Psychoterror gegen Priester, der seine Berufung bewußt lebt


Pfarrkirche von Pettneu am Arlberg im Tiroler Stanzertal
Pfarrkirche von Pettneu am Arlberg im Tiroler Stanzertal

(Inns­bruck) Rei­be­rei­en zwi­schen Prie­stern und Gläu­bi­gen gab es auf der per­sön­li­chen Ebe­ne zu allen Zei­ten. Anders sieht die Sache aus, wenn es um Inhal­te geht. Das Glau­bens­wis­sen schrumpft rapi­de, auch unter Katho­li­ken, wie ein Fall in Tirol zeigt. Das Pfarr­netz dünnt aus, weil der Prie­ster­man­gel eine Fol­ge der Glau­bens­ver­dun­stung ist. Davon ist in der Kir­che viel haus­ge­macht. Ver­ant­wort­lich dafür sind vor allem jene, die einem sol­chen Satz laut­stark zustim­men, näm­lich die katho­li­schen 68er, die von einer ande­ren Kir­che träu­men, die viel mit ihrer indi­vi­du­el­len Rezep­ti­on des Zeit­gei­stes, aber weni­ger mit der Kir­che Jesu Chri­sti zu tun hat. Aus ihrer Per­spek­ti­ve sind Prie­ster (und auch Gläu­bi­ge) lästig, die Fröm­mig­keit und Glau­bens­leh­re ernst neh­men. Zu jenen, die es ernst mei­nen, gehört der Tiro­ler Prie­ster Tho­mas Lad­ner, der im August 2016 gegen­über der Pres­se sag­te, Prie­ster­sein „ist kein Job, son­dern eine Berufung“.

Wegen Erwähnung des Fegefeuers vom Religionsunterricht suspendiert

Vikar Thomas Ladner
Vikar Tho­mas Ladner
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Der 38 Jah­re alte Prie­ster lebt sei­ne Prie­ster­be­ru­fung „bewußt“, wes­halb er die Sou­ta­ne, das von der Kir­che vor­ge­schrie­be­ne Prie­ster­kleid, trägt, um in der Öffent­lich­keit auch als Prie­ster erkannt zu wer­den. Er gehört auch zu den För­de­rern der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus. Eine Hal­tung, die in der Diö­ze­se Inns­bruck nicht so ger­ne gese­hen wird.

Die Ver­wir­rung hat auch dort Ein­zug gehal­ten, wie ein Bei­spiel zeigt, das mit Lad­ner selbst zu tun hat.

Bischof Scheu­er war nicht imstan­de, offi­zi­ell zu sagen, daß das Ehe­paar Hei­zer von „Wir sind Kir­che“, das offen Häre­si­en ver­brei­te­te und zu Hau­se im Wohn­zim­mer die Hei­li­ge Mes­se nach­äff­te, exkom­mu­ni­ziert ist, weil es sich selbst aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­ge­schlos­sen hat­te. Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in Rom muß­te ein­schrei­ten, den Fall prü­fen, was unnö­ti­ge Zeit koste­te, wäh­rend die Hei­zers unter Katho­li­ken wei­ter Ver­wir­rung stif­ten konn­ten. 2014 wur­de die Exkom­mu­ni­ka­ti­on festgestellt.
Bischof Scheu­er war aber pro­blem­los imstan­de, im Som­mer 2014 den jun­gen Prie­ster Tho­mas Lad­ner als Reli­gi­ons­leh­rer zu sus­pen­die­ren, weil er zu den Schü­lern im Unter­inn­tal auch über die Letz­ten Din­ge sprach und dabei das Fege­feu­er erwähn­te. Dar­über zu reden erklär­te die Diö­ze­se aber als „nicht mehr zeitgemäß“.
„Diö­ze­se ver­bannt belieb­ten Prie­ster“, lau­te­te damals die Schlag­zei­le, denn die Gläu­bi­gen, der Schul­di­rek­tor und der Bür­ger­mei­ster konn­ten die Ent­schei­dung der Diö­ze­se nicht ver­ste­hen. „Mein Reli­gi­ons­un­ter­richt war bei den Kin­dern äußerst beliebt“, sag­te der Prie­ster noch zwei Jah­re spä­ter. Die Rech­nung hat­te er nicht mit eifern­den, pro­gres­si­ven Kir­chen­an­ge­stell­ten gemacht, vor allem jenen, die Bibel mit Zeit­geist verwechseln.

