Papst verharmlost erneut islamischen Terrorismus


Päpstlicher Reflex? Wann immer Papst Franziskus auf den islamischen Terrorismus angesprochen wird, reagiert er mit Kritik an Katholiken, die er den Dschihadisten gleichsetzt.
Päpstlicher Reflex? Wann immer Papst Franziskus auf den islamischen Terrorismus angesprochen wird, reagiert er mit Kritik an Katholiken, die er den Dschihadisten gleichsetzt.

(Rom) Papst Fran­zis­kus beharrt dar­auf: Auch unter Katho­li­ken gibt es „Fun­da­men­ta­li­sten“, die wie die Dschi­ha­di­sten und die Ter­ror­mi­liz Isla­mi­scher Staat (IS) seien.

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Auf dem Rück­flug von Ban­gla­desch nach Rom stell­te sich das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt am Sams­tag erneut den Fra­gen der mit­rei­sen­den Jour­na­li­sten. Auf den Islam und die Gewalt ange­spro­chen, sprach Fran­zis­kus über „fun­da­men­ta­li­sti­sche Katho­li­ken“. Papst Fran­zis­kus ist über­zeugt, daß es auch inner­halb der Katho­li­zi­tät „Fun­da­men­ta­li­sten“ gebe, die mit dem Isla­mi­schen Staat (IS) zu ver­glei­chen seien.

Wird der Papst auf Islam und Gewalt angesprochen, kritisiert er Katholiken

Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz
Papst Fran­zis­kus bei der flie­gen­den Pressekonferenz

Die Katho­li­ken­schel­te wur­de von Fran­zis­kus nicht zum ersten Mal vor­ge­tra­gen. Bereits auf dem Rück­flug vom Welt­ju­gend­tag 2016 in Polen hat­te sich bei der flie­gen­den Pres­se­kon­fe­renz das glei­che Sze­na­rio abge­spielt. Als ihn ein Jour­na­list auf den isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus ansprach und wis­sen woll­te, war­um der Papst es mei­det, den Islam beim Namen zu nen­nen, sprach Fran­zis­kus über „gewalt­tä­ti­ge Katho­li­ken“ und Schwie­ger­mut­ter­mör­der. Der Ver­gleich löste Stau­nen, Ent­täu­schung und Ärger aus.

Damals hat­ten gera­de IS-Ter­ro­ri­sten in einem Ritu­al­mord den Prie­ster Jac­ques Hamel wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se am Altar ermor­det. Fran­zis­kus wur­de vom fran­zö­si­schen Jour­na­li­sten Antoine-Marie Izo­ard von Media gefragt, war­um er, wenn er von isla­mi­schen Gewalt­ta­ten spricht, „immer von Ter­ro­ri­sten, aber nie vom Islam“ spreche:

„Sie benut­zen nie das Wort ‚Islam‘“.

Fran­zis­kus ant­wor­te­te mit dem berüch­tig­ten Ver­gleich von „gewalt­tä­ti­gen“ Katho­li­ken, die ihre Ver­lob­te oder die Schwie­ger­mut­ter umbräch­ten und daher wie die isla­mi­schen Ter­ro­ri­sten seien.

Wört­lich sag­te der Papst (hier zitiert nach der offi­zi­el­len deut­schen Über­set­zung des Vatikans):

„Es gefällt mir nicht, von isla­mi­scher Gewalt zu spre­chen, denn jeden Tag, wenn ich die Zei­tun­gen durch­blät­te­re, sehe ich Gewalt, hier in Ita­li­en: Der eine bringt sei­ne Ver­lob­te um, ein ande­rer bringt die Schwie­ger­mut­ter um… Und das sind gewalt­tä­ti­ge getauf­te Katho­li­ken! Es sind gewalt­tä­ti­ge Katho­li­ken… Wenn ich von isla­mi­scher Gewalt sprä­che, müss­te ich auch von katho­li­scher Gewalt spre­chen. Nicht alle Mus­li­me sind gewalt­tä­tig; nicht alle Katho­li­ken sind gewalt­tä­tig. Es ist wie ein Obst­sa­lat, da ist alles drin, es gibt Gewalt­tä­ter in die­sen Reli­gio­nen. Eine Sache ist wahr: Ich glau­be, dass es in fast allen Reli­gio­nen immer eine klei­ne fun­da­men­ta­li­sti­sche Grup­pie­rung gibt. Fun­da­men­ta­li­stisch. Bei uns gibt es sie. Und auch wenn der Fun­da­men­ta­lis­mus so weit geht zu töten – man kann aber mit der Zun­ge töten, und das sagt der Apo­stel Jako­bus und nicht ich, und auch mit dem Mes­ser – glau­be ich, dass es nicht rich­tig ist, den Islam mit Gewalt gleich­zu­set­zen. Das ist nicht rich­tig, und es ist nicht wahr! Ich hat­te ein lan­ges Gespräch mit dem Groß­i­mam der Al-Azhar-Uni­ver­si­tät, und ich weiß, was sie den­ken: Sie suchen den Frie­den, die Begeg­nung. Der Nun­ti­us eines afri­ka­ni­schen Lan­des sag­te mir, dass es in der Haupt­stadt vor der Hei­li­gen Pfor­te für das Jubi­lä­um immer eine Men­schen­schlan­ge gibt. Es ist immer voll! Eini­ge gehen in die Beicht­stüh­le, ande­re beten in den Kir­chen­bän­ken. Aber die mei­sten gehen ganz nach vorn, um am Altar der Got­tes­mut­ter zu beten: Es sind Mus­li­me, die das Jubi­lä­um fei­ern wol­len. Es sind Brü­der. Als ich in Zen­tral­afri­ka war, bin ich zu ihnen gegan­gen, und der Imam ist sogar auf das Papa­mo­bil gestie­gen. Man kann gut zusam­men­le­ben. Es gibt jedoch klei­ne Grup­pen von Fun­da­men­ta­li­sten. Und ich fra­ge mich auch, wie vie­le jun­ge Men­schen – wie vie­le jun­ge Men­schen! –, die wir Euro­pä­er ohne Idea­le gelas­sen haben, die kei­ne Arbeit haben, die sich den Dro­gen, dem Alko­hol zuwen­den, hin­ge­hen und sich den fun­da­men­ta­li­sti­schen Grup­pie­run­gen anschlie­ßen. Ja, wir kön­nen sagen, dass der soge­nann­te »IS« ein isla­mi­scher Staat ist, der gewalt­tä­tig auf­tritt, denn wenn er uns sei­ne Iden­ti­tät zeigt, dann zeigt er uns, wie er an der liby­schen Küste Ägyp­tern den Hals durch­schnei­det oder Ähn­li­ches. Aber das ist eine klei­ne fun­da­men­ta­li­sti­sche Grup­pie­rung, die sich IS nennt. Man kann jedoch nicht sagen – ich glau­be, das ist nicht wahr und nicht rich­tig –, dass der Islam ter­ro­ri­stisch ist.“

