Nunzio Galantino soll nach Gerüchten aus Rom neuer Erzbischof von Bari werden


Nunzio Galantino: Durch zu eifrige Umsetzung der päpstlichen Wünsche in der Gunst gesunken?
Nunzio Galantino: Durch zu eifrige Umsetzung der päpstlichen Wünsche in der Gunst gesunken?

(Rom) Die Gerüch­te­kü­che über Umbe­set­zun­gen, Ent­las­sun­gen und Weg­be­för­de­run­gen an der Römi­schen Kurie bro­delt der­zeit. Ent­spre­chen­de Mel­dun­gen betref­fen unter ande­rem Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein, der­zeit Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses, und Msgr. Gui­do Marini, den Päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­ster. Aber auch Bischof Nun­zio Galan­ti­no, der von Fran­zis­kus ernann­te Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, der wenig rühm­lich in Erschei­nung getre­ten ist, soll gerüch­te­wei­se aus Rom weg­be­för­dert werden.

Der „Mann des Papstes“

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Msgr. Galan­ti­no wur­de Ende 2011 zum Bischof der klei­nen Diö­ze­se Cass­a­no all’Jonio in Kala­bri­en ernannt. Zuvor lehr­te der zwei­fach pro­mo­vier­te Phi­lo­soph und Theo­lo­ge an der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät für Süd­ita­li­en Theo­lo­gi­sche Anthro­po­lo­gie. Im Herbst 2013 wur­de Papst Fran­zis­kus auf ihn auf­merk­sam und ernann­te ihn zum Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Da der Papst als Bischof von Rom die­ser Bischofs­kon­fe­renz ange­hört, steht ihm das Ernen­nungs­recht sowohl des Vor­sit­zen­den als auch des Gene­ral­se­kre­tärs zu.

Galantino mit Papst Franziskus
Galan­ti­no mit Papst Franziskus

Den von Bene­dikt XVI. ernann­ten Vor­sit­zen­den, Ange­lo Kar­di­nal Bag­nas­co, woll­te Fran­zis­kus aus Image­grün­den nicht abset­zen, weil dies einen zu augen­schein­li­chen Bruch mit sei­nem Vor­gän­ger bedeu­tet hät­te. Daher setz­te er im zwei­ten Glied an. Die Ernen­nung des Gene­ral­se­kre­tärs fand erwar­tungs­ge­mäß kaum öffent­li­che Beach­tung. Mit Galan­ti­no als „Mann des Pap­stes“ blieb Kar­di­nal Bag­nas­co zwar (vor­erst) wei­ter im Amt, war aber entmachtet.

Unter­des­sen berei­te­te Fran­zis­kus die Nach­fol­ge Bag­nas­cos vor. Im Febru­ar 2014 ernann­te er über­ra­schend den Erz­bi­schof von Peru­gia, Msgr. Gual­tie­ro Bas­set­ti, zum Kar­di­nal. Im Mai 2017 ernannt er ihn zum neu­en Vor­sit­zen­den der Bischofskonferenz.

Seit­her deu­ten sich Macht­kon­flik­te an. Mit der Ernen­nung Bas­set­tis war nicht mehr Galan­ti­no der Mann des Pap­stes in der Bischofs­kon­fe­renz. Die Zei­ten, „als ihn Papst Fran­zis­kus zum Gene­ral­se­kre­tär und fak­tisch zu sei­nem ein­zi­gen Statt­hal­ter ernann­te mit der Wir­kung, daß jedes Wort und jede Ent­schei­dung von ihm wog, als kämen sie vom Papst selbst“, wie der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster Mit­te Okto­ber schrieb, sind offen­bar vorbei.

