Franziskus macht einen Witz über Jesus und besucht ein Grab


Papst Franziskus mit Pfarrer Julio Larrondo in der Pfarrei San Luis Beltran.
Papst Franziskus mit Pfarrer Julio Larrondo in der Pfarrei San Luis Beltran.

(Sant­ia­go de Chi­le) Für Papst Fran­zis­kus hat der letz­te Tag sei­nes Chi­le-Besu­ches begon­nen. Um 11.30 Uhr Orts­zeit beginnt auf dem Cam­pus Lobi­to sei­ne letz­te Hei­li­ge Mes­se auf chi­le­ni­schem Boden. Kurz vor Mit­ter­nacht mit­tel­eu­ro­päi­scher Zeit wird er die perua­ni­sche Haupt­stadt Lima errei­chen. Die erste Etap­pe in Chi­le führ­te ihn, außer­halb des Pro­gramms und auf sei­nen aus­drück­li­chen Wunsch hin, in eine Pfar­rei. Dabei sind drei Aspek­te bemer­kens­wert, die sich in das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat einfügen.

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In einer vom Erz­bis­tum Sant­ia­go de Chi­le ver­öf­fent­lich­ten Pres­se­mit­tei­lung berich­tet der Prie­ster Julio Lar­ron­do über den Besuch von Papst Fran­zis­kus in sei­ner Pfar­rei San Luis Bel­trán. Der Besuch scheint im offi­zi­ell ver­öf­fent­lich­ten Pro­gramm nicht auf. Fran­zis­kus stat­te­te den Besuch gleich am Mon­tag nach sei­ner Lan­dung ab.

Der Papst macht einen Witz über Jesus

In der genann­ten Pres­se­er­klä­rung schil­dert Don Lar­ron­do das Gespräch mit dem Papst. Fran­zis­kus habe ihm gesagt:

„Wir müs­sen Lärm machen“.

Das habe er sogar wie­der­holt: „Wir müs­sen Lärm machen, weil die ande­ren es nicht tun“.

„Dann habe ich ihn ein­ge­la­den, die Kir­che zu betre­ten, und er hat nein gesagt“,

Der Papst habe dem Pfar­rer erklärt, daß er des­halb die Kir­che nicht betre­ten wol­le, weil er dann in der Kapel­le der Nun­tia­tur beten werde:

„Weil der Herr die Gabe der All­ge­gen­wär­tig­keit besitzt“.

So die Begrün­dung von Fran­zis­kus, der dann gelacht habe, so der Priester:

„Wir haben alle mit ihm gelacht“.

Ein Ehren­gast, eine beson­ders geschätz­te oder mäch­ti­ge Per­sön­lich­keit macht einen Witz, und der Hof­staat lacht. Sehr mensch­lich, ohne auf die Qua­li­tät des Wit­zes einzugehen.

„Dann hat er mir gedankt und mich umarmt und gesagt: ‚Es war mein Wunsch, das Grab von Don Enri­que Alve­ar aufzusuchen‘.“

Bischof Enrique Alvear

Der Grund für den Besuch in der Pfar­rei von Puda­huel, einer direkt an Sant­ia­go de Chi­le angren­zen­den Stadt, war das Grab des „Bischofs der Armen“.

Papst Franziskus am Grab von Bischof Alvear
Papst Fran­zis­kus am Grab von Bischof Alvear

Don Enri­que Alve­ar (1916–1982) war ein chi­le­ni­scher Bischof, den Johan­nes XXIII. 1963 zum Weih­bi­schof von Tal­ca ernannt hat­te. Als sol­cher nahm er am Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil teil. 1965 mach­te ihn Paul VI. zum Bischof von San Felipe.

1974 wur­de er, im Alter von 58 Jah­ren, wie­der zum Weih­bi­schof, die­ses Mal von Sant­ia­go de Chi­le. Offi­zi­ell auf eige­nen Wunsch auf­grund sei­ner ange­schla­ge­nen Gesund­heit. Das ist nur ein Teil der Wahr­heit. Er wur­de abge­zo­gen, um in wegen sei­nes Kon­fron­ta­ti­ons­kur­ses mit der Mili­tär­jun­ta von Gene­ral Augu­sto Pino­chet aus der vor­der­sten Linie zu neh­men. Die Mili­tär­re­gie­rung zeig­te sich „besorgt“ über „lin­ke Infil­tra­tio­nen“ in der Kirche.

