Gaudete: Essen und Trinken in der Kirche


"Laßt uns essen und trinken" (1 Kor 15,32). Kirche als Speisesaal mißbraucht.
"Laßt uns essen und trinken" (1 Kor 15,32). Kirche als Speisesaal mißbraucht.

(Rom) Die Gemein­schaft Sant’Egidio mach­te es vor (für die Armen), Papst Fran­zis­kus schloß sich an (für die Flücht­lin­ge, Migran­ten, Armen, Alten) und nun kom­men auch ein­fa­che Pfar­rei­en auf den Geschmack (für alle), aus dem Haus Got­tes einen Spei­se­saal zu machen. Inner­halb von nicht ein­mal 50 Jah­ren wur­de aus dem hei­li­gen Meß­op­fer das Abend­mahl, und aus dem Abend­mahl ein rich­ti­ges Mahl. Oder hat­te da jemand etwas miß­ver­stan­den? Das Ergeb­nis ist eine Kir­chen­schän­dung im offi­zi­el­len Gewand.

Bologna: Mittagessen mit dem Papst
Bolo­gna: Mit­tag­essen mit dem Papst
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In der Pfar­rei zum hei­li­gen Augu­sti­nus von Fer­ra­ra wur­de der Gau­de­te-Sonn­tag mehr als wört­lich genom­men. Der Zuruf des Apo­stels Pau­lus an die Phil­ip­per (4,4) Gau­de­te in Domi­no sem­per, „Freut euch im Herrn alle­zeit“, nach dem der Drit­te Advents­sonn­tag benannt ist, ver­an­laß­te die Pfarr­ver­ant­wort­li­chen zu einer „beson­de­ren“, aber pro­fa­nen und pro­fa­nie­ren­den Initiative.

 

Die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen (und wer woll­te) wur­den am 17. Dezem­ber in die Kir­che zum Mit­tag­essen eingeladen.

Die sich am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in der Kir­che ein­fan­den, um sie für einen Sonn­tags­schmaus zu miß­brauch­ne, waren „kei­ne Erd­be­ben- oder Über­schwem­mungs­op­fer, kei­ne Obdach­lo­sen, kei­ne Flücht­lin­ge“, so Mes­sa in Lati­no. „Jemand könn­te den­ken, der Pfar­rer hat­te eine schlech­te Idee, aber der arme Erz­bi­schof wuß­te nichts davon!“ Weit gefehlt. Pfar­rer und Erz­bi­schof fei­er­ten fröh­lich mit, als wür­de es sich um die nor­mal­ste Sache der Welt han­deln. Die Kir­che als Wirts­haus. Prost Mahlzeit!

„Wir begrei­fen die Not­wen­dig­keit sol­cher Initia­ti­ven ein­fach nicht“, so Mes­sa in Lati­no. „Einst waren die Kir­chen die ein­zi­gen gro­ßen Gebäu­de, die eine ent­spre­chen­de Zahl von Men­schen fas­sen konn­ten. Heu­te hin­ge­gen hat jede Pfar­rei ihren Pfarr­saal und in jeder Gemein­de gibt es Kul­tur- und Ver­an­stal­tungs­zen­tren. Und Restau­rants und Gast­häu­ser gibt es ohne­hin zahl­reich. War­um also ohne jede Not in der Kirche?“

Soll damit bewie­sen wer­den, daß die Kir­che „doch noch“ eine gewis­se Nütz­lich­keit hat? Als Spei­se­saal? Jeder Anlaß scheint geeig­net. Das Pfarr­pa­tro­zi­ni­um wäre im August, aber Gau­de­te tut es auch.

Ist es vor­stell­bar, daß Jesus mit sei­nen Jün­gern im Jeru­sa­le­mer Tem­pel getrun­ken und geges­sen, gar gezecht hät­ten? Jede katho­li­sche Kir­che ist der Tem­pel von Jeru­sa­lem und sogar noch hei­li­ger. In ihr wird Chri­stus selbst auf­be­wahrt, Gott ist tat­säch­lich gegen­wär­tig. Der Jeru­sa­le­mer Tem­pel war leer, nach­dem die Bun­des­la­de ver­lo­ren­ge­gan­gen war, und doch war er das Aller­hei­lig­ste des jüdi­schen Volkes.

Ferrara, das Bistum von Erzbischof Negri

Die Kir­chen­schän­dung ereig­ne­te sich im Erz­bis­tum Fer­ra­ra, das bis vor kur­zem von einem der pro­fi­lier­te­sten Bischö­fe Ita­li­ens gelei­tet wur­de. Erz­bi­schof Lui­gi Negri war von Papst Bene­dikt XVI. ernannt wor­den. Von Papst Fran­zis­kus wur­de er mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res sofort eme­ri­tiert. Msgr. Negri ist ein Mann der kla­ren Wor­te. Kaum war Fran­zis­kus gewählt, began­nen bestimm­te Krei­se ein Kes­sel­trei­ben gegen den Erz­bi­schof. Dabei wur­de auch vor nie­der­träch­ti­gen Metho­den nicht halt­ge­macht, um ihn zu diskreditieren.

Ferraras neuer Erzbischof Perego
Fer­ra­ras neu­er Erz­bi­schof Perego

Zum Nach­fol­ger ernann­te Fran­zis­kus Msgr. Gian Car­lo Pere­go. „Eine typi­sche Berg­o­glio-Ernen­nung“, so Mes­sa in Lati­no sei­ner­zeit. Pere­go kam aus der Cari­tas und war der Migran­ten­be­auf­trag­te der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Er wur­de vom Papst-Ver­trau­ten Nun­zio Galan­ti­no, dem Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­kon­fe­renz, geför­dert. Für Pere­go warb auch der Cari­tas-Direk­tor von Bolo­gna, Don Gio­van­ni Nico­li­ni, der wie­der­um der pro­gres­si­ven Schu­le von Bolo­gna nahe­steht. Das pro­gres­si­ve Milieu mach­te für ihn mobil.

In die­sen Krei­sen herrsch­te, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, regel­rech­tes Tri­umph­ge­heul, als Fran­zis­kus Erz­bi­schof Negri eme­ri­tier­te. Im Erz­bis­tum Fer­ra­ra wur­de durch Umbe­set­zung an der Kir­chen­spit­ze die wert­vol­le Pha­se der Erneue­rung, die durch Erz­bi­schof Negri ein­ge­lei­tet wur­de, zu früh abge­würgt. Und das lei­der mit Absicht.

Am 15. Febru­ar 2017 wur­de Msgr. Pere­go zum neu­en Erz­bi­schof von Fer­ra­ra-Com­ac­chio ernannt. Am 6. Mai fand sei­ne Bischofs­wei­he statt und am 3. Juni nahm er von sei­nem Bis­tum kano­nisch Besitz. Am 17. Dezem­ber aß und trank er mit Pfarr­an­ge­hö­ri­gen in einer Pfarrkirche.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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