Verheiratetes Priestertum: Darüber kann man reden


Eucharistie als Recht aller Gläubigen. So sieht es Kardinal Beniamino Stella.
Eucharistie als Recht aller Gläubigen. So sieht es Kardinal Beniamino Stella.

(Rom) Kar­di­nal Benia­mi­no Stel­la, von Papst Fran­zis­kus ernann­ter Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, gab der spa­ni­schen Inter­net­sei­te Alfa y Ome­ga ein Inter­view, in dem er auf die päpst­li­che Agen­da ange­spro­chen wur­de, den Prie­ster­zö­li­bat auf­zu­he­ben und ver­hei­ra­te­te Män­ner zur Prie­ster­wei­he zuzulassen.

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Seit Ende 2015 berich­ten nam­haf­te Stim­men, daß Papst Fran­zis­kus mit dem Prie­ster­zö­li­bat ähn­li­ches vor­ha­be wie mit den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen beim Ehe­sa­kra­ment. Jüngst wur­den von offi­zi­el­len katho­li­schen Medi­en ver­schie­de­ne Arti­kel ver­öf­fent­licht, die das Gegen­teil behaup­te­ten. Wie die­se Arti­kel zustan­de kamen und ob sie absicht­lich aus­ge­streut wur­den, um in fal­scher Sicher­heit zu wie­gen, kann der­zeit nicht gesagt wer­den. Tat­sa­che ist, daß die Signa­le des Pap­stes und vor allem sei­nes Umfel­des in eine ganz ande­re Rich­tung gehen.

Mit der Ankün­di­gung, eine Son­der­syn­ode für das Ama­zo­nas-Becken ein­zu­be­ru­fen, wer­den kon­kre­te Schrit­te in Rich­tung ver­hei­ra­te­tes Prie­ster­tum unter­nom­men und wie bei der Unauf­lös­lich­keit der Ehe ein wei­te­rer Bruch mit einer zwei­tau­send­jäh­ri­gen, direkt auf Chri­stus zurück­ge­hen­de Tra­di­ti­on vorbereitet.

Der Okto­ber 2019 steht schnel­ler vor der Tür als gedacht.Wer dar­auf war­tet, daß Papst Fran­zis­kus sei­ne Absicht schwarz auf weiß bekennt, der weiß, seit den Bischofs­syn­oden über die Fami­lie und dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia, daß das nicht der Fall sein wird. Die päpst­li­che Stra­te­gie sieht anders aus: voll­ende­te Tat­sa­chen schaf­fen, ohne die Tat­sa­chen offen beim Namen zu nennen.

„Das Problem existiert, und der Papst hat den Bischöfen geraten, Antworten vorzuschlagen“

Das Wei­he­sa­kra­ment und das Prie­ster­tum wur­den im Gespräch von Alfa y Ome­ga mit Kar­di­nal Stel­la berührt. Hier die ent­spre­chen­de Stel­le eines umfang­rei­che­ren Interviews:

Alfa y Ome­ga: Vor eini­gen Mona­ten bezog sich Papst Fran­zis­kus auf die „viri pro­ba­ti“ (ver­hei­ra­te­te Män­ner von siche­rem und gefe­stig­tem Glau­ben, denen auf außer­or­dent­li­che Wei­se der Zugang zum Prie­ster­tum geöff­net wer­den könn­te). Wird die­se Figur vor allem mit der bevor­ste­hen­den Ama­zo­nas-Son­der­syn­ode grö­ße­re Bedeu­tung erlan­gen, wo es um einen Kon­text geht, in dem ein star­ker Prie­ster­man­gel herrscht?

Kar­di­nal Stel­la: Der Papst hat gesagt, daß das ein The­ma ist, „das man dis­ku­tie­ren kann“. Ich den­ke, das waren die Wor­te, die er gebraucht hat. In der Ama­zo­nas-Son­der­syn­ode geht es um eine immense Rea­li­tät, wo der Prie­ster­man­gel groß ist, und wo die Gemein­schaf­ten die Eucha­ri­stie nicht fei­ern kön­nen, die das christ­li­che Leben nährt. Das The­ma läßt den Papst lei­den. Die Eucha­ri­stie zu emp­fan­gen ist ein Recht aller Gläu­bi­gen. Ob es auf der Syn­ode behan­delt wird, weiß ich nicht. Das Pro­blem exi­stiert, und der Papst hat den Bischö­fen gera­ten, dar­über nach­zu­den­ken und Ant­wor­ten auf das Pro­blem die­ser geo­gra­phi­schen Rea­li­tät vorzuschlagen.

In der Ant­wort des Kuri­en­prä­fek­ten sind eine Rei­he rele­van­ter Stich­wör­ter ent­hal­ten, die von jenen ver­wen­det wer­den, die den Weg zur Abschaf­fung des Prie­ster­zö­li­bats ebnen wol­len. Dazu gehört offen­bar auch der Ansatz, das The­ma – ganz im Sin­ne zeit­gei­sti­ger Mecha­nis­men – als Dis­kri­mi­nie­rung dar­zu­stel­len, die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­maß­nah­men ver­lan­ge. Ein sol­cher Zugang wider­spricht jedoch dem eucha­ri­sti­schen Ver­ständ­nis, der kirch­li­chen Ord­nung und den histo­ri­schen Fak­ten. Gibt es ein „Recht auf Eucha­ri­stie“ im Sin­ne einer Ver­füg­bar­keit immer und über­all? Sind Prie­ster­be­ru­fun­gen für Rom nicht mehr zual­ler­erst Gna­den­ge­schen­ke Got­tes? Oder bezieht sich die Gna­de nur auf ein Prie­ster­tum, das säu­ber­lich von der Zöli­bats­fra­ge getrennt wird?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Alfa y Ome­ga (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. Tat­säch­lich kann man nur so das päpst­li­che Han­deln deu­ten. Es macht immer ganz klar sei­nen Wil­len sicht­bar: Den Geist des Kon­zils end­lich in die Tat umzusetzen.

  2. Spricht man mit einem Pro­te­stan­ten oder mit einem vom Pro­te­stan­tis­mus mehr oder weni­ger stark beein­fluß­ten Katho­li­ken. so erlebt man oft eine völ­li­ge Unkennt­nis in bezug auf die von Jesus emp­foh­le­ne zöli­ba­t­ä­re Lebensweise.

    Aus man­cher­lei von der post­kon­zi­lia­ren RKK lei­der selbst pro­du­zier­ten Grün­den gehen die Ordens- und Prie­ster­be­ru­fun­gen stark zurück.

    Je weni­ger man aber im All­tag Men­schen begeg­net, denen durch har­te Arbeit an sich selbst und Kon­zen­triert­heit auf ein mög­lichst sinn­vol­les Tun in Ver­bun­den­heit mit Gott die zöli­ba­t­ä­re Lebens­wei­se ziem­lich gut gelun­gen ist, desto mehr wird dann auch der Rat­schlag Jesu zu die­ser Lebens­form der Ver­ges­sen­heit anheimfallen.

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