Kar­di­nal Raúl Sil­va Hen­rí­quez, der dama­li­ge Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le, hielt sei­ne schüt­zen­de Hand über ihm. Der Kar­di­nal hat­te Alve­ar zum Bischof geweiht und hol­te ihn nun als Weih­bi­schof in sei­ne Nähe, wo der Schutz am größ­ten war.

Kar­di­nal Sil­va, Prä­si­dent der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis, hat­te Ende der 60er Jah­re maß­geb­lich an der Annä­he­rung zwi­schen der Volks­front, bestehend aus Sozia­li­sten, Kom­mu­ni­sten und Radi­kal­li­be­ra­len, und den Christ­de­mo­kra­ten gear­bei­tet, die den Weg für den Auf­stieg von Sal­va­dor Allen­de frei­mach­te, der bei der Volks­wahl nur 36 Pro­zent erhal­ten hat­te, aber dann mit Hil­fe der Christ­de­mo­kra­ten vom Par­la­ment „bestimmt“ wur­de. Für sei­nen Ein­satz für die von der Mili­tär­re­gie­rung poli­tisch Ver­folg­ten erhielt der Kar­di­nal 1978 den Men­schen­rechts­preis der Ver­ein­ten Nationen.

Bischof Enrique Alvear
Bischof Enri­que Alvear

Alve­ar scheint zwar nicht unter den Unter­zeich­nern des Kata­kom­ben­pak­tes von 1965 auf, der am Ende des Kon­zils von 40 Kon­zils­vä­tern im Geist der Befrei­ungs­theo­lo­gie geschlos­sen wur­de, wird aber die­sem Papst zugerechnet.

Der letz­te, noch leben­de Unter­zeich­ner des Pak­tes, Bischof Lui­gi Bet­taz­zi („Jesus ist pro­gres­siv“), den Paul VI. auf Wunsch des pro­gres­si­ven Kon­zils­mo­de­ra­tors Kar­di­nal Ler­ca­ro zu sei­nem Weih­bi­schof mach­te, erklär­te 2015, Papst Fran­zis­kus set­ze den Pakt um.

Msgr. Alve­ar bemüh­te sich nicht nur um Nach­bar­schafts­hil­fe, die Armen, die Men­schen­rech­te und poli­ti­sche Gefan­ge­ne. Er hat­te mit der Volks­front­re­gie­rung Allen­des sym­pa­thi­siert. Das hat­te sei­nen Grund. Das ändert nichts an sei­nen Ver­dien­sten um die Opfer der Militärdiktatur.

Zu den Grün­dun­gen von Msgr. Alve­ar gehö­ren die Ser­vici­os para el Desa­rol­lo de los Jóve­nes (SEDEJ), deren Betä­ti­gungs­feld, trotz des Namens, die gesam­te Bevöl­ke­rung umfaßt und von Anfang an unter dem Ein­fluß der Befrei­ungs­theo­lo­gie von Gustavo Gut­ier­rez und von Leo­nar­do Boff standen.

Zu den Grün­dun­gen von Kar­di­nal Sil­va Hen­rí­quez gehör­te die Aka­de­mie des christ­li­chen Huma­nis­mus, an der auch Bischof Alve­ar aktiv wurde.

In sei­ner Zeit als Weih­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le kam er mit der Pfar­rei San Luis Bel­trán in Kon­takt, wo man ziem­lich ähn­lich dach­te wie er. Obwohl nach sei­nem Tod 1982 in Quin­ta Nor­mal begra­ben, erfolg­te 2008 die Über­füh­rung sei­ner sterb­li­chen Über­re­ste nach Puda­huel, wo sein Grab seit­her frei zugäng­lich ist.

