Gelenkte Synoden?


(Rom) Zwei Bischofs­syn­oden unter Papst Fran­zis­kus lie­gen zurück, zwei neue ste­hen bevor: die Jugend­syn­ode im Okto­ber 2018 und die Ama­zo­nas-Syn­ode 2019. Bei den bei­den zurück­lie­gen­den Syn­oden ent­stand der Ein­druck gelenk­ter Syn­oden, deren Ergeb­nis bereits vor­ab fest­stand. Die­ser Schat­ten liegt auch über den bevor­ste­hen­den Synoden.

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Nach­dem Papst Fran­zis­kus im Spät­som­mer 2013 zwei Syn­oden über die Fami­lie ankün­dig­te, wur­de vor jeder die­ser Syn­oden ein Fra­ge­bo­gen ausgeschickt.

Der­glei­chen gehört zur Tra­di­ti­on der Kir­che, galt aber vor­her nur den Diö­ze­san­bi­schö­fen oder je nach The­ma auch ande­ren Obe­ren. Unter Fran­zis­kus hieß es nun, der Fra­ge­bo­gen soll­te „so weit gestreut wie mög­lich“ aus­ge­ge­ben wer­den. Gedacht war dabei, so hieß es offi­zi­ell, auch an Deka­na­te und Pfar­rei­en. Im deut­schen Sprach­raum nah­men das eini­ge katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen und Diö­ze­sen zum Anlaß, die Fra­ge gleich als Online-Umfra­ge im Inter­net zu ver­öf­fent­li­chen. Den­noch fühl­ten sich glau­bens­treue Katho­li­ken in den fol­gen­den Syn­oden­schrit­ten nicht wirk­lich ver­tre­ten, son­dern mehr als blo­ße Sta­ti­sten in einem gelenk­ten Spiel. Das begann schon damit, daß ihnen nicht ein­leuch­tend erklärt wer­den konn­te, wozu es denn schon wie­der einer Fami­li­en­syn­ode bedurfte.

Negativerfahrung Familiensynode

Der Ablauf der bei­den Syn­ode wur­de dann für vie­le zum regel­rech­ten Nega­tiv­erleb­nis, das sich in sechs Tief­punk­ten zusam­men­fas­sen läßt:

  • nach der ersten Syn­ode setz­te Papst Fran­zis­kus den Wort­füh­rer der Ver­tei­di­ger des Ehe­sa­kra­ments, Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke, ab, sodaß der Kar­di­nal nicht mehr an der zwei­ten Syn­ode teil­neh­men konnte;
  • die ras­si­sti­sche Ent­glei­sung von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per gegen die afri­ka­ni­schen Syn­oda­len, weil sie sei­nen libe­ra­len Kurs nicht unterstützten;
  • die Syn­oda­len lehn­ten die Kas­per-Agen­da ab (Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne und Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät), doch Papst Fran­zis­kus ließ sie den­noch gleich­be­rech­tigt in den Schluß­be­richt aufnehmen:
  • am Beginn der zwei­ten Syn­ode beklag­ten daher 13 Kar­di­nä­le-Syn­oda­len, dar­un­ter der Glau­bens­prä­fekt, nicht blo­ße Sta­ti­sten einer Syn­ode mit vor­ge­fer­tig­ten (libe­ra­len) Ergeb­nis­sen sein zu wollen;
  • Erz­bi­schof Bru­no For­te ent­hüll­te, daß Papst Fran­zis­kus den Schluß­be­richt absicht­lich unter Aus­las­sung bestimm­ter umstrit­te­ner Begrif­fe for­mu­lie­ren ließ in der Absicht, die Syn­oda­len zu täu­schen (kei­ne Erwäh­nung der „wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, denn „sonst machen die uns einen Wirbel“);
  • obwohl die Kas­per-Agen­da der Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten von der Syn­ode abge­lehnt wur­de, ent­schied Papst Fran­zis­kus im nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia und noch mehr in der prak­ti­schen Umset­zung des­sel­ben (zum Bei­spiel in der Diö­ze­se Rom) das Gegen­teil.

Eindruck gelenkter Synoden

Der Ein­druck, die Syn­oden sei­en nur Teil eines gelenk­ten Spiels mit bereits im fest­ste­hen­dem Ergeb­nis wie­der­holt sich nun für eini­ge Kir­chen­krei­se im Zusam­men­hang mit der Jugend­syn­ode, die im Okto­ber 2018 statt­fin­den wird. Beson­ders groß ist die­se Befürch­tung aber im Zusam­men­hang mit der Son­der­syn­ode für den Ama­zo­nas-Urwald, die von Fran­zis­kus für den Okto­ber 2019 ange­kün­digt wurde.

Die Fra­ge­bö­gen schei­nen vor allem für Ant­wor­ten zur Stüt­zung die­ser ange­streb­ten Ergeb­nis­se gedacht zu sein. Mit erheb­li­chem Kopf­schüt­teln wur­de von Beob­ach­tern im Okto­ber 2014 eine Aus­sa­ge von Papst Fran­zis­kus zum Beginn der ersten Syn­ode zur Kennt­nis genom­men. Das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt rief den Syn­oda­len zu, den „Schrei des Vol­kes“ zu hören, womit offen­bar ein angeb­li­cher Wunsch nach Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on gemeint war.

So deut­lich scheint die­ser angeb­li­che „Schrei des Vol­kes“ aus den Ant­wor­ten zu den Fra­ge­bö­gen aber nicht her­vor­ge­gan­gen zu sein.

Online-Fragebogen für Jugendsynode verlängert

Im Vor­feld der Jugend­syn­ode wur­de erneut ein Fra­ge­bo­gen aus­ge­ge­ben. Auch dabei scheint aber nicht das gewünsch­te Ergeb­nis ein­ge­gan­gen zu sein, wes­halb die Mög­lich­keit zur Beant­wor­tung des Fra­ge­bo­gens, ent­ge­gen dem ursprüng­li­chen Zeit­plan, ver­län­gert wur­de. Dabei kann der Online-Fra­ge­bo­gen bereits seit dem ver­gan­ge­nen 14. Juni aus­ge­füllt wer­den. „Sie wer­den uns sagen, daß die Ver­län­ge­rung aus dem genau­en Gegen­teil erfolgt ist“, bringt Secre­tum meum mihi ein ver­brei­te­tes Miß­trau­en zum Aus­druck. Nach den Erfah­run­gen der bei­den Fami­li­en­syn­oden kann das kaum verwundern.

Am 16./17. Novem­ber fand die drit­te Sit­zung des Rates des Gene­ral­se­kre­ta­ri­ats der Bischofs­syn­ode statt. In der dazu ver­öf­fent­lich­ten Pres­se­er­klä­rung heißt es:

„Es wur­de über die bis­her ein­ge­gan­ge­nen Ant­wor­ten zum Fra­ge­bo­gen des Vor­be­rei­tungs­pa­piers infor­miert, eben­so über die sta­ti­sti­schen Zah­len zum Online-Fra­ge­bo­gen, der noch offen ist. Zu die­sem Zweck wur­de beschlos­sen, ihn bis zum 31. Dezem­ber 2017 im Netz zu belas­sen“ (Her­vor­he­bung im Original).

Zudem wur­de das Datum für die Jugend­syn­ode bekannt­ge­ge­ben, die vom 3. bis 28. Okto­ber 2018 statt­fin­den wird. Zur Jugend­syn­ode sie­he auch den Bericht Syn­ode über die Jugend – Für Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment gibt es kei­ne kir­chen- und glau­bens­treue Jugend.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: youth​.syn​od2018​.va

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