nicht mehr ver­ste­hen, denn das ist Vor­aus­set­zung, um die­sen Feind zu erkennen.

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