(Neu Delhi) An die tausend Anhänger der hindunationalistischen Studentenorganisation Akhil Bharatiya Vidyarthi Parishad belagerten gestern das katholische St. Mary’s Post Graduate College von Vidisha im Staat Madhya Pradesh. Die Hindunationalisten wollten die Christen zwingen, hinduistischen Gottheiten zu huldigen. Das Innenministerium mußte 400 Polizisten einsetzen, um die Ordnung wiederherzustellen.
Msgr. Theodore Mascarenhas, der Generalsekretär der Indischen Bischofskonferenz, sprach von Terrorismus:
„Das sind keine Nationalisten, das sind Ultranationalisten, Terroristen“.
Die Hindunationalisten wollten mit ihrer Blockade die katholischen Studenten zwingen, ein „Aarti“ für Bharat Mata zu halten, eine rituelle, hinduistische Votivgabe für „Mutter Indien“. Bharat Mata ist nicht nur ein Nationalsymbol als personifizierte Allegorie, sondern wird von den Hindu als Gottheit, konkret als eine Erscheinungsform der Göttin Durga verehrt. Aus christlicher Sicht handelt es also um einen heidnischen Götzen.
„Dieser Druck ist verfassungswidrig, antidemokratisch und verletzt unsere persönliche Freiheit“, so Bischof Mascarenhas. Zugleich dankte er Innenminister Rajnath Singh, der mit mehreren Hundertschaften der Polizei zum Schutz der christlichen Studenten eingegriffen hatte. „Es hätte etwas Schlimmes passieren können“, so der Bischof.
Akhil Bharatiya Vidyarthi Parishad ist die Studentenorganisation der hindunationalistischen Partei Bharatiya Janata Party (Indische Volkspartei). Indien wird seit 2014 von der BJP regiert, die als mitgliederstärkste Partei der Welt gilt. Auch Innenminister Rajnath Singh gehört der BJP an und mußte gestern gegen eine Jugendorganisation seiner eigenen Partei vorgehen. Dabei gilt er keineswegs als besonders gemäßigter Politiker.
Auch der Staat Madhya Pradesh, fast so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und mit fast ebenso vielen Einwohnern, wird seit 2003 von der BJP regiert.
„Immer wieder kommt es zu traurigen Episoden gegen die christliche Minderheit. Niemand kann uns zwingen, andere Gottheiten anzubeten. Wir zwingen niemanden, wollen aber auch nicht gezwungen werden. Nun ist die Situation wieder unter Kontrolle. Wir wissen aber nicht, was die Zukunft bringt.“
Mit diesen Worten bekräftigte Bischof Mascarenhas die Position der katholischen Bischöfe des Landes, die in einer Erklärungen zum Angriff auf die Adventssänger von Satna „von einer inakzeptablen Form des Terrorismus“ gesprochen hatten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews