Vatikan verweigert libanesischem Botschafter Akkreditierung – wegen Logenmitgliedschaft


Freimaurertempel der Großloge von England (London), der Mutter aller Logen, die dieses Jahr ihr 300. Gründungsjubiläum feiert.
Freimaurertempel der Großloge von England (London), der Mutter aller Logen, die dieses Jahr ihr 300. Gründungsjubiläum feiert.

(Rom) Der Vati­kan hat dem vom Liba­non vor­ge­schla­ge­nen Bot­schaf­ter beim Hei­li­gen Stuhl wegen Logen­mit­glied­schaft in der Frei­mau­re­rei die Akkre­di­tie­rung verweigert.

„Bin Freimaurer, aber nicht aktiv“

Generalkonsul Ibrahim zu Besuch bei einem armenisch-apostolischen Hierarchen in den USA
Gene­ral­kon­sul Ibra­him zu Besuch bei einem arme­nisch-apo­sto­li­schen Hier­ar­chen in den USA
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John­ny Ibra­him, der zur Zeit als liba­ne­si­scher Gene­ral­kon­sul in Los Ange­les tätig ist, war von der Regie­rung sei­nes Lan­des als Bot­schaf­ter für den Hei­li­gen Stuhl ernannt wor­den. Wie die Vati­ka­ni­stin Fran­ca Gian­sol­da­ti gestern berich­te­te, wur­de sei­ne Nomi­nie­rung vom Hei­li­gen Stuhl jedoch abge­lehnt, weil er der Frei­mau­re­rei zuge­rech­net wird.

John­ny Ibra­him soll mit dem frei­mau­re­ri­schen Groß­ori­ent von Frank­reich in Ver­bin­dung ste­hen. Er selbst bestä­tig­te sei­ne Logen­mit­glied­schaft, ver­si­chert aber, nicht aktiv zu sein. Ver­gleich­ba­res erklär­te der öster­rei­chi­sche Bun­des­prä­si­dent Alex­an­der Van der Bel­len im ver­gan­ge­nen Jahr. In drei Fern­seh­du­el­len tra­fen die bei­den Kan­di­da­ten der Bun­des­prä­si­den­ten­stich­wahl auf­ein­an­der. Jedes­mal kon­fron­tier­te ihn der Gegen­kan­di­dat mit sei­ner Logen­mit­glied­schaft. Zwei­mal stritt Van der Bel­len eine sol­che ab, das drit­te Mal gab er sie zu mit dem Hin­weis, „nur“ ein paar Jah­re aktiv gewe­sen zu sein, dann zehn Jah­re pas­siv und schließ­lich sei die Sache eingeschlafen.

Der Groß­ori­ent von Frank­reich ist eine der welt­weit größ­ten Frei­mau­rerobö­di­en­zen. Die Ableh­nung der Akkre­di­tie­rung für Ibra­him kommt einer erneu­ten Ver­ur­tei­lung der Frei­mau­re­rei gleich.

1717 – 2017: 300 Jahre Freimaurerei

Die Logen fei­ern in die­sem Jahr ihr 300. Grün­dungs­ju­bi­lä­um. 1717 war in Lon­don die erste Groß­lo­ge ent­stan­den. Kur­ze Zeit danach sprach die Kir­che die erste Ver­ur­tei­lung aus, weil die Welt­an­schau­ung der Logen mit dem Chri­sten­tum nicht in Ein­klang zu brin­gen sei. In den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten wur­de mehr­fach, gera­de auch im deut­schen Sprach­raum, ver­sucht, eine Auf­he­bung der Ver­ur­tei­lung zu errei­chen. Als 1983 der neue Codex Iuris Cano­ni­ci (CIC) ver­öf­fent­licht wur­de und sich dar­in kei­ne aus­drück­li­che Nen­nung der Frei­mau­re­rei mehr fand, galt die Sache als erle­digt, die Pro­mo­to­ren der katho­lisch-masso­ni­schen Aus­söh­nung jubi­lier­ten. Dann kam jedoch ein Dämpfer.

Kardinal Biffis Warnung – Kardinal Ratzingers Klarstellung

Von Kar­di­nal Gia­co­mo Bif­fi, der an der Neu­fas­sung des CIC mit­wirk­te, wird erzählt, er sei zu Papst Johan­nes Paul II. geeilt, um sei­ne Besorg­nis dar­über mit­zu­tei­len, daß von man­chen Kir­chen­ver­tre­tern eine „Annä­he­rung“ an die Frei­mau­re­rei betrie­ben wer­de. Zum Papst soll er gesagt haben:

„Wenn Eure Hei­lig­keit das kano­ni­sche Ver­bot gegen das Frei­mau­rer­tum auf­hebt, wird das näch­ste Kon­kla­ve wie eine Loge ausschauen.“

Ob es sich tat­säch­lich so zuge­tra­gen hat, kann nicht bewie­sen wer­den. Tat­sa­che ist, daß der dama­li­ge Glau­bens­prä­fekt, Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, noch im sel­ben Jahr klar­stell­te, daß es im Ver­hält­nis zur Frei­mau­re­rei kei­ne Ände­rung der kirch­li­chen Posi­ti­on gibt. Durch die erfolg­te Ände­rung des Kir­chen­rechts ver­fällt ein Katho­lik, der sich masso­nisch initi­ie­ren läßt, seit­her zwar nicht mehr selbst­tä­tig, also auto­ma­tisch, der Exkom­mu­ni­ka­ti­on. Statt­des­sen wird im Canon 1374 des CIC gefor­dert, daß bei Bekannt­wer­den einer Logen­mit­glied­schaft eine „gerech­te Stra­fe“ ver­hängt wird.

Kar­di­nal Ratz­in­ger stell­te mit sei­ner Prä­zi­sie­rung aber klar, daß Katho­li­ken, die einer Loge ange­hö­ren wei­ter­hin nicht zu den Sakra­men­ten zuge­las­sen sind, nicht etwa weil sie exkom­mu­ni­ziert sind, son­dern weil sie sich im Stand der schwe­ren Sün­de befinden.

Die liba­ne­si­sche Regie­rung wird einen ande­ren Diplo­ma­ten für den Bot­schaf­ter­po­sten beim Hei­li­gen Stuhl nomi­nie­ren müs­sen. Der Liba­non ist das Land mit dem größ­ten Chri­sten­an­teil im Nahen Osten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Westernprelacy (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Scal­fa­ri ist auch beken­nen­der Frei­mau­rer und bewegt sich trotz­dem im eng­sten Freun­des­kreis des amtie­ren­den Pap­stes. Da soll noch einer durchblicken!
    Wenn es sich bei die­ser Akti­on mal nicht um rei­nes Ablen­kungs­ma­nö­ver handelt?!

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