2011 lei­te­te Erz­bi­schof Ricar­do Kar­di­nal Ezza­ti auf Wunsch der Enri­que Alve­ar Urru­tia Stif­tung ein Selig­spre­chungs­ver­fah­ren ein, das seit 2014 in Rom anhän­gig ist. Postu­la­tor ist der Jesu­it Pascual Cebollada Silvestre.

Bischof Horacio Valenzuela

Der drit­te Aspekt des Papst­be­su­ches ist, daß von 1990–1995 dort der heu­ti­ge Bischof Hora­cio Valen­zue­la Pfar­rer war. Valen­zue­la ist einer der drei Bischö­fe, die aus der Schu­le von Fer­nan­do Kara­di­ma her­vor­gin­gen und im Zusam­men­hang mit ihm öffent­lich in die Kri­tik gera­ten sind. Der Fall Kara­di­ma, jenes Prie­sters, der des sexu­el­len Miß­brauchs an Jugend­li­chen über­führt wur­de, ist der größ­te Skan­dal der chi­le­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te, der das Anse­hen der Kir­che schwer beschä­digt hat.

Valen­zue­la wur­de nach sei­ner Pfarr­seel­sor­ge, in der Pfar­rei San Luis Bel­trán berich­tet man nur Gutes über ihn, zum Weih­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le ernannt und ist heu­te Bischof von Tal­ca. Ein ande­rer der drei, Msgr. Juan Bar­ros Madrid, den Papst Fran­zis­kus zum Bischof von Osor­no ernann­te, steht im Mit­tel­punkt von Pro­te­sten gegen Franziskus.

Der Papst hält unbe­irrt an der Ernen­nung fest.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: SIR (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Was für ein Vor­bild ist doch die­ser Bischof von Rom. Wenn er schon kei­ne Lust mehr hat, eine Kir­che zu besu­chen, dann soll er doch end­lich ver­schwin­den. Am besten in den Ruhe­stand und weit weg von einer gepei­nig­ten und gede­mü­tig­ten Kir­che, die er bekämpft und ver­höhnt. Es tut mir leid, aber die­ser Mann ist eine Schan­de. Er hat kei­nen Fun­ken katho­li­sches Emp­fin­den in sich. Das Ein­zi­ge, was noch ent­fernt an einen Papst erin­nert, ist sei­ne Klei­dung. Aber viel­leicht taucht er dem­nächst im wei­ßen Anzug mit roter Kra­wat­te auf. Ich erin­ne­re mich gut, wie nach sei­ner Wahl sei­ne Ver­tei­di­ger hier auf die­ser Sei­te beton­ten, alles sei nur Äußer­lich­keit. Nein- das Äuße­re lässt tie­fe Rück­schlüs­se auf das Inne­re zu. Und das lässt einen bei Berg­o­glio gruseln.

  2. Wahr­schein­lich hat Berg­o­glio die­sen Theo­lo­gen studiert:
    „Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung oder stil­le Besu­chung in der Kir­che kann sinn­vol­ler­wei­se nicht ein­fach Unter­hal­tung mit dem lokal zir­kumskrip­tiv prä­sent gedach­ten Gott sein. Aus­sa­gen wie „Hier wohnt Gott“ und das auf sol­che Wei­se begrün­de­te Gespräch mit dem lokal gedach­ten Gott drücken eine Ver­ken­nung des chri­sto­lo­gi­schen Geheim­nis­ses wie des Got­tes­be­grif­fes aus, die den den­ken­den und um die All­ge­gen­wart Got­tes wis­sen­den Men­schen not­wen­dig abstößt.

    Wenn man das In-die-Kir­che-Gehen damit begrün­den woll­te, daß man den nur dort anwe­sen­den Gott besu­chen müs­se, so wäre dies in der Tat eine Begrün­dung, die kei­nen Sinn hät­te und vom moder­nen Men­schen mit Recht zurück­ge­wie­sen wer­den wür­de.“ (J. Ratz­in­ger, Die sakra­men­ta­le Begrün­dung christ­li­cher Exi­stenz, 1974)

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