(Warschau) Polens Bischöfe haben ihre Forderung erneuert, der Tötung ungeborener Kinder ein Ende zu setzen. Mehr als 100.000 Polen demonstrierten am Wochenende für eine christliche Identität ihres Landes und Europas und übten Kritik an der EU und der Islamisierung.
Die Bischöfe veröffentlichten ein Dokument, mit dem sie sich der Bewegung Abtreibungsstopp anschließen. Aus Sicht der Abtreibungslobby gilt in Polen eines der „restriktivsten“ Abtreibungsgesetze Europas. In Wirklichkeit wird in Polen das Lebensrecht ungeborener Kinder geachtet und hat die Kultur des Lebens einen hohen Stellenwert.
Das ist der Grund, weshalb die „Kultur des Todes“ mit besonderer Virulenz, ähnlich wie gegen Irland, auch gegen Polen vorgeht. Der Applaus der Massenmedien ist den Abtreibungsbefürwortern sicher, wie sich im vergangenen Jahr zeigte. Als sie im Oktober 2016 in Polen für den Tod auf die Straße gingen, berichtete auch im deutschen Sprachraum jedes Provinzblatt wohlwollend und mit eiferndem Zungenschlag. Als zeitgleich mehr als doppelt so viele Polen für das Leben auf die Straße gingen, wurde dies totgeschwiegen.
Die Rechtslage läßt derzeit die Abtreibung in seltenen Fällen zu: bei Vergewaltigung, schwerer Mißbildung und Lebensgefahr für die Mutter. Dagegen läuft die Abtreibungslobby Sturm.
In Polen, wo die Uhren in manchen Dingen anders ticken, entstand hingegen eine Bewegung, die sich für ein noch weitergehendes Abtreibungsverbot einsetzt, weil die Tötung eines unschuldigen Kindes „immer unerträglich“ ist. Im Herbst 2016 fand sich aber im polnischen Parlament keine Mehrheit für einen Gesetzentwurf, der ein vollständiges Abtreibungsverbot bringen sollte.
Die Bewegung ließ sich dadurch nicht entmutigen, sondern unternimmt einen zweiten Anlauf. Die Bischöfe haben sich nun dieser Bewegung angeschlossen. In ihrer Stellungnahme betonen sie, daß das Lebensrecht zu den fundamentalsten Menschenrechten zählt:
„Alle Menschen haben ein Recht zu leben, auch die behinderten Kinder. Wir müssen besonders das Recht der wehrlosen Kinder im Mutterleib schützen.“
Gegen Skeptiker stützen sich die Bischöfe auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die belegen, daß das menschliche Leben mit der Zeugung beginnt.
In diesem Sinn appelliert die Bischofskonferenz „an alle“, das Anliegen der Plattform Abtreibungsstopp und deren Gesetzentwurf zu unterstützen. Ziel sei ein „größerer Schutz des Lebensrechtes der Ungeborenen. Das ist ein wichtiger Schritt zur Verteidigung des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod“, so die Bischöfe.
Sie empfehlen zugleich, daß die Adoption wichtiger als die Abtreibung sein müsse. Die Entwicklung sei diesbezüglich in vielen Ländern in die falsche Richtung gegangen. Adoption sei tabuisiert und überbürokratisiert worden, während die Tötung ungeborener Kinder entbürokratisiert wurde und als „effiziente Lösung“ angepriesen werde. Ausgeblendet werde dabei, daß es bei jeder Abtreibung um die Tötung eines Menschen geht, um die Tötung eines unschuldigen und wehrlosen Kindes.
Die Bischöfe begrüßen es daher, daß sich Polen in Sachen Abtreibung von anderen europäischen Staaten ferngehalten habe. Daß dem so ist, wurde am vergangenen Wochenende bewiesen, als mehr als 100.000 Menschen in Warschau für ein freies und unabhängiges Polen auf der Grundlage der Göttlichen Ordnung demonstrierten.
Linksliberale Medien berichteten von einer „bedrohlichen“ Kundgebung. Rund um die Kundgebung wurde nämlich deutliche Kritik an der Europäischen Union („Die EU ist nicht Europa, Europa ist nicht die EU“) und der Islamisierung Europas laut.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL (Screenshot)