„Zeit, diesen Priester loszuwerden“

Seit dem ver­gan­ge­nen Jahr ist Lad­ner Vikar in Pett­neu im Stan­zer­tal, also weit weg vom frü­he­ren Ein­satz­ort, wo ihn der Bischof dafür maß­re­gel­te, weil er die Leh­re der Kir­che ver­kün­det hatte.

In Pett­neu tauch­te nun ein Flug­blatt auf, mit dem dazu auf­ge­ru­fen wur­de, den Vikar los­zu­wer­den. Im Flug­blatt, das in der Pfarr­kir­che hin­ter­legt wor­den war, heißt es:

„Jetzt ist die Zeit, die­sen Prie­ster los­zu­wer­den. Viel­leicht ist er dann die­ses Jahr schon Geschichte“.

In der Pfar­rei sorgt es für gro­ßen Wir­bel, da im Flug­blatt angeb­li­che Autoren genannt wer­den, die sich ener­gisch davon distan­zie­ren. Eine Fal­se Flag-Akti­on also.

Als erster distan­zier­te sich der für den Seel­sor­geraum Obe­res Stan­zer­tal zustän­di­ge Pfar­rer Augu­stin Kouan­vih aus St. Anton. Er bezeich­ne­te das Flug­blatt als „Schan­de“ wie die Tiro­ler Tages­zei­tung berich­te­te. Der Inhalt sei schon schlimm genug, aber auch noch selbst damit in Ver­bin­dung gebracht zu wer­den, das stößt Pfar­rer Kouan­vih sau­er auf. Er über­legt Anzei­ge zu erstat­ten, weil sein Name miß­bräuch­lich ver­wen­det wurde.

Nicht anders ergeht es dem Pfarr­ge­mein­de­rat, der eben­falls als Urhe­ber auf dem Flug­blatt genannt wird. Er distan­zier­te sich davon und sprach Vikar Lad­ner sein Ver­trau­en aus, wie im Ein­gangs­be­reich der Pfarr­kir­che jeder nach­le­sen kann. Der Pfarr­ge­mein­de­rat star­te­te zugleich eine Soli­da­ri­täts­ak­ti­on, der sich inner­halb kur­zer Zeit 200 Gläu­bi­ge anschlossen.

Bei Ros­wi­tha Jeh­le aus Sankt Jakob ist die Sache inso­fern etwas anders, weil sie tat­säch­lich zu den Kri­ti­kern von Vikar Lad­ner gehört und das auch gleich öffent­lich dem neu­en Bischof von Inns­bruck, Her­mann Glett­ler ins Glück­wunsch­buch schrieb. Ihre Mei­nung, daß Vikar Lad­ner „nicht an einer gedeih­li­chen Zusam­men­ar­beit“ inter­es­siert sei, bekräf­tigt sie auch jetzt, bestrei­tet aber, etwas mit dem Flug­blatt zu tun zu haben. Jemand habe ihre Kri­tik aus dem Inter­net her­aus­ko­piert und ihren Namen mißbraucht.