Hang zum Politischen mit seltsamen Wortmeldungen

Galantino mit Eugenio Scalfari
Galan­ti­no mit Euge­nio Scalfari

Bischof Galan­ti­no war bis­her vor allem durch drei Din­ge auf­ge­fal­len. Ein­mal durch die har­te Hand, mit der er die Medi­en der Bischofs­kon­fe­renz auf päpst­li­chen Kurs mit deut­lich pro­gres­si­vem Zun­gen­schlag trimm­te. Dazu gehör­te auch eine Distan­zie­rung von der Lebens­rechts­be­we­gung. Dann durch sei­nen Hang zu poli­ti­schen Inter­ven­tio­nen. Er han­del­te hin­ter den Kulis­sen, offen­bar mit Zustim­mung des Vati­kans, den „Kom­pro­miß“ mit der ita­lie­ni­schen Links­re­gie­rung zur „Homo-Ehe“ aus, wäh­rend zwei Mil­lio­nen Katho­li­ken und Men­schen guten Wil­lens, die Ende Janu­ar 2016 in Rom für Ehe und Fami­lie und gegen „Homo-Ehe“ und Gen­der-Ideo­lo­gie demon­strier­ten, im „Regen ste­hen­ge­las­sen“ wur­den. Und schließ­lich noch durch selt­sa­me Wortmeldungen.

Im Juli 2016 hielt er beim Welt­ju­gend­tag in Kra­kau Jugend­li­chen eine Kate­che­se, die als Bibel­fäl­schung in die Anna­len ein­ging. Galan­ti­no behaup­te­te, daß durch das Gebet Abra­hams Sodom vor der Zer­stö­rung geret­tet wor­den sei. In Wirk­lich­keit wer­den die Städ­te Sodom und Gomor­rha in der bibli­schen Erzäh­lung wegen der Sün­den­g­reu­el ihrer Bewoh­ner ver­nich­tet. Galan­ti­nos Neu­erfin­dung der Geschich­te wur­de als Ent­ge­gen­kom­men gegen­über der Gen­der-Ideo­lo­gie gewer­tet, denn die Haupt­sün­de, die zur Zer­stö­rung der bei­den Städ­te führ­te, war die Homosexualität.

Galantinos Luther-Hörigkeit

Im ver­gan­ge­nen Okto­ber woll­te auch Bischof Galan­ti­no sei­nen Bei­trag zur Annä­he­rung der katho­li­schen Kir­che an Luthers „Refor­ma­ti­on“ lei­sten. Bei einer Tagung an der Late­ran­uni­ver­si­tät gab der Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz einen Aus­zug aus einer Luther-Pre­digt von 1522 wie­der. Vor allem aber nahm er sie für bare Münze.

Galantino und Luther
Galan­ti­no und Luther

Galan­ti­nos Luther-Zitat:

„Wäh­rend ich geschla­fen habe, hat Got­tes Wort es gemacht, daß der Papst gestürzt ist.“

Das Ori­gi­nal­stel­le in Luthers Predigt:

„Ich habe allein Got­tes Wort getrie­ben, gepre­digt und geschrie­ben, sonst habe ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschla­fen habe, wenn ich Wit­ten­ber­gi­sches Bier mit mei­nem Phil­ipp [Melan­chthon] und Ams­dorff getrun­ken habe, so viel getan, daß das Papst­tum so schwach gewor­den ist. Ich hab nichts getan, das Wort hat es alles gewirkt und ausgerichtet.“

Gala­ti­no schloß aus die­ser Luther-Predigt:

„Die von Mar­tin Luther vor 500 Jah­ren aus­ge­lö­ste Refor­ma­ti­on war ein Ereig­nis des Hei­li­gen Gei­stes. Luther selbst hat sich nicht für den Urhe­ber der Refor­ma­ti­on gehal­ten, indem er schrieb: ‚wäh­rend ich geschla­fen habe, hat Gott die Kir­che refor­miert‘. Die Refor­ma­ti­on ent­spricht der Wahr­heit, die in der For­mel ‚Eccle­sia sem­per refor­man­da‘ aus­ge­drückt ist.“