Von „gewalttätigen“ und „fundamentalistischen Katholiken“

Beson­ders erstaunt es daher, daß der Papst nun auf dem Rück­flug von Ban­gla­desch von sich aus die Ter­ror­mi­liz Isla­mi­scher Staat (IS) und die Dschi­ha­di­sten nament­lich erwähn­te. Vor allem der Kon­text irri­tiert. Fran­zis­kus mei­det es bei offi­zi­el­len Anläs­sen peni­bel im Zusam­men­hang mit dem isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus, den Islam oder die Täter, eben den Isla­mi­schen Staat (IS) oder ande­re Dschi­ha­di­sten beim Namen zu nen­nen. Um aber Kri­tik an fik­ti­ven oder tat­säch­lich exi­stie­ren­den, „fun­da­men­ta­li­sti­schen Katho­li­ken“ zu üben, hat das Kir­chen­ober­haupt kei­ne Scheu, die isla­mi­schen Gewalt­ver­bre­cher zu erwäh­nen und die von ihm kri­ti­sier­ten Katho­li­ken mit den Dschi­ha­di­sten auf eine Stu­fe zu stellen.

Der RAI-Jour­na­list Enzo Romeo frag­te den Papst am Sams­tag zur Kri­se der isla­mi­schen Roh­in­gya im bir­ma­ni­schen Staat Rak­haing und nach der Gefahr einer Inter­ven­ti­on durch „Dschi­had-Grup­pen, Al-Qai­da, Isla­mi­scher Staat (IS)“.

Die Ant­wort von Papst Franziskus:

„Es gab Ter­ror­grup­pen, die ver­sucht haben, die Situa­ti­on der Roh­in­gya, die fried­li­chen Leu­te sind, aus­zu­nüt­zen. Wie in allen Eth­ni­en und allen Reli­gio­nen gibt es immer auch eine fun­da­men­ta­li­sti­sche Grup­pe. Auch wir Katho­li­ken haben sie. Die Mili­tärs recht­fer­ti­gen ihre Inter­ven­ti­on mit die­sen Grup­pen. Ich habe mich ent­schie­den, nicht mit die­sen Leu­ten zu reden. Ich habe ent­schie­den, mit den Opfern die­ser Leu­te zu spre­chen. Die Opfer waren das Volk der Roh­in­gya, das einer­seits die­se Dis­kri­mi­nie­rung erlit­ten, ande­rer­seits von den Ter­ro­ri­sten ver­tei­digt wur­de. Die Armen! Die Regie­rung von Ban­gla­desch ver­folgt eine sehr star­ke Kam­pa­gne – wie mir die Mini­ster gesagt haben – der Null-Tole­ranz gegen­über dem Ter­ro­ris­mus, und nicht nur wegen die­ser Fra­ge, son­dern auch um ande­re zu ver­hin­dern. Jene, die sich in die Rei­hen des IS ein­ge­tre­ten sind, wenn sie auch Roh­in­gya sind, sind nur ein klei­nes, extre­mi­sti­sches, fun­da­men­ta­li­sti­sches Grüpp­chen. Das aber machen die Extre­mi­sten: Sie recht­fer­ti­gen die Inter­ven­ti­on, die Gute und Schlech­te ver­nich­tet hat.“

Secre­tum meum mihi schrieb dazu:

„Wenn jemand so freund­lich ist, uns Photos/​Videos von den angeb­li­chen katho­li­schen Fun­da­men­ta­li­sten zu schicken, die gera­de Ter­ror­ak­tio­nen ver­üben, die mit jenen ver­gleich­bar sind, mit denen der Papst sie ver­gleicht, wür­den wir sie ger­ne veröffentlichen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews/Vatican.va (Screen­shot)

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