Angriff gegen den Römischen Kanon

Zum ein­gangs erwähn­ten Schwund an Glau­bens­wis­sen: Im Flug­blatt wird der Römi­sche Kanon ange­grif­fen, das eigent­li­che Hoch­ge­bet der Kir­che, in dem der Opfer­cha­rak­ter der Hei­li­gen Mes­se deut­lich zum Aus­druck kommt. Erst in der nach­kon­zi­lia­ren Lit­ur­gie­re­form wur­den drei wei­te­re Hoch­ge­be­te zur Aus­wahl des Prie­sters hin­zu­ge­fügt, was nichts an der her­aus­ra­gen­den Stel­lung des Ersten Kanon ändert, der – obwohl der bedeu­tend­ste – in der Pra­xis immer wei­ter zurück­ge­drängt wird. Vikar Lad­ner ver­wen­det ihn hin­ge­gen und wird dafür prompt ange­grif­fen. Die pro­gres­si­ve, wenn auch plump vor­ge­tra­ge­ne Kri­tik ist unüberhörbar.

Der zustän­di­ge Lei­ter der Poli­zei­in­spek­ti­on St. Anton ist übri­gens selbst Pfarr­ge­mein­de­rat in Pett­neu. Er ist bemüht, die Gemü­ter zu beschwich­ti­gen und die Flam­me klein zu hal­ten. Es könn­te sich ja tat­säch­lich um jemand aus der Dorf­ge­mein­schaft han­deln, der hier zu über­zo­ge­nen Mit­teln gegrif­fen hat. Sol­che Din­ge kön­nen sich auch wie­der legen.

Es ist aber nicht aus­ge­schlos­sen, daß das Stör­feu­er von aus­wärts kommt. Gegen Vikar Lad­ner führ­ten rund um den Vor­fall in Stans eini­ge Per­so­nen aus der radi­kal­pro­gres­si­ven Ecke, teils im kirch­li­chen Dienst, einen Pri­vat­feld­zug. Damals war die­se Sei­te erfolg­reich. Es kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, daß die­ser Pri­vat­feld­zug gegen einen treu­en Prie­ster aus der Fer­ne auch in Pett­neu fort­ge­setzt wird.

Vikar Lad­ner äußer­te sich in einer Stel­lung­nah­me gelas­sen. Er hat ja schon eini­ges mit­ge­macht. Das Flug­blatt spieg­le nicht die rea­le Situa­ti­on wider. Er fin­de das Kli­ma im Stanzertal„sehr posi­tiv“. Man­ches Wort sei schnell hin­ge­wor­fen, das gehe ihm nicht anders, er wol­le daher nichts überbewerten:

„Für mich ist das erledigt.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Rundschau Ober­land (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Wie anzie­hend und strah­lend wäre doch unse­re Hei­li­ge Kir­che, wenn sie zahl­rei­che solch‘ echt katho­li­scher Prie­ster wie Tho­mas Lad­ner hätte!

  2. Ich den­ke, der Herr hat es, was das Flug­blatt betrifft, zum Besten gewen­det: Gott füg­te es so, dass Vikar Tho­mas Lad­ner durch die vie­len Soli­da­ri­täts­be­kun­dun­gen nun „fest im Sat­tel sitzt“.

    Jetzt ver­ste­he ich einen unse­rer Prie­ster in unse­rer Stadt, der sich kürz­lich nicht getrau­te, über die Höl­le offen zu pre­di­gen. Statt­des­sen ver­wen­de­te er eine geschick­te For­mu­lie­rung, mit der er das Pro­blem erfolg­reich umging. Höchst trau­rig, dass katho­li­sche Prie­ster Angst haben müs­sen, Glau­bens­wahr­hei­ten zu pre­di­gen! Das ist ein Skandal!

  3. Wenn die Leh­re über das Fege­feu­er nicht mehr zeit­ge­mäß ist,
    dann kann Aller­see­len, das Toten­ge­bet und das Requi­em abge­schafft werden;
    ist dann auch nicht mehr zeit­ge­mäß und unnütz.
    Jede Pfar­rei muss doch froh sein, wenn sie einen Prie­ster hat.
    Also ihn unter­stüt­zen und nicht vergraulen.
    Auch wenn man­che Prie­ster es fer­tig­brin­gen, einen selbst zu ver­grau­len, muss man halt stark bleiben.

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