Weil Luther 1522 in einer Pre­digt behaup­te­te, der Hei­li­ge Geist habe die gan­ze Refor­ma­ti­on gemacht, ist es für Bischof Galan­ti­no tat­säch­lich so. Soviel Luther-Hörig­keit fin­det man nicht ein­mal ansatz­wei­se unter heu­ti­gen luthe­ri­schen Amts­trä­gern. Ist der katho­li­sche Bischof im Jahr 2017 gar der wort­gläu­big­ste Anhän­ger Luthers? Wahr­schein­li­cher ist, daß es Galan­ti­no Papst Fran­zis­kus ein­fach nur beson­ders recht­ma­chen wollte.

Übereifrige Papsttreue?

Die­ser Über­ei­fer in der Inter­pre­ta­ti­on päpst­li­cher Wün­sche scheint Galan­ti­nos Abstieg ein­ge­läu­tet zu haben. Vor andert­halb Mona­ten schrieb San­dro Magister:

„Daß Gala­ti­no die päpst­li­che Gunst ver­lo­ren hat, ist immer offensichtlicher.“

Am 2. Dezem­ber stell­te die Inter­net­zei­tung La Fede Quo­ti­dia­na nun die Frage:

„Wird Nun­zio Galan­ti­no näch­ster Erz­bi­schof von Bari?“

Galantino mit Alberto Melloni (Schule von Bologna, rechts)
Galan­ti­no mit Alber­to Mel­lo­ni (Schu­le von Bolo­gna, rechts)

Bari ist nach Nea­pel das bedeu­tend­ste Bis­tum Süd­ita­li­ens. In der apu­li­schen Stadt wer­den die Reli­qui­en des hei­li­gen Niko­laus von Myra auf­be­wahrt, die zu den bedeu­tend­sten der Chri­sten­heit zäh­len. Der Gedenk­tag des in zwei Tagen die Kir­che und in den katho­li­schen Gegen­den des deut­schen Sprach­rau­mes auch ganz beson­ders die Kin­der feiern.

Es wird sich zei­gen, ob Papst Fran­zis­kus in die­se Rich­tung denkt, oder ob es nur eini­ge Kir­chen­krei­se sind, die Galan­ti­no aus sei­ner jet­zi­gen Posi­ti­on ent­fer­nen möch­ten. Für ihn wird ins Feld geführt, daß er selbst aus Apu­li­en stammt. Er wur­de im August 1948 in der Nor­man­nen-Grün­dung Ceri­gno­la in der Pro­vinz Fog­gia gebo­ren. Bis zu sei­ner Bischofs­er­nen­nung wirk­te er in sei­nem Hei­mat­ort und in Bari. Vor allem gilt ja eines: Galan­ti­no ist Papst Fran­zis­kus treu erge­ben. Papst Fran­zis­kus ver­folgt wie kein ande­rer Papst der jün­ge­ren Kir­chen­ge­schich­te das Ziel,  eine Kurs­än­de­rung durch Per­so­nal­ent­schei­dun­gen zu erreichen.

Der amtie­ren­de Erz­bi­schof von Bari, Msgr. Fran­ces­co Cacuc­ci, der im Zusam­men­hang mit der Wall­fahrt von Reli­qui­en des hei­li­gen Niko­laus nach Ruß­land auch inter­na­tio­nal bekannt wur­de, voll­endet am 26. April 2018 sein 75. Lebens­jahr. Folgt man der Pra­xis von Papst Fran­zis­kus, dürf­te er somit in weni­gen Mona­ten eme­ri­tiert wer­den. Cacuc­ci gehört weder zum enge­ren Kreis der Berg­o­glia­ner noch herrscht in Bari eine beson­de­re Situa­ti­on, die eine Ver­län­ge­rung im Amt aus der Sicht des Pap­stes emp­feh­lens­wert oder not­wen­dig erschei­nen ließe.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Dio­ce­si Cass­a­no all’Jonio/Campanadelvillaggio/formiche